Gestempelte Silberbarren

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Brakti1
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Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Di 28.08.12 21:41

Hallo,
ich bin auf der Suche nach guten Abbildungen von mittelalterlichen gestempelten Silberbarren aus Auktionskatalogen.
Die gängige Litertur mit entsprechenden Abbildungen ist mir bekannt.
Ich benötige die Abbildungen dazu, einzele Silberbarren wieder ihren ursprünglichen Funden zuzuordnen.

Über jeden Hinweis/Abbildung bin ich sehr dankbar.

Hier schon mal eine Abbildung eines Braunschweiger Barrens

Vielen Dank für die Mühe im voraus. :D
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gestempelter Silberbarren.JPG

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Di 04.09.12 22:03

Gibt es wirklich keine Auktionskatalog zu verkauften Silberbarren?

Vielleicht bringt es ja etwas, wenn ich in den nächsten Tagen weitere Abbildungen von Barren hier im Forum einstelle.

Ich würde mich auch sehr freuen, wenn sich andere auch daran beteiligen.

Es sollen sowohl gestempelte und ungestempelte als auch ganze und Brauchstücke von mittelalterlichen Silberbarren hier eingestellt werden.

Vielen Dank im voraus an jeden der sich beteiligt.

Viele Grüße

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Di 04.09.12 22:55

Ein weiterer Braunschweiger Silberbarren.
In der älteren Forschung ist er wegen des gotischen E als Einbecker Barren indentifiziert worden
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DSC_8072.JPG

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Do 06.09.12 01:30

Ein weiterer Silberbarren der Stadt Braunschweig.
Diesmal mit einer Krone als Vertragszeichen (1382-1384)
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DSCF6589.gif

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von ischbierra » Do 06.09.12 10:48

Hallo Brakti1,
wie schwer sind denn solche Silberbarren?
Gruß ischbierra

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Do 06.09.12 19:36

Hallo ischbierra,
die Barren haben zwischen 6 und 7 cm Durchmesser,
und sollten das Gewicht einer Mark (Kölner Mark = 233,856 g) haben.
Es gibt aber auch Barren (z.B aus Erfurt) die das mehrfache Gewicht einer Mark haben können.
Die meisten Braunschweiger Barren liegen jedoch leicht unter dem Gewicht einer Mark.
Man könnte somit sagen, dass diese Silberbarren die ersten Markstücke waren. :D
Bei Bedarf hat man sie zerschlagen, und konnte damit auch Teilbeträge einer Mark bezahlen.

Viele Grüße

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Do 06.09.12 19:46

Heute ein Silberbarren der Stadt Hannover.
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DSCF6554.gif

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Comthur » Fr 07.09.12 17:16

Hochinteressantes Thema !
Allerdings sind diese Barren dermaßen selten,daß wohl kaum etwas bei Auktionen auftaucht ... . Ich habe jedenfalls noch keinen Barren im Handel gesehen.
Auch bzgl. der archivierten Auktionen wäre hier wohl der direkte Kontakt zu den Häusern sicher eine ergibigere Option.
Die Fragestellung freilich könnte Probleme für die derzeitigen Besitzer bringen ... und daher könnte die Informationsquelle auch sehr schnell versiegen. Was, wenn die Alliierten - wie ja oft genug geschehen - etwas aus den Sammlungen mopsten ... die Auktionshäuser / der Handel die "Nachlässe" verscherbelten und der jetzige Besitzer Diebesgut in der Sammlung hat ?

Mal vom obigen Gedankengang abgesehen wären für mich speziell Barren von Interesse, welche im Deutschordensgebiet Preussen sowie der Hanse (insbes. 13. und 14. Jh.) aber auch im Polen vorgenannter Zeit gebräuchlich waren. (?)
Auch eine Preisreferenz für ein derartiges Stück wäre mal interessant !

Da sehe ich gerade via coinarchives.com einen russischen Silberbarren 12./13.Jh. aus Nowgorod.
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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Sa 08.09.12 01:01

Hallo Comthur,
im Gebiet der Hanse (Kerngebiet um Lübeck; Braunschweig, Hannover Göttingen gehörten schließlich auch lange zur Hanse) und des Deutschenordens gab wohl es nur ungestempelte Silberbarren.
Bis ins 12. Jahrhundert waren dies Stabbarren. Sie wurden wohl um 1200 von den runden abgelöst.
Als man im 13. Jahrhundert in Niedersachsen dazu überging die Barren zu stempelt,
hörte man im Bereich der Hanse und in anderen Teilen des Reiches mit der Herstellung der Barren auf.
Hier zwei ältere Literaturangaben zur diesem Thema:
Bauer, N.: Die Silber- und Goldbarren des russischen Mittelalters. In: Numismatische Zeitschrift. 62. Band. Wien 1929. S. 77-120.
Loehr, A.: Probleme der Silberbarren. In: Numismatische Zeitschrift. 64. Band. Wien 1931. S. 101-109.
Im Codex Manesse gibt es eine Miniatur, auf der neben Münzen auch zwei ungestempelte Barren abgebildet sind. :D
In der Miniatur werden wohl die Barren mit Münzen aufgewogen.
Es muss also neben den mittelalterlichen Münzen paralel auch Silberbarren gegeben haben.
In der Regel muss man davon ausgehen, wenn in mittelalterlichen Quellen gewogene Mark o.ä. genannt werden, dass es sich um gestelmpelte oder ungestemplete Silberbarren handelt.

