Bestimmung Goldmünze

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Bauer521
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Bestimmung Goldmünze

Beitrag von Bauer521 » So 23.10.11 12:29

Hallo,

diese Münze habe ich von meinem Vater geerbt. Leider liegen mir keine weiteren Informationen über Ursprung etc. vor. Ich weiß nicht mal, ob sie hier im Römerforum richtig aufgehoben ist...

Die Masse beträgt 4,47 g, der Durchmesser der Münze etwa 21,8 mm (sie ist ja gar nicht ganz rund!). Eine Tauchwägung ergab als Material tatsächlich Gold. Vorder- und Rückseite sind ca. 180 Grad zueinander versetzt geprägt.

- Kann mir jemand Hinweise geben, was das für eine Münze ist?
- Kann man aus den Bildern ersehen, ob das eine Nachprägung ist?

Ich gehe mal von einer Fälschung aus, aber einfach nur, um nicht enttäuscht zu sein... :wink:
Besten Dank für die Hilfe,
Klaus
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alexander20
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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von alexander20 » So 23.10.11 12:43

Hallo Bauer521,

das ist ein byzantinischer Solidus ( kein Semisses, kein Tremissis, sonedren anhand der Größe und des Gewichtes eben ein Solidus). Er wurde in Costantinopel geprägt (CONOB im Abschnitt auf dem Revers).Ansonsten stell ihn zu näheren Informationen doch bitte im Byzantiner Forum ein. Die Experten dort können Dir ganz sicher mehr Informationen geben.

alexander20

Bauer521
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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von Bauer521 » So 23.10.11 13:27

Hallo alexander20,

das ging ja schnell, vielen Dank!

Dumme Frage: Kann ich den Beitrag selbst in das Byzanz-Forum verschieben, kann das nur der Administrator (und wie bekomme ich diesen dazu?), oder soll ich das Ganze dort einfach nochmal neu reinsetzen?

Viele Grüße,
Klaus

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von pontifex72 » So 23.10.11 13:45

Hallo Klaus,

den Bildern nach zu urteilen sieht der Solidus echt aus. Bin kein Byzantiner-Experte, aber das ist wohl Justinian I. (527-565), geprägt in Constantinopel mit der gängigen Victoria-Darstellung auf der Rückseite. In dieser Erhaltung würde ich den Wert bei Ebay-Verkauf auf ca. 250-320 Euro schätzen. Ein Händler würde wohl so ca. 400-450 Euro erzielen.

Gruß
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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von justus » So 23.10.11 14:26

Ohne mal wieder 'nen Bürgerkrieg vom Zaune brechen zu wollen ... ist die Oberfläche doch etwas zu rauh und zeigt an den erhabenen Stellen von Portrait und Legende Abriebspuren unter denen es silberfarbig durchschimmert. Daher meiner "bescheidenen" Ansicht nach kein Gold.
mit freundlichem Gruß

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von pontifex72 » So 23.10.11 14:37

Tja, schwer zu sagen. Vom Stil her passt es eigentlich, Gewicht und Durchmesser würden auch stimmen.
Viele Grüße
pontifex72

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von beachcomber » So 23.10.11 14:44

solche beriebenen stellen können, da glatter, auf fotos durchaus silbrig erscheinen wenn die beleuchtung und weissabgleich nicht optimal sind!.
da stil, gewicht und durchmesser stimmen, meiner bescheidenen meinung nach echt! :)
grüsse
frank

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von Bauer521 » So 23.10.11 16:21

Also meiner Ansicht nach ist das Material unzweifelhaft Gold. Die Tauchwägung ergab eine Dichte von 18,6 g/Kubikzentimeter; höhere Werte bekomme ich auch bei nachweislich echten Goldmünzen nicht heraus (es wird ja auch die Aufhängevorrichtung ungewollt mitbestimmt). O. k., es könnte auch Wolfram oder Uran sein, aber Gold ist vermutlich wahrscheinlicher :wink:

Es ist wohl eher die Frage, ob da jemand aus echtem Gold ein Stück nachgegossen hat...

Grüße,
Klaus

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von areich » So 23.10.11 17:09

Klaus, die sind nicht unbedingt gegossen, die können auch geschlagen oder gepresst sein. Bei byzantinischem Gold wird sehr viel, teilweise sehr gut gefälscht aber wenn Du sie hier:

http://www.forumancientcoins.com/fakes/ ... hp?album=8

nicht finden kannst, dann würde ich mir keine Sorgen machen. Es ist schließlich eine Allerweltsmünze, warum sollte sie also unbedingt falsch sein? Aber dort würde ich schon mal nachsehen.

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von antinovs » So 23.10.11 17:26

Bauer521 hat geschrieben:Also meiner Ansicht nach ist das Material unzweifelhaft Gold. Die Tauchwägung ergab eine Dichte von 18,6 g/Kubikzentimeter; höhere Werte bekomme ich auch bei nachweislich echten Goldmünzen nicht heraus (es wird ja auch die Aufhängevorrichtung ungewollt mitbestimmt). O. k., es könnte auch Wolfram oder Uran sein, aber Gold ist vermutlich wahrscheinlicher :wink:

Es ist wohl eher die Frage, ob da jemand aus echtem Gold ein Stück nachgegossen hat...

Grüße,
Klaus
würde mich schon mal etwas genauer interessieren, wie du die dichte bestimmt hast.
welche methode kam zur anwendung (auftriebsbasierend oder verdrängte wassermenge)?
wie genau ist dein equipment?

gruss antinovs
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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von Bauer521 » Mo 24.10.11 19:15

@ pontifex: Danke für die genauen Hinweise und die Wertangaben. Allerdings würde ich die Münze nicht verkaufen wollen (sie sieht gut aus und es ist ein Erbstück!). :)

@ antinovs: Ich habe eine Digitalwaage, die im Grammbereich auf zwei Nachkommastellen anzeigt und mit Gewichten vor der Messung kalibriert werden kann. Na ja, eben das übliche Verfahren: Damit wiege ich die Münze (=Masse). Danach stelle ich ein Gefäß mit Wasser auf die Waage, nulle die Anzeige und hänge die Münze in das Wasser. Das ergibt das Volumen der Münze (1 Gramm entspricht einem Kubikzentimeter). Quotient aus Gewicht durch Volumen ergibt die Dichte.

Der Knack- und Schwachpunkt ist das Eintauchen der Münze. Ich habe die besten Ergebnisse mit einem Nähfaden, in den ich die Münze „einknote“. Doofe Fummelei, vielleicht hat jemand einen besseren Vorschlag. Und natürlich messe ich diese Vorrichtung auch mit, weshalb die Dichte etwas geringer ausfällt. Außerdem hängt es wohl noch von Wassertemperatur oder anderen Einflüssen ab, aber so wissenschaftlich gehe ich es nicht an, und für orientierende Aussagen reicht es.

Gruß,
Klaus

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von antinovs » Mo 24.10.11 19:59

@Bauer521: nicht schlecht. den einfluss von wassertemperatur und das bisschen verdrängte flussigkeit durch den nähfaden
kann man getrost vergessen. dass die gemessene dichte etwas geringer als pures gold ist, liegt wohl daran, dass es
beimengen an Ag/Cu gibt.

gruss antinovs
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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von Antinoos » Di 25.10.11 10:08

Einknoten der Münze in Nähfaden?!? Was für 'ne Fummelei... ;)

Ich nehme - wenn ich mein speziell dafür konzipiertes Plastiksieb an drei ganz dünnen Fädchen nicht zur Hand habe - immer ein Stück schmalen und ganz dünnen Tesafilm (Breite 15 mm oder so), wo ich die Münze dranpappe (nur ein paar mm am Rand: eben so, daß sie gerade noch freischwebend hält, und natürlich so, daß der Tesafilm keine Hohlräume überdeckt, d.h. möglichst an einer nicht geprägten Stelle - aber speziell Byzantiner haben ja einen schönen glatten Randstab). Dann bloß so tief eintauchen, daß die Münze gerade vollständig im Wasser ist - damit ist der Meßfehler bei Tesafilm auch SEHR gering. Das klebt dann dort zwar immer nur einmal; wenn man aber stets dieselbe Sorte Klebestreifen nimmt und immer ungefähr die gleiche "Überdeckungsfläche" am Rand bildet, sind auch Vergleichsmessungen sehr gut möglich.

@meinen Namensvetter aus dem Barbarenland ;) : Byzantinische Solidi sind immer aus fast reinem Gold. Die Differenz sind dann wirklich Meßfehler durch den Faden (bei der "Einknotungsmethode" ist der nicht mehr zu vernachlässigen - vor allem nicht bei so kleinen Münzchen). Eine andere, speziell bei Antiken wichtige Fehlerursache: Luftbläschen, die sich gerade an dem damals üblichen hohen Relief gern mal bilden. Ich mache das deshalb immer mit leicht angewärmtem Wasser (30° C oder so) mit einem Tropfen(!) Spülmittel, damit die Benetzung besser wird. Dann wird die Münze noch mal kurz im Wasser bewegt, um Bläschen abzuschütteln... (Vorsicht! Nicht übertreiben, weder mit dem Bewegen noch der Menge Spülmittel, sonst fällt die Münze vom Tesafilm.)

PS: Habe gerade mal einen Byzantiner mit o.g. Methode tauchgewogen: 18,9 g/cm³ - also zuzüglich ca. 0,3...0,5 g/cm³ Meßfehler dieses "Hausfrauen"-Verfahrens: Feingold! :)

PPS: Nach Foto ist das o.g. Stück auch m.E. völlig unverdächtig. Etwas grober (jedoch typischer!) Stil, deshalb ist auch der Preisansatz von Pontifex72 korrekt, trotz der derzeitigen Marktlage mit teilweise nur noch skurrilen Preisen selbst für absolute Byzantiner-Massenware wie diesen Justinian I. (Hauptsache "Gold" und "antik", dann ist nur noch der Himmel das Limit :roll: ...)

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Re: Bestimmung Goldmünze

Beitrag von antinovs » Di 25.10.11 18:27

@antinoos aus irgendwo in ostdeutschland:
ich sags mal so: der messfehler aufgrund Bauer521's nähfaden ist dem quotienten aus eingetauchtem fadenvolumen und
münzvolumen proportional. bei einem dicken ding mit vielen knoten ... :D

gruss antinovs
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