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von chinamul » Mi 14.11.12 13:23
So ganz kann ich diese ganze Auseinandersetzung nicht nachvollziehen. Natürlich ist die Numismatik eine Wissenschaft sui generis, da sie sich mit einem der für die menschliche Gesellschaft wichtigsten Gebiete befaßt, nämlich dem Geld. Dieses erst hat der Entwicklung von Handel und Wandel, vor allem aber der den materiellen Fortschritt ungemein fördernden Arbeitsteilung den entscheidenden Impuls versetzt.
Die Geschichtswissenschaft täte gut daran, neben der Archäologie die Numismatik und diejenigen, die sie beruflich betreiben, nicht als bloße Zuarbeiter minderen wissenschaftlichen Ranges anzusehen. Viele bei Ausgrabungen gewonnene historische Erkenntnisse wären ohne begleitende, von numismatischen Experten bearbeitete Münzfunde überhaupt nicht möglich gewesen, sind doch Münzen die oft ausschlaggebenden Leitfossilien für die Datierung eines Ausgrabungs-
horizonts. Wenn in einer Uhr ein Rädchen fehlt, geht die Uhr nicht mehr, und auch in der Wissenschaft ist das verbundene Ganze mehr als die Summe seiner Einzelteile. Andererseits umfaßt die Numismatik aber auch etliche Aspekte, die nicht unbedingt der Geschichtswissenschaft zuzuordnen sind. Das betrifft nicht nur die technischen Fragen, die sich bezüglich der jeweiligen Münzherstellung ergeben, sondern auch ästhetische Kategorien, Stempelvergleiche, antike Metallkunde und nicht zuletzt konservatorische Probleme, um nur einige zu nennen.
Wahre Wissenschaftlichkeit impliziert m. E. auf jeden Fall einen unbedingten Respekt vor den Forschungsgebieten und Ergebnissen anderer Disziplinen. Wer will denn schon von sich behaupten, den jeweiligen Wert wissenschaftlicher Betätigungen für die allgemeine Wohlfahrt der Menschheit vergleichend abschätzen zu können.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit