Antoninus Pius und seine "Familie"

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Numis-Sven » Mo 19.12.16 21:49

Woran kann man erkennen, ob es sich um einen antike oder neuzeitlichen Guss handelt?

Lg Sven

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Numis-Student » Di 20.12.16 12:19

Das ist das Problem bei der Sache... Es gibt nicht DAS EINE Kriterium für neuzeitlich oder antik.

Es spielen mehrere Faktoren mit herein, die dann eine Abwägung ermöglichen:

Korosionsstellen durch lange Bodenlagerung
Patinabild (echte Patina durch Bodenlagerung oder künstlich "angemalt")
Abnutzungserscheinungen durch den antiken Geldumlauf
Gussqualität (behelfsmäßige Notlage oder profimäßige Vakuum-Spritzguss-Anlage)
Metall (technisch reines Kupfer oder Industriemessing spricht eher für modern ;) )
Vergleich zu anderen Stücken

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Numis-Student » Di 20.12.16 12:32

und nun im Einzelnen zu deinem Stück
Numis-Student hat geschrieben: Korosionsstellen durch lange Bodenlagerung
Patinabild (echte Patina durch Bodenlagerung oder künstlich "angemalt")
Abnutzungserscheinungen durch den antiken Geldumlauf
Gussqualität (behelfsmäßige Notlage oder profimäßige Vakuum-Spritzguss-Anlage)
Metall (technisch reines Kupfer oder Industriemessing spricht eher für modern ;) )
Vergleich zu anderen Stücken
Korrosionsstellen sehe ich nicht :(
Das Schwärzliche in den Vertiefungen sieht eher künstlich aus, um das Relief besser zu Geltung zu bringen :(
Abnutzung sehe ich nicht, es wirkt einfach nur flau gegossen :(
Gussqualität passt für ein Limesfalsum :)
(eine Metallanalyse lohnt wohl kaum)
Der Vergleich zu anderen Stücken sagt mir eher :(

Du siehst, es gibt also :
a) Stücke, die sicher echte Limesfalsa sind
b) Stücke, die klar moderne Abgüsse sind
c) Stücke, bei denen man das nicht genau sagen kann :?

Hier haben wir es leider mit einem Stück der Kategorie c zu tun. Ich würde es NICHT kaufen, wenn ich ein Limesfalsum für meine Sammlung haben möchte; ich will und kann es aber auch nicht sicher als modern abstempeln.

Als Vergleich hänge ich noch einige echte Limesfalsa an, damit du zB die Oberflächen vergleichen kannst.
Dateianhänge
Severus Alexander Sesterz.jpg
Plautilla As PIETAS AVG.jpg
Claudius As LIBERTAS PVBLICA.jpg
Geta As.jpg
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Numis-Sven » Di 20.12.16 19:02

Vielen Dank für den sehr hilfreichen Beitrag!

Vielleicht hilft folgenden noch:

Die Münze kommt aus einer Grabbelkiste die etwa 100-150 Kupfer-/Bronze-Münzen umfasste
Die Oberfläche ist sehr glatt
Die Dicke (am Rand) variiert zwischen 1 und 2mm
"Stempelachse" ist ca 7h
Im Vergleich zu dieser Münze http://www.wildwinds.com/coins/ric/anto ... _0734b.jpg fehlt auf dem Revers das untere Viertel.

lg Sven

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Numis-Student » Mi 21.12.16 12:23

Hallo,
wirklich hilfreich ist es ja nicht, weil noch immer keine sichere Entscheidung möglich ist.

Ich habe eine Fälschung vor dem inneren Auge, die mal vor Ewigkeiten im Forum zu sehen war (Kelte oder Grieche, in etwa der Siegreitertyp der makedonischen Tetradrachmen), der hatte ähnlich glatte Oberflächen und auch diese komischen geschwärzten Felder.

Leider habe ich das Bild im Forum nicht wiedergefunden...

Schöne Grüße,
MR
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Retroriese » Fr 06.01.17 17:49

Obwohl ich mich mehr im Feld der Denare bewege bzw. mich dieses Edelmetall sehr fasziniert, musste ich nicht desto trotz bei diesem schönen Stück stocken: https://auktion.catawiki.de/kavels/9506 ... 59-160-a-d

Es ist leider weit außerhalb meines Budgets. Nun würde ich aber gerne hören, was ihr zu diesem schönen Stück sagt: Ist die Bewertung von knapp 960 Euro gerechtfertigt? Ist die Erhaltung des Stückes nicht eher vorzüglich, oder gibt es Abzüge wegen den pinken "Flecken" auf der Vorderseite und des angeschnittenen Schriftzuges?

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Numis-Student » Fr 06.01.17 18:13

Hallo,
das Portrait ist toll, die Erhaltung wirklich fein, aber bei einer solchen Perfektion stört dann doch der Doppelschlag auf dem Revers etwas.

Ich würde den etwas vorsichtiger auf 500-700 einschätzen. In 6 Tagen wissen wir mehr ;)

MR
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Alm-Öhi » Fr 06.01.17 18:50

Numis-Student hat geschrieben:Hallo,
das Portrait ist toll, die Erhaltung wirklich fein, aber bei einer solchen Perfektion stört dann doch der Doppelschlag auf dem Revers etwas.

Ich würde den etwas vorsichtiger auf 500-700 einschätzen. In 6 Tagen wissen wir mehr ;)

MR
Ich bin erstaunt, dass sich ein Verfasser numismatischer Monographien so leicht täuschen lässt.

Das Stück ist doch manipuliert.
Man betrachte nur mal den Lorbeerkranz oberhalb der Bandschleife:
hier sind die viel zu kurz geratenen Lorbeerblätter unzweifelhaft einer neuzeitlichen Schnitzerei entsprungen.

Damit erübrigt sich auch eine Wertschätzung des Sesterzen.
Preise im dreistelligen Eurobereich sind wahnwitzig.
Dateianhänge
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von curtislclay » Fr 06.01.17 19:06

Was Erhaltung und Wert angeht, muss ich aber Numis-Student beipflichten. Ich sehe dort keine nennenswerte moderne Bearbeitung.

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Alm-Öhi » Fr 06.01.17 20:02

Drücke ich mich so unklar aus?

Das erste Blattpaar oberhalb der Bandschleife ist - im Gegensatz zu antiken Stempelschnitten - viel zu kurz geraten.
Ebenso ungewöhnlich ist die Darstellung der Bandschleifen.
Es gibt diesbezüglich nichts Vergleichbares.
Das hier eine Manipulation vorliegt ist wohl mehr als offensichtlich.
Um das zu erkennen braucht es natürlich Sachverstand.
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 06.01.17 20:31

Oh, den Sachverstand; das hatte ich natürlich nicht bedacht, daß man den braucht.

Insbesondere wird es für Curtis Clay völlig neu sein, daß es Sachverstand braucht...
Im Ernst: Curtis war schon Profi-Numismatiker, da haben Du und ich noch in die Windeln gepupst.
Also bitte Mäßigung. Ich hoffe, ich drücke mich NICHT unklar aus.

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Alm-Öhi » Fr 06.01.17 20:47

Ließe sich das auch mit blindem Führergehorsam umschreiben?

Dann bitte ich natürlich demutsvoll um Vergebung, dass ich so anmaßend war.

Ich hatte nicht bedacht, dass Unfehlbarkeit temporär unbegrenzt ist.
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Alm-Öhi » Fr 06.01.17 21:00

Auweia, jetzt gibt es bestimmt gleich wieder Mitgliedssperre vom Alt-Männer-Konsortium ....
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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Zwerg » Fr 06.01.17 21:08

Ganz persönlich würde ich diesen Sesterzen

https://auktion.catawiki.de/kavels/9506 ... 59-160-a-d

meiden - wie der Teufel das Weihwasser

Und ein ganz ein wenig Erfahrung habe ich auch :D

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Re: Antoninus Pius und seine "Familie"

Beitrag von Alm-Öhi » Fr 06.01.17 21:17

Zwerg hat geschrieben:Und ein ganz ein wenig Erfahrung habe ich auch :D
Merkt man an deinem Urteil.
(ist ernst gemeint)
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