Plautilla

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

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Lucius Aelius
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Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 08:25

Ich möchte zum neuen Jahr einmal diese Münze vorstellen:
Denar der Plautilla
RIC 367, C 16, BMC 422
Prägestätte: Rom



1.jpg
2.jpg

Avers: Drapierte Büste der Plautilla n.r.
Helmfrisur mit bedeckten Ohren
PLAVTILLA AVGVSTA

Revers: Pietas oder Fecunditas (nicht die Plautilla selbst!) steht frontal, den Kopf n.r. gewendet; in der Linken ein nacktes Kleinkind, in der Rechten Langzepter haltend.
PIETAS AVGG
Die Frömmigkeit der beiden Augusti (Septimius und Caracalla)

Plautilla war die Tochter des allmächtigen Prätorianerpräfekten Caius Fulvius Plautianus:
„Er stammte aus Afrika, war ein Landsmann des Kaisers Septimius Severus (Herodian. III 10, 6) … Severus [ist] schon frühzeitig auf ihn aufmerksam geworden …, indem Plautian die Aufgabe erhielt und durchführte, sich der erwachsenen Söhne Nigers zu bemächtigen (Hist. aug. Pesc. 5, 2 ; Sever. 6, 10 ; das muß noch 193 oder zu Anfang 194, sicher vor der Schlacht bei Kyzikos geschehen sein … Wahrscheinlich zur Belohnung dafür durfte sich Plautian mit konfiszierten Gütern der Anhänger Nigers bereichern, so daß die Nachricht Herodians…,P[lautian] sei von Severus mit Reichtümern überhäuft worden, indem er die Besitzungen der Getöteten erhielt, darauf zu beziehen sein wird. … Praefectus praetorio war Plautian spätestens im J[ahre] 197 (und zwar bereits am 9. Juni dieses Jahres) geworden (CIL VI 224) … Schon im J[ahre] 200 scheint er diese bevorzugte Stellung innegehabt zu haben, denn CIL VI 225 (vom 1. April 200) wird er in die Weihungen für die kaiserliche Familie eingeschlossen … er [wurde] bald mehr geehrt und mehr gefürchtet war als der Kaiser selbst, so daß sein Zeitgenosse Dio, … ihn mit Seian vergleichen konnte (LVIII 14, 1).Und wie bei Seian ließ der Ehrgeiz auch in ihm den Wunsch rege werden, mit der regierenden Dynastie durch die Bande der Verwandtschaft verknüpft zu werden. … Plautianus wurde nunmehr offiziell nobilissimus praefectus praetorio necessarius Augustorum genannt (CIL VI 1074 = ILS 456).

Im Frühjahr 202 n.Chr. reiste die kaiserliche Familie aus dem Osten zur See nach Rom zurück, wo Anfang Juni die Spiele zur Feier der Rückkehr, der parthischen Siege und des zehnten Regierungsjahres stattfanden. Die mit großer Pracht zelebrierte Vermählung zwischen Caracalla und Plautilla erfolgte noch im gleichen Jahr. Den Titel Augusta erhielt Plautilla bereits vor ihrer Hochzeit*, vgl. eine Inschrift aus Cures, 201/202 n.Chr., CIL IX 4958: Fulviae Pla[utillae] Aug[ustae] sp[onsae] Imp[eratoris] M[arci] Aureli An[tonini] Aug[usti] et nu[rui] Imp[eratori] L[ucii] Septimi Sev[eri Pii] Pertinacis Aug[usti] … (Der Fulvia Plautilla, Braut [bzw. Verlobte] des Imperators Marcus Aurelius Antoninus Augustus und Schwiegertochter des Imperators Lucius Septimius Severus Pius Pertinax Augustus). Das lag darin begründet, dass ihr Verlobter Caracalla bereits Augustus war und ihr Vaters Plautianus eine mächtige Position inne hatte. Eine andere, auf den 17. Sep. 202 n.Chr. datierte Inschrift nennt Plautilla ebenfalls Augusta (CIL VI 226) – es ist anzunehmen, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits mit Caracalla verheiratet war.
Die acta ludorum saecularium** vom Sommer 203 n.Chr. erwähnen die Schwangerschaft von Plautilla. „Ich halte es durchaus für möglich, … dass ihr PIETAS AVGG-Typ, Kaiserin/Pietas mit Kind im Arm, die Geburt ihres Kindes feiert. Um das Schweigen der lückenhaften literarischen Quellen darüber zu erklären, müssten wir dann wohl annehmen, dass das Kind eine Tochter war***und bald verstarb. Herodians allgemeine Erklärung, dass Caracalla und Plautilla weder Tisch noch Bett teilten, kann meiner Meinung nach die Möglichkeit keineswegs ausschliessen, dass die beiden am Anfang ihrer Ehe doch ein paar Wochen oder Monate lang zusammengeschlafen haben“ (Curtis L. Clay, 2013). Die auf Münzen abgebildeten neugeborenen Kinder des Kaiserhauses sollten die Fruchtbarkeit der Dynastie und die Fürsorge für den Nachwuchs, also die pietas erga liberos demonstrieren. Die Hoffnung auf die Erhaltung der Dynastie und das Wohlergehen des Volkes standen ebenfalls im Mittelpunkt dieser Aussage.

