
Weitestgehend bekannt sind die qualitativ schlechten Bezant-Imitationen (geringer Goldgehalt), wie sie z. B. zur Zeit Balduin III. (Nennung des 10. Fatimiden-Kalifen Al-Amir (1096-1130)) in Jerusalem geprägt wurden.
Wenn wir dann endlich "in" Jerusalem angelangt sind, würde ich Comthur bitten, seinen Bezant (aus "Schönheiten des Mittelalters") erneut hier einzustellen.
Nun aber zu den Silbermünzen:
Teil I
Die Einführung des Silber-Dirhams in Syrien begann 571 AH (1176 AD). Das Silber kam aus Sachsen (Freiberg), der Steiermark (Oberzeiring) und Kärnten (Meiselding, Obervellach). Über die norditalienischen Handelsrepubliken (Genua, Pisa, Venedig) fand es den Weg in die syrischen Münzstätten Aleppo und Damaskus. Saladins Münzreform liegt zweifelsohne das europäische Interesse an orientalischen Waren zugrunde. Um 580 (1185) kam es zu einem deutlichen Anstieg der ayyubidischen Münzproduktion. Das früheste Zeugnis für diese Entwicklung ist ein Vertrag aus dem Jahr 1201 zwischen Venedig und dem Königreich Kleinarmenien. 1245 wurden die Privilegien erneuert: Venedig wurde zugesichert, nur dann keine Abgaben auf den Import von Gold und Silber entrichten zu müssen, wenn die beiden Bodenschätze nicht zur Münzprägung herangezogen werden. Ansonsten galten dieselben Abgaben, wie sie für die Belieferung der Münzstätte Akkon anfielen.
Venedig schloss auch einen Vertag mit dem Ayyubiden-Herrscher von Aleppo az-Zahir Ghazi, der von 582 - 613 (1186 - 1216) regierte. Aus diesem Vertrag geht hervor, dass Venedig berechtigt ist, gegen die geringe Abgabe von 5% Silberbarren zu Münzzwecken zu exportieren.
Von "az-Zahir Ghazi" sind neben den offiziellen (ayyubidischen) Prägungen (sechseckiger Stern) auch solche bekannt, die nach seinem Todesjahr 613 geprägt wurden. Es ist offensichtlich, dass es sich hierbei um Kreuzfahrer-Imitationen handelt, die nicht in Aleppo, sondern bis zum Jahr 630 in "fränkischen" Münzstätten (z. B. Akkon) ohne Unterbrechung geprägt wurden. Die letzte gefundene Kreuzfahrer-Prägung stammt aus dem Jahr 638.
Hier ein Beispiel für den "Kreuzfahrer-Stern":
https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=653&lot=881
Ein weiterer, noch bekannterer Münztyp (Quadrat), der posthum von den Kreuzfahrern geprägt wurde, ist die Imitation des Dirhems von as-Salih Ismail, dem Ayyubiden-Herrscher von Damaskus (637 (1240) - 643 (1245)). Im Gegensatz zu den Aleppo-Imitationen kommt es bei diesem Typ nicht nur zur Nennung von fiktiven Prägejahren, sondern auch zur irreführenden Beschriftung "Geprägt in Damaskus".
Auch hierzu ein Beispiel:
https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=653&lot=878
Da ich auf diesen Imitationstyp - dank Klaupos Bestimmungstabelle - noch näher eingehen möchte, bringe ich hierzu einen eigenen Beitrag (Teil II) ein.
Bis bald
AvP
PS:
Mit den folgenden Näherungsformeln lassen sich islamische Jahreszahlen in gregorianische umrechnen und umgekehrt:
C = H x 32/33 + 622
H =(C - 622) x 33/32
C (Jahr nach christlicher Zeitrechnung), H (Jahr nach der Hidschra)
Ach ja, hier noch ein "Bezant":
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 81&t=49706
Und dieses Angebot geht schon in Richtung "Lennestadt":
http://www.ebay.de/itm/Kreuzfahrer-Koni ... 2c7e983252
Beim "Stern" handelt es sich um "Artuqiden von Mardin (Najm al-Din Ghazi I. als Vasall des Ayyubiden-Herrschers an- Nasir Yusuf)", und beim "Quadrat" handelt es sich um "Ayyubiden (al-Nasir Yusuf II.)". Kreuzfahrer-Imitationen von diesen Herrschaften sind nicht bekannt.