Historisch interessante Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
- chinamul
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Hierher paßt vielleicht auch der folgende Aufsatz, den ich vor einigen Jahren mal für das Trierer "Petermännchen", das Jahrbuch der "Trierer Münzfreunde", geschrieben habe.
Versuch einer zeitlichen Eingrenzung von vermuteten baulichen Veränderungen am Pharos von Alexandria im 2. nachchristlichen Jahrhundert unter ausschließlicher Heranziehung numismatischer Belege
Der Leuchtturm von Alexandria wurde unter Ptolemaios II im frühen dritten Jahrhundert v. Chr. vom Baumeister Sostratos aus Knidos auf der Alexandria vorgelagerten Insel Pharos erbaut. Da er infolge zweier Erdbeben in den Jahren 1302 und 1326 einstürzte, liegt die Vermutung nahe, daß auch die hier angesprochene bauliche Umgestaltung durch die Folgen eines Erdbebens erforderlich wurde. Leider konnten trotz langer Suche keine Berichte über ein derartiges Ereignis gefunden werden, so daß es sich hier nur um Schlußfolgerungen aufgrund numismatischer Zeugnisse handeln kann.
Im Zuge dieses zu vermutenden Umbaues wurde der ursprünglich ebenerdige Eingang am Turmfuß (Abb. 1b) angehoben und war danach nur noch über eine Treppe (Abb. 2b) zu erreichen. Es scheint überdies, als sei die Höherlegung des Eingangs auch mit einer Anböschung am Turmfuß verbunden worden, auf der dann die Treppe verlegt wurde, was für die Annahme statischer Gründe für die Umgestaltung sprechen würde.
Die Darstellungen des Pharos auf den Münzen Alexandrias weichen teilweise erheblich voneinander ab. So ist auf einigen Stücken deutlich die in arabischen Quellen beschriebene Dreigliederung des insgesamt knapp über 100 m hohen Bauwerks zu erkennen, dessen unterer Abschnitt bis in eine Höhe von etwa 65 m einen sich nach oben verjüngenden quadratischen Querschnitt aufwies. Darauf erhob sich ein oktogonaler Aufbau mit einer Höhe von ungefähr 30 m, und ein Zylinder von ca. 9 m Höhe, der das eigentliche Leuchtfeuer, die Laterna, enthielt, bildete den Abschluß, der noch von einer Statue gekrönt wurde. Zusätzlich schmückten bucinablasende Tritonen den Absatz zwischen dem zweiten Turmabschnitt und der zylindrischen Laterna.
Andere Stücke jedoch gliedern den Turm anders, besonders hinsichtlich seiner Proportionen. In einem Punkt jedoch, der von den Stempelschneidern offenbar als bedeutsam empfunden wurde, stimmen die Münzbilder ausnahmslos überein: Alle Münzen Hadrians (117 - 138) zeigen einen ebenerdigen Eingang, und auch auf die ersten Ausgaben seines Nachfolgers Antoninus Pius (138 - 161) trifft dies noch zu, während ebenso übereinstimmend sämtliche späteren Münzen den neuen Zustand abbilden. Diese auffällige Veränderung am Aussehen des Wahrzeichens der Stadt müssen die verschiedenen Stempelschneider wohl für so wichtig gehalten haben, daß sie sie, im Gegensatz zu aller sonst in Anspruch genommenen künstlerischen Freiheit bei der Darstellung des Leuchtturmes, wohl auch auf den von ihnen geschaffenen Münzbildern glaubten festhalten zu sollen.