Anhand der Frisur lässt sich nach meinem Dafürhalten recht exakt in die letzte Prägephase der Plautilla (also 204 n.Chr.) datieren. Sie trägt hier die Helmfrisur mit kleinem Haarnest. Die Frisuren zuvor waren die Melonenfrisur (1 = 202/ Anfang 203 n.Chr.) und die Helmfrisur mit großem Haarnest (2 = 203/Anfang 204 n.Chr.).
Beachtenswert, dass Plautilla mit ihrer Frisur anno 204 schon sehr nahe an die Haartracht von Julia Domna anno 210/211 ff. herankommt.
3.jpg

* Anderen Frauen wie Lucilla, Crispina, Julia Paula, Aquilia Severa, Annia Faustina, Orbiana, Tranquillina usw. sprach der Senat den Titel Augusta ebenfalls sofort nach der Hochzeit mit dem Kaiser zu. Faustina minor hingegen wurde erst nach der Geburt ihres ersten Kindes zur Augusta erhoben, jedoch stand ihr Gemahl Marcus Aurelius zu jener Zeit auch nur im Rang eines Caesaren.

** Die acta ist auch zur Klärung einer anderen Frage sehr interessant: Von den an der Feier beteiligten Matronen waren lt. den Marmorfragmenten „die Frauen senatorischen Standes … weit in der Mehrzahl. … Am Schlusse der Namensliste stehen Frauen, die mit Offizieren mittleren Ranges (tribuni, primipili) verheiratet waren; auch dies ein bezeichnendes Detail für das severische Militärregiment. … Historisch sehr bekannt ist die Frau, deren Name als erster unter den equestres steht, Iulia Soaemias Bassiana, … Mutter des Elagabal“ (Hülsen, Neue Fragmente der Acta Ludorum Saecularium, in: Rheinisches Museum für Philologie, 1932, S. 370 f.). Damit lässt sich die Geburt des späteren Kaisers Elagabal, die landläufig in das Jahr 204 datiert wird, eingrenzen: Er kam spätestens Ende April 204 zur Welt, denn seine Mutter nahm an o.g. Festlichkeit vom 2. Juni 204 teil, war also keine Sechswöchnerin mehr.

*** Schaut man sich das Kind auf der Rückseite genau an erkennt man unzweifelhaft am Hinterkopf einen Dutt. Das KÖNNTE die Annahme, dass das erste Kind der Kaiserin ein Mädchen war, bestätigen.




Vielleicht lehnte sich das Reversbild des Plautilla-Denars an eine real existierende stadtrömische Tempelstatue an.
Eine ähnliche Darstellung gibt es als Gewandstatue aus der principia des Legionslager Carnuntinum. Die Sandsteinfigur ist aus zwei Teilen zusammengesetzt: unterhalb des Gewandsaumes verläuft ein Bruch, der sich horizontal durch den gesamten Stein zieht. Das lange Untergewand und die Schuhe sind angefügt worden. Dabei wurden die Beine deutlich überlängt; das rechte Bein ist nicht mehr fortlaufend, sondern nach innen versetzt. Das Untergewand in dichten Falten, darüber ein langärmeliges Obergewand (tunica manicata) und eine mit Ranken verzierte Borte.
Auf der linken Hand sitzt ein sorgfältig gearbeites Knäblein. Der Oberkörper des nackten Kindes fehlt; seine rechte Hand, mit der es an die Bordüre greift, ist aber noch gut zu sehen. Der Kopf der Gewandstatue war ursprünglich separat angesetzt, wie die rechteckige Einlassung beweist. Die Figur weist keine weibliche Brust auf.
4.jpg
Die Aufstellung dieser Figur in den Principia des Legionslagers … spricht in jedem Fall für eine Deutung als Kaiserin. Für die Tracht mit der rankenverzierten Bordüre ist der Kontext zu Denkmälern aus dem syrischen Raum des 2. /3. Jhs. n. Chr indirekt vorbildgebend, es läßt sich aber kaum ein Bezug zu den Kaiserinnen der Severerdynastie herstellen, denn die Gewandstatue wird in das letzte Viertel des 3. bzw. erste Viertel des 4. Jhs. n.Chr. zu datieren sein“ (Landskron, Zur Gewandstatue im Museum Carnuntinum, in: Online-Zeitschrift „Forum Archaeologiae“, Ausgabe 38/III/2006).
F. Studniczka wollte in der Figur den Kaiser Elagabalus im Gewand eines Priesters des Jupiter Heliopolitanus erkennen, in dem Knaben auf dem Arm eine Anspeilung auf Kinderopfer. A. Alföldi (Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, S. 145) wies diese Deutung entschieden zurück – das reich verzierte Gewand der Statue entspräche den goldbestickten Prachtkleidern der Kaiserinnen, die „nichts anderes als die rangabzeichnenden Seitenstücke zu den Galakleidern ihrer Männer waren". Als Kaiserinnen kamen für ihn Galeria Valeria, Magnia Urbica, Helena oder Fausta in Frage. Die letztgenannten drei Damen hätten lt. Landskron jedoch keinberlei Bezug zu Carnuntinum gehabt.
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Re: Severer-Special

Beitrag von Perinawa » Mo 03.01.22 09:06

Mit Plautilla triffst du natürlich genau meinen Nerv. :wink:

Ich hatte vor langer Zeit mal einen Spezial-thread ins Leben gerufen (der allerdings in den Forumstiefen abgetaucht ist), darunter auch die verschiedenen Frisurentypen gegenüber gestellt:

viewtopic.php?f=6&t=35663

viewtopic.php?p=401718#p401718

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 03.01.22 08:25
Anhand der Frisur lässt sich nach meinem Dafürhalten recht exakt in die letzte Prägephase der Plautilla (also 204 n.Chr.) datieren. Sie trägt hier die Helmfrisur mit kleinem Haarnest. Die Frisuren zuvor waren die Melonenfrisur (1 = 202/ Anfang 203 n.Chr.) und die Helmfrisur mit großem Haarnest (2 = 203/Anfang 204 n.Chr.).
Ja, die Helmfrisur ist die letzte in der Prägephase, allerdings gibt es insges. fünf verschiedene Frisurtypen.


Dass es tatsächlich eine antike Quelle gibt, die ein Kind der Plautilla erwähnt, ist mir allerdings neu. 8O

Bist du 100%ig sicher, dass die acta ludorum saecularium die Schwangerschaft von Plautilla explitzit erwähnen?

Grüsse
Rainer
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Re: Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 09:15

Perinawa hat geschrieben:
Mo 03.01.22 09:06


Dass es tatsächlich eine antike Quelle gibt, die ein Kind der Plautilla erwähnt, ist mir allerdings neu. 8O

Bist du 100%ig sicher, dass die acta ludorum saecularium die Schwangerschaft von Plautilla explitzit erwähnen?
Ja.
Die noch existierenden Teile der acta setzen sich aus vielen Marmorbruchstücken zusammen. Ein Teil wurde beim Bau einer mittelalterlichen Mauer auf dem Marsfeld verwendet, der andere, kleinere Teil später beim Aushub für ein großes Mietswohnhaus während der Herrschaft Mussolinis gefunden.
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Re: Severer-Special

Beitrag von Perinawa » Mo 03.01.22 09:18

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 03.01.22 09:15
Ja.
Die noch existierenden Teile der acta setzen sich aus vielen Marmorbruchstücken zusammen. Ein Teil wurde beim Bau einer mittelalterlichen Mauer auf dem Marsfeld verwendet, der andere, kleinere Teil später beim Aushub für ein großes Mietswohnhaus während der Herrschaft Mussolinis gefunden.
Vielen Dank. Sehr interessant. Wir haben mehrmals über ein mögliches Kind der Plautilla "gestritten", aber bisher wurde nie eine Quelle genannt, die ein Kind auch explizit erwähnt.
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Re: Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 09:24

Perinawa hat geschrieben:
Mo 03.01.22 09:18
Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 03.01.22 09:15
Ja.
Die noch existierenden Teile der acta setzen sich aus vielen Marmorbruchstücken zusammen. Ein Teil wurde beim Bau einer mittelalterlichen Mauer auf dem Marsfeld verwendet, der andere, kleinere Teil später beim Aushub für ein großes Mietswohnhaus während der Herrschaft Mussolinis gefunden.
Vielen Dank. Sehr interessant. Wir haben mehrmals über ein mögliches Kind der Plautilla "gestritten", aber bisher wurde nie eine Quelle genannt, die ein Kind auch explizit erwähnt.
Doch, das habe ich hier im Forum schon gelesen:
Curtis L. Clay hatte dies 2013 geschrieben (und Richard später auch einmal zitiert).
Ich hatte dazu 2020 auch schon geschrieben viewtopic.php?f=90&t=37704&p=524945&hilit=geta#p524945
Gruss
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Re: Severer-Special

Beitrag von Perinawa » Mo 03.01.22 09:37

Du hattest selbst damals dieses Werk angeführt (S. 274 f.):

https://books.google.de/books?id=WpkEL0 ... 26&f=false

Hier wird jedoch nochmals darauf hingewiesen, dass es keinesfalls zwingende Indizien dafür gibt, an ein Kind zu denken. Ich stehe einem Kind nach wie vor halt skeptisch gegenüber. Siehe insbes. die Schlussbetrachtung S. 276... :wink:

Es gibt also nicht wirklich neue Erkenntnisse. Es wird nur gesagt, dass die Erwähnung der Juno Lucina auf eine Geburt im Kaiserhaus hindeuten könnte. Nicht mehr und nicht weniger.
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T........s
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Re: Severer-Special

Beitrag von T........s » Mo 03.01.22 10:09

A) Wunderschöner Denar. Glückwunsch.
B) Natürlich tolle interessante Rv. Darstellung.
C) Danke für die Vorstellung, werde ich nach dem Frühstück gleich Mal lesen.

Danke :)
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Re: Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 10:37

Perinawa hat geschrieben:
Mo 03.01.22 09:37
Du hattest selbst damals dieses Werk angeführt (S. 274 f.):

https://books.google.de/books?id=WpkEL0 ... 26&f=false

Hier wird jedoch nochmals darauf hingewiesen, dass es keinesfalls zwingende Indizien dafür gibt, an ein Kind zu denken. Ich stehe einem Kind nach wie vor halt skeptisch gegenüber. Siehe insbes. die Schlussbetrachtung S. 276... :wink:

Es gibt also nicht wirklich neue Erkenntnisse. Es wird nur gesagt, dass die Erwähnung der Juno Lucina auf eine Geburt im Kaiserhaus hindeuten könnte. Nicht mehr und nicht weniger.
Danke für deinen Hinweis.
Dein Einwand ist absolut berechtigt :D
Hier der erwähnte Lichtenberger-Aureus
1.jpg
Juno, flankiert von zwei Wickelkindern, hält eine Blume in der Hand = Spes (Hoffnung) auf Kind.
2.jpg
:roll:
Schnegg schreibt weiter:
"Plautianus’ Tochter, Fulvia Plautilla, Augusta seit ihrer Verlobung mit Caracalla im Jahr 201 n. Chr.; die Hochzeit fand im darauffolgenden Jahr statt. Sie war unter fünfundzwanzig Jahre alt. Mit Sicherheit kann sie nicht eine der 109 Matronen gewesen sein, die Iulia Domna begleiteten (Anm: Der Name von MatrSen Nr. 1, Fl. Pollitta, ist erhalten, sie war die Ehefrau des Magisters des Kollegiums der XVviri im Jahr 203 n. Chr., Manilius Fuscus. Aus offensichtlichen protokollarischen Gründen hätte MatrSen Nr. 1 nicht vor der Augusta Plautilla genannt sein könnenwar aber wahrscheinlich im Publikum anwesend" (S. 447 f.).
Hier stellt sich also die Frage, ob Schnegg mit der Verlobung 201 recht hat und wann genau die Kaiserfamilie zurückkehrte (siehe mein erstes posting oben: Frühjahr 202 :roll: ). Das wäre für die zeitliche Einordnung der Hochzeit 202 sicherlich wichtig wg. der Chronologie der Palutillamünzen
Zuletzt geändert von Lucius Aelius am Mo 03.01.22 10:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Severer-Special

Beitrag von Numis-Student » Mo 03.01.22 10:50

Hallo:

zuerst: toller Beitrag über eine schöne Münze :-)

Ich habe jetzt den Plautilla-Beitrag ins Unterforum "Kaiser" verschoben, denn da gehört er hin.

