Münzbewertung- Erhaltung

Alles was von Europäern so geprägt wurde
stampsdealer
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » Do 05.12.13 22:15

Auch fühle ich mich von der Unsitte genervt, nahezu jeder angelaufenen Münze eine überaus herrliche Patina anzudichten. Auch das war vor Jahrzehnten eindeutig anders.

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KarlAntonMartini
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 05.12.13 22:16

stampsdealer hat geschrieben: Noch in den 90er-Jahren ließ sich sagen, die Engländer haben Erhaltungsgrade wie bei uns vor dem Kriege. Ob das immer noch so ist, kann ich nicht sagen, das wissen andere Foristen. Wenn man sich einen alten Seaby in die Hand nimmt und sich die Abb. zu Erhaltungsgraden anschaut....
Ob es noch so ist wie vor dem Krieg, weiß ich nicht. Aber mindestens eine halbe Stufe strenger bewertet. Der Seaby/Spink weist ausdrücklich darauf hin, daß unc bedeutet: mit vollem Prägeglanz. - Hierzuland traut sich kaum ein Händler, Münzen anzubieten, die er nicht mindestens mit ss einstuft. Aber es ist eigentlich zunehmend egal, wo beinah alles mit Bild verkauft wird. Düpiert wird höchstens der Anfänger, der vermeintliche Schnäppchen kauft.
Münzsammler seit 60 Jahren. Mitglied im Numismatischen Verein zu Dresden und der Oriental Numismatic Society.

stampsdealer
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » Do 05.12.13 22:23

Danke für diesen Hinweis.

Wer englische Münzen sammelt, sollte wohl für das Grading am besten Vergleichsstücke haben, also vielleicht an die 50 Münzen liegen haben die mal bei Londoner Nobeladressen erworben worden sind.

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Andechser » Fr 06.12.13 08:13

Aber gerade im Mittelalter finde ich es ehrlicher, eine Münze mit Prägeglanz und großer Prägeschwäche als vz oder gar st mit üblichen Prägeschwächen zu beschreiben, als sie auf schön abzuwerten. Prägebedinte Unzulänglichkeiten gehören für mich gesondert erwähnt und nicht einfach in der Erhaltung verwurstet. Mir werden immer wieder Vierschlagpfennige die bestenfalls ss- sind und Prägeschwächen haben, als schön angeboten und die gleiche Erhaltungseinschätzung soll dann auch für nahezu prägefrische Stücke mit den selben Prägeschwächen gelten? Tut mir leid, das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Außerdem werden in dem Bereich der Vierschlagpfennige die großen Aufpreise nicht für Toperhaltungen gezahlt, sondern für Topausprägungen. Letztens ein Vierschlagpfennig aus Windisch Graz von Berthold von Andechs Patriarch von Aquileia für über 50 Euro zugeschlagen. Der war korrekterweise mit sehr schön bewertet, hatte aber so gut wie keine Prägeschwächen. Andere Stücke, eben teilweise mit Prägeglanz und üblichen Verprägungen, gehen für 5-20 Euro über den Thresen.

Viele Grüße
Andechser

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » Fr 06.12.13 13:33

Es leuchtet mir durchaus ein bei der Einstufung also der Herstellungsart (hammered coinage, milled coinage) einer Münze gerecht zu werden; an eine Mittelaltermünze ist also anders als an eine moderne Maschinenprägung heranzugehen,

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » Do 26.12.13 17:54

Erhaltungsgrade sind aus meiner Händlersicht auch eine Frage des Einkaufspreises. Bei einem Kreuzer für 20 Euro kann ich großzügig sein. Da brauche ich nicht vz+ schreiben, da reicht dann auch vz.

Wenn ich aber bei einem völlig ausgereitzten Gebiet wie z. Bsp. Deutsch-Ostafrika selbst unheimlich viel Geld für eine Münze bezahlt habe, sieht der Fall anders aus.

Insbesondere bei Medaillen, die oftmals gar nicht so nach Erhaltung gesammelt werden, besteht dann keine Notwendigkeit vz-st zu schreiben, da kann man dann vz nehmen.

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Schlesier » Do 26.12.13 20:08

stampsdealer hat geschrieben:
Wenn ich aber bei einem völlig ausgereitzten Gebiet wie z. Bsp. Deutsch-Ostafrika selbst unheimlich viel Geld für eine Münze bezahlt habe, sieht der Fall anders aus.
Dann dürfte sich die Münze nicht zu einen profitablen Weiterverkauf eignen und ich würde diese (als Händler) nicht ankaufen.
Mit besten Sammlergrüßen,Schlesier.

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Zwerg » Do 26.12.13 21:31

Insbesondere bei Medaillen, die oftmals gar nicht so nach Erhaltung gesammelt werden, besteht dann keine Notwendigkeit vz-st zu schreiben, da kann man dann vz nehmen.
Bist Du da sicher?
Vor allem bei Medaillen des 16. bis 18 Jh. gibt es riesige Preisunterschiede auch bei kleinen Erhaltungsunterschieden.
Da geht es oft um richtig viel Geld.

Grüße
Zwerg
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » Do 26.12.13 21:56

Es ist nicht alles wirklich profitabel was man anfäßt. Je nach Liquiditätslage kann man mehrgleisig fahren, Stücke mit einer nennenswerten Gewinnspanne und solche die nur eine "Exchange Rate" bringen, anbieten. Insbesondere wenn man mit dem Abnehmer nur telefonieren muß, ist der letztere Fall denkbar.

Für den Preisunterschied zu den älteren Medaillen gebe ich Zwerg recht. Ich habe da an Medaillen, die ich selbst habe, gedacht, also eher so den Zeitraum 1880 bis 1945.

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » Sa 25.01.14 19:01

Auf der Seite des Verbandes Österreichischer Münzenhändler habe ich etwas zu Prägequalitäten und Erhaltungsgraden mit Abbildungen gefunden.

http://www.voem.org/page.php?id=9

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Comthur » Sa 25.01.14 20:20

Die Definitionen der österer. Münzhändler sind auch mir etwas wischi-waschi. Das Lexikon der Numismatik wäre m.E. für neuzeitliche Prägungen besser geeignet.

Ansonsten würde ich mich hier Andechser voll anschließen. Nicht pauschalisieren sondern Alter und Prägetechniken mit in die Erhaltung einfließen lassen.

Auch das oben angesprochene Stück von Lanz verdient m.E. mindestens ein ss/vz + Prägeschwäche da wir a) deutliche Reste von Prägeglanz und b) am Adler durchaus kaum echte Abnutzungsspuren haben.

Eine Münze mit deutlich ausgeprägter Prägeschwäche kann sogar Stgl. sein, da eine Prägeschwäche nichts mit dem Grad der Abnutzung durch den Umlauf (-und nur darüber definieren sich unsere "Erhaltungsgrade") zu tun hat.

Eine interessantere Diskussion könnte auch die Bewertung von Randfehlern an modernen Münzen ergeben : Ich hatte mal ein Stück des 19.Jh. in nahezu Stempelglanz ... wenn nicht einige Randfehler (Kerben) gewesen wären ... . Ist dieses Stück dann "ss" weil schon ein vz-Stück keine Randfehler haben darf ??
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von stampsdealer » So 26.01.14 06:34

Ich würde bei diesen Münzen des 19 Jh. eine entsprechende Zusatzbeschreibung vornehmen: vz.st mit Randfehlern/Kerben und nicht sehr schön.

Auch fallen mir aus dieser Zeit Münzen ein. die nahezu prägefrisch sind, aber herstellungsbedingte Randfehler aufweisen, insbesondere habe ich das schon öfters bei Doppelgulden der Stadt Frankfurt am Main erlebt, wo wohl die Rändelung oder Randprägung (ich habe das nicht genau im Kopf) dann zu diesen Randunebenheiten geführt haben dürfte, also Angebotsbeschreibung: prägebedingte Randunebenheiten, vz-st.

Auch bei Habsburgischen Gulden um 1870 begegnen mir ständig Randunebenheiten, die nicht durch den Umlauf entstanden sein dürften, auch hier würde ich dann schreiben: herstellungsbedingte Randunebenheiten, v-st.

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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Comthur » So 26.01.14 14:15

Ich denke auch, daß man so der tatsächlichen Erhaltung in der Umschreibung am nächsten kommt. Ob der Sammler dann mehr Wert auf die nahezu prägefrischen Motive / Umschriften legt oder die Randschäden ... kann dann ohne schlechtes Gewissen demjenigen überlassen bleiben.
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Locnar » So 26.01.14 20:45

@ stampsdealer
Auch bei Habsburgischen Gulden um 1870
Ich glaube da bist du im falschen Film, das ist kein Mittelalter mehr.
Gruß
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Re: Münzbewertung- Erhaltung

Beitrag von Comthur » So 26.01.14 22:10

...Das waren allerdings Mehrere ... . Ist eben ein Gebietsübergreifendes Thema.
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