Viele Grüße
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Orielensis (Di 12.07.22 15:27) • Comthur (Mo 05.02.24 15:51)

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Sa 08.09.12 15:19

Heute ein Bruchstück von einem Göttinger Barren.
Man kann noch den Rest des Stempels erkennen. :wink:
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DSCF6634.gif

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Comthur » Sa 08.09.12 16:18

Vielen Dank für die (Hintergrund-)Informationen sowie die wirklich sensationelle Graphik !
Da der angesprochene Codex um 1300 (mit Erweiterungen bis 1340) entstanden ist, ist dies tatsächlich ein ganz hervorragender Beleg für die Prägung von Münzen aus "feinem Silber" ... welches in dieser Eigenschaft nat. auch gegen die (feinen) Barren gegengewogen werden konnte. Im 14. Jh. erfolgte dann nach der vorherigen Verringerung des Rauhgewichtes (der feinen Münzen) der stärkere Einsatz von Legierungsmetallen wie Kupfer.
Barren bildeten dann, neben eingezogener sonstiger Zahlungsmittel, für die eigene Münzprägung den Rohstoff ; für den Großhandel das Äquivalent für div. Waren.
Was die urkundliche Benennung von soundsoviel Mark angeht, sollte man vielleicht etwas vorsichtiger sein, (nach Beginn der Groschenprägung) gleich auf Barren zu schließen. Auch in Deutschordensunterlagen des 14.Jh. ff. werden Summen meißt in der Verrechnungseinheit Mark ausgedrückt und nur selten in den kleineren (tatsächlich verprägten) Einheiten.

Interessant wäre auch eine Studie bzgl. der genauen Zusammensetzung der Barren.

Übrigens, ist etwas über die Herstellung der Barren bekannt ? Existieren noch Gussformen ?

Viele Grüße !
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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » So 09.09.12 17:17

Hallo,
die Barren sind in der Regel nicht Rohstoff für die Münzen, sondern mindestens im HRR eine eigen Währung, die man für den Groß- und Außenhandel benutzte.
Ich glaube nicht, dass das Werk ein Aufwiegen von Silberbarren mit Münzen zeigt. Dies ist auch nicht sinnvoll, weil der Aufwand für Arbeit, Verlust und Materialkosten vom Feingehalt abgezogen werden muss.
Mit welchem Geld tatsächlich Zahlungen vorgenommen wurden, wird man in den meisten Fällen nicht ermitteln können.
Jedoch sollte man zunächst erst einmal davon ausgehen, dass die Zahlungen auch in der angegebenen Währung geleistet wurden.
Wahrscheinlich wurden die Barren in Sand gegossen, in den man zuvor eine Form eingedrückt hatte.

Vor kurzen ist ein Werk erschieden, in dem die Zusammensetzung der Barren erforscht wird.
Lehmann, Robert: Archäometallurgie von mittelalterlichen deutschen Silberbarren und Münzen.
Leider ist das Werk methodisch sehr schwach, weil der Autor die historischen Quellen nicht kennt oder nicht bearbeiten kann.

Viele Grüße

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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » So 09.09.12 18:46

Zum Bruchstück eines Göttinger Barren kommt heute ein vollständiger Silberbarren.
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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von cepasaccus » So 09.09.12 19:11

Oder sich einfach nicht die Zeit dafuer genommen hat weil er auf zu vielen Veranstaltungen, Themen und Publikationen gleichzeitig tanzen will?

Es gibt einen Reisebericht von einem Gesandten, der zum Pabst gereist ist. (Bei Interesse muesste ich meine Buecher durchforsten.) Der hat daheim in Deutschland Barren eingepackt um sie dann auf der Reise bei Bedarf in vor Ort gueltige Muenzen einzutauschen.
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Re: Gestempelte Silberbarren

Beitrag von cepasaccus » Mo 10.09.12 22:12

Es steht in "Money and its use in Medieval Europe" von Spufford auf Seite 209. Bischof Dingenskirchen aus Passau reisst 1204 nach Rom und wechselt unterwegs ganze Markbetraege in lokales Geld.
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