Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 03.12.19 22:51

Ich glaube, es werden noch einige dazukommen.

Jochen
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 05.12.19 15:18

Die Samniten

Zunächst möchte ich zwei samnitische Münzen vorstellen:

1. Münze:
Kampanien, Phistelia, ca. 325-275 v.Chr.
AR - Obol, 0.51g, 11.22mm, 270°
Av.: Kopf eines jungen Mannes leicht n.r.
Rv.: Getreidekorn (Gerste), darüber Delphin n.r., darunter Miesmuschel
unten oskische Legende FISTLVIS (zu lesen von innen und von re. nach li.)
Ref.: BMC I, S.12, 4/6; Sear 326; Campana, Agg. Fistelia 4a; HN Italy 613; Sambon
S.331, 831
nicht häufig, fast VZ, getönt

Anmerkung:
Phistelia gehörte wahrscheinlich zu den samnitischen Wohnorten, die 89 v.Chr. unter Sulla verschwanden. Heute ist es nur durch seine Münzen bekannt. Wegen der Darstellung von Delphinen und Muscheln, nimmt man an, daß es Beziehungen zur See hatte.

2. Münze:
Kampanien, Capua, ca. 216-211 v.Chr.
AE - Uncia, 10.23g, 21mm
Av.: Belorbeerter Kopf des Zeus n.r., dahinter ein Stern
Rv.: Nike, geflügelt, n.r. stehend, krönt ein Tropaion mit einem Kranz, re.
daneben ein Stern
im Abschnitt KAPV (oskisch, von re. nach li.)
Ref.: HN Italy 493; SNG ANS 212-214; SNG Copenhagen 338; BMC Italy p.81, 7
Selten, fast VZ, braune Patina, überdurchschnittliche Erhaltung
Marcantica, Vcoins, November 2019

Diese Münzen sind für mich der Anlaß, etwas über die Samniten erzählen. Von Livius erfahren wir, daß die Römer 3 Kriege gegen sie geführt haben. Sie waren ein sehr kriegerisches, d.h. freiheitsliebendes Volk und der wohl gefährlichste Gegner Roms auf der italischen Halbinsel. Ihre Hauptwohngebiete lagen in Samnium, Kampanien und Lukanien. Wahrscheinlich waren sie ein Zusammenschluß verschiedener Volksstämme, deren gemeinsame Sprache das Oskische war. Sie selbst nannten sich Safineis, die Griechen nannten sie Saunitai. Ihre Hauptstadt war Bovianum am Osthang des Apennin.

Sie selbst verstanden sich als aus den Sabinern hervorgegangen. Als sie im 5. Jhdt. v.Chr, begannen, sich die Küstenregionen von Kampanien zu unterwerfen, und Capua, Pompejii und Cumae in Besitz nahmen, kamen sie in Konflikt mit den Römern. 354 v.Chr. einigten sie sich mit ihnen auf den Liris als Grenzfluß, doch dieses Abkommen hielt nicht lange. Es kam von 343-290 zu den drei Samnitenkriegen, als deren Ergebnis sie aus Kampanien vertrieben wurden. Diese Kriege gegen die Samniten werden von Livius in seinem Geschichtswerk "Ab urbe condita" detailliert, aber oft etwas phantasievoll und natürlich aus römischer Sicht geschildert.

(1) Die 3 Samnitenkriege
Beim 1. Samnitenkrieg (343-341 v.Chr.) ging es um die Herrschaft über Kampanien. Eigentlich waren die Samiten mit den Römern verbündet. Als aber Capua sich mit den Römern verbündete, kam es zum Krieg. Da keine Seite gewinnen konnte, kam es wieder zum Friedensschluß, in dem die Samniten das Bümdnis Capuas mit Rom billigen mußten. Danach verbündeten sich beide wieder gegen äußere Feinde. Heute nimmt man an, daß dieser Krieg nur eine Mythe ist.

