spätantike Büstenproblemchen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 14.02.10 21:48

Arelate / Constantia ist die einzige Münzstätte, die bereits unter Constantin I. das Christogramm auf die Feldzeichen setzte. Und das ist eindeutig, da dieses
1.) auch als Emissionszeichen zwischen den Feldzeichen auf der GE-Emission mit zwei Feldzeichen vorkommt, die bereits 335 endete,
2.) auf der GE1-Emission für alle Caesaren incl. Delmatius erscheint.
Meines Wissens gibt es die GE1-Emission mit Christogramm aus keiner anderen Münzstätte für die Caesaren. Dies scheint also ein Spezialfall zu sein, da in Arelate besondres viele Unteremissionen der GE-Serie geprägt wurden.

Wenn wir nun andere GE1-Prägungen mit Christogramm und Constantinus mit Augustus-Titel (Lugdunum, Siscia) dem Constantin I. zuordnen sollten, müßte es dazu auch Prägungen für die Caesaren geben. Da dies nicht der Fall ist, würde ich diese Münzen alle dem Constantin II. zuordnen.

Viele Grüße,

Homer
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Beitrag von imperator44 » Mo 15.02.10 19:14

Hallo Homer,
ist alles richtig, was Du sagst. Ich habe auch nur Prägungen aus Constantia (Arles), wenn auf dem Revers ein Labarum oder zwischen den Sandarten ein Christogramm zu sehen ist, sowohl für Constantin I., als auch für die Söhne. Damit dürfte das Sisciastück eine Prägung für Constantin II. als Augustus sein. Ich hab`mich nur an seinem Titel "Maximus Augustus" gestört, der nirgends in der Literatur auftaucht.
Das einzige christliche Zeichen, das außer in Constantia auch noch in Aquileia vorkommt, nämlich ein Kreuz zwischen den Standarten, (sowohl für Constantin I. als auch für Constantin II. als Caesar), dürfte dann wohl auch eine Ausnahme sein.
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Schöne Grüße vom imperator44

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 15.02.10 19:36

Hübsch, Deine Stücke von beiden Constantinen, und nicht häufig (in der Erhaltung schon gar nicht!).
Noch eine Frage, weil wir gerade bei den christlichen Symbolen sind:
Ich erwarte in den nächsten Tagen diese Münze (RIC VII Tic 86, selten, aber nicht sehr): http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 0577154920 - was meint Ihr, ist das Kreuz auf dem Altar ein christliches Kreuz oder nur unspezifisches Ornament??

Homer
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Beitrag von Peter43 » Mo 15.02.10 19:50

Ein unspezifisches Symbol. Aber darüber hatten wir doch schon mehrfach gesprochen.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 15.02.10 20:02

Sorry! Habe aber auf die Schnelle nichts gefunden. Oder war das im US-Forum?

Homer
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Beitrag von justus » Di 16.02.10 04:59

Numis-Student hat geschrieben:Hallo Justus, du vergisst das berühmte Silbermedaillon mit Christogramm auf dem Helm.
Das Christogramm des Silbermedaillons von Ticinum (AD 315) auf dem Helm des Kaisers gilt tatsächlich als ältester Beleg für die Verwendung christlicher Symbole auf römischen Münzen. Deutlich sichtbar ist das Chi-Rho von einem Kreis umgeben, womit wohl ein Lorbeerkranz angedeutet werden soll. Das umkränzte Christogramm, in Verbindung mit dem auf der Rückseite dargestellten, siegreich aus der „Schlacht an der Milvischen Brücke“ (AD 312) zurückkehrenden Kaiser, kann somit als imperiales Siegeszeichen interpretiert werden (1). In diesem Zusammenhang muß auch der Kreuzszepter gesehen werden, den Constantin I. in der l. Hand hält. Bemerkenswert ist, dass sich das Chi-Rho an der Stelle des Helmes befindet, an der sich in der Vergangenheit immer der Adler des heidnischen Gottes Jupiter befunden hat und das klassische Symbol kaiserlicher, römischer Staatsmacht darstellte. Damit ist das Christogramm zum ersten Mal zum Staatssymbol geworden.

(1) K. Baus, Der Kranz in Antike und Christentum, 216; auch: Cecchelli, II trionfo della croce, 90f.
quisquam hat geschrieben:Und die seltenen VLPP-Folles aus Siscia, ebenfalls mit Christogramm auf dem Helm. RIC 61 (Fußnote).
http://www.constantinethegreatcoins.com ... sis61.jpeg

Ich habe diese Folles bewusst nicht erwähnt, da C. F. Zschucke die Ansicht vertritt, daß die Frage, ob sternförmiger Schmuck auf Helmflächen von Münzen aus Siscia tatsächlich ein Christogramm oder lediglich eine Verzierung darstellen, äußerst umstritten ist (2). Das Portrait von RIC VII Siscia 61 wird daher korrekterweise auch lediglich mit „H12 l.“ beschrieben, also „high-crested helmet, cuir., spear across r. shoulder, shield on l. arm“.

(2) Carl-Friedrich Zschucke, Christliche Symbole auf spätrömischen Münzen, Trierer Petermännchen, Heft 4/1990, S. 47.

C. F. Zschucke nennt als erste reichsweit geprägte Münze, die ein christliches Symbol, nämlich das Christogramm in der kaiserlichen Standarte, als Bestandteil des vorgegebenen Reversbildes und nicht nur als von einer Münzstätte gewähltes Beizeichen zur Kennzeichnung einer Emission zeigt „RIC VIII Trier 219“, eine Majorina des Constans aus den Jahren 348 - 350 AD (1. Serie) mit „FEL TEMP REPARATIO“ auf der Rückseite.

Constans
AD 337-350. Æ Centenionalis. Treveri (Trier) mint, 1st officina. Struck AD 348-350.
Av. D N CONSTA-NS P F AVG, Diademed, draped, and cuirassed bust right.
Rv. FEL TEMP -REPARATIO, Emperor standing left on galley, holding Victory on globe and standard with Chi-Rho in banner; Victory seated at stern, holding rudder.
Ref. TRP. RIC VIII 219; LRBC 43.
imperator44 hat geschrieben:Das einzige christliche Zeichen, das außer in Constantia auch noch in Aquileia vorkommt, nämlich ein Kreuz zwischen den Standarten, (sowohl für Constantin I. als auch für Constantin II. als Caesar), dürfte dann wohl auch eine Ausnahme sein.
DSC00592JPG -----> Constantin I. RIC VII Aquileia 124 (+ / AQS – R4). Das "+" ist hier nicht als christliches Symbol zu deuten, sondern wird lediglich als Emissionszeichen verwendet.

DSC00637JPG -----> Constantin II. (als Caesar) RIC VII Aquileia 119 (+ / AQP - R4). Die von 334 bis September 335 geprägte Serie führt, neben dem + zwischen den Standarten von RIC VII Aquileia 119 (1. Offizin), auch noch Punkte und Sterne in den Feldern. Auch hier handelt es sich meiner Ansicht nach bei dem + / AQP nicht um ein christliches Symbol, sondern lediglich um ein allgemein übliches Emissionszeichen.
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von quisquam » Di 16.02.10 08:40

justusmagnus hat geschrieben:Ich habe diese Folles bewusst nicht erwähnt, da C. F. Zschucke die Ansicht vertritt, daß die Frage, ob sternförmiger Schmuck auf Helmflächen von Münzen aus Siscia tatsächlich ein Christogramm oder lediglich eine Verzierung darstellen, äußerst umstritten ist (2). Das Portrait von RIC VII Siscia 61 wird daher korrekterweise auch lediglich mit „H12 l.“ beschrieben, also „high-crested helmet, cuir., spear across r. shoulder, shield on l. arm“.
Die Sterne befinden sich rechts und links der seitlichen Spange auf dem Helm. Auf diese wird sich Zschucke bezogen haben. Auf wenigen, seltenen Exemplaren befindet sich aber zusätzlich und unzweideutig ein Chi-Rho auf der Spange, so auch auf dem Scan auf Victor Clarks Seite, den Du ja oben nochmals verlinkt hast. Das Chi-Rho wird im RIC nur in einer Fußnote erwähnt, da es Bruun nur auf einem Exemplar bekannt war ('1 coin with monogram like star on cross-bar of helmet, another with christogram on cross-bar').

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von justus » Di 16.02.10 12:41

Hallo Stefan,

ich würde dir ja allzugerne Recht geben, aber gehe eigentlich davon aus, daß C. F. Zschucke damit nicht die sternförmigen Helmverzierungen l. und r. der Helmspange gemeint hat. Das ergebe auch kaum einen Sinn, da sich diese Verzierungen auf allen Münzen der "VICTORIAE-LAETAE-PRINC-PERP-Serien" befinden. Vgl. RIC 49, 55, 56, 61, 74 etc.

Das im RIC von Bruun erwähnte 1 Ex. mit Chi-Rho ('1 coin with christogram on cross-bar') deutete doch schon 1966, bei Veröffentlichung dieses Bandes daraufhin, daß es sich also lediglich um 1 (!) bekannten Stempel mit dieser "Kuriosität" handelt. Was wiederum den Schluß nahelegt, daß es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine bewußt gewollte staatliche Verwendung des Christogramms handelt, sondern allerhöchtens um eine Laune des Stempelschneiders, also eine sternförmige, einem Christgramm ähnliche Verzierung. Der Unterschied zwischen Stern und Christogramm beruht in diesem Fall gerademal auf einem kleinen, nur andeutungsweise sichtbaren Viertelkkreis r. vom oberen senkrechten Strahl des Sterns. Daher rührt wohl auch Zschuckes "Strittigkeitsvermutung".

Nachtrag: Trotz intensiver Internetsuche ist es mir nicht gelungen eine etwas deutlichere Abbildung als die von Victor Clark verwendete von RIC VII Siscia 61 zu finden (Photoscan). Wenn jemand von euch über eine bessere Abb. verfügt, wäre ich dankbar über eine Veröffentlichung (Link)!
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von quisquam » Di 16.02.10 17:09

In seiner "Master's Thesis" (auf seiner Seite zum Download, Startseite unten, unter "Recent changes or additions") zeigt Victor Clark ein weiteres Exemplar von anderen Stempeln. Leider hat er das Chi-Rho zur Verdeutlichung übermalt.

Grüße, Stefan
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Beitrag von Numis-Student » Mi 17.02.10 12:01

Hallo Justus,
vor der Maiorinaprägung mit XP gibt es aber doch auch schon Massen an GLORIA-EXERCITVS - Prägungen mit der Christogramm-Standarte.
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Beitrag von quisquam » Mi 17.02.10 17:29

Vermutlich hält Zschucke diese lediglich für Emissionskennzeichen. Das Chi-Rho ist schließlich nur eines von vielen Symbolen, die auf der Fahne gesetzt wurden. Außerdem wurden diese nur im Westen geprägt, soweit ich sehe.

Grüße, Stefan
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