Bronzepest?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Romeo
Beiträge: 99
Registriert: Di 21.09.10 10:00
Wohnort: Linz
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Bronzepest?

Beitrag von Romeo » Di 01.11.11 15:43

Mit großem Schrecken habe ich festgestellt, dass sich bei einer Augustus-Münze grüne Punkte entwickelt haben... (Beim Gegenstempel). Die grünen Punkte sind "fest".

Ist das Bronzepest? Was kann/muss ich tun?

Vielen Dank für eure Hilfe!

Romeo
Dateianhänge
Augustus.JPG
Augustus.JPG (18.6 KiB) 3984 mal betrachtet

Benutzeravatar
ga77
Beiträge: 2057
Registriert: Do 17.04.08 22:44
Wohnort: Ostschweiz
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von ga77 » Di 01.11.11 16:55

Ich habe nicht besonders viel Erfahrung mit Bronzepest (zum Glück), aber soweit ich weiss, ist Bronzepest hellgrün und vor allem pulvrig und leicht zu lösen. Das spricht eigentlich eher dagegen, dass es sich hier um Bronzepest handelt, wenn du sagst die grünen Auflagen seien fest... Aber vielleicht äussert sich ja noch jemand dazu, der mehr Erfahrung hat.

Vale
Gabriel

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 409 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von Laurentius » Di 01.11.11 19:23

Das sieht schwer nach Bronzepest aus. Ebenfalls wird das der Grund für die Entpatinierung
gewesen sein.
Als ersten Schritt würde ich vorschlagen, den "Augustus" in Quarantäne zu schicken.

Hatte das Problem auch mal bei einem Lucius Verus As. Nach mehreren Anwendungen
gelang es, die Pest zu stoppen. Es waren aber so viele, ich kann Dir leider nicht sagen,
welche jetzt die wirksame war.

Gruß Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
PeterI
Beiträge: 410
Registriert: Mo 06.07.09 20:01
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Bronzepest?

Beitrag von PeterI » Di 01.11.11 20:03

Das Foto ist zu klein, um genaue Aussage zu treffen.

Könnte viell. Grünspan sein... es ist nicht alles Bronzepest was grün aussieht. Wenn die Auflagen fest sind ist es ein gutes Zeichen.
Benzotriazol ist wohl das beste Mittel gegen Bronzepest (einfach Suchfunktion benutzen).

Wie schnell sind die Auflagen gewuchert? Bronzepest braucht ca. 1 - 3 Tage bei Luftfeuchtigkeit von ca. 60-70%
Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast. Marc Aurel

Romeo
Beiträge: 99
Registriert: Di 21.09.10 10:00
Wohnort: Linz
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Bronzepest?

Beitrag von Romeo » Di 01.11.11 20:18

Danke für die Hilfe! Werde den armen Augustus in Einzelhaft geben.....und mal warten, ob sich der Zustand ändert. Wenn sich der Zustand verschlechtert, besorge ich mir das Benzotriazol.

Ich will die Münzen unbedingt für die Zukunft erhalten. Genau genommen sind sie ja nur "geborgt". Es sollen ja auch kommende Generationen römische Artefakte haben können.

Benutzeravatar
drakenumi1
Beiträge: 2943
Registriert: So 26.11.06 15:37
Wohnort: Land Brandenburg
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 33 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von drakenumi1 » Di 01.11.11 20:33

Aus den Jahren meiner Kupfer- und Bronzen - Sammlertätigkeit, die allerdings schon Jahre zurückliegen, ist mir die Problematik weicher und schnell wachsender grüner Baläge noch lebhaft in Erinnerung. Es mag sich banal lesen, aber ich habe mir vielfach und nach maximal 2-3-facher Wiederholung durch ein trockenes Bürsten bis Klopfen mit den Borstenenden einer Zahnbürste (harte Borsten!) auf die betroffenen Stellen sehr wirksam helfen können. Schließlich sind ja die auslösenden chem. Verbindungen diese grünen Auflagerungen, und wenn man sie wegbürsten kann, sollte nach einer bis zwei Wiederholungen der Fall erledigt sein. Zwischendurch mit warmem Wasser u. Geschirrspülmittel "nachsäubern" und danach wässern. Bei tiefen und randvoll gefüllten Kratern darf man aber keine Wunder erwarten, solche Fälle sollte man gar nicht erst heranwachsen lassen. Bitte die Patina beim Bürsten beobachten, ob sie auch echt gewachsen oder etwa butterweich ist ....
Eine äußerst schonende Methode, deren Erfolg (hoffentlich nicht Mißerfolg) man jederzeit studieren kann. Probier's mal, es schadet allemal nicht und sollte vielfach helfen ....

drake
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von chinamul » Mi 02.11.11 11:01

Manchmal habe ich den Eindruck, als sei die Furcht vor einem Bronzepestbefall ziemlich übertrieben. Vor allem kann ich die Norwendigkeit nicht nachvollziehen, eine befallene Münze abzusondern. Es handelt sich nach meinem Dafürhalten doch nicht um eine Infektionskrankheit, die sich quasi durch die Luft auf andere, gesunde Münzen überträgt, sondern das Potential zur Bildung von Bronzepest liegt wohl allein in der betroffenen Münze. Sie hat infolge ihrer speziellen Zusammensetzung in Verbindung mit einer Milieuveränderung diesen Schaden entwickelt. Bestimmte Einschlüsse in der Legierung und die Bergung aus einem Boden oder einer anderen Umgebung, in der das Stück sich chemisch gewissermaßen in einem labilen Gleichgewicht befunden hatte, führen dann zum Ausbruch der Pest.
In meiner Sammlung befinden sich etliche Stücke, die eindeutig von Bronzepest befallen waren. In allen Fällen ist es mir ohne Zuhilfenahme von Chemie gelungen, die Zersetzung allmählich zu stoppen, zugegebenermaßen bisweilen unter Opferung von Substanz, denn was zerfressen ist, ist naturgemäß nicht mehr zu retten. Das ist aber bei einem eher oberflächlichen Befall meist zu verschmerzen.
Als Fazit möchte ich festhalten, daß grüne Flecken noch kein Grund zu Panikattacken sind, und selbst wenn es sich tatsächlich mal um eine echte Bronzepest handeln sollte, läßt sich der Schaden meist begrenzen und eine Verschlechterung auf Dauer verhindern.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
Laurentius
Beiträge: 1106
Registriert: Sa 25.09.10 11:14
Hat sich bedankt: 1021 Mal
Danksagung erhalten: 409 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von Laurentius » Do 03.11.11 09:31

Da sind ja schon ein paar gute Tips dabei.

Meine hatte ich damals glaube ich in einer Mischung aus Ascorbin-, Schwefel- und
Acidsäure dreimal hintereinander gekocht. Dazu dann noch ein Zauberspruch. Gezicht
und gequalmt hat es auch.

Was heißt Panikattacke. Wenn eine unserer Münzen plötzlich die Farbe wechselt, fängt
man sich natürlich an, Sorgen zu machen. Schließlich wollen wir für unsere "römischen
Schätzchen" immer nur das Beste. Da wird hier etwas getätschelt und da etwas getatschelt.

Wenn meine Ex-Frau z.B. die Bronzepest hätte, wäre mir das eigentlich relativ egal.
Mußte ich heute morgen wiederholt schmerzhaft feststellen, als ich die Überweisung für
den Unterhalt ausgefüllt habe. Einen schönen Denar hätte ich mir von dem Geld lieber gekauft.

@ Romeo

Auf jeden Fall mal ein Auge drauf werfen. Wenn die grünen Flecken anfangen mit Dir zu
sprechen, kannst Du Dich ja nochmal hier melden.

@ all

edit: Spaßfaktor wieder aus!!! :lol:

Viele Grüße Laurentius
"CARPE DIEM"

Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:

https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

Benutzeravatar
kc
Beiträge: 3991
Registriert: Mo 26.05.08 15:43
Wohnort: Perle des Ostens
Hat sich bedankt: 588 Mal
Danksagung erhalten: 821 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von kc » Do 03.11.11 12:47

@Laurentius
Nicht übel! :D

Letztes Jahr hatte ich zwei Kandidaten, die grüne Stellen fingen. Beide Münzen hatte ich von einem französischen Händler auf ebay erworben und sie waren wohl frisch gereinigt und mit einem Lack oder ähnliches überzogen. Zunächst lagerte ich sie in einem Album, wo sich am Erhaltungszustand soweit nichts verändert hatte. Darauf kam ich auf die Idee alle Münzen in Münzkästen umzubetten. Die Kästen sollten laut Hersteller säurefrei sein, was ich vom Gestank her aber nicht glauben mag (selbst heute nach über einem Jahr riechen die noch nach Chemie!). Naja, jedenfalls dauerte es nicht lang und die eben erwähnten Münzen bekamen grünliche Stellen. Ich war natürlich auch total in Sorge und habe nur meine Moneten dahin schimmeln sehen.
Einige Kollegen hier haben mir dann aber weitergeholfen. Da der grünliche Belag noch jung und frisch war, habe ich ihn einfach mit Wasser und 'nem Zahnstocher weggekratzt und die Münzen daraufhin auf der Heizung getrocknet. Außerdem habe ich in die Münzkästen kleine Reisbeutel gelegt, die das feucht-chemische Klima aufsaugen sollten. Bis jetzt haben sich keine Flecken mehr gebildet.
Somit lag das Problem wohl einmal an der etwas zu feuchten Lagerung, aber auch an der Beschaffenheit der Münzen, die durch die Reinigung noch eine Restfeuchte aufwiesen und scheinbar mit den Chemikalien des Koffers reagierten.

Grüße
kc

Benutzeravatar
areich
Beiträge: 8101
Registriert: Mo 25.06.07 12:22
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von areich » Do 03.11.11 15:02

Frische und oberflächliche Bronzepest kann man einfach abwischen, wenn man die Münze dann trocknet, trocken lagert und weiter beobachtet hat es sich damit meist erledigt. Ich hatte eine Hanvoll solcher Fälle, da ist nichts wiedergekommen. In einem Fall hat man es in der Hand gar nicht gesehen, nur auf dem Foto. Nachdem ich es dann wusste war es auf der Münze aber auch zu sehen.

emieg1
Beiträge: 5614
Registriert: Do 18.12.08 19:47
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 3 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von emieg1 » Do 03.11.11 17:52

kc hat geschrieben:Zunächst lagerte ich sie in einem Album
Das ist nicht dein Ernst?!?! 8O :wink:

Ansonsten kann ich mich nur meinen Vorrednern anschliessen. Von meinen wenigen Bronzen hatte ich einige gereinigt, weil sie ebensolche Ausblühungen zeigten. Anschliessend auf der Heizung gut durchgetrocknet und ab damit in die Lade. Da passiert nix mehr. Wie Horst schon sagte ist "Bronzepest" nix ansteckendes... aber Hauptsache, die Münzen werden richtig gelagert, d.h. trocken und mit genügend Luft zum Atmen :)

Benutzeravatar
antinovs
Beiträge: 1003
Registriert: So 21.03.10 21:46
Wohnort: berlin
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 19 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von antinovs » Do 03.11.11 18:04

hi,

@Laurentius: wie Kupferhaltig ist deine ex-frau und wie häufig setzt sie sich einer feuchten, chlorhaltigen atmosphaere aus? ( :D )

"bronzepest": ist eine fortwährende chemische reaktion des CuCl in "vorbelasteteten" Cu-haltigen münzen an feuchter luft.
deshalb mein top tipp: münze gründlich von belegen reinigen und ab ins hochvakuum :D

nette gruesse

antinovs
LXXIII

Romeo
Beiträge: 99
Registriert: Di 21.09.10 10:00
Wohnort: Linz
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Bronzepest?

Beitrag von Romeo » Do 03.11.11 18:26

Besten Dank für eure Hinweise!

Durch abbürsten sind die Punkte nicht runtergegangen -sie sind sehr hart. Habe die Münze in ein extra Sammeldoserl gegeben und warte vorerst mal ab. Wenn sich am Zustand etwas ändern sollte, werde ich tun, was ihr vorgeschlagen habt.

Danke

Romeo

Benutzeravatar
Mithras
Beiträge: 1276
Registriert: Sa 11.12.10 12:33
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Re: Bronzepest?

Beitrag von Mithras » Do 03.11.11 18:40

Romeo hat geschrieben:Besten Dank für eure Hinweise!

Durch abbürsten sind die Punkte nicht runtergegangen -sie sind sehr hart... Romeo
Mist, so ne Bronzepest hab ich auch auf vielen Münzen, noch dazu ganzflächig... ;-)

Grins

Im Ernst: kann das auch nachvollziehen, dass einen schnell Anflüge von Panik überkommen können, wenn sich ein Münzlein in der Sammlung plötzlich zu verselbständigen beginnt. Mir hat die Pest einen Sesterzen mit ursprünglich schöner durchgängiger Patina binnen weniger Wochen die Oberfläche fast komplett aufgelöst. Habe getrocknet, in Spiritus eingelegt... abgewischt... hat alles nichts gebracht. Hätte heulen können.
Aber ansteckend war die Pest Gott sei Dank nicht! ;-)

Lg
Mithras
Zuletzt geändert von Mithras am Do 03.11.11 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

emieg1
Beiträge: 5614
Registriert: Do 18.12.08 19:47
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 3 Mal

Re: Bronzepest?

Beitrag von emieg1 » Do 03.11.11 18:41

antinovs hat geschrieben: und ab ins hochvakuum :D
what the fuck ist das? Weder hab' ich ein Labor hier noch möchte ich meine Münzen nur im Vakuum bewundern dürfen :evil:

PS. Beruht dein "Topp-Tipp" auf Experimenten mit römischen Bronzen oder ist es doch nur eine rein hypothetische Annahme? :wink:
Zuletzt geändert von emieg1 am Do 03.11.11 18:49, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: plutoanna66 und 34 Gäste