Anhand der einschlägigen Kataloge von Milne (Milne, J. G., Catalogue of Alexandrian Coins, Oxford 1927, Repr. 1971) und Förschner (Förschner, Gisela, Die Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien, Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main, o. J., Bd. 35) läßt sich der Zeitraum, innerhalb dessen die bauliche Veränderung erfolgte, auf etwa sieben bis acht Monate eingrenzen. Milne führt, leider ohne Abbildung und deshalb nicht absolut gesichert, unter der Nummer 1608 ein Stück an, bei dem er die von ihm sonst stets ausdrücklich beschriebene Höherlegung des Eingangs mit den Stufen noch nicht erwähnt, während das früheste Stück mit einer Darstellung des umgebauten Turms sich bei Förschner unter der Nummer 558 abgebildet findet. Beide Stücke, sowohl dasjenige, das noch den alten Zustand zeigt, als auch das früheste mit der neuen Abbildung, stammen aus dem Jahr 2 der Regierungszeit des Antoninus Pius, wurden also 138/139 geprägt.
Wenn man unterstellt, daß mit dem Jahr 2 (LB) datierte Stempel, die zwischen dem 10. 7. 138 (Beginn der Herrschaft des Antoninus Pius) und dem 30. 8. 138 (Beginn seines 2. Regierungsjahres nach ägyptischer Zeitrechnung) in Vorbereitung auf die im kommenden Regierungsjahr anstehende Prägung bereits angefertigt worden waren und, ungeachtet einer inzwischen eventuell erfolgten Umgestaltung des Turmeinganges, zunächst noch verwendet wurden, bevor man im weiteren Verlaufe des Regierungsjahres dem veränderten Zustand auch im Münzbild Rechnung trug, so ergibt der rein numismatische Befund einen maximalen Zeitraum von knapp 14 Monaten, nämlich vom 10. 7. 138 bis zum 29. 8. 139, innerhalb dessen der Umbau erfolgt sein muß. Weiterhin darf vermutet werden, daß, selbst wenn man sich nach der hier unterstellten Beschädigung mit dem Umbau beeilte, die Planung der baulichen Maßnahmen und ihre Durchführung dennoch eine gewisse Zeit in Anspruch genommen haben müssen. Es ist sicher nicht verfehlt, dafür mindestens drei bis vier Monate einzukalkulieren. Andererseits mußten die Sanierungsmaßnahmen innerhalb des zweiten Regierungsjahres des Antoninus Pius so rechtzeitig abgeschlossen worden sein, daß die Münzprägung vor dem 29. 8. 139 noch mit der Jahresangabe LB und einer veränderten Darstellung des Pharos darauf reagieren konnte. Auch dafür ist mit Sicherheit ein weiterer Monat zu veranschlagen.
Damit muß sich die unterstellte Notwendigkeit zu einem Umbau zwischen August 138 und Juli 139 ergeben haben, während für den Umbau selbst wohl die Zeitspanne von Oktober 138 bis Mai/Juni 139 in Frage kommt.
Gruß
chinamul
Versuch einer zeitlichen Eingrenzung von vermuteten baulichen Veränderungen am Pharos von Alexandria im 2. nachchristlichen Jahrhundert unter ausschließlicher Heranziehung numismatischer Belege
Der Leuchtturm von Alexandria wurde unter Ptolemaios II im frühen dritten Jahrhundert v. Chr. vom Baumeister Sostratos aus Knidos auf der Alexandria vorgelagerten Insel Pharos erbaut. Da er infolge zweier Erdbeben in den Jahren 1302 und 1326 einstürzte, liegt die Vermutung nahe, daß auch die hier angesprochene bauliche Umgestaltung durch die Folgen eines Erdbebens erforderlich wurde. Leider konnten trotz langer Suche keine Berichte über ein derartiges Ereignis gefunden werden, so daß es sich hier nur um Schlußfolgerungen aufgrund numismatischer Zeugnisse handeln kann.
Im Zuge dieses zu vermutenden Umbaues wurde der ursprünglich ebenerdige Eingang am Turmfuß (Abb. 1b) angehoben und war danach nur noch über eine Treppe (Abb. 2b) zu erreichen. Es scheint überdies, als sei die Höherlegung des Eingangs auch mit einer Anböschung am Turmfuß verbunden worden, auf der dann die Treppe verlegt wurde, was für die Annahme statischer Gründe für die Umgestaltung sprechen würde.
Die Darstellungen des Pharos auf den Münzen Alexandrias weichen teilweise erheblich voneinander ab. So ist auf einigen Stücken deutlich die in arabischen Quellen beschriebene Dreigliederung des insgesamt knapp über 100 m hohen Bauwerks zu erkennen, dessen unterer Abschnitt bis in eine Höhe von etwa 65 m einen sich nach oben verjüngenden quadratischen Querschnitt aufwies. Darauf erhob sich ein oktogonaler Aufbau mit einer Höhe von ungefähr 30 m, und ein Zylinder von ca. 9 m Höhe, der das eigentliche Leuchtfeuer, die Laterna, enthielt, bildete den Abschluß, der noch von einer Statue gekrönt wurde. Zusätzlich schmückten bucinablasende Tritonen den Absatz zwischen dem zweiten Turmabschnitt und der zylindrischen Laterna.
Andere Stücke jedoch gliedern den Turm anders, besonders hinsichtlich seiner Proportionen. In einem Punkt jedoch, der von den Stempelschneidern offenbar als bedeutsam empfunden wurde, stimmen die Münzbilder ausnahmslos überein: Alle Münzen Hadrians (117 - 138) zeigen einen ebenerdigen Eingang, und auch auf die ersten Ausgaben seines Nachfolgers Antoninus Pius (138 - 161) trifft dies noch zu, während ebenso übereinstimmend sämtliche späteren Münzen den neuen Zustand abbilden. Diese auffällige Veränderung am Aussehen des Wahrzeichens der Stadt müssen die verschiedenen Stempelschneider wohl für so wichtig gehalten haben, daß sie sie, im Gegensatz zu aller sonst in Anspruch genommenen künstlerischen Freiheit bei der Darstellung des Leuchtturmes, wohl auch auf den von ihnen geschaffenen Münzbildern glaubten festhalten zu sollen.
Anhand der einschlägigen Kataloge von Milne (Milne, J. G., Catalogue of Alexandrian Coins, Oxford 1927, Repr. 1971) und Förschner (Förschner, Gisela, Die Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien, Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main, o. J., Bd. 35) läßt sich der Zeitraum, innerhalb dessen die bauliche Veränderung erfolgte, auf etwa sieben bis acht Monate eingrenzen. Milne führt, leider ohne Abbildung und deshalb nicht absolut gesichert, unter der Nummer 1608 ein Stück an, bei dem er die von ihm sonst stets ausdrücklich beschriebene Höherlegung des Eingangs mit den Stufen noch nicht erwähnt, während das früheste Stück mit einer Darstellung des umgebauten Turms sich bei Förschner unter der Nummer 558 abgebildet findet. Beide Stücke, sowohl dasjenige, das noch den alten Zustand zeigt, als auch das früheste mit der neuen Abbildung, stammen aus dem Jahr 2 der Regierungszeit des Antoninus Pius, wurden also 138/139 geprägt.
Wenn man unterstellt, daß mit dem Jahr 2 (LB) datierte Stempel, die zwischen dem 10. 7. 138 (Beginn der Herrschaft des Antoninus Pius) und dem 30. 8. 138 (Beginn seines 2. Regierungsjahres nach ägyptischer Zeitrechnung) in Vorbereitung auf die im kommenden Regierungsjahr anstehende Prägung bereits angefertigt worden waren und, ungeachtet einer inzwischen eventuell erfolgten Umgestaltung des Turmeinganges, zunächst noch verwendet wurden, bevor man im weiteren Verlaufe des Regierungsjahres dem veränderten Zustand auch im Münzbild Rechnung trug, so ergibt der rein numismatische Befund einen maximalen Zeitraum von knapp 14 Monaten, nämlich vom 10. 7. 138 bis zum 29. 8. 139, innerhalb dessen der Umbau erfolgt sein muß. Weiterhin darf vermutet werden, daß, selbst wenn man sich nach der hier unterstellten Beschädigung mit dem Umbau beeilte, die Planung der baulichen Maßnahmen und ihre Durchführung dennoch eine gewisse Zeit in Anspruch genommen haben müssen. Es ist sicher nicht verfehlt, dafür mindestens drei bis vier Monate einzukalkulieren. Andererseits mußten die Sanierungsmaßnahmen innerhalb des zweiten Regierungsjahres des Antoninus Pius so rechtzeitig abgeschlossen worden sein, daß die Münzprägung vor dem 29. 8. 139 noch mit der Jahresangabe LB und einer veränderten Darstellung des Pharos darauf reagieren konnte. Auch dafür ist mit Sicherheit ein weiterer Monat zu veranschlagen.
Damit muß sich die unterstellte Notwendigkeit zu einem Umbau zwischen August 138 und Juli 139 ergeben haben, während für den Umbau selbst wohl die Zeitspanne von Oktober 138 bis Mai/Juni 139 in Frage kommt.
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Hallo an alle Leser dieses Threads!
Inzwischen ist dieser Thread so groß geworden, daß es schwierig ist, ein bestimmtes Thema zu finden. Deshalb möchte ich hier anregen, eine Art von Inhaltsverzeichnis zu erstellen, um ein bestimmtes Thema schneller zu finden. Z.B. eine Liste mit Thema und Seitenzahl. Was meint ihr dazu? Habt ihr andere Vorschläge?
Mit freundlichem Gruß
Inzwischen ist dieser Thread so groß geworden, daß es schwierig ist, ein bestimmtes Thema zu finden. Deshalb möchte ich hier anregen, eine Art von Inhaltsverzeichnis zu erstellen, um ein bestimmtes Thema schneller zu finden. Z.B. eine Liste mit Thema und Seitenzahl. Was meint ihr dazu? Habt ihr andere Vorschläge?
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Zuletzt geändert von Peter43 am Sa 09.07.05 03:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Gute Idee! Man könnte auf der ersten Seite ein Inhaltsverzeichnis anlegen, indem jemand der dort gepostet hat den Job übernimmt, neue Beiträge jeweils mit Titel und Seitenzahl einzufügen. Nicht dass ich es anderen aufbürden will, aber beim Start dieses Threads war ich nicht dabei und habe deshalb zu Beginn nicht gepostet. Wenn jemand eine andere Idee hat, übernehme ich die Aufgabe gerne.
Gruss, Pscipio
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Nicht unbedingt, wenn einfach einer der Autoren der ersten Seite seinen Beitrag editiert und ein Inhaltsverzeichnis einfügt. Er muss es dann einfach immer aktualisieren, sobald ein neues Thema auftaucht, aber das sollte dann ja kein Problem sein, oder? Würde sich jemand der ersten Seite, der regelmässig online ist, dazu bereit erklären? Ein aktuelles Inhaltsverzeichnis aller bisherigen Threads könnte ich gerne erstellen und beisteuern, das wäre ja keine sehr grosse Arbeit.Peter43 hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob das möglich ist. Aber dazu werden bestimmt die Moderatoren gebraucht!
Gruss, Pscipio
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Ich möchte mich dieser Idee auch anschließen - finde sie gut, da ich einiges bestimmt noch öfters durchlesen werde.
Gruß Chippi
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
- Peter43
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Quietus, 260-261 n.Chr.
Früher galten die Münzen des Quietus als große Raritäten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kommen sie aber häufiger auf den Markt, sodaß sie auch für normale Sterbliche erschwinglich sind. Hier ist der Antoninian RIC 9:
AE - Antoninian, 2.57g, 23.4mm
Antiochia 261 n.Chr.
Av.: IMP C FVL QUIETVS PF AVG
Büste, drapiert und geharnischt, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: ROMAE AETERNAE
behelmte Roma sitzt n.l. auf Schild, hält Victoriola in der re und
Speer in der li Hand
im Abschnitt: 2 Punkte
RIC V/2, 9 var., unrecorded; C.11; Göbl 1739f
R2!; SS, attraktive Sandpatina
ex Salem coll.
Anm.: RIC 9 beschreibt 2 Punkte im Abschnitt nur in Zusammenhang mit einem Stern im li Feld!
Quietus war einer der vielen Usurpatoren unter Gallienus. Es war die schlimmste Zeit des Römischen Reiches. Das Jahr 261 ging in die Geschichte ein als 'das Jahr der 30 Tyrannen'. Quietus war wie sein Bruder Macrianus jun. der Sohn des Macrianus sen. Der Ursprung der Macrianus-Familie ist unbekannt. Sie revoltierten, nachdem Valerian 260 n.Chr. besiegt und von den Persern unter Sapor gefangengenommen worden war. T.(?) Fulvius Macrianus sen. hatte unter Valerian eine militärische Reiterkarriere gemacht. Er war verheiratet mit einer Frau von adliger Herkunft, wahrscheinlich namens Julia. Er diente als rationibus Augusti unter Valerian, und es wird von ihm gesagt, daß er die Christenverfolgung in seiner Provinz anstiftete.
Später begleitete er Kaiser Valerian bei seinem Persischen Feldzug als procurator arcae
et praepositus annonae in expeditione Persica. Das war soetwas wie der Generalquartiermeister. Nach Eusebius war er es, der Valerian an die Perser verriet.
Als Valerian 260 von den Persern gefangengenommen worden war, wurde dessen Sohn Gallienus, der bereits seit 253 Mitregent war, Alleinherrscher. Aber der war weit weg im Westen. Deshalb, und als Antwort auf die militärische Katastrophe, wählte die Ostarmee ihren eigenen Kaiser. Der Prätorianerpräfekt Ballista (oder Callistus) schlug Macrianus sen. als neuen Herrscher vor. Aber Macrianus lehnte diese Ehre ab aufgrund seines hohen Alters und seines gebrechlichen Gesundheitszustandes. An seiner Stelle wurden seine Söhne Macrianus jun. und Quietus zu Kaisern ausgerufen. Das war im September 260. Zwei Gründe waren ausschlaggebend für diese Usurpation: Als procurator arcae et praepositus annonae hatte er die Kriegskasse des Valerian unter sich.So war er in der Lage, Münzen zu prägen. Zudem besiegten die Römer unter dem Prätorianerpräfekten Ballista die von Sapor geführten Perser bei Corycus und zwangen sie, sich über den Euphrat zurückzuziehen. Dies verführte Macrianus, voll von Siegeszuversicht, die Herrschaft des Gallienus herauszufordern.
T. Fulvius Iunius Macrianus iun.und T. Fulvius Iunius Quietus waren die Söhne von Macrianus sen. und einer adligen Mutter. Nach der Historia Augusta dienten beide als Militärtribunen unter Valerian, doch muß diese Information als reine Fiktion zurückgewiesen werden. Als sie zu Kaisern ausgerufen worden waren, wurden Gold- und Silbermünzen in ihrem Namen geprägt. Einige von ihnen, welche die Reverslegenden FIDES MILITVM, FORTVNA REDVX, MARTI PROPVGNATORI, SOLI INVICTO und VICTORIA AVGG tragen, ehrten die Armee und ihr Vertrauen auf den Sieg. Andere Münzen proklamierten den Beginn einer neuen und glückbringenden Herrschaft für das Römische Reich: ROMAE AETERNAE, SPES PVBLICA, INDVLGENTIA AVG, AEQVITAS AVGG, PIETAS AVGG. Macrianus jun. und Quietas wurden auch Consuln. Ihre Herrschaft wurde bald anerkannt im Osten des Reiches und in Ägypten.Aber früher und später mußten die Macriani sich mit Gallienus auseinandersetzen, der immerhin noch Italien und den Balkan beherrschte. Deshalb marschierte Macrianus sen. und jun. nach Westen,um gegen Gallienus zu kämpfen, während Quietus und Ballista im Osten blieben, um die Herrschaft über diese Region zu sichern.
Im Herbst 261 wurden die Macriani von Aureolus oder Domitian in Illyrien (an der Grenze zu Thrakien) besiegt und von den eigenen Soldaten ermordet. Nach dieser Niederlage verlor Quietus die Macht über den Osten, während die Macht des Odaenathus von Palmyra wuchs. Dieser war Gallienus gegenüber loyal geblieben. Zusammen mit Ballista zog sich Quietus nach Emesa zurück, wo er von den Einwohnern dieser Stadt ermordet wurde, um der Belagerung durch Odaenathus zu entgehen.
Ballista, der in den Quellen auch unter dem Namen Callistus erscheint, wurde nach der Historia Augusta nach dem Tod des Quietus zum Kaiser ausgerufen. Doch auch dies scheint eine Erfindung des anonymen Autors zu sein.. Er wurde durch Odaenathus von Palmyra hingerichtet.
Quellen:
www.roman-emperors.org
Michael Grant: Die römischen Kaiser
Edward Gibbon: Der Untergang des Römischen Reiches
Mit freundlichem Gruß
Früher galten die Münzen des Quietus als große Raritäten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kommen sie aber häufiger auf den Markt, sodaß sie auch für normale Sterbliche erschwinglich sind. Hier ist der Antoninian RIC 9:
AE - Antoninian, 2.57g, 23.4mm
Antiochia 261 n.Chr.
Av.: IMP C FVL QUIETVS PF AVG
Büste, drapiert und geharnischt, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: ROMAE AETERNAE
behelmte Roma sitzt n.l. auf Schild, hält Victoriola in der re und
Speer in der li Hand
im Abschnitt: 2 Punkte
RIC V/2, 9 var., unrecorded; C.11; Göbl 1739f
R2!; SS, attraktive Sandpatina
ex Salem coll.
Anm.: RIC 9 beschreibt 2 Punkte im Abschnitt nur in Zusammenhang mit einem Stern im li Feld!
Quietus war einer der vielen Usurpatoren unter Gallienus. Es war die schlimmste Zeit des Römischen Reiches. Das Jahr 261 ging in die Geschichte ein als 'das Jahr der 30 Tyrannen'. Quietus war wie sein Bruder Macrianus jun. der Sohn des Macrianus sen. Der Ursprung der Macrianus-Familie ist unbekannt. Sie revoltierten, nachdem Valerian 260 n.Chr. besiegt und von den Persern unter Sapor gefangengenommen worden war. T.(?) Fulvius Macrianus sen. hatte unter Valerian eine militärische Reiterkarriere gemacht. Er war verheiratet mit einer Frau von adliger Herkunft, wahrscheinlich namens Julia. Er diente als rationibus Augusti unter Valerian, und es wird von ihm gesagt, daß er die Christenverfolgung in seiner Provinz anstiftete.
Später begleitete er Kaiser Valerian bei seinem Persischen Feldzug als procurator arcae
et praepositus annonae in expeditione Persica. Das war soetwas wie der Generalquartiermeister. Nach Eusebius war er es, der Valerian an die Perser verriet.
Als Valerian 260 von den Persern gefangengenommen worden war, wurde dessen Sohn Gallienus, der bereits seit 253 Mitregent war, Alleinherrscher. Aber der war weit weg im Westen. Deshalb, und als Antwort auf die militärische Katastrophe, wählte die Ostarmee ihren eigenen Kaiser. Der Prätorianerpräfekt Ballista (oder Callistus) schlug Macrianus sen. als neuen Herrscher vor. Aber Macrianus lehnte diese Ehre ab aufgrund seines hohen Alters und seines gebrechlichen Gesundheitszustandes. An seiner Stelle wurden seine Söhne Macrianus jun. und Quietus zu Kaisern ausgerufen. Das war im September 260. Zwei Gründe waren ausschlaggebend für diese Usurpation: Als procurator arcae et praepositus annonae hatte er die Kriegskasse des Valerian unter sich.So war er in der Lage, Münzen zu prägen. Zudem besiegten die Römer unter dem Prätorianerpräfekten Ballista die von Sapor geführten Perser bei Corycus und zwangen sie, sich über den Euphrat zurückzuziehen. Dies verführte Macrianus, voll von Siegeszuversicht, die Herrschaft des Gallienus herauszufordern.
T. Fulvius Iunius Macrianus iun.und T. Fulvius Iunius Quietus waren die Söhne von Macrianus sen. und einer adligen Mutter. Nach der Historia Augusta dienten beide als Militärtribunen unter Valerian, doch muß diese Information als reine Fiktion zurückgewiesen werden. Als sie zu Kaisern ausgerufen worden waren, wurden Gold- und Silbermünzen in ihrem Namen geprägt. Einige von ihnen, welche die Reverslegenden FIDES MILITVM, FORTVNA REDVX, MARTI PROPVGNATORI, SOLI INVICTO und VICTORIA AVGG tragen, ehrten die Armee und ihr Vertrauen auf den Sieg. Andere Münzen proklamierten den Beginn einer neuen und glückbringenden Herrschaft für das Römische Reich: ROMAE AETERNAE, SPES PVBLICA, INDVLGENTIA AVG, AEQVITAS AVGG, PIETAS AVGG. Macrianus jun. und Quietas wurden auch Consuln. Ihre Herrschaft wurde bald anerkannt im Osten des Reiches und in Ägypten.Aber früher und später mußten die Macriani sich mit Gallienus auseinandersetzen, der immerhin noch Italien und den Balkan beherrschte. Deshalb marschierte Macrianus sen. und jun. nach Westen,um gegen Gallienus zu kämpfen, während Quietus und Ballista im Osten blieben, um die Herrschaft über diese Region zu sichern.
Im Herbst 261 wurden die Macriani von Aureolus oder Domitian in Illyrien (an der Grenze zu Thrakien) besiegt und von den eigenen Soldaten ermordet. Nach dieser Niederlage verlor Quietus die Macht über den Osten, während die Macht des Odaenathus von Palmyra wuchs. Dieser war Gallienus gegenüber loyal geblieben. Zusammen mit Ballista zog sich Quietus nach Emesa zurück, wo er von den Einwohnern dieser Stadt ermordet wurde, um der Belagerung durch Odaenathus zu entgehen.
Ballista, der in den Quellen auch unter dem Namen Callistus erscheint, wurde nach der Historia Augusta nach dem Tod des Quietus zum Kaiser ausgerufen. Doch auch dies scheint eine Erfindung des anonymen Autors zu sein.. Er wurde durch Odaenathus von Palmyra hingerichtet.
Quellen:
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Zuletzt geändert von Peter43 am So 10.07.05 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich habe nun eine Zusammenfassung aller Threads erstellt, anbei ein Lesebeispiel:
Gruss, Pscipio
Ingesamt umfasst dieses Inhaltsverzeichnis bis jetzt etwas mehr als vier Seiten. Mir erweist es gute Dienste, ich weiss nur nicht, ob ein allgemeines Interesse daran bestünde. Wenn ja, so bitte ich um Vorschläge, was man damit anstellen könnte, dass es allgemein zugänglich und nutzbar wird. Meine Idee: einen eigenen Thread gleich oberhalb oder unterhalb des Threads "Historisch interessante Münzen" erstellen, in dem das Inhaltsverzeichnis zugänglich ist. Ich würde mich als Verantwortlicher für diesen Thread und seiner laufenden Aktualisierung zur Verfügung stellen.Pscipio hat geschrieben:Seite 15:
- Carinus Antoninianus, RIC 212. Autor: Peter43
(Erläuterungen zur Bedeutung von „Aequitas“)
- Marcus Antonius Denar. Autor: chinamul
(Legionsdenar)
- Valentinianus III. Solidus, RIC Ravenna 2010. Autor: Peter43
(Historische Einordnung und Erklärung der Rückseite)
- Maxentius Follis, RIC Ostia 16. Autor: Pscipio
(historische Einordnung)
http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-210.html
Seite 16:
- zusätzliche Informationen zum Germanicus Dupondius, geprägt unter Caligula, RIC 57. Autor: Peter43
- Medusenhaupt auf spätrömischen Schilden, Gorgoneion. Autor: Peter43
- Augustus As mit Varus-Gegenstempel, RIC 230. Autor: chinamul/Peter43
(Erläuterungen und Disukussion zu Varus)
- Augustus und Rhoimetalkes AE 22, RPC 1711. Autor: Pscipio
(historische Einordnung)
- Aurelianus/Vabalathus Antoninianus RIC 381/Traian Sesterz RIC 667. Autor: Pscipio
(Beispiele für Klientelkönigreiche)
- Seite 16 und 17: Gordianus III./Abgar X. Autor: Bastard-Ratte/Pscipio/Zwerg
http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-225.html
Gruss, Pscipio
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Liber Lars!
Ich finde Deine Aufstellung sehr gut! So ungefähr hatte ich mir das selbst auch vorgestellt. Ich habe noch folgende Überlegungen:
1. Deine Aufstellung ist ja ziemlich ausführlich. Sollte man evtl. ein
Hauptthema pro Seite als Schwerpunktthema in 'bold' darstellen?
2. Es hat natürlich Vorteile, wenn solche Zusammenstellung in einer Hand
bleibt, allein deshalb, weil dann die Einheitlichkeit der Darstellung gewahrt
bleibt.
Aber was ist in der Urlaubszeit oder bei größerer zeitlicher Belastung durch
andere Dinge (Es gibt ja nicht nur das Forum!)? Es wäre dann doch besser,
wenn mehrere Teilnehmer Zugang zu dieser Zusammenstellung hätten.
Evtl. durch einen Zugangscode!
Wie lange hast Du eigentich daran gesessen?
Mit freundlichem Gruß
Ich finde Deine Aufstellung sehr gut! So ungefähr hatte ich mir das selbst auch vorgestellt. Ich habe noch folgende Überlegungen:
1. Deine Aufstellung ist ja ziemlich ausführlich. Sollte man evtl. ein
Hauptthema pro Seite als Schwerpunktthema in 'bold' darstellen?
2. Es hat natürlich Vorteile, wenn solche Zusammenstellung in einer Hand
bleibt, allein deshalb, weil dann die Einheitlichkeit der Darstellung gewahrt
bleibt.
Aber was ist in der Urlaubszeit oder bei größerer zeitlicher Belastung durch
andere Dinge (Es gibt ja nicht nur das Forum!)? Es wäre dann doch besser,
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@Karsten:
Also ich komme mit NUMISPEDIA nicht richtig klar, oder um es anders auszudrücken, die Bedienung ist nicht intuitiv oder selbsterklärend. Ich glaube nicht, daß jemand etwas dagegenhätte, wenn Du einen Beitrag aus diesem Thread übernehmen würdest, wenn er für NUMISPEDIA geeignet ist. Aber prinzipiell finde ich es besser, wenn das Inhaltsverzeichnis direkt mit diesem Thread verbunden bleibt.
Mit freundlichem Gruß
Also ich komme mit NUMISPEDIA nicht richtig klar, oder um es anders auszudrücken, die Bedienung ist nicht intuitiv oder selbsterklärend. Ich glaube nicht, daß jemand etwas dagegenhätte, wenn Du einen Beitrag aus diesem Thread übernehmen würdest, wenn er für NUMISPEDIA geeignet ist. Aber prinzipiell finde ich es besser, wenn das Inhaltsverzeichnis direkt mit diesem Thread verbunden bleibt.
Mit freundlichem Gruß
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