Nachlassplanung für Sammler

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Comthur
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Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von Comthur » Mo 20.07.20 11:03

Häufiger liest man auch in Auktionskatalogen von Nachlässen dort mehr oder weniger bekannter Sammler. Der aufmerksame Sammler entdeckt noch häufiger mehr oder minder größere "Lots" an Münzen, Medaillen / Orden & Ehrenzeichen etc. ... . Der Spezialist letztere gelegentlich sogar in Form von zum Ramschpreis angebotener Seltenheiten, deren Einzelbearbeitung wohl "unwirtschaftlich" war und nun - zum Schaden des einliefernden Erben (Sammlers?) aber zur Freude des (zahlungskräftigen) Händlers "versteigert" wird.

Wer sich, wie sicher die allermeisten Laien, an den nächsten Antiquitäten- oder kleinen Münzhändler um die Ecke wendet, kann noch viel traurigere Ergebnisse erzielen ... . Da sind dann 1000 % (tausend !) Gewinnspanne und mehr - für den Händler - sicher nicht ungewöhnlich... während sich der Laie / Erbe auch über diesen Betrag, er mag ad hoc ein paar Hunderter einbringen, noch so freut, womöglich den Kopf schüttelt über soviel vermeintlichen Irrsinn, ein paar Hunderter für ein Stück Metall (etc.) zu bekommen ... ! Was er nicht weis, am Ende können es leicht mehrere Tausender / Zehntausender sein, welche er durch reine Unwissenheit als Ergebnis seines Desinteresses verschenkt.

Um so erfreulicher finde ich persönlich auch die im Internet öffentlich einsehbare, sehr umfangreiche Hilfe von HERITAGE AUCTIONS - EUROPE für Erben bzw. Sammler, welche einen Nachlass finanziell verwerten möchten. Auch weitere umfangreiche Informationen finden sich auf der Seite, welche man bei deutschen Auktionshäusern m.E. so nicht findet (...) :

https://www.ha.com/information/estate-planning.s
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Re: Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von Purzel » Mi 22.07.20 15:42

ok, das ist zumindest löblich.
Allerdings versteigert HA selbst fast ausschließlich hochwertige Münzen, insofern ist es da sicher auch nicht ganz leicht genügend Einreicher zu finden.
Die Ankaufpreise der Händler sind tatsächlich umso erbärmlicher je weniger der Anbieter Ahnung von der Materie hat.
Wer seinen Erben etwas gutes tun will, ist insofern gut beraten wenn er wenigstens seinen Einkaufspreis und die Erwerbsquelle(Auktion mit Losnummer, ebay, Flohmarkt, etc.) in irgendeiner Form dokumentiert. Ich hebe die Rechnungen meiner Erwerbungen seit ca. 10 Jahren in einem Ordner auf, bzw. drucke seit einiger Zeit auch immer zusätzlich noch Bilder der Münzen auf die Rückseite.

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Re: Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von QVINTVS » Fr 31.07.20 18:09

Grüß Euch,

für meine Sammlung habe ich eine Datenbank erstellt. Jede Münze hat eine Inventarnummer, ist beschrieben, jeweils mit Bildern und Vermerken dazu. Klar ist es nicht ganz aktuell, weil Neufunde, die auf den Markt kommen, eine Rarität schnell zur Ramschware verkommen lassen. Trotzdem ist mit dem Einkaufspreis und den Anmerkungen, für meine Erben, ein kleiner Markstein für den Wert gelegt.
Viele Grüße

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Re: Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von ELAGABAL » So 23.05.21 18:04

Beste Grüsse an alle, die diese Frage umtreibt!

Da meine künftigen Erben von der Materie eigentlich keine Ahnung haben, ich aber vernünftige Vorsorge treffen will, sieht es bei mir so aus:
Ich habe ein recht überschaubares Sammelgebiet: ausschliesslich Reichsprägung in "Bronze", also Sesterzen, Dupondien und Asses von Augustus bis Elagabal (+222). Im Laufe von gut 50 Jahren sind, fast ausschliesslich aus Auktionen und den Lagern renommierter Händler, bislang ca 850 Stück zusammen gekommen, und die Sammlung wächst weiter.
Ich bewahre die Münzen, wegen der Grösse getrennt, als erster Gruppe Sesterzen sowie als zweiter Gruppe Dupondien und Asses, ganz strikt chronologisch und in RIC - Reihenfolge bezw. Nummerierung in Lindner-Laden auf.
Zu jeder Münze fertige ich handschriftlich (!), da bin ich gern altmodisch, eine Karteikarte A6 an. Auf der Vorderseite dieser Karte: Name und Daten der betreffenden Person, darunter Kurzbeschreibung und Text jeweils von Avers und Revers, darunter Prägesteätte (fast immer Rom), Datierung und RIC - Zitat.
Wichtig für die Erben dann die Rückseite dieser Karte:
Dort vermerke ich: Kaufpreis, Zeitpunkt sowie Quelle des Erwerbs. Bei Auktionen natürlich Aukt.Nr. Los Nr. ggfls vorherige Besitzer etc.. Mit dem Tacker fixiere ich die Original-Rechnung als weiteren Beleg ebenfalls auf der Rückseite der jeweiligen Karteikarte. Als nach wie vor Anhänger analoger Photographie fertge ich schliesslich - unter Verwendung eines Macro-Objektives von Avers und Revers - jeweils ein Dia (!), welches ich dann (ungerahmt) gleichfalls in transparenter "Schutzhülle" mit einer Klebe-Photo-Ecke auf der Rückseite der Karte fixiere.
Dies Karten verwahre ich dann genau in der Reihenfolge der so dokumentierten Münzen, d.h. jede Münze ist problemlos "ihrer" Karteikarte zuzuordnen.
Meinen Kindern habe ich dieses System erklärt, vielleicht ist es altmodisch, da ganz und gar un-digital, mir aber macht es Freude, und ich gehe eigentlich davon aus, dass auch jemand, dem die Materie fremd ist, damit ganz gut zurecht kommen kann.

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Re: Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von KarlAntonMartini » So 23.05.21 19:41

Ich habe jetzt aus Zeitgründen den Link nicht aufgerufen. Für einen Sammler mit ahnungslosen Erben und einer mittleren Sammlung wäre esvermutlich die pragmatische Lösung, im Testament zwei Testamentsvollstrecker zu bestellen, die gemeinsam und ausschließlich für die Verwertung der Sammlung zuständig sind. Sie sollten eine Vergütung von pro Kopf 10 % des Erlöses erhalten. Die Testamentsvollstrecker sollten natürlich Leute mit Kenntnis der Materie sein. Das Vieraugenprinzip sollte hinreichende Sicherung gegen unlautere Machenschaften sein. Zu bedenken ist freilich, daß damit der Wert der Sammlung auch für Pflichtteilsberechtigte oder das Finanzamt manifest werden könnte. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von hegele » So 23.05.21 20:23

Ich habe mich erst vor kurzem mit einem befreundeten Sammler unterhalten.
Er sagte, da seine Kinder überhaupt kein Interesse am Sammeln haben, wird er alle seine Münzen rechtzeitig verkaufen.

Es entspann sich eine interessante Diskussion, wann den "rechtzeitig" sei.
Das kann zu spät sein, weil man vorher das Zeitliche segnet, oder zu früh und man lebt noch 10-20 Jahre, in denen man sich noch selbst an den Münzen erfreut hätte.
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Re: Nachlassplanung für Sammler

Beitrag von QVINTVS » Mo 24.05.21 11:17

Ja, mit dem "Rechtzeitig" ist es so eine Sache. Theoretisch könnte auch nach Gebieten/Themen abgearbeitet werden. Etwa so, wie es bei mir war:

Durch ein theologisches Fernstudium und einem gewissen Preisniveau, der mir fehlenden Münzen des Gallienus, habe ich mein Sammelgebiet gewechselt und mich auf mittelalterliche Münzen Süddeutschlands spezialisiert. Meine umfangreiche Gallienussammlung und nahezu alle römischen Münzen habe ich verkauft.

Haken an der Sache, ich gab eine Sammlung ab um eine neue aufzubauen. Vorteil dabei ist, dass ich nicht angesammelt habe und fast keine Münzen mehr besitze, mit denen ich mich nicht auch beschäftige.
Viele Grüße

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