Die kürzeste Säule der Welt?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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klausklage
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Die kürzeste Säule der Welt?

Beitrag von klausklage » Mi 24.10.07 22:18

Dieses Schätzchen kam heute an und hat mich so herzlich zum :lol: gebracht, dass ich ihm einen eigenen Thread gönne. Ein Männchen tanzt (?) auf einem Säulenstumpf (?), während unten offenbar zwei Geíer (?) darauf warten, dass er herunterfällt. Heute würde man sowas ohne weiteres als politische Karikatur einordnen. Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um einen "barbarisierten" Denar handelt? Die Darstellung ist jedenfalls barbarisch.
Ach ja, in der Avers-Legende fehlt wohl auch ein P am Ende.
Kriege ich den Grünspan irgendwie ab, ohne die Münze zu gefährden?
Gruß,
Olaf
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Beitrag von beachcomber » Mi 24.10.07 22:39

tolles stück, hat wirklich charme! das porträt wirkt zwar nicht barbarisiert, aber die mangelhafte legende und das rv sprechen natürlich für eine barbarisierung.
das grünzeug kriegst du ab: in alufolie wickeln und in salzsäure werfen, nach ein paar sekunden hat sich das alupapier aufgelöst, die brühe kommt zur ruhe und der grüne belag ist weg! gut nachspülen nicht vergessen!
grüsse
frank

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Beitrag von curtislclay » Mi 24.10.07 22:49

Zu empfehlen auch wenn die Münze gefüttert ist?

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Beitrag von beachcomber » Mi 24.10.07 23:01

Zu empfehlen auch wenn die Münze gefüttert ist?
ja! denn das silberblech, dass den kupferkern umhüllt, ist normalerweise aus sehr gutem silber. nachher sollte man besonders gut mit seifenlauge spülen, um die säurereste die vielleicht im inneren der münze verblieben sind, zu neutralisieren.
grüsse
frank

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Beitrag von helcaraxe » Mi 24.10.07 23:03

Aber bei der Münze schaut doch schon der Kupferkern heraus?
Da höhlt man doch die Münze aus, oder nicht?
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von beachcomber » Mi 24.10.07 23:15

die ganze aktion dauert nur 30 sekunden, so schnell löst salzsäure kein kupfer auf!
grüsse
frank

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Beitrag von 4037lech » Do 25.10.07 10:24

@beachcomber

ich verwende auch Salzsäure um die Silberlinge zu reinigen. Bei Gefütterten würde ich aber aufpassen. Ich habe mir dadurch einen Hadrian ruiniert


http://www.lechners.eu/Kaiser_Seiten/Ha ... ian_04.htm

Vorher / Nachher: Maus einfach auf das Bild ziehen

Grüsse
Richard

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Beitrag von beachcomber » Do 25.10.07 10:45

die siberschicht bei diesem hadrian, scheint aber sehr dünn zu sein. fast wie eine galvanische versilberung.
bei klausklages traian hätte ich keine bedenken.
grüsse
frank

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Beitrag von 4037lech » Do 25.10.07 10:56

Stimmt,
war aber vorher nicht zu erkennen.

Na ja, war halt Lehrgeld


Grüsse
Richard

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Beitrag von klausklage » Do 25.10.07 11:38

... ich trau mich nicht. :oops: Wäre einfach schade um dieses Stück.
Nur falls ich das mal mit einem weniger interessanten Subaeraten versuchen wolte, welche Konzentration der Säure empfiehlst Du mir da, Frank?
Da das Portrait handwerklich sehr gut ist, kann ich mir die missglückte Rückseitendarstellung kaum erklären. Vielleicht glaubte unser barbarischer Münzfälscher die Größenverhältnisse auf seiner Originalvorlage nicht und hat sie auf seiner Ansicht nach realistischere Ausmaße zusammengestaucht.
Gruß,
Olaf
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Beitrag von tilos » Do 25.10.07 12:37

Richtig Olaf, lass die Finger weg von jeglichen Säuren!!!

