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von justus » Do 04.02.16 09:23
Meiner persönlichen Ansicht nach handelt es sich bei den "Gussdenaren" (fälschlicherweise immernoch häufig "Limesdenare" genannt) nicht um Fälschungen im eigentlichen Sinn, sondern wie auch bei den sog. "Limesfalsa" um eine Art von Notgeld zur Behebung von Engpässen im Geldumlauf. Die Annahme, dass es sich um die Produkte von Falschmünzern handeln könnte, wird zunehmend in Frage gestellt, da das Aussehen einer einer silberfarben getönten Bronzemünze (Silbersud) eben nicht gerade dazu geeignet erscheint, den Silberglanz einer reinen Silbermünze vorzutäuschen. Somit dürfte auch das 82 v. Chr. erlassene Gesetz zum Verbot "Silbermünzen zu fälschen und falsche Silbermünzen auszugeben", die "lex Cornelia testamentaria nummaria" bei dieser Art von Gussmünzen aus unedlen Metallen nicht greifen. Im Gegensatz dazu fallen IMHO "plattierte Silber- oder Goldmünzen" sehr wohl unter dieses Verbot, dürften also überwiegend Produkte von Falschmünzerwerkstätten sein, da sie durch ihre Silberplattierung vorgeben reine Silbermünzen zu sein, auch wenn sie stilistisch nur selten an das Aussehen von Originalmünzen herankommen.
Im übrigen käme wohl auch niemand auf die Idee Silbersud-Folles als Silbermünzen zu bezeichnen. Der oben genannte Begriff "Notgeld" meint somit nichts anderes, als eine mittels Gussformen aus Ton hergestellte inoffizielle Produktion von Bronzedenaren, welche zwar vermutlich nicht von offizieller Seite angeordnet, aber doch zumindest toleriert wurde. Der Höhepunkt dieser Gussdenarproduktion lag bekanntermaßen in der Severerzeit, als unter Septimius Severus auf Grund seines Partherfeldzuges ungeheure Mengen an Soldzahlungen erforderlich wurden und somit insbesondere in den Westprovinzen eine große Geldknappheit entstanden ist. Wir kennen alleine aus den gallischen und germanischen Provinzen, sowie aus Britannien mehr als einhundert große Fundkomplexe von Gussformen mit Denarvorlagen von Septimius Severus, Julia Domna, Caracalla, Elagabal, Severus Alexander etc.