Neues vom Leichtgewicht Gaius/Lucius

[Hansa]

Habe mich heute endlich mal getraut, dem Gaius/Lucius-Denar ein Säurebad in 25%iger Salzsäure zu verpassen, wie Frank es im Dezember empfohlen hatte. Die Reaktion des Augustus war schon beeindruckend: Nach einem explosionsartigen "Sprudeln", was ja normal ist, hörte der Augustus gar nicht mehr auf zu sprudeln bzw. sprudelte ganz leicht weiter, sodass ich dachte, er hat noch nicht genug. Irgendwann habe ich ihn dann rausgeholt, abgespült und mit Natron versucht sauber zu reiben. Ich hatte dann aber nur noch graue Schmiere an Daumen und Zeigefinger, eine gräuliche, schmierige Masse, die ich mit Seife abwaschen konnte. Der zweite Versuch mit Natron brachte das gleiche Ergebnis. Der Augustus fühlt sich jetzt nach dem Trocknen rauh und nicht mehr so schön glatt wie vor der Behandlung an, ist nicht mehr silbern, sondern gräulich - UND - WIEGT JETZT STATT 2,6 NUR NOCH 2,2 GRAMM!!! Die Konturen des Porträts und die Legende sind jetzt kaum noch zu erkennen.
Was ist passiert? Und was mach ' ich jetzt um ihn glatt, silbern und möglicherweise wieder erkennbar/lesbar zu kriegen? Das war ja das, was der spanische Verkäufer gesagt hatte, dass das Stück durch die Reinigung so flau geworden ist (Echtheitsbeweis??). Jetzt ist er noch flauer. Hat er ihn vielleicht nicht so lange gebadet??

Grüße Hans

[justus]

Da ist wohl nichts mehr zu machen. Aber eine Münze mit offensichtlich unklarer Silberlegierung in 25-%ige Salzsäure zu werfen. Ich denke da hast du wohl Frank falsch verstanden. Kann mir nicht denken, dass er dir so einen Rat gegeben haben soll.

[Hansa]

Nö, hab ich wohl nicht. Es ging doch damals um die Reste von Hornsilber, die den Augustus so flau haben erscheinen lassen...

Gruß Hans

[antoninus1]

Ich kenne die Salzsäuremethode nur in Verbindung mit Alufolie. Münze in Alufolie packen und dann in die Salzsäure.

[beachcomber]

tja, das war mein rat, aber das resultat ist eindeutig: der 'denar' war nicht aus silber! also eindeutig eine weissmetall-fälschung! tut mir leid
grüsse
frank

[Hansa]

@Antoninus, klar, die Münze war natürlich gut eingewickelt in Alu. Und das Ganze zweimal.
Ich habe das gute Stück jetzt vorsichtig poliert und es sieht jetzt wieder genauso chic aus wie vorher(das meine ich ernst!) - glatt und silbern -, nur, dass der Augustus jetzt noch verschwommener ist und 0,4 gr "abgenommen" hat. Nach der "Politur" waren meine Finger silbrig/gräulich verschmiert. Es scheint wohl so, dass in der Münze wohl noch reichlich anderes enthalten ist. Emplomado, schrieb der Spanier: Blei, Hornsilber? Du schreibst Weissmetall, Frank? Löst sich Weissmetall denn in Salzsäure auf? Damals ging es ja um die Echtheit und der Spanier schrieb, dass das Verschwommene sowie das geringe Gewicht von der "Reinigung" herrühre. Offensichtlich hat er das Gleiche gemacht wie ich. Und ihm wäre schon mal dasselbe mit einem Argenteus passiert, der durch die Reinigung ein Gramm verloren hätte. Und gerade dieses andere in der Münze enthaltene Zeugs wäre ein Beweis für die Authentizität, weil man das nicht fälschen könne. Die Hauptargumente für eine Fälschung waren damals das geringe Gewicht und die flauen Konturen und beides ist mir heute auch passiert. Also ist die "Reinigung" der Grund für beides, wenn ich jetzt logisch denke.
Komisch fand ich, dass ich zuerst den Eindruck hatte, dass in der Säure alles klarer wird, Porträt und Legende, nur hintenraus, nach 'ner halben Stunde, ging das Stück weg.
Ich meine, ein Test auf Silber bei einem Juwelier könnte doch aufschlussreich sein.
Der Säure/Alu-Test war schon beeindruckend in seiner "explosionsartigen" Reaktion und kommt bestimmt noch bei anderen Stücken zur Anwendung - ich weiß ja jetzt wie es geht! Ich bereue den Kauf des Augustus immer noch nicht, aber jetzt bin ich wieder neugierig geworden und möchte schon wissen, was ich da habe...Was meint ihr?

Grüße Hans

[Homer J. Simpson]

Äh - zeigst Du uns mal Bilder vorher und nachher? Wäre bestimmt interessant!

Homer

[Hansa]

Also vom Zustand direkt nach dem Bad hab' ich keine Fotos, der Schreck war zu groß. Aber ich versuche morgen mal ein Foto vom jetzigen Zustand einzustellen, wenn ich das technisch hinkriege. Zum Vergleich die Fotos im thread "Gaius/Lucius Gewicht, 2.Teil mit Fotos"

Gruß Hans

[beachcomber]

nach einer halben stunde??? der prozess der reinigung ist abgeschlossen wenn es aufhört zu sprudekln! das dauert maximale eine minute! und silber wird absolut nicht angegriffen von salzsäure!
grüsse
frank

[Hansa]

Ja, ne halbe Stunde, es hat eben die ganze Zeit noch ganz leicht gesprudelt, d.h. es sind ganz feine Bläschen hoch gestiegen. Wenn die Münze nur aus Weißmetall bestünde, müsste sie sich dann nicht in 30 Minuten gänzlich aufgelöst haben? Sind ja nur 0,4 Gramm verschwunden...
Grüße Hans

[tilos]

Ja, ne halbe Stunde, es hat eben die ganze Zeit noch ganz leicht gesprudelt, d.h. es sind ganz feine Bläschen hoch gestiegen. Wenn die Münze nur aus Weißmetall bestünde, müsste sie sich dann nicht in 30 Minuten gänzlich aufgelöst haben? Sind ja nur 0,4 Gramm verschwunden...
Grüße Hans

Vielleicht war ja die Säure aufgebraucht oder der Reaktionsschlamm auf der Oberfläche hat abschirmend gewirkt. Einfach mal mit Wasser abspülen und in frische Säure werfen!

Stell doch bitte mal ein Foto vom "Rest" ein, wäre wirklich interessant für uns.

Ansonsten kann ich nur vor solch einer rabiaten Methode warnen, insbesondere, wenn nicht klar ist, um welches Metall oder welche Legierung es sich handelt. Man muss schon einigermaßen sicher sein, dass es sich um guthaltiges Silber welches nahezu 100%ig legiert ist (sonst werden die vom Silber geschützten Kupfer-etc.-Anteile selektiv heraus geätzt!) handelt. Bei leichten Überzügen auf Silbermünzen, insbesondere ab Mittelalter bis Neuzeit, würde ich eher zu reduzierenden Methoden raten. Ins Säurebad bzw. in die Elektrolyse, kann ich die Stücke dann immer noch schmeißen.

Auch hier sieht man wieder, dass schon einiges an Erfahrung nötig ist - z.B. bei Frank vorhanden - um vor Misserfolgen weitgehend geschützt zu sein.

Im generellen Thread zu den Reinigungsmethoden wurden i.Ü. schon vor Jahren u.a. diese Methoden recht gut beschrieben. z.B.hier: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 12&t=21318
B12 und Albert von Pietengau sind sehr fachkundige und seriöse Autoren, da lohnt es sich auch "hinterher" zu recherchieren!

Kopf hoch und Grüße
Tilos

[Hansa]

Soll ich das Stück nochmal in die Säure schmeißen, Tilos? Möglicherweise nimmt der Augustus dann noch mehr ab...
Versuche jetzt mal die Nachher-Fotos einzustellen...

Grüße und danke!
Hans

[Homer J. Simpson]

Mit Betonung auf "Versuche". Soweit ich das aber von den mäßigen Bildern sagen kann, schaut er mir nachher genau so unecht aus wie vorher. Da sind so keinerlei scharf geprägte Reliefreste (wie sie auch bei sehr abgegriffenen Exemplaren irgendwo in der Tiefe noch sein sollten), und das Metall schaut aus wie Zinkguß oder so was ähnlich Edles. Mein Bauchgefühl sagt "Daumen runter".

Homer

[areich]

Du kannst deutlich größere Bilder einstellen. Einfach Rand abschneiden, so daß nur noch die Münze drauf ist und dann die Größe nicht so stark reduzieren.

[Hansa]

Hast schon Recht, Homer, mehr als ein Versuch (mit dem Smartphone) war es nicht. Ich habe einfach (noch)keine Zeit mich in ein Bildbearbeitungsprogramm einzuarbeiten.
Im Übrigen kannst du auch mit deiner Einschätzung Recht haben, aber ich denke, ein Test auf Silber wird die Wahrheit ans Licht bringen...
Ich frage mich nur, warum der Spanier die Münze in Säure schmeißt (denn nach dem Aussehen vorher hat er ganz klar das Gleiche gemacht wie ich) und nachdem die Münze durch die Behandlung flau und leicht geworden ist, die Fälschung verkauft. Hätte er doch besser vorher machen sollen, oder?

@Tilos: Was passiert denn voraussichtlich, wenn ich sie nochmal (kurz, Frank in Säure schmeiße?