ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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quinctilius
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ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von quinctilius » Mi 01.09.10 20:14

dieser As des Augustus

Æs, 5/12, Antiochia (Syria); 13.32 g. Kopf r. mit Lorbeerkranz//In Kranz: SC. Butcher 59 iv; RPC 4264.

wurde laut Aussage des Händlers (http://www.romeosromancoins.co.uk) in Süd-Spanien gefunden:

"Fund in Süd-Spanien zusammen mit 30 ähnlichen Stücken"

Auf meine erstaunte Nachfrage kam die Antwort:

"die Ausgräber, zu denen ich Kontakt habe, haben dort Münzen aus dem ganzen Römischen Reich gefunden"

wenns stimmt, hat die Münze das gesamte Römische Reich von Ost nach West durchquert (vgl. Karte), kaum zu glauben, oder ?

Gruß
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Arminius
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von Arminius » Mi 01.09.10 22:57

Nun immerhin gab es in Süd-Spanien einige Phönizische und Griechische Kolonien - und entsprechend alte Handelswege übers Meer.
Warum sollen da nicht auch mal ein paar syrische Bronzen rübergekommen sein.
Nur : Ich traue selten solchen Herkunftsangaben von mir nicht persönlich bekannten Personen.

Ein ehrlicher und guter Bekannter hat einmal einen vz-prägefrischen Bronzefund (AE2-3 des Theodosius, Honorius, Arcadius,...) aus Mittelspanien verkauft. Ca. 30 % der Stücke waren aus einer Münzstätte, die mit ANT* kennzeichnet ...

Gruß
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von Amenoteph » Mi 01.09.10 23:04

Hallo Quinctilius,

also wenn Du mich fragst ist das kein Problem. Es ist ja nicht bekannt in welchem Zeitraum die Münze diesen Weg zurückgelegt hat (die Münze kann vllt. 250, 300 oder 400 Jahre unterwegs gewesen sein).
Sie kann es aber auch durch Legionäre, Händler oder Seefahrer schon in 1-2 Jahren an den Fundort geschafft haben.

Es gibt auch Funde römischer Münzen aus Gebieten die niemals zum Reich gehört haben, also der Münzumlauf kann schon riesig gewesen sein wenn man überlegt wieviel Jahre die Münzen gültig waren bzw. als Zahlungsmittel akzeptiert waren.

Beste Grüße
Robert

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von ganimed1976 » Mi 01.09.10 23:19

Zugegeben! Es hört sich erstmal etwas unwahrscheinlich an im Gebiet des heutigen Spanien eine Provinzialprägung aus Syrien bzw. Antiochia zu finden. Allerdings möglich ist es allemal dass dort auch solche Geldstücke im Umlauf waren. Ob sie nun über Land oder den Seeweg dort hin gelangten ist ja leider nicht mehr zu ermitteln.

Ich kann dazu aber ein kleines Beispiel anknüpfen.

Ich besitze selbst einen Detektor und habe damit bereits einige römische Münzen auf Äckern gefunden. Es handelte sich dabei immer um Einzelfunde. Ich wohne in Köln und finde daher zumeist Münzen welche in Rom, Köln oder auch oft in Trier geschlagen wurden. Aber es kam auch bereits mindestens zwei mal vor dass ich Münzen fand, die in Antiochia geprägt worden sind (laut Mzst). Von etwa 15 römischen Fundmünzen stammen immerhin nachweislich zwei von dort. (siehe Bild)

Wenn die Geldstücke es also bis nach Köln schafften, warum dann nicht auch ein wenig weiter südlich, bis nach Spanien? ;)

Gruß
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von quinctilius » Mi 01.09.10 23:27

@ Arminius: Es gab dort auch Kolonien des Augustus. Siehe Karte. Aber stimmt, richtig trauen tue ich Fundortangaben nur, wenn sie von mir bekannten "Findern" kommen.

@ Amenotep: sehe ich genauso. Möglich ist es. Die Mobilität der Menschen damals und damit der Münzen ist nicht zu unterschätzen. Man denke z.B. an Legionäre, die nach ihrer Dienstzeit oft in weit entfernten Kolonien angesiedelt wurden.

Gruß
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von quinctilius » Mi 01.09.10 23:30

ganimed1976 hat geschrieben:es kam auch bereits mindestens zwei mal vor dass ich Münzen fand, die in Antiochia geprägt worden sind (laut Mzst). Von etwa 15 römischen Fundmünzen stammen immerhin nachweislich zwei von dort. (siehe Bild)

Wenn die Geldstücke es also bis nach Köln schafften, warum dann nicht auch ein wenig weiter südlich, bis nach Spanien? ;)

Gruß

Hochinteressant, vielen Dank für die Info.

Gruß
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von emieg1 » Mi 01.09.10 23:33

Ich denke gerade an den ehrbaren Beruf des Geldwechslers, der im antiken Rom dafür zuständig war, Provinziale im römische Reichswährung umzutauschen. Und wie schon mehrfach hier angedeutet, haben sich im Laufe der Jahrhunderte die Münzen im ganzen Reich verbreitet.

Denkt doch nur mal an die Euro-Münzen der heutigen Zeit, und in welcher knappen Zeitspanne sie sich über das gesamte Europa ausbreiten... gelle?!! :)

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von emieg1 » Mi 01.09.10 23:42

ganimed1976 hat geschrieben: Aber es kam auch bereits mindestens zwei mal vor dass ich Münzen fand, die in Antiochia geprägt worden sind (laut Mzst). Von etwa 15 römischen Fundmünzen stammen immerhin nachweislich zwei von dort. (siehe Bild)
Was mir auch schon wieder zeigt, dass der Fundkontext nicht unwichtig ist...

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von Amenoteph » Mi 01.09.10 23:49

Da wir gerade so schön beim Münzumlauf sind...

irgendwo habe ich mal die Information erhalten das römische Sesterzen bis zur Französischen Revolution genutzt wurden...

... nur in Frankreich?
... gibt es dazu Literatur bzw. welcher Quelle wurden diese Infos entnommen?

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von Peter43 » Do 02.09.10 00:10

@nummis durensis

Wo Du wieder den Fundkontext anführst: In nicht einem meiner numismatischen Bücher - und ich besitze eine nicht so kleine Bibliothek - spielen die Fundumstände eine Rolle. Da verwechselt Du wahrscheinlich Numismatiker mit Archäologen!

Mit freundlichem Gruß
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von emieg1 » Do 02.09.10 00:20

@peter43:

Nein, ich versuche bloss, Archäologie und Numismatik zu verbinden. Ein guter Numismatiker ist immer auch ein Stück weit Archäologe, so wie ein guter Archäologe Verständnis für die Numismatik aufbringt!

Warum du allerdings allein schon beim Wort "Fundkontext" hoch springst, verstehe ich nicht so wirklich!

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von ganimed1976 » Do 02.09.10 00:21

Der Fundkontext war immer der gleiche, Einzelfunde vom Acker und immer ohne Beifunde. Also aus archäologischer Sicht eher uninteressant.

Ich fand einmal ein so genanntes Fälscherförmchen als ich einen Acker beging. Es blieb aber trotz energischer Suche bei diesem einen Förmchen "leider". Es lag direkt an der Oberfläche, sonst hätte ich es gar nicht entdeckt. War purer Zufall.
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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von emieg1 » Do 02.09.10 00:31

Aber immerhin konntest du ja mit deinen wenigen Ackerfunden schon zwei Antochianer ausmachen... im Einzelfund ist das vielleicht uninteressant...

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von beachcomber » Do 02.09.10 00:34

da ich ja in portugal lebe, und dort auch mit dem detektor unterwegs bin, kann ich euch versichern, dass überall alles gefunden werden kann!
ich habe selbst ein limesfalsum hier schon gefunden, und der limes war doch etwas weiter weg. :wink:
grüsse
frank

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Re: ein weitgereister (?) AS aus Antiochia

Beitrag von Peter43 » Do 02.09.10 00:35

Der Begriff Fundkontext ist deshalb entscheidend, da genau auf ihn die Gegner des indivíduellen Münzsammelns abheben. Deshalb sollten wir sie nicht mit Argumenten füttern.

Jochen
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