Auch beim 2. Samnitenkrieg (326-321 und 316-304) ging es um die Herrschaft über Kampanien. Als Rom dem von den Samniten bedrängten Neapel zu Hilfe kam, erklärten diese Rom den Krieg. Der nahm zunächst einen verhängnisvollen Verlauf für Rom. 321 v.Chr. geriet dss römische Heer bei den Kaudinischen Pässen in eine Falle und wurde eingeschlossen. Nur unter harten Bedingungen gelang es, das Heer zu retten. Dazu gehörte die Demütigung, daß die Soldaten unter einem Joch hindurch-gehen mußten, um ihre Unterjochung zu versinnbildlichen. Diese Demütigung Roms durch das "kaudinische Joch" muß wohl als Fehler angesehen werden, da sie die Wut der Römer vervielfältigte.
326 v.Chr. nahmen die Römer die Feindseligkeiten wieder auf. Als sie in der ersten Schlacht besiegt wurden, änderten sie ihre Strategie: Sie bauten die Via Appia nach Capua und kreisten die Samniten mit befestigten Kolonien ein.. 305 v.Chr. eroberten die Bovanum, die Hauptstadt der Samniten. Damit war Kampanien endgültig in römischer Hand.

3. Samnitenkrieg (298-290 v.Chr.)
In der Zwischenzeit hatten die Samniten ein großes Bündnis mit anderen Stämmen geschlossen: Sabinern, Umbrer, Etruskern und Lukanern. Nach ersten Erfolgen kam es in 295 der Schlacht von Sentinum zu einem großen Gemetzel auf beiden Seiten. Es wird berichtet, daß der Feldherr Publius Decius Mus in einer devotio sich und sein Heer den Göttern weihte und den Tod suchte. Man nimmt an, daß diese devotio historisch ist, während die seines Vaters gleichen Namens in den Latinerkriegen am Vesuv 340 v.Chr. erst von seinem Sohn auf ihn übertragen wurde. Rom errichtete weitere Kolonien, auch in Apulien, und die Samniten mußten in dieser hoffnungslosen Lage mit Rom Frieden schließen und wurden zur Heeresfolge verpflichtet.

Das Ergebnis der 3 Samnitenkriege war die Vertreibung der Samniten aus Kampanien. Aber ihre Unabhängigkeit hatten sie noch nicht verloren. So ist leicht zu verstehen, daß die Samniten in Pyrrhos eine Möglichkeit sahen, dem Druck Roms zu entgehen.

(2) Der Pyrrhische Krieg 280-275 v.Chr.
Pyrrhos (Lat. Pyrrhus) ist den meisten von uns bekannt durch seinen Ausruf "Noch so ein Sieg und ich bin verloren!" Dieser Krieg brach aus, als Rom sich nach Süditalien ausbreitete, das als Magna Graecia griechisch besiedelt war. Das griechische Tarent rief deshalb Pyrrhos I., den König von Epiros, zu Hilfe. Und natürlich erhofften sich die freiheitsliebenden Samniten durch ihn, sich vom römischen Joch befreien zu können. Pyrrhos gewann zwar die Schlachten gegen die Römer, aber nur unter sehr hohen Verlusten. 279 kam es dabei während der Schlacht bei Ausculum zu einer weiteren Devotion. Diesmal war es Decius Mus, der Sohn des 2. Decius Mus, der sich opferte. Es lag wohl in der Familie. Allerdings wird diese devotio nur von Cicero überliefert. Als Rom sich mit Karthago verbündete und die Griechen auf Sizilien sich auch mit Karthago verständigten, brach er seinen Feldzug ab. Danach war der Weg Roms frei zur Auseinandersetzung mit den Puniern,

(3) Die Punischen Kriege 264-146 v.Chr.
Als Hannibal mit seinem Heer über die Alpen kam, um gegen die Römer Krieg zu führen, hofften die Samniten zusammen mit den Bruttiern und anderen italischen Völkern sich mit der Hilfe von Hannibal vom Joch der Römer zu befreien, und schlossen sich nach der Niederlage der Römer ihm an. Hannibal überwinterte 216/15 in Capua. Aber ihr Plan ging nicht auf. Da Capua nicht den gewünschten Hafen besaß, zogen die Karthager nach Tarentum. 211 wurde Capua von den Römern belagert und von Marcellus erobert, der es als Strafe für den Verrat zerstörte. Die Punischen Kriege endeten mit der römischen Herrschaft über das Mittelmeer und machten Roms zur Weltmacht!

(4) Der Bundesgenossenkrieg 91-88 v.Chr.
Dieser Krieg war der Kampf der italischen Bundesgenossen um das vollständige römische Bürgerrecht. Sie schlossen sich zur Marsischen Konföderation mit der Hauptstadt Corfinium zusammen. Diese war militärisch so stark, daß sie von den Römern nicht endgültig besiegt werden konnte. Gezwungenermaßen mußten die Römer 90 v.Chr. mit der Lex Plautia Papiria den Italern das vollständige römische Bürgerrecht verleihen. Der Erfolg aber war, daß sich dadurch ein stärkeres italisches Gemeinschaftsgefühl ausbildete, was langfristig das Imperium stärken sollte (Wikipedia)

3. Münze:
Römische Republik, C. Papius cf. Mutilus, gens Papia
AR - Denar, 18.7x20.1mm, 3.87g
geprägt wahrscheinlich in Corfinium, 90 v.Chr.
Av.: Kopf der Italia, behelmt, n.r.
darunter MVTIL (retrograd), dahinter Kranz
Rev.: Die Dioskuren nach li. und re, auseinanderreitend
darunter oskische Legende (lateinisch C. PAAPI C.)
Ref.: Sear 232; Syd. 635.
sehr selten, SS
Calgary Coins, Vcoins, November 2019

Anm.:
Dies ist eine der wenigen Münzen aus der römischen Zeit mit einer oskischen Legende.

Das endgültige Aus für die Samniten brachte der Krieg zwischen Sulla und Marius. Als Sulla 82 v.Chr. nach Rom zuückkam, besiegte er, unterstützt von Pompeius, die Popularen und errichtete eine Diktatur. Während dieser Schreckensherrschaft unterwarf Sulla die Samniten, die sich Marius angeschlossen hatten, endgültig und löschte sie praktisch aus. Er zerstörte ihre Wohngebiete und zerstreute sie über Italien. Es war das, was man heute eine ethnische Säuberung nennt. Dabei kam es auf dem Marsfeld zu einem Massenmord an 6000 Samniten. Danach verschwinden sie aus der Geschichte. Aber oskische Inschriften wurden später noch in Pompeji und anderswo gefunden.

Kunstgeschichte:
(1) "Die Samniten lassen die Römer unter dem Joche durchgehen", Holzstich 1862
Das Thema des Kaudinisches Joches ist sicherlich das interessanteste. "Jemanden unter das Kaudinische Joch zwingen" wurde sogar zu einer Redewendung. Das Kaudinische Joch wurde oft und unterschiedlich dargestellt. Dieser Holzstich ist aus meiner Sammlung

(2) "Decius Mus weiht sich dem Tode (1616/17)", Stahlstich nach Peter Paul Rubens, um 1850
Rubens schuf ab 1616 einen monumentalen Zyklus von 8 Bildern zur Mythologie des Decius Mus, die als Vorlage für Tapisserien dienen sollte. Er befindet sich seit 1693 im Wiener Stadtpalais Liechtenstein.
Decius Mus steht dem Brauch entsprechend mit beiden Füßen auf einem Pfeil und empfängt vom Pontifex Maximus den Segen, wobei die über den Kopf gezogene Purpurtoga die demütige Haltung betont. Selbst sein Pferd wiederholt seine Demutsgeste.

Quellen:
- Livius, Ab urbe condita

Literatur:
(1) Theodor Mommsen, Römische Geschichte, dtv
(2) Der Kleine Pauly, Samniten
(3) Der Große Ploetz
(4) Wikipedia, Samnitenkriege

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
phistelia_BMC4-6.jpg
Phistelia
Capua_SNGcop338.jpg
Capua
C. Papius c.f. Mutilus_Syd_635.jpg
C. Papius
kaudinisches Joch Holzstich 1862_1.jpg
Rubens Decius Mus weiht sich dem Tode.jpg
Rubens
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 05.12.19 15:21

Exkurs: Das Oskische

Die oskischen Legenden auf den oben abgebildeten Münzen haben mich dazu gebracht, mich etwas mit dieser Sprache zu beschäftigen. Natürlich kann dies keine Einführung in das Oskische sein. Aber einige wichtige oder zumindestens interessante Fakten will ich hier anführen, in der Hoffnung, bei einigen Lesern ein Interesse erwecken zu können.

Das Oskische ist eine indogermanische Sprache, die in Italien gesprochen wurde. Lange Zeit hatte es ein viel weiteres Gebiet inne als das Lateinische. Vor der Eroberung durch die Römer erstreckte es sich über Samnium, Kampanien, Lukanien und das Gebiet um Messina auf Sizilien. Leider sind vom Oskischen nicht mehr als ca. 650 Textbruchstücke erhalten. Damit gehört es zur Gruppe der sog. Korpussprachen, die keine Fortsetzung in die Gegenwart hatten und deren Entzifferung noch nicht 100% gelungen ist. Die gefundenen Texte bestehen aus Weihinschriften, Grabinschriften, Staatsverträgen, Fluchformeln, Grafitti, Stempeln u.a. Das bedeutendste Sprachdenkmal sind die Iguvinischen Tafeln, die
religiöse Riten für die atiedianischen Brüder, einer Gruppe von 12 Priestern des Jupiter mit wichtigen politischen Funktionen in Iguvium, wiedergeben. Sie wurden zwar bereits 1444 gefunden worden waren, aber erst 1789 konnte ein erster Erfolg ihrer Entzifferung verzeichnet werden (Buck). Der Fehler für diese Verzögerung war, daß ihre Sprache lange Zeit zum Etruskischen gerechnet wurde, das aber eine nicht-indogermanische Sprache ist. Bekannt sind auch Inschriften an öffentlichen Bauten und Widmungen aus Pompeji, die meisten aus dem 2.Jhdt., also aus der Zeit vor den Bürgerkriegen, aber auch noch bis 79 n.Chr., dem Untergang Pompejis.

Geschrieben sind diese Texte in Oskisch, Lateinisch und Griechisch. Wir kennen zwar das oskische Alphabet, aber überwiegend nur Wörter, die sich auf Verwaltungstexte beziehen. Es fehlt ein großer Teil der Grammatik.

Der römische Dichter und Schriftsteller Ennius (239 v.Chr.-169 v.Chr,) stellte das Oskische als selbständige Sprache neben Latein und Griechisch, was er mit seiner eigenen Sprache, dem Messapischen nicht tat. Wie das Gotische unter den germanischen Sprachen hat das Oskische unter den italischen Sprachen den ursprünglichen Lautstand am treuesten bewahrt (Buck). An Kultur waren die kampanischen Osker in älteren Zeiten den Römern mindestens ebenbürtig (Mommsen)

Das oskische Alphabet bestand aus 21 Buchstaben. Es ist vom Etruskischen abgezweigt.

Dabei bezeichneten die letzten beiden Zeichen einen offenen i-Laut und einen o-Laut, die es im Etruskischen nicht gab und deshalb ergänzt werden mußten. Die Verwandtschaft sieht man aber u.a. an dem Buchstaben für das F, das wie auch im Etruskischen wie eine 8 geschrieben wird. Die Schrift ist bei beiden linksläufig. Einige wichtige Kennzeichen möchte ich hier auflisten, in der Regel im Vergleich zum Lateinischen:

(1) Wie schon erwähnt hatte es einen altertümlicher Lautbestand, z.B. diuvei = Iovi
(dem Jupiter)
(2) Oft benutzte es Diphtonge, z.B. eiduis = idibus (an den Iden)
(3) Langvokale werden durch Doppelschreibung gekennzeichnet, z.B. niir = ανηρ
(griech. Mann)
(4) Es benutzte das sog. Samprasarana, das ist das Zusammenziehen eines
Halbvokals (hier "iu") wie es vom Sanskrit bekannt ist, z.B.: statis = Statius
(männl. Eigenname)
(5) Kurze Endsilben wurden oft synkopiert, z.B. hurz = hortus (Garten), humuns =
homines (Menschen)
(6) Typisch ist die Anaptyxe. Das ist der Einschub eines Sprossvokals zur leichteren
Aussprache, z.B. nuvkirinum statt Noukria (Name einer umbrische Stadt). Im
Deutschen wäre das" Berot" für Brot, "Sterasse" für Strassse usw, was wir als >
Wortspiele in der Schule manchmal gemacht haben. Bei der Bundeswehr z.B.
heißt das Kommando zur Linkskehre "e-links - um", was das Unterscheiden von
"rechts - um" leichter macht.
(7) Labiovelare wurden labialisiert, z.B. pitpit = quidquid (was auch immer)
(8) Es gibt keinen keinen Rhotazismus, z.B. fusid = foret (er wäre)
(9) Das Oskische hat natürlich eine Reihe von Wörtern aus dem Lateinischen
entlehnt, z.B. dedet = dedit (hat gegeben), aber dann besonders aus der
Verwaltungs- und Militärsprache, z.B. kvaisstur = Quästor

Literatur:
(1) Buck/Prokosch, Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte, Heidelberg
1905
(2) Harald Haarmann, Lexikon der untergegangenen Sprachen, Beck 2004
(3) Harald Haarmann, Universalgeschichte der Schrift, Campus 1991, S.452ff.
(4) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
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oskisch.jpg
Das oskische Alphabet
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Perinawa » Do 05.12.19 15:34

Der Denar aus dem Bundesgenossenkrieg ist ja mal... mmh, wie Homer sagen würde: ein Wort unter Männern. :)

Grüsse
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » Do 05.12.19 18:30

Kannst Du laut sagen! ;-)

Wenn ich mich richtig erinnere, wird im Tischgespräch bei Petronius ("Cena Trimalchionis") über einen reichen Menschen gesagt, er besitze drei Bibliotheken, eine in Griechisch, eine in Lateinisch und eine in Oskisch. Der Gag scheint dabei zu sein, daß niemand damals mehr Relevantes in Oskisch schrieb, da es eben als aussterbende Hinterwäldlersprache galt.

Homer
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Perinawa » Do 05.12.19 22:09

Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht noch, dass die Uncia aus Capua das gleiche Motiv aufgreift wie die Victoriaten der Republik, die überdies aus der gleichen Zeit stammen.

- vgl. zB. https://www.acsearch.info/search.html?id=5539634

Grüsse
Rainer
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Sa 07.12.19 23:48

Die Münzen des Marcus Aurelius aus Nikopolis ad Istrum

Meine neue Münze des Marcus Aurelius aus Nikopolis hat mich bewogen, mich etwas mit dieser Münzprägung zu beschäftigen:

Die Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Marcus Aurelius als Caesar, AD 161-180
AE 20, 4.57g, 19.54mm, 180°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Antonius Zeno
Av.: AVPH OVH - POC KAIC
Büste, drapiert, barhäuptig , n.r.
Rv.: HΓE ZHNΩNOC - NEIKOΠOΛEIT
Artemis als Jägerin, in kurzem Doppelchiton, n.r. stehend, hält in der
vorgestreckten Linken den Bogen und zieht mit der re. Hand Pfeil aus dem
Köcher über der re. Schulter
Ref.: a) nicht in AMNG
b) nicht in Varbanov
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2018):
Rv. No. 8.6.13.1 (für Antoninus Pius, stempelgleich)
Av.: z.B. No. 8.7.9.1 (stempelgleich)
Extrem selten (unique?), wahrscheinlich unpubliziert, S+, braune Patina

Wenn man in den einschlägigen Referenzwerken nachschlägt, erfährt man, daß
AMNG I/1 für Marcus Aurelius nur 2 Typen kennt, RPC IV online nur 3 Typen und Varbanov 4 Typen. Hristova/Hoeft/Jekov (2018) aber hat bis jetzt insgesamt 12 Typen gelistet (man erkennt daran die Bedeutung unserer Monographie, in der zudem alle Münzen abgebildet und beschrieben sind!):

(1) 8.7.6.1 Hades/Serapis an Altar opfernd I
(2) 8.7.6.2 Hades/Serapis an Altar opfernd II
(3) 8.7.7.1 Apollo Sauroktonos
(4) 8.7.8.1 Weintraubenbündel
(5) 8.7.9.1 Nike
(6) 8.7.13.1 Artemis als Jägerin
(7) 8.7.14.1 Herakles n.l. stehend
(8) 8.7.30.1 Isis
(9) 8.7.32.1 Flußgott
(10) Nemesis an Säule lehnend
(11) Tyche n.l. I
(12) Tyche n.l. II

Von diesen Typen haben alle bis auf (4) die Legende M AVPHΛIOC OVHPOC KAICAP in unterschiedlichen Variationen. Nur (4) hat M AVPHΛIOC ANTΩNINOC. Die Typen (5), (6), (9) und (19) sind signiert mit HGE ZHNΩNOC, und bis auf die Typen (1), (2), (9), (11) und (12) sind alle Rückseiten mit Stempeln des Antoninus Pius geprägt worden.

Sehen wir uns jetzt seine Lebensdaten an, die in Zusammenhang mit unserer Münze von Interesse sind:
Marcus Aurelius stammt aus einer ehemaligen Familie aus der Povinz Hispania und wurde geboren am 26.4.12 in Rom als (M. Annius?) Catilius Severus. Er erwarb sich große Verdienste und wurde am 25.2.138 von Kaiser Antoninus Pius adoptiert unter dem Namen M. Aelius Aurelius Verus. Anfang(?) 139 wurde er zum Caesar erhoben. Am 7.3.161 wurde er zum August erhoben als Imperator Marcus Aurelius Antoninus Augustus (Kienast)

Mehrere Rückseiten sind signiert mit HΓE ZHNΩNOC. Dabei handelt es sich um Marcus Antonius Zeno, der von 140-ca. 145 Statthalter des damals noch ungeteilten Thrakiens war. Erst nach 187 - wahrscheinlich erst zu Beginn der Herrschaft des Septimius Severus - bekam Moesia inferior einen eigenen Statthalter. HGE steht für HΓEMΩNEVONTOC, das ist die griechische Übersetzung des lateinischen legatus Augusti pro praetore und bedeutet einen praetorischen Legaten, im Unterschied zu den dann folgenden Statthaltern, die als YΠATEVONTOC (von griech. YΠATOC = consul) consularische Legaten waren. Diese Titel sollte man nicht mit Magistrat übersetzen, wie es fälschlicherweise oft geschieht. Ein Magistrat ist ein städtischer Beamter. Diese Statthalter aber waren als Vertreter des Kaisers auch die Befehlshaber über die in der Provinz stationierten Legionen, der consularische Legat über mehrere.

Was können wir daraus schließen? Bis auf den Typ mit dem Weintraubenbündel sind alle anderen 11 Typen mit OVHPOC KAICAP signiert. Das bedeutet, daß diese Münzen für Marcus Aurelius als Caesar unter Antoninus Pius geprägt worden sind, als er noch den Namen Aurelius Verus trug. Sie stammen also aus der Zeit zwischen 139 und 161. Die mit Zeno signierten Typen stammen aus den Jahren 140 bis 145, also vom Beginn seiner Zeit als Caesar. Das erkärt auch, daß bei 7 Typen der Stempel von Antoninus Pius verwendet worden ist.

Nur der Typ mit dem Weintraubenbündel trägt den Namen M AVPHΛIOC ANTΩNINOC, den er als Augustus trug. Da aber auch hier ein Stempel von Antoninus Pius benutzt wurde, spricht einiges dafür, daß diese Typ kurz nach seiner Erhebung zum Augustus geprägt wurde. Das würde aber bedeuten, daß von ca. 161 bis zum Tode des Marcus Aurelius am 17. 3. 180 die Münzstätte in Nikopolis fast 20 Jahre keine Münzen mehr für ihn als Kaiser geprägt hat. Das ist doch erstaunlich, finde ich. Der Grund dafür ist bis jetzt unbekannt.

Hinzugefügt habe ich ein Bild einer Marmorbüste des Marcus Aurelius aus den Capitolinischen Museen in Rom, sog. Typus 3.

Literatur:
(1) Behrendt Pick, Die antiken Münzen Nordgriechenland (AMNG) Band I, 1898
(2) Arthur Stein, Römische Reichsbeamte der Provinz Thrakia, 1920
(3) Varbanov, Greek Imperial Coins, 2005
(4) Dietmar Kienast, Römische Kaisertabelle, 1990
(5) Hristova/Hoeft/Jekov, The Coinge of Nicopolis ad Istrum, 2018
(6) RPC IV online
(7) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
#123_nikopolis_marc_aurel_HrHJ(2018)8.6.13.1(rev).jpg
Marcus_Aurelius.jpg
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 31.12.19 13:17

falsch!
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 06.12.21 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 31.12.19 13:45

Caecilius Servilianus - Revisited

2014 hatte ich bereits einen Artikel über Caecilius Servilianus geschrieben. Der Anlaß war die längste bis dato gefundene Namensform KAIKIΛEI CEPBIΛEIANOV. Nun konnte ich meiner Sammlung eine neue Münze hinzufügen mit der bis heute kürzesten Form KAI CEPBIΛ! Da auch die Namensliste inzwischen erheblich länger geworden ist (2014: 23, 2019: 41!), wird es Zeit, sie auf den neuesten Stand zu bringen.

Die Münze:
Commodus, 177-192
AE 29, 12.04g
geprägt  unter  dem  Statthalter  Caecilius  Servilianus
Av.: AV - T KAI MAP AVPH - KOMOΔOC
Belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: HΓEM KAI CEPBIΛ NEIKOΠO Π[PO] -  C - I
Zeus in Himation n.l. thronend, stützt sich mit der erhobenen Linken auf langes Szepter und hält in der vorgestreckten Rechten Patera; li. zu  seinen Füßen der Adler n.l. stehend, den Kopf nach re. gewendet
Ref.: a) nicht in AMNG:
cf. AMNG I/1, 1230 (nur für den Typ)
b) nicht in Varbanov
c) nicht in Hristova/Hoeft/Jekov (2018):
Rv. No. 8.10.1.18 var. (hat ICT HΓEM KAIK CEPBIΛ)
Av. z.B. No. 8.10.1.1 (stempelgleich)
wahrscheinlich  unpubliziert
Sehr selten, fast SS, dunkelgrüne Patina

Caecilius Servilianus war zur Zeit des Commodus Statthalter der römischen Provinz Thrakien. Er stammte aus dem plebejischen Geschlecht Caicilios, griech. KAIKIΛIOΣ oder KEKIΛIOΣ, dessen bedeutendster Zweig die Metelli waren. Die Sagen, die es auf Caeculus, den mythischen Gründer von Praeneste, oder auf Caecas, einen Gefährten des Aeneas zurückführen (Fest. ep. 44), sind erst in späterer Zeit aufgebracht worden. Bekannt ist, daß er auch dem Priesterkollegium  angehörte (RE).

Anm. zu Fest. ep. 44: Sextus Pompeius Festus, ein römischer Lexigraph und Grammatiker, 2. Hälfte des 2. Jhs. n.Chr.

Der offizielle Titel des Servilianus war legatus Augusti pro praetore, d.h. er verwaltete die Provinz Thrakien im Namen des Kaisers. Üblicherweise waren die Statthalter vorher Consuln gewesen, sodaß sie sich später auch legatus consularis nannten. Vor Severus aber konnten das auch ehemalige Praetoren sein, was in ihrem Titel nicht unterschieden wurde. Auf den römischen Provinzialmünzen allerdings wurde dies genau beachtet. Da Servilianus nur Praetor gewesen war, verwaltete er die Provinz als Hegemon und nicht als Hypatos (= Consul). Deshalb findet sich auf den Münzen die Abkürzung HΓ, HΓEM oder HΓEMO für HΓEMONEVONTOC und nicht VΠ oder VΠA für VΠATEVONTOC.

Bis zur Zeit des Septimius Severus war die Provinz Thrakien noch nicht geteilt und Moesien keine eigene Provinz. So gibt es von Servilianus signierte Münzen für mehrere thrakische Städte. Für Nikopolis wurden unter Servilianus nur 3 Typen geprägt: (1) Zeus, (2) Asklepios und Hygieia und (3) ein Flußgott. Insgesamt kommen folgende Namensformen vor (alle in Umschrift):

Anchialos
- KAI CEROVILIANOV
Augusta Traiana
- KAI CEROVELIANOV
Hadrianopolis
- KAIK CEROVILIANOV
Nikopolis ad Istrum, 1 Zeus, 2 Asklepios, 3 Flußgott
- KAI CERBIL 1
-  KAIK CEBEIL
-  KAIK CEBEILI
-  KAIK CEBEILIA 1
-  KAIK CEBIL 3
-  KAIK CERBEILI 2
-  KAIK CERBEILIAN
-  KAIK CERBEILIANOV
-  KAIK CERBI 3
-  KAIK CERBIL 1
-  KAIK CERBILEI 1
-  KAIK CERBILEIA 1,  2
-  KAIK CEROBEIL
-  KAIK CEROVBEIL
-  KAIK CEROVEIL* 1
-  KAIK CEBEILIA 1
-  KAIKI CERBEI 3
-  KAIKI CERBEIL
-  KAIKI CERBEILEI 1,  3
-  KAIKI CERBEILEIA 3
-  KAIKI CERBEILEIANOV
-  KAIKI CERBEILI 3
-  KAIKI CERBEILIA 1,  3
-  KAIKI CERBEILIAN
-  KAIKI CERBEILIANOV 2
-  KAIKI CERBILEI 1
-  KAIKI CERBILEIANO 2
-  KAIKI CERBILEIANOV 3
-  KAIKI CERBILIA
-  KAIKILEI CERBILEIA 3
-  KAIKILEI CERBILEIAN
-  KAIKILEI CERBILEIANO 3
-  KAIKILEI CERBILEIANOV 2
-  KAIKILI CERBEILIA 2,  3
-  KAIKILI CERBEILIAN 2
Pautalia
-  KAI CEROVEILIANOV
Philippopolis
-  KAI CEROVEILIANOV
Topiros
-  KAIKI CERBEILI

Anmerkung:
KAIK CEROVEIL* Diese Form ist interessant, weil hier das lateinische V nicht wie üblich in Nikopolis als B wiedergegeben wird, sondern als OV, wie in den anderen Städten. Oder mit anderen Worten: das B kommt nur in Nikopolis (und Topiros) vor.

Nikopolis ist die Stadt mit den meisten unterschiedlichen Namensformen, insgesamt 31 verschiedene! Warum, das weiß niemand. Auf diesen Münzen wurde sein Gentilname stets abgekürzt als KAIKI. So gab es unter den früheren Wissenschaftlern zunächst Zweifel, ob sein Name Caeci(lius) oder Caeci(na) war. Erst als in Philippopolis eine Statue zu Ehren des Commodus gefunden wurde, auf dem Servilianus erwähnt wird, konnte das Problem gelöst werden. Es fand sich der Name [...]OV - ΣEPOV[E]IΛIΛIANOV (sic!), was nur auf Caecilius paßt. Heute gibt es aber 6 Münztypen, auf denen die erweiterte Form KAIKIΛI oder KAIKIΛEI, wie auf meinem Exemplar, vorkommt, sodaß der Name auch allein numismatisch entschieden werden kann.

Arthur Stein datiert Servilianus noch vor Caecilius Maternus und schreibt: Unter Kommodus; vielleicht i. J. 186. Heute wissen wir es besser: Caecilius Servilianus war nach der Münzikonographie mit großer Wahrscheinlichkeit erst nach Caecilius Maternus Statthalter, also nicht vor 187 (Marietta Horster). Die in Philippopolis gefunden Statue zu Ehren des Commodus mit dem Namen des Servilianus ist leider nicht datiert. Deshalb muß man zu anderen Methoden der Datierung greifen. Am 29. Juni 196 war ein Mann dieses Namens curator operum publicorum. Eck hat ihn auch als Proconsul von Asia identifiziert, der als Q. Caecilius Secundus Servilianus auf einer Inschrift aus Magnesia ad Maeandrum vorkommt. Der Proconsulat datiert in das Jahr 208/9. Aber ob auch hier der übliche 15 Jahre Zeitraum zwischen der Amtszeit und dem Proconsulat gilt, ist nicht sicher, weil viele Statthalter Thrakiens gar kein Consulat innehatten. Deshalb ist die genaueste Datierung, die wir heute vornehmen können "187/8 - 192 (wahrscheinlich nicht vor 190)" (Marietta Horster). Damit ist Servilianus der letzte Statthalter unter Co-modus.

Literatur:
(1)  Behrendt  Pick,  Die  antiken  Münzen  von  Nord-Griechenland  (AMNG),  1898
(2)  Arthur  Stein,  Römische  Reichsbeamte  der  Provinz Thracia,  Sarajevo  1920
(3)  Marietta  Horster, Statthalter  von Thrakien  unter Commodus, in "Zeitschrift für Papyrologie
und  Epigraphik, Band 147, 2004, S.247-258
(4)  Real  Enzyklopädie (RE)
(5)  Hristova/Hoeft/Jekov, The Coinage of Nicopolis ad Istrum, Blageovgrad 2018
(6)  Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Jochen
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nikopolis_commodus_HrHJ(2018)8.10.1.18var(rev).jpg
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 12.01.20 19:08

Verschiedene antike Knoten

Im Zusammenhang mit dem Artikel über die antike Kleidung bin ich auf die Bedeutung der Knoten gestoßen. Sie sind seit uralten Zeiten bekannt und sollen zwei Objekte miteinander verbinden, so daß ein Unbