Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

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quisquam
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von quisquam » Sa 01.09.12 14:25

mike h hat geschrieben:Das, was hier "Sandpatina" genannt wird, stört nur den Blick auf das Wesentliche, und fällt m.E. eher in die Kategorie "Dreck"

Erhaltenswert ist nicht die Sandpatina, sondern ein ästhetisches Erscheinungsbild.

Das hierbei die Grenzen fliessend sein können, bzw. auch aufgrund der persönlichen Wahrnehmung unterschiedlich sind, liegt in der Natur der Sache.

Beim oben gezeigten Stück verdeckte die Sandpatina einige entscheidende Details.....

Bisher hat mir noch niemand erklären können, aus welchem Grunde man diesen Nachteil hinnehmen sollte.
Weil es manchmal einfach besser aussieht, vor allem wenn man den "Dreck" nur soweit abträgt, dass er keine Details mehr nennenswert verdeckt. Ein gutes Beispiel hast Du ja gerade (nochmals) eingestellt. Auch da ist schließlich noch "Dreck" z.B. auf dem Portrait, an dem man sich als reinlicher Mensch stören könnte. Bei dem Konstantin zuvor ist das Portrait aber bereits so sauber, dass man wohl keine ähnlich schöne "Sandpatina" mehr hinbekommt.

Grüße, Stefan
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mike h
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Sa 01.09.12 14:53

Hallo Stefan,

so langsam kristallisiert sich ein Bild heraus....

Fangen wir mal von hinten an: " Bei dem Konstantin zuvor ist das Portrait aber bereits so sauber, dass man wohl keine ähnlich schöne "Sandpatina" mehr hinbekommt."

Mein Bestreben ist ja nicht, eine schöne Sandptina hinzubekommen, sondern eine schöne Münze!

Bei dem letzten Constantinus Max ist das mit der Sandpatina der Fall. Eine Reinigung würde zwar das Erscheinungsbild verändern, aber nicht verbessern. Die Sandpatina ist vollständig, eben und unbeschädigt, sie verdeckt nichts wesentliches.
Übereinstimmend kann man hier feststellen, das sie unverändert belassen werden sollte.

Beim vorherigen Stück gibt es m.E. entscheidende Unterschiede:
Die Sandpatina hat eine unebene Struktur, ist rauh, an verschiedenen Stellen teilweise abgebröckelt (oberhalb der Stirn, im Feld vor dem Mund, oberhalb des "Max" in der Legende, auf dem RV im Feld um die Victoria an mehreren Stellen), sie verdeckt einige Details teilweise (die Bänder, das Diadem)

Eigentlich stört sie das Bild empfindlich und gehört m.E. vollkommen entfernt.

Was mir immer noch fehlt, ist eine nachvollziehbare Begründung, warum man nicht so verfahren sollte.

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Hoja » Sa 01.09.12 15:54

Geschmäcker sind nunmal verschieden.
Reicht das als Begründung? :)

diwidat
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von diwidat » Sa 01.09.12 16:06

Hallo Martin,

Deine Frage kann ich Dir auch nicht explizid beantworten - aber als Beispiel (schlecht oder gut?) mal eine nicht ganz so alte Münze.
Sachsen-Johan-Georg-Taler.jpg
Als Du geboren wurdest, war gerade diese Silbertauchbrühe erfunden worden. Mit viel Werbung (jedoch wesentlich weniger als heute) wurde dieses Zeug propagiert
und die Sammler von Münzen (die gab es damals auch schon) davon überzeugt, daß nur eine saubere Münze sammelwürdig ist
(Ariel wäscht nicht nur sauber, sondern rein - war damals auf jedem Sender zu hören) und so wurden alle Silber Münzen fleißig getaucht - notfalls zweimal in der Woche.
Weichmacherhaltige Folien gab es schon zur Genüge - und so war ein weites Feld zu beackern.

Münzen die diese Reinigungsorgie überlebt haben sehen heute noch ganz "schmutzig" aus.
Bei meinen Münzen bin ich aber nicht der Endverbraucher - daher haben heute, nach dem Wandel des Zeitgeschmacks, die Patina Macher wieder ihre große Zeit.
Aber jeder ist für seine Schätze selbst verantwortlich - und derjenige, der sie nach mir mal heiß und innig lieben wird, muss sie halt so nehmen wie sie sind, mußte ich ja auch :(

Gruß diwidat

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von *EPI* » Sa 01.09.12 16:47

Wie hast Du die Patina gemacht?

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quisquam
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von quisquam » Sa 01.09.12 18:56

Es ist natürlich alles eine Geschmackssache, aber auch eine Gratwanderung. Speziell bei "Sandpatina".

Ich habe auch eine Münze, bei der ich hin- und hergerissen bin - einen Constans mit der interessanten Legende FL CONSTANTIS BEA C. Zum einen ist mir die Sinterschicht schon ein wenig zu dick, andererseits habe ich Angst die Münze beim Versuch, die Schicht vorsichtig etwas abzutragen, zu verschlimmbessern. Und da ich eh nicht die größte Erfahrung im Reinigen habe lasse ich sie lieber so hübsch wie sie ist. Attraktiver als komplett ohne die Aufsinterungen ist sie allemal.

Grüße, Stefan
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FL_CONSTANTIS_BEA_C.jpg
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Sa 01.09.12 19:27

lass' sie so wie sie ist! die patina sieht zwar stabil aus, aber dieser kontrast ist doch wirklich herrlich!
grüsse
frank

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von cepasaccus » Sa 01.09.12 19:47

mike h hat geschrieben:Wenn ich dich richtig verstehe, dann möchtest du die Sandpatina erhalten, denn es reicht dir das Wissen, das beispielsweise unter der Patina ein Diadem sein müsste......
Bitte erkläre mir, warum deine Sichtweise vorteilhafter sein soll.
Mike, mir scheint Du hast von diesen Muenztypen relativ viele (also mehrere). Ich finde, dass die nicht alle gleich ausschauen muessen. Wenn Du je nachdem wieviele Du von denen hast ein oder ein paar mit dem gelben Dreck drauf belassen wuerdest haettest Du mehr Abwechslung auf Deinem Tablett. Wie es unten drunter aussieht siehst Du ja an den anderen Stuecken.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 02.09.12 11:58

@ Diwidat

du hast recht.... Silber und Bronze kann man grundsätzlich schlecht miteinander vergleichen, besonders wenns um Reinigung geht.

Wenn ein römischer Denar blitzblank ist, stört sich da kaum jemand daran. Wenn eine Bronze entpatiniert wird, ist das eine Todsünde. (ungeachtet des Ausgangszustandes)

Dein Stück hätte mir im dunklen zustand besser gefallen. Es war ja auch nichts verdeckt.

@ cepasaccus

Du hast Recht, ich habe von diversen Münztypen mehrere Ausgaben... auch in verschiedenen Patina-Versionen..oder auch entpatiniert. Abhängig vom Ausgangszustand.

Mein Bestreben ist es ja, das jeweils beste Erscheinungsbild für diese spezielle Münze zu erzielen.

Dummerweise ist die "Libertas" bisher ein Einzelstück.

Ich glaube aber, wir beide haben einen vollkommen unterschiedlichen Ansatz.

Offenbar interessiert dich, wie eine Münze aussieht, nachdem sie 1700 Jahre in der Erde gelegen hat.

Das ist mir hingegen vollkommen Wurscht.

Mich interessiert, welche hochwertigen Handwerksleistungen der Stempelschneider vor 1700 Jahren erbracht hat... also der Zustand BEVOR die Münze in die Erde gelangt ist.

Wenn eine Bronze dabei eine schöne Patina hat, die zudem noch unbeschädigt ist und dennoch alle Details der Handwerkskunst zeigt, so ist mir das Recht.

Falls nichts dazwischen kommt, kann ich morgen Abend an einem deutlicheren Beispiel zeigen, was ich meine.

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von diwidat » So 02.09.12 12:18

mike h hat geschrieben:@ Diwidat - du hast recht....
Dein Stück hätte mir im dunklen zustand besser gefallen. Es war ja auch nichts verdeckt.
Martin
meistens versuche ich mich klar und unverwechselbar auszudrücken - offenbar ist das nicht ganz einfach.

hier handelt es sich um zwei verschiedenen Münzen vom gleichen Herrscher und fast gleicher Zeit (1623 und 1626).
Die erste ist so belassen wie sie vor über 40 Jahren in einer alten Sammlung gefunden wurde - keine Reinigung, keine Konservierung, keine Kapseln - einfach nur so an der Luft.
Die zweite ist dem Reinigungswahn der frühen 60er Jahre zum Opfer gefallen und ihrer Patina restlos beraubt worden -
auch das ist über 40 Jahre her und es hat sich fast nichts getan um eine einigermaßen ansehnliche Patina wieder aufzubauen - auch einfach nur so an der Luft. :(

Gruß diwidat

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 02.09.12 12:43

Tröste Dich,

sich UNMISSVERSTÄNDLICH auszudrücken ist auch nicht ganz einfach.

Ich habe Dich verstanden... und die ungereingte Münze gefällt mir immer noch besser.

Leider kennen wir den Ausgangszustand der gereingten Münze nicht, so das es unmöglich ist, eine Aussage über den Reinigungserfolg zu machen.

Wer weiss, wie die vorher ausgesehen hat???

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von diwidat » So 02.09.12 12:51

Am Beispiel eines im Silberbad nur halb getauchten silbernen Löffels, kann man das glaube ich ganz gut nachvollziehen -
Silber Reinigung Tauchbad.jpg
Gruß diwidat

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 02.09.12 17:20

Hallo Diwidat,

du setzt zuviel voraus....

In Wirklichkeit weisst du nicht, wie das Silberstück vor der Reinigung aussah, denn wenn ich dich richtig verstehe, ist es erst im gereinigen Zustand in deinen Besitz gelangt.

Scheint aber hier im Antikenteil üblich zu sein.

Ich bin auch schon gefragt worden: "Warum hast du die Patina entfernt? Jetzt ist das Stück zerstört!"

Wenn ich dann antworte: "Ich habe die Patina nicht entfernt... es war keine mehr da!" stosse ich auf Unglauben.

Vielleicht weisst du es ja nicht, aber vor ca 100 - 150 Jahren war es durchaus üblich, alle antiken Münzen zu entpatinieren. Den Gesetzen der Logik entsprechend sind diese Stücke auch heute noch im Umlauf.

Mir persönlich ist es nicht so wichtig, ob eine Patina vorhanden ist, oder nicht.... die Münze muss nur ein attraktives Erscheinungsbild haben.

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von areich » So 02.09.12 19:31

Wenn Du immer wieder vom Wunder der Eletrolyse schwärmst musst Du Dich aber über solche Beiträge nicht wundern.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 02.09.12 20:12

????

Wo hast du "Wunder-Elektrolyse" gelesen.

Auch die Elektrolyse kann keine Wunder vollbringen. Manchmal ist sie noch nicht mal in der Lage, alleine alle Verkrustungen zu lösen.

Dann müssen kombinierte Verfahren ran.

Martin

PS: Mache Leute empfehlen zur Reinigung von Bronzen ein Säurebad....
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