Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Deutschland vor 1871
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klosterschueler
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Beitrag von klosterschueler » Di 18.09.07 22:52

KarlAntonMartini hat geschrieben:Nach den napoleonischen Kriegen scheint das ganze europäische Geldwesen sich erst nach und nach wieder stabilisiert zu haben.
Wie z.B bei diesem Stück....
http://www.numismatikforum.de/ftopic21447.html

Euer Klosterschüler
„Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

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KarlAntonMartini
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Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von KarlAntonMartini » So 18.11.07 18:50

"Judenpfennig" heißen Phantasiemünzen in Pfenniggröße, die nach ca. 1815 kommerziell hergestellt wurden und möglicherweise über jüdische Geldwechsler verteilt wurden. Infolge des Kleingeldmangels und der Gewöhnung des Publikums an Geld aus aller Herren Länder in den napoleonischen Kriegen, liefen sie tatsächlich um. Vielen Sammlern - auch mir vor 40 Jahren - geben sie mit ihren fiktiven Wappen und Nominalen (Theler, Atribuo,...) Rätsel auf. Grüße, KarlAntonMartini
Münzsammler seit 60 Jahren. Mitglied im Numismatischen Verein zu Dresden und der Oriental Numismatic Society.

Basil
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Judenpfennig

Beitrag von Basil » So 18.11.07 18:52

Die Judenpfennige wurden mangels Kleinmünzen neben den regulären Prägungen ca. 1820 von den Juden in Umlauf gebracht. Diese Judenpfennige waren wesentlich leichter und geringhaltiger als das offizielle Kleingeld und hatten teilweise auch komische Namen. Sammler sprechen von Theler, Halbac und ähnlichen Bezeichnungen. m.E. waren sie im Rheinland im Umlauf und brachten große Gewinne. Auf Auktionen werden gelegentlich Frankfurter Judenpfennige angeboten.

Gruß Basil

vMadai
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Beitrag von vMadai » Do 22.11.07 21:44

Die Judenpfennige sind übrigens auch im KM unter Frankfurt aufgeführt (wenigestens in der Auflage von 1982).

Gruß,
vMadai

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onbed
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Beitrag von onbed » Fr 23.11.07 15:55

Hallo,

auch im Standard Catalog of German Coins (1601 to present) von 1998 sind die Judenpfennige verzeichnet. Sie heißen dort THELER, ATRIBUO, ROPELL oder HALBAG. Es gibt auch Pfennige und Heller.

Ich besitze einen Judenpfennig von Frankfurt. Ist zwar nicht das beste Stück, aber zum Anschauen reicht es. Auch in dem uns bekannten Auktionshaus werden Frankfurter Judenpfennige immer wieder angeboten.

Gruß
Onbed
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Frankfurt Judenpfenning 1822 Hahn.jpg

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Schaukasten altdeutsche Münzen

Beitrag von Pfennig 47,5 » So 09.02.25 12:15

1 Pfenning 1822 Stadt Frankfurt auch als Judenpfennig bezeichnet
20190603_101439.jpg
20190603_101506.jpg
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Re: Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von Numis-Student » So 09.02.25 21:29

Ich finde diese Gruppe der "Judenpfennige" immer wieder spannend - Dass da private Händler Stücke in großen Mengen in Auftrag geben und in Umlauf bringen konnten, nur um selber Profit daraus zu schlagen.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von KarlAntonMartini » So 09.02.25 22:01

Numis-Student hat geschrieben:
So 09.02.25 21:29
Ich finde diese Gruppe der "Judenpfennige" immer wieder spannend - Dass da private Händler Stücke in großen Mengen in Auftrag geben und in Umlauf bringen konnten, nur um selber Profit daraus zu schlagen.

MR
Im prinzip das gleiche Phänomen wie die britischen Token. Die offiziellen Münzherren kamen mit der Bereitstellung von ausreichend Kleingeld nicht hinterher. In D. war der Prozeß verzögert, wie auch die Industrialisierung später als im UK dran war. Grüße KarlAntonMartini
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Re: Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von Numis-Student » So 09.02.25 22:36

Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig sehe, aber bei den Briten sehe ich zumindest auch die Absicht, den EIGENEN Geldumlauf zu unterstützen und dem Mangel an Kleingeld abzuhelfen (daher ja auch die Angaben zu Herstellern / Auftraggebern).
Bei diesen Prägungen scheint es ja nur um Bereicherung zu gehen, daher auch die Ausgabe in angrenzenden altdeutschen Staaten.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von pinpoint » Mo 10.02.25 21:25

We also know this coin in The Netherlands. Here it was a circulation coin known under de name of Bleyensteinse Duit / Lanschotje ( name of salesman and bankier) . The last coins of the Republic are minted during the French occupation ( Bataafse Republiek) 1795 -1806 . Minting of new circulation coins started again in 1817-1818 under the reign of King Willem I . Due the shortage of small change this coin was imported en masse from Germany to serve as a circulation coin .

Regards , Pinpoint
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Screenshot_20250210_205133_Chrome (1).jpg
ble duit 1819 A2.jpg
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COGITO , ERGO SUM

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Re: Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 10.02.25 22:12

Numis-Student hat geschrieben:
So 09.02.25 22:36
Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig sehe, aber bei den Briten sehe ich zumindest auch die Absicht, den EIGENEN Geldumlauf zu unterstützen und dem Mangel an Kleingeld abzuhelfen (daher ja auch die Angaben zu Herstellern / Auftraggebern).
Bei diesen Prägungen scheint es ja nur um Bereicherung zu gehen, daher auch die Ausgabe in angrenzenden altdeutschen Staaten.
So scharf ist das nicht zu trennen. Der Kleingeldmangel war extrem, übrigens auch in Indien und weiter im Osten (z.B. Singapur). Die Hersteller und Händler verdienten immer daran, wie ja auch der Staat einen Schlagschatz beanspruchte. - Was Pinpoint von den Niederlanden berichtet, war mir neu, aber plausibel. Grüße KarlAntonMartini
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Re: Die sogenannten Frankfurter "Judenpfennige"

Beitrag von Numis-Student » So 27.04.25 00:07

Heute kamen wieder 3 Exemplare in meine Sammlung...
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Jp_3.jpg
Jp_2.jpg
Jp_1.jpg
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Lackland (So 27.04.25 00:22) • Chippi (So 27.04.25 11:32) • Dittsche (So 27.04.25 11:48) • vinzwm4 (So 27.04.25 17:37)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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