"Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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antinovs
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von antinovs » So 20.05.12 10:48

einlieferer hat geschrieben:Hier ein Vergleich zweier Bronzen der kommenden Ira & Larry Goldberg Auktion, welcher sehr schön den unterschiedlichen Bearbeitungsgrad herausstellt:

1) nahezu unberührter Sesterz der Agrippina

[ externes Bild ]

Typisch für Sesterzen aus dieser Zeit war die Oberfläche dieser kaum durchmineralisierten Münze vermutlich an vielen Stellen überdeckt mit etwas dickeren, weichen, dunkelgrünen Oxidauflagen, wie man sie auch jetzt noch im Haaransatz sieht. Wenn, dann wurden diese ganz behutsam in den Flächen geglättet. Spuren davon sieht man anhand der kaum wahrnehmbaren, punktuellen, roten Verfärbungen. Insbesondere im Haaransatz hat man die Oxidauflagen jedoch einfach so belassen, wie sie sind, und man ist hier nicht tiefer gegangen, damit man Details auf keinen Fall verfälscht.

Fazit: Das ist eine nahezu unberührte Oberfläche und eine sehr intakte Patina (gewachst ist da nichts! :wink: ). Zauberhaft - allerdings ist der Faustina II. Sesterz der kommenden Rauch Auktion (sogar) noch Mal eine ganze Nummer besser.

2) stark geglätteter Augustus Dupondius

[ externes Bild ]

Die Münze sah nach der Ausgrabung und dem Entfernen der Sinterschicht vermutlich komplett anders aus. Die Oberfläche war übersät mit sehr harten Oxidauflagen, die mit deutlich mehr Energie weggeglättet wurden, was man anhand der diesmal flächigen, roten Verfärbungen sieht. Insbesondere im Augen - und Mundbereich waren die Details komplett verdeckt und wurden irgendwie "kreativ freigelegt". Vermutlich war die Oberfläche urprünglich komplett grün. Um die, nach dem Glätten rot-grüne Münze farblich zu egalisieren, wurde die Münze wahrscheinlich mit etwas Lack angepinselt.

Fazit: Eher nicht!
bei dem augustus drängt sich mir natürlich sofort die frage, welches detail ueberhaupt noch "echt" ist, zb. die flügel auf dem RV:
fantasieprodukt des restaurators oder antikes design?

gruesse a.
LXXIIII

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Marc Aceton
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Marc Aceton » So 20.05.12 21:02

Ira & Larry Goldberg: durchmischtes Angebot. Mal hui, mal pfui. Man muss aufpassen.
Es tauchen auch diesmal etliche Münzen auf, die zuvor bei anderen Auktionshäusern
für viel Geld weggingen.

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Marc Aceton » Fr 25.05.12 21:21

diesem nerva trau' ich nicht:

http://www.jheauctions.com/Bidding.taf? ... d1=2580144

stark gewachst -> keine chance zu erkennen, was alles gefüllt/ergänzt wurde.
(mit glück ist es er auch einfach so angeschmiert, würde ich aber nicht ausprobieren...)

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Homer J. Simpson
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 25.05.12 22:06

Okay, da gebe ich Dir recht - da kann alles oder gar nichts drunter sein.

Homer
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Marc Aceton » Fr 25.05.12 22:22

entweder Ameisen oder 'ne schöne Patina...

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Homer J. Simpson
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 25.05.12 22:59

Wobei man fragen möchte: Wozu schmiert man Wachs auf eine schöne Patina? Aber die Blödheit der Leute ist manchmal grenzenlos...
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Marc Aceton » Sa 26.05.12 07:43

aus dem gleichen grund, warum man bronzen mit olivenöl reinigt:
damit's speckig glänzt und man ja keinen krümmel erde mehr zwischen
den haaren sieht.

hinter manch ranziger schmiere versteckt sich dann doch ein ganz vornehmes
10,000EUR stück (siehe sammlung leo ..., sammlung herzog von ..., königliche
sammlung ..., etc.). :lol: da tauchen immer wieder stücke mit zweiter,
schmierenpatina auf. puristen wollen die natürlich auch noch um jeden
preis erhalten. :mrgreen: (könnte ja der herzog von ... höchstpersönlich
draufgeschmiert haben. :lol: :lol: :lol: )

das risiko ist natürlich immer da, dass die schmierfinken doch nicht doof waren
und ganz clever irgendwelche bitteren tatsachen verbergen wollten. kriechen dann
richtig ameisen raus im wb + acetonbad. die viecherchen verfolgen einen dann
in den schlimmsten träumen. :evil:

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Marc Aceton » Mi 30.05.12 07:46

eben mir die Goldberg Ergebnisse angeschaut. Der (wahrscheinlich) angeschmierte
Titus Dupondius ging anscheinend nicht weg.

http://images.goldbergauctions.com/php/ ... 9&lot=3520

zum Vergleich Lanz 12/2010

http://www.acsearch.info/record.html?id=429216

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von klausklage » So 03.06.12 13:51

Mir fehlt leider nach wie vor der Blick, um Schnitzereien zu erkennen. Hier hätte ich selber jetzt nichts Verdächtiges gesehen, höchstens die Falten des Kleides und vielleicht noch die helleren Buchstaben auf dem Revers, ohne mir da aber sicher zu sein. Was meint ihr dazu?

http://www.vcoins.com/antiken/store/vie ... Product=60

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von beachcomber » So 03.06.12 14:24

bei traian ist das auch oft schwer zu beurteilen. da gibt es so grobe stempel, wo das haar nicht wirklich detailliert dargestellt wird. wenn dann noch so heller staub oder dreck auf den münzen erscheint, läuten auch bei mir die alarmglocken. im vorliegenden fall denke ich aber eher, dass da alles ok ist.
grüsse
frank

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von quisquam » So 03.06.12 17:10

Du glaubst also eher an einen neuen, bislang unbekannten Typ? 8O

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von Homer J. Simpson » So 03.06.12 21:41

Ich habe mir die Bilder lange angeschaut und bin pessimistisch; ich glaube eher, daß da KEIN Umschriftbuchstabe original ist; bei der Rückseitenfigur paßt die Drapierung stilistisch auch gar nicht.

Homer
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von curtislclay » So 03.06.12 22:47

Die angebliche Rs.Legende

TR POT IMP VIII COS VI P P S C

ist meiner Meinung nach ganz sicher aus der bekannten Legende

TR P VII IMP IIII COS V P P S C

von 103 n.Chr. umgeschnitten.

TR POT war ursprünglich TR P VII, IMP VIII war ursprünglich IMP IIII, und COS VI war ursprünglich COS V.
Zuletzt geändert von curtislclay am Mo 04.06.12 15:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von klausklage » So 03.06.12 23:12

Ach, ich weiß schon, warum ich keine teuren Bronzen sammle (abgesehen davon, dass mir schlicht das Geld fehlt). Eine Frechheit ist das, echte Münzen in Phantasieprodukte umzuschneiden!
Danke für Eure Kommentare,
Olaf
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Re: "Bearbeitungen" bei Bronzemünzen erkennen

Beitrag von einlieferer » Mo 04.06.12 08:24

Man muss dem Verkäufer hoch anrechnen, dass er die Bearbeitung klar in der Beschreibung benennt. Allerdings
stimmt der Preis nicht. Würde man mit so einer Münze zum Händler rennen, dann würde der einen - wenn
er denn Ahnung hat :? - einfach nur auslachen und einem vielleicht einen Hunderter in die Hand drücken.

Gerne möchte ich an der Stelle anmerken, dass bei all der Paranoia, die ich ja auch schiebe :lol: , ein Großteil
der Münzen, die im Handel angeboten werden doch O.K. sind. Ich weiß, es gibt Momente, da möchte man dies
einfach nicht glauben. :wink:

Auch geht meine Empfehlung in die Richtung, dass man sich mehr Bronzen mit dünner Tönung als die grün patinierten
mit mit "klassischer Mineralisierung" suchen sollte. So schön diese in der Farbe auch sein können, die durchmineralisierten
Münzen sind für alles viel, viel anfälliger. Ich weiß, dass mag manchen von Euch wie Blasphemie vorkommen, es ist
aber ehrlich gemeint, und viele Sammler denken da inzwischen ähnlich wie ich. :)

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