Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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aquensis
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Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von aquensis » Do 01.12.11 19:27

Hallo,

heute möchte ich ein As des Augustus mit einem seltenen Gegenstempel vorstellen.
Es ist ein As der ersten Lyoner Altarserie RIC 230 mit dem seltenen Gegenstempel C.VAL des Caius Numonius Vala, als Legat des Varus!

U. Werz schreibt dazu in seinem Buch :
„Gegenstempel auf Reichs- und Provinzialprägungen der römischen Kaiserzeit“ auf Seite 61/62 :

Lesung: C(aii Numonii) VAL(ae)
Zuweisung: Caius Numonius Vala
Datierung: spätaugustäisch; 7 - 9 n. Chr.
Nominal- und Münztypenverteilung:
Die Einstempelungen sind nur auf Assen der ersten Lyoner Altarserie zu finden.
Auftreten mit anderen Gegenstempeln:
Dieser Typ tritt meist mit dem Gegenstempel AVC, CA oder VAR auf.

Alle Einstempelungen finden sich auf Assen der ersten Lyoner Altarserie. Mit der Statthalterschaft des Varus in den Jahren 7-9 n. Chr. ist ein zeitlicher Rahmen für die Nutzung dieses Gegenstempels gegeben, der jedoch keinen weiteren Hinweis auf den möglichen Zeitpunkt seiner Verwendung erlaubt. In den Fällen, in denen die relative Abfolge der Einstempelungen durch Überlagerungen und Quetschungen erkennbar ist, erscheint er stets unter dem Gegenstempel VAR (Varus). Er ist also zeitlich früher anzusetzen.
Eine eingehende Untersuchung widmete R. Wolters (Germania 73) diesem Gegenstempel und brachte ihn überzeugend mit Caius Numonius Vala, dem Legaten des Varus, in Verbindung.. Die kontermarkierten Münzen stehen wohl in einem Zusammenhang mit Geldgeschenken. Die Einstempelungen verweisen auf den Spender und sind entsprechen als C(aii Numonii) VAL(ae) aufzulösen.

Die Daten :
RIC 230; Gew.: 10,804 gr.; Dm.: 24 – 26 mm.; Stempelstellung: 10:00; Ggst.: 8,3x3,3 mm.

Ergänzung zu C. Num. Vala aus Wikipedia:
Publius Quinctilius Varus wurde 7 n. Chr. zum Befehlshaber am Rhein ernannt. Auf dem Rückweg zum linksrheinischen Winterlager Vetera im heutigen Xanten wurde Varus im Herbst des Jahres 9 n. Chr. eine vernichtende Schlacht aufgezwungen. Seine Gegner in der Varusschlacht waren Cherusker, Marser, Chatten, Brukterer und Chauken unter der Führung von Arminius. Drei Legionen (XVII, XVIII, XIX), drei Alen und sechs Kohorten gingen verloren. Insbesondere versuchte sich die Reiterei durch Flucht zu retten, dabei kam Gaius Numonius Vala um. Einige Flüchtlinge aus den Fußtruppen schafften es bis zum Kastell Aliso.


Grüsse Franz
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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von Peter43 » Do 01.12.11 21:03

Historisch sehr interessant! Glückwunsch.
Omnes vulnerant, ultima necat.

raeticus
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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von raeticus » Fr 02.12.11 16:54

Ein schönes Stück mit sehr klarem Gegenstempel, daher Gratulation.

Jedoch frage ich mich immer schon ob diese Zuordnung zu einem Reitergeneral überhaupt Sinn macht. Warum sollte der das Recht gehabt haben ?
Ist es nicht viel wahrscheinlicher das C für Caesar und das VAL als Validation zu sehen.

Es gibt mE keinerlei unterstützenden Daten für die C Numonius Vala Zuordnung.

Da ist eben der Wunsch Vater des Gedanken gewesen, hier noch unwahrscheinlicher als schon bei dem fraglichen VAR sei für Varus.

Nichts für ungut.....

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Zwerg
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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von Zwerg » Fr 02.12.11 17:33

Ist es nicht viel wahrscheinlicher das C für Caesar und das VAL als Validation zu sehen
Das würde natürlich auch gut zu NCAPR = Nero Caesar Augustus Probavit passen
Grüße
Zwerg
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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von raeticus » Fr 02.12.11 18:48

Ja. Der C VAL ist wohl schon früher als NCAPR, da auf Lugdunum, aber wohl im selben Kontext zu sehen.
Die Wertzsche Datierung von 7-9 nChr ist allerdings für CVAL auch völlig willkürlich, und davon bestimmt daß der arme Vala nach seinem Tod ja nicht mehr stempeln lassen könnte. Aber wenn der Stempel nicht auf ihn Bezug nimmt fällt das Kartenhaus in sich zusammen.

Auch das "Nero Caesar" ist allerdings nicht felsenfest, könnte sich auch auf Nerva beziehen.

Ein durchaus überzeugende Hypothese ist das Titus, Nerva, auch Traian, von denen es Restitutionsprägungen gibt, Münzprüfungen von sehr abgenutzten Münzen durchführten, und dann wieder eben diese Restitutionsprägungen in den Umlauf mischten. Ein N könnte so für Nerva stehen, ein Ti auch für Titus, etc. Viele offene Hypothesen. Eine wesentliche Frage die sich heute nicht mehr beantworten läßt ist wie lange eine Bronze im Umlauf braucht um sich einer Beilegscheibe so zu nähern, daß sie in einer Münzprüfung durchfallen würde. Claudius zu Nero ist eigentlich zu kurz, so daß NCAPR auf Nero bezogen irgendwie keinen Sinn macht. Nerva schon eher.
Aber NCAPR kann auch völlig ohne Kaisernamen in seiner Bedeutung sein.

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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von curtislclay » Fr 02.12.11 19:41

"Nerva" betrachte ich als unmöglich, in dem Fall müsste der Gegenstempel doch auf zumindest einigen post-neronischen Bronzemünzen zu finden sein, z.B. auf Sesterzen oder Dupondien von Galba oder Vespasian, oder gar auf solchen von Nero selbst. Das kommt aber nicht vor, soweit ich weiss!

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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von raeticus » Fr 02.12.11 19:56

Ich kenne da auch keinen, muß aber auch nicht sein, je nachdem wie sorgsam gearbeitet wurde.
Die Gegenstempler scheinen sehr sorgsam gewesen zu sein, das sieht man auch bei dem häufigen IMPVES auf Denaren vor Vespasian, dieser kommt fast nie auf späten Stücken vor, ich kenne nur einen Galba, einen Vitellius, ein oder zwei Vespasiane, sonst alles frühere Denare.

Aber so oder so werden wir es wohl nie sicher erfahren was es bedeutet, wir können nur Vermutungen anstellen.

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Re: Gegenstempel des Caius Numonius Vala

Beitrag von quinctilius » Do 08.12.11 20:32

Die Lesart Cohortis V Alaudae findet Ihr in:
Die Fundmünzen von Kalkriese und die frühkaiserzeitliche Münzprägung (2000)

Maria Paz Garcia-Bellido: (Vgl. den VAL Gegenstempel aus Spanien) S. 131 f.

Die Zuweisung zu N.C. Vala ist also höchst ungewiss - auch wenn ichs gerne glauben möchte :-)

Gruß
Quinctilius
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