Die Profis (sensu ausgebildeter Metallrestaurator) würden vermutlich den "Grünspan" (da fängts schon an mit dem Orakeln) mechanisch abtragen, u.U. die Münze entsalzen u./o. in einem Komplexbildnerbad neutralisieren o.s.ä. Lass Dich da mal in einem Museum beraten - oder haben wir hier jemand vom Fach im Forum?

Gruß
Tilos

: Auch "gute" Silberlegierungen würde man eher mit sanften Reduktionsmitteln behandeln als mit Säuren.

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Beitrag von beachcomber » Do 25.10.07 14:30

die säure ist nur ein medium, um den vorgang zu beschleunigen! so unglaublich es klingt, aber du kannst die münze auch mit alupapier und speichel reinigen! der effekt ist der gleiche. ich weiss zwar nicht genau wie es funktioniert, es muss eine chemo-elektrische reaktion sein, bei der die auflagen des silbers, mit hilfe des aluminiums zurückverwandelt werden!
also, wenn dir die säure angst macht, ein bisschen alupapier nehmen, kräftig reinspucken, die münze einwickeln, und nach kurzer zeit wirst du merken, wie das alupapier heiss wird, sich auflöst und die auflagen verschwunden sind!
grüsse
frank
p.s. wenn du es mechanisch versuchst, wirst du mit sicherheit das silber verkratzen, denn silber ist so weich, dass selbst ein hartholz spuren hinterlässt!

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Beitrag von tilos » Do 25.10.07 15:22

beachcomber hat geschrieben:die säure ist nur ein medium, um den vorgang zu beschleunigen! so unglaublich es klingt, aber du kannst die münze auch mit alupapier und speichel reinigen! der effekt ist der gleiche. ich weiss zwar nicht genau wie es funktioniert, es muss eine chemo-elektrische reaktion sein, bei der die auflagen des silbers, mit hilfe des aluminiums zurückverwandelt werden!
also, wenn dir die säure angst macht, ein bisschen alupapier nehmen, kräftig reinspucken, die münze einwickeln, und nach kurzer zeit wirst du merken, wie das alupapier heiss wird, sich auflöst und die auflagen verschwunden sind!
grüsse
frank
p.s. wenn du es mechanisch versuchst, wirst du mit sicherheit das silber verkratzen, denn silber ist so weich, dass selbst ein hartholz spuren hinterlässt!

Frank, auch dort große Vorsicht!

Es wirken drei Mechanismen gleichzeitig:

A
Spannungsreihe der Metalle
in wässrigen Lösungen (kann auch Speichel o. Leitungswasser sein) werden unedlere Metalle elektrochemisch zuerst zersetzt (z.B. der Kupferkern einer versilberten Münze!), aber auch umgelagert , was dann wiederum zu veränderten Oberflächen führt (z.B. bei der chem. Reinigung mehrer Münzen in einem Gefäß ein "Versilberungseffekt" - oft nur partiell - durch die Metallfolien)

B
Hydrolyse, bei der Gase (Sauerstoff u. Waserstoff) entstehen. Im Randbereich und im Inneren poröser Belege u.Ä. sprengen diese durch ihre Volumenzunahme die Auflagerungen ab. Aber auch poröse Bereiche von Metallen (z.B. bei gefütterten o. korrodierten Münzen) können schnell geschädigt oder zerstört werden.

Wenn die Metalloberfläche intakt ist, nur aufgesinterte Beläge vorhanden sind, funktioniert diese Methode (vgl. Zitronensäure-Hydrolyse). Man sollte aber hinterher ordentlich wässern.

C
Die direkte reaktive/agressive Wirkung anorganischer Säuren (auch organ. S.), z.B. von Salzsäure, ist hier kontraproduktiv, zumal die Chloridbildung weitere Probleme an (bzw. in) den Objekten schaffen kann.

Beim sogen. Absäuern von Carbonatverkrustungen sollte man eher niedrigkonzentrierte organ. Säuren einsetzen - am Besten den Fachmann (Metallrestaurator des nächsten Museums o. Archäolog. Landesamtes) befragen.

Bei allen partiell o. ganz umgewandelten Metalloerflächen von Kupfer/-legierungen wird die Oberfläche mit o.g. Verfahren geschädigt. Hier müsste mechan. gereinigt werden, wie es i.d. proffessionellen Metallrestaurierung usus ist.

Gruß
Tilos

: Für die Reinigung von Silberoberflächen würde ich immer die reduzierenden Methoden bevorzugen, da diese niemals das metall. Silber angreifen, sondern nur dessen Umwandlungsprodukte.


: Ich bin kein Chemiker, aber in groben Zügen müsste das oben gesagte zutreffend sein.

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Beitrag von beachcomber » Do 25.10.07 18:07

wow, hört sich alles super an! bei mir ist der chemie-unterricht schon viiel zu lange her, als dass ich das wirklich alles nachvollziehen könnte, aber ich kann halt nur aus langer erfahrung sagen, dass diese säure/alu kombination bei den guthaltigen silbermünzen prima funktioniert, und ich habe es auch schon mit erfolg bei gefütterten denaren angewandt.
grüsse
frank

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Beitrag von antoninus1 » Fr 26.10.07 09:12

Guten Morgen,

ich habe mir mal folgende Erläuterung ergoogelt, die beschreibt, wie man bestimmte Auflagen (Hornsilber?) von Münzen mit gutem Silber beseitigt.
Ersetze "Silberbesteck" durch "Silbermünze".


Versuch: Reinigen von Silber durch Kontaktkorrosion

Schülerversuch; 15 min.

Geräte
Plastikschale, Becherglas (500 ml), Rührstab aus Glas, Elektroplatte.
Chemikalien
Angelaufenes Silberbesteck, Aluminium-Folie, Soda (Xi).

Durchführung

In eine mit Alufolie ausgekleidete Schale wird das angelaufene Silberstück so eingelegt, daß es bestmöglichen Kontakt zur Folie hat. Anschließend wird soviel heiße, konzentrierte Sodalösung zugegeben, bis das Stück vollständig bedeckt ist.
Beobachtung
Nach einigen Minuten ist der Silbergegenstand völlig blank.
Auswertung
Die Oberfläche von Silber überzieht sich an der Luft mit einer Oxidschicht. Diese reagiert mit Schwefelwasserstoff aus der Luft oder mit schwefelhaltigen Verbindungen aus Lebensmitteln zu Silbersulfid, welches für die schwarze Farbe von angelaufenem Silber verantwortlich ist.
Durch den Kontakt von Aluminium und Silbersulfid in einem Elektrolyten entsteht ein elektrochemisches Lokalelement.
Das Aluminiumblech wird im Kontakt mit dem Silbergegenstand oxidiert:
Al -> Al3+ + 3 e-
Die Reduktion erfolgt am Silbergegenstand selbst:
Ag2S + 2 e- -> 2 Ag + S2-


Literatur
V. Dietrich, Erprobte Experimente zu Korrosion und Korrosionsschutz, Praxis der Naturwissenschaften Chemie, 5/45 (1996), 21-26.

Wichtig für Münzen: die Alufolie muss die Münze gut und vollständig umschließen (also nicht nur, wie das Besteck, einfach drauflegen) und möglichst viel Kontakt haben.
Ein Bekannter von mir nimmt statt Sodalösung Schwefelsäure.

Vorsicht: das ist eine ziemlich heftige Reaktion! Schutzbrille tragen!
Und erst Wasser, dann Säure (sonst geschieht das Ungeheure) 8O
Zuletzt geändert von antoninus1 am Fr 26.10.07 09:31, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß,
antoninus1

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