Eine besondere Frau: Julia Domna

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von drakenumi1 » So 15.12.13 13:47

nummis durensis hat geschrieben:

Von daher halte ich von dieser Altar-Theorie gar nix... :P
Ich nunmehr auch nicht! ....... So mag sich jeder der einen oder anderen Meinung verbunden fühlen, aber das Pendel der logischen Argumente schlägt doch nicht erst seit diesen 3 Bildbeispielen von n. d. (s. oben) sehr eindeutig für die Steuerruder-Deutung aus und gegen den Altar. Besonders das Beispiel des von allem baulichen Beiwerk des Schiffes befreiten und alleine ins "Bild" gesetzten Ruders spricht doch eine überzeugende Sprache, wie auch die schräg in Richtung Schiffsmitte verlaufenden Kiel- und Buglinien, für die es in Hinblick auf eine Altar-Variante so gar keine aus der Bauart herzuleitende Begründung gäbe.
So bleibt ein Rest Spekulation (wie zumeist bei ähnlichen Fragen) an der Lösung des Rätsels haften, wenn es nicht noch einen höchst gewichtigen Schiedsspruch von ebensolch gewichtiger Seite geben sollte. Ich werde damit gerne leben können.
Ansonsten meinen Dank für Eure lebhafte Mitwirkung sagt vorerst

drake
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Peter43
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von Peter43 » So 15.12.13 17:21

Bei den antiken Schiffen hatte doch das Heck immer einen hohen Aufbau. Wo ist denn der auf diesen Münze zu sehen?

Jochen (Altar-Anhänger)
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Invictus
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von Invictus » So 15.12.13 18:09

Genau.
Nummi's Schiffsmosaik ist ein schönes Beispiel für Heckaufbauten. Das Altarrelief der Claudia Quinta könnte die Reihe fortsetzen http://www.vroma.org/images/mcmanus_ima ... tyche1.jpg --- aber diese Heckdarstellungen lassen sich doch weit weniger in symetrischen Einklang mit dem dargestellten "Objekt" der Domnamünzen bringen wie ein Altar (und mag er noch so schief und krumm geschnitten sein, bei manchen Pietas-publica-Münzen der Domna fällt er ähnlich "deformiert" aus).
Das Ruder an sich kann wegen seiner untypischen Ausrichtung bugwärts(!) m.E. auch nicht als Teil des Schiffes ansehen, sondern als eigenständiges Objekt (ähnlich wie hier http://numismatics.org/collectionimages ... dth350.jpg).
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von nostronomo » So 15.12.13 19:46

Zur Auflockerung der Diskussion stelle ich mal was für die Sinne rein dass kein grosser Kommentar bedarf,
eine der reizvollsten Posen der Venus meines Erachtens.
IMG_8186.jpg
Da gibt es noch die VENVS FELX Rückseite, Venus mit Apfel und Drapierung in der Hand mit entblösster Schulter,
die würde ich mich gerne als Compagnon zur oben gezeigten zulegen.
Ich konnte bisher kein Stück finden mit gut Ausgeprägter Rückseite, hat jemand von euch eine zum Zeigen?
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von mike h » So 15.12.13 19:55

Stimmt!
Wirklich attraktiv.
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von ga77 » So 15.12.13 19:57

Ich zeige auch eine weitere:

Julia Domna (ca. 170 – 217 AD)
AE As/Dupondius, Rome, 196 – 209
IVLIA AVGVSTA;
Bust draped right, hair waved and coiled at back
VESTA MATER, SC in exergue;
Six Vestals sacrificing in front of temple of Vesta
10,68 gr, 27 mm
RIC IVa, 892a; BMC V, 796 note; C. 243
Ex iNumis, Mail Bid Sale 22, lot 209

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196_Julia_Domna_As_RIC_892a_1.jpg

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mike h
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von mike h » So 15.12.13 20:08

Hallo Gabriel

Tolles Stück!
Die Würd ich mir gerne mal unter dem Mikroskop anschauen.

Martin
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von emieg1 » So 15.12.13 20:20

nostronomo hat geschrieben:Zur Auflockerung der Diskussion stelle ich mal was für die Sinne rein dass kein grosser Kommentar bedarf,
eine der reizvollsten Posen der Venus meines Erachtens.
IMG_8186.jpg
Da gibt es noch die VENVS FELX Rückseite, Venus mit Apfel und Drapierung in der Hand mit entblösster Schulter,
die würde ich mich gerne als Compagnon zur oben gezeigten zulegen.
Ich konnte bisher kein Stück finden mit gut Ausgeprägter Rückseite, hat jemand von euch eine zum Zeigen?
Da möchte ich mich vorbehaltslos anschliessen... die Venus Victrix ist für mich die Domna-Münze schlechthin. Ich werde demnächst eine kleine 'Serie' einstellen, denn immerhin gibt es sie nicht nur aus der stadtrömischen Münze, sondern auch aus Alexandria, Emesa und Laodicea ad Mare - und auch als "Barbarin" :wink:

Die Venus Felix als alexandrinische Prägung hatte ich schon einmal im Alexandria-fred eingestellt: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... alexandria . Einmal mit der Vs-Legende IVLIA AVGVSTA und dann noch mit der seltenen frühen Legende IVLIA DOMNA AVG.

Gabriel: Tolles Stück, das ich gerne in Silber hätte :mrgreen:

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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von nostronomo » So 15.12.13 20:27

Ja genau diese Rückseite meine ich, aber Detailreicher würde ich mir sie schon wünschen :wink:
nummis durensis hat geschrieben: - und auch als "Barbarin" :wink:
jeje, interessant 8)
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von ga77 » So 15.12.13 21:17

Danke!

Ich stelle gleich noch eine vor, wohl mein schönstes Portrait von Domna:

Julia Domna (ca. 170 – 217 AD)
AE As/Dupondius, Rome, 211 – 217
IVLIA PIA FELIX AVG;
Draped, diademed bust right
SAECVLI FELICITAS, S-C;
Felicitas standing left, sacrificing out of patera ofer altar and holding caduceus
9,49 gr, 24 mm
RIC IVa, 603; BMC V, 227; C. 179

Valete
Gabriel
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211_Julia_Domna_As_RIC_603_1.JPG

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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von drakenumi1 » So 15.12.13 23:26

Nun, Gabriel,
ich will mir kein Urteil über Dein Schönheitsideal von Frauen anmaßen :wink: , aber die giftgrüne Farbe und ihr monarchisch strenger Blick passen irgendwie zusammen. Du wirst mir diese offene Meinung hoffentl. nicht übelnehmen. Das hat natürlich nichts mit dem Zustand der Münze zu schaffen bzw. ihrem Erhaltungszustand. Ich hoffe nur, daß dieses GRÜN tatsächlich nicht ganz so gefährlich für ihren weiteren Betand ist, wie es scheinen mag. Sieht man darüber hinweg, bleibt eine wunderbar scharf geprägte Münze fast ohne Abnutzungsspuren übrig, mit dem leisen Verdacht, unter den Auf- und Ablagerungen könne es schlimm um den Zustand des Metalls bestellt sein ....

Bei dieser Gelegenheit stelle ich Euch noch eine recht seltene Rückseite dieser Kaiserin vor: Die MATER DEVM, als zinnenbekrönte Cybele li. sitzend und von 2 kleinen Löwen flankiert.
Über die mythologischen Hintergründe des Cybelekultes brauche ich Euch nur auf den Link über den Kybelekult bei wikipedia zu verweisen, - höchst interessant und umfangreich.

drake
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Denar Julia Domna C. 123 Av. IVLIA AVGVSTA..jpg
Denar Julia Domna C. 123 Rv. MATER DEVM. Cybele thront zw. 2 kleinen Löwen..jpg
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von ga77 » So 15.12.13 23:59

Bei dieser Münze hatte ich mit schön stilistisch schön gemeint. Nicht schön im Sinne einer schönen Frau :) Das Grün ist eine solide Patina, da muss ich also nicht fürchten.

Vale
Gabriel

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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von chinamul » Mo 16.12.13 10:38

Bei der Rv.-Legende auf dem Denar findet sich die alte Genitiv-Plural-Form DEVM statt DEORVM, von der ich annehme, daß das V (u) dort im Gegensatz zu der Akkusativ-Singular-Form lang, also ū, gesprochen wurde.

Gruß

chinamul
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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von emieg1 » Di 17.12.13 18:36

Ich stelle meine beiden stadtrömischen Lieblingsmünzportraits von Julchen vor :mrgreen:

Im Gegensatz zu manch anderen Kaiserladys unterscheidet man bei Julia Domna nur zwischen zwei verschiedenen Frisurentypen, bei denen es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Perücken handelt.

Der erste (frühere) Typus 'Argentarierbogen' (oder Typus 'Gabii') ist eine fast kugelrunde, mützenartige Frisur, die die Ohren bedeckt und das Gesicht eng einrahmt. Das Kalottenhaar ist in regelmässige, parallele Wellen profiliert. Über den Hinterkopf breitet sich ein grosses, flaches Haarkissen aus. Die beiden Denkmäler, die für diesen Typ namensgebend sind, sind die Darstellung der Julia Domna auf dem Argentarierbogen in Rom (Abbildung) sowie ein Kopf aus Gabii in Paris.
domna_frisur_argentarierbogen.jpg
Stellvertretend für eine Vielzahl von Plastiken mit diesem Frisurentyp hier eine Büste aus dem Palazzo Massimo in Rom.
domna_palazzo_massimo.jpg

Der (spätere) Typus 'Leptis' behält die präzise Ondulierung des Kalottenhaares wie die Bedeckung der Ohren bei. Die grundlegende Variation besteht darin, dass das Haar bis auf die Schultern herab in die Länge gezogen wird, so dass es wegen seiner Länge auf die Kleidung aufstossen kann. Zusätzlich wird um die Haarkante von Ohrenhöhe an ein rahmender Zopfstrang gelegt. Die Ausführung der Rückseite besteht manchmal aus einem mehr oder weniger grossen Nest, das queroval in Nackenhöhe platziert wird; manchmal auch aus dem Haarkissen des ersten Typus (Abbildung). Namensgebend für diesen Typ ist das severische Tetrapylon von Leptis Magna (Abbildung).
domna_frisur_leptis_magna.jpg
Als besonders schönes Typenbeispiel stelle ich die Statue der Julia Domna als personifizierte Ceres aus dem Museum in Ostia Antica vor.
domna_ceres_ostia.jpg
domna_ceres_ostia_full.jpg

Quelle: Daniela Ziegler - Frauenfrisuren der römischen Antike - Abbild und Realität

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Re: Eine besondere Frau: Julia Domna

Beitrag von Peter43 » Di 17.12.13 19:51

Herzlichen Dank für Deine Ausführungen. Kann man sagen, daß der Argentarierbogen-Typ zu Lebzeiten des Severus und der Leptis-Typ erst unter Caracalla geprägt worden ist?

Jochen
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