Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

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Comthur
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Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von Comthur » Fr 30.04.21 09:55

Da ich auf die schnelle nichts Treffendes im Forum gefunden habe, meine Fragestellung bzgl. Herstellung von mittelalterlichen / spätmittelalterlichen Prägestempeln hier für alle sichtbar :

Für die per Hand geprägten Münzen des Mittelalters / Spätmittelalters lässt man nach meinen allgemeinen Erkenntnissen ca. 20`000 Prägungen je Stempel(-paar) gelten. Natürlich darüber hinausgehend mit gelegentlich belegten Stempelfolgen aber die sollten nicht so sehr in`s Gewicht fallen. So weit so gut.

Nun gibt es aber im Laufe der Zeit die vermehrte Verwendung von Punzen, welches die Frage aufwirft, wie viele Stempel man mit einer Punze (-nicht dem gesamten Satz) durchschnittlich hätte herstellen können ? Mir geht es um die etwaige Maximalzahl.

Gibt es dazu schon belastbares Zahlenmaterial im Rahmen von Untersuchungen ? Fachliteratur / Links zum Thema der Stempelherstellung, wo der aktuelle Stand der Dinge festgehalten ist ?

Natürlich spielt hier auch das Material von Stempeln und Punzen eine Rolle. Hat man da schon regionale / zeitliche Übersichten erstellt / erstellen können ?

Vielen Dank und Grüße,
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QVINTVS
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Re: Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von QVINTVS » Sa 01.05.21 11:38

Grüß Dich Comthur,

dazu ist mir bisher noch nichts untergekommen. Könnte auch sehr schwierig sein, weil die Härte der Punzen nicht genormt war und das Material der Prägestempel auch nicht.
Viele Grüße

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Re: Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von Comthur » So 02.05.21 13:46

Vielen Dank schon mal für die Antwort.
Ich kürze gerade den Artikel zu Hochmeister Konrad von Jungingen auf "Moneytrendformat" und habe bei den Ordensschillingen einen wahrhaften Spielplatz für Gedankengänge auch zu Stempelfolgen und den daraus (evtl.) ermöglichten Schlußfolgerungen.
Aber ich möchte da auch nichts über`s Knie brechen sondern warte auf den Millionengewinn (für die notwendigen Münzen in der eigenen Sammlung) ... oder ein weiteres Leben (für die notwendige Zeit ...) ;-)

Bei den Stempeln an sich geht man ja für die früheren Brakteaten, um 1200, auch von Bronze aus und für die spätmittelalterlichen Münzstempel von Eisen.
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Re: Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von QVINTVS » So 02.05.21 15:08

Okay, Bronze musste man nicht härten, konnte aber mit unterschiedlichen Legierungsbestandteilen sicher die Härte variieren. Eigentlich bin ich persönlich auch von Eisenstempeln um 1200 ausgegangen. Kenne dazu aber keine Literatur.
Viele Grüße

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Re: Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von Andechser » So 02.05.21 15:12

Also für die Friesacher Pfennige des späten 12. Jahrhunderts gibt es archäologisch belegte Eisenstempel. Siehe auch dieses Beispiel aus einer Rauchauktion: https://www.acsearch.info/search.html?id=2416761

Beste Grüße
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Re: Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von Comthur » Mo 03.05.21 18:18

Kann sein, daß bei den Brakteaten mein Wissensstand doch etwas veraltet ist :-) , habe mich damit aber auch lange nicht mehr beschäftigt.

Vielen Dank für den Link zum Münzstempel. Ein sehr interessantes Teil. Allerdings kein Brakteatenstempel, da die Friesacher Pfennige ja auch 2-Seitig geschlagen wurden.

Viele Grüße
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Re: Schlag und Herstellung von Prägestempeln per Hand / mittels Punzen im Mittelalter

Beitrag von Brakti1 » Do 06.05.21 18:22

Hallo Comthur,

die Anzahl der Münzen, die man mit einem Münzstempel prägen kann, hängt vorallem sehr stark von der Art der Münzen ab. Die genannten 20.000 Münzen stammen aus einem Experiment, das nach 10.000 Münzen abgebrochen und dann hochgerechnet wurde. Dabei ist auch zu berücksichtigen, wie du schon geschieben hast, dass der Unterstempel in der Regel deutlich länger hält als der Oberstempel.

Bei Brakteaten sieht das mit der möglichen Prägezahl ganz anderes aus. So lässt sich durch schriftliche Quellen und die erhaltenen Brakteaten in Braunschweig belegen, dass mindestens 800.000 Brakteaten mit einem Stempel geprägt wurden. Dies ist wohl nur möglich gewesen, weil Brakteaten mit einem sehr viel geringeren Prägedruck geprägt wurden.

Ich würde vermuten, dass mit einer Halbierung des Prägedrucks die Anzahl der möglichen geprägten Münzen um das vierfache steigt. Prägungen von mehr als einer Million Brakteen sind somit mit einem Stempel möglich, weil Brakteaten mit deutlich weniger als der Hälfte des Prägedrucks von beiddeitig geprägten Münzen gepägt werden.

Zu diesem Thema würde mich auch die Meinung anderer sehr interessieren. :D

Viele Grüße

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