Drittens noch ein kleiner Einwand (oder eher eine Nachfrage): Babys haben ja normalerweise noch keine / wenig Haare. Gibt es Parallelen für ein Baby mit Dutt, um anzudeuten, dass es ein Mädchen ist ?
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Severer-Special

Beitrag von Perinawa » Mo 03.01.22 10:55

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 03.01.22 10:37
Danke für deinen Hinweis.
Dein Einwand ist absolut berechtigt
Versteh' mich bitte nicht falsch. Ich meine halt nach wie vor, dass es eben "offen" ist. Möglich ist es natürlich nach wie vor. Ich hätte da auch lieber klarere Aussagen von den antiken Geschichtsschreibern...
Numis-Student hat geschrieben:
Mo 03.01.22 10:50
Ich habe jetzt den Plautilla-Beitrag ins Unterforum "Kaiser" verschoben, denn da gehört er hin.
Super. Vielen Dank. Ja, mittlerweile hat sich doch da einiges zusammentragen lassen. Noch zwei Silberlinge, dann habe ich die Denarreihe der Plautilla tatsächlich "komplett". Eine Vs/Rs-Kombi scheint doch recht selten zu sein.
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Re: Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 10:59

Schwierige Frage.
Unbenannt.jpg
Mir sieht das sehr nach einem Dutt aus und wohl eher nicht nach einem Stempelfehler :roll:
Oftmals (immer) sind die nackten Kinder nur mit Kugelköpfen dargestellt. Dass sie anhand der Haare schon geschlechtlich spezifiziert wurden ist mir auch nicht bekannt. Gerade deshalb hatte ich damals den Denar gekauft, weil mir das ungewöhnlich erschien.
Gruss
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Re: Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 11:02

Perinawa hat geschrieben:
Mo 03.01.22 10:55

Versteh' mich bitte nicht falsch. Ich meine halt nach wie vor, dass es eben "offen" ist.
Ganz im gegenteil - ich bin sehr froh über deine aktive Mitarbeit!!!!
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Perinawa (Mo 03.01.22 11:31)
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Re: Severer-Special

Beitrag von Perinawa » Mo 03.01.22 11:34

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 03.01.22 10:59
Mir sieht das sehr nach einem Dutt aus und wohl eher nicht nach einem Stempelfehler
Meine beiden Plautilla-Pieta-kids haben Kugel- bzw. Eierköpfe. Also ich denke da schon eher an einen Zufall bzw. Stempel"fehler". Man müsste dazu mal andere Exemplare von ACSearch etc. vergleichen. Die Frage von Numis-Student, ob denn schon Babys mit Dutt abgebildet werden, ist schon ziemlich berechtigt, zumal der Dutt ja höchstwahrscheinlich nicht aus eigenem Haar geflochten war.
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Re: Severer-Special

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 03.01.22 11:43

4.jpg
Ergo: Falls das jugendliche Alter Plautillas (unter 25 Jahren) ausschlaggebend war und explizit ihre Teilnahme als Matrone beim Juno-Ritual vom 2. Juni ausschloss, erübrigen sich automatisch Überbelegungen, ob
1. Plautilla vor den ludi saeculares ein Kind geboren hat, das im Juni 204 noch lebte
2. Plautilla vor den ludi saeculares ein Kind geboren hat und bereits vor Juni 204 wieder verloren hat
3. Plautilla noch gar nicht schwanger war
Gruss
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Re: Severer-Special

Beitrag von Perinawa » Mo 03.01.22 12:33

Lucius Aelius hat geschrieben:
Mo 03.01.22 10:59
Oftmals (immer) sind die nackten Kinder nur mit Kugelköpfen dargestellt.
Hier mal eines mit Haarpracht am Hinterkopf. Übrigens eine seltene Stempelkoppelung, da die Pietas-Rückseite noch mit der älteren Frisurenvariante verwandt wurde.

viewtopic.php?p=444407#p444407
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Lucius Aelius (Mo 03.01.22 13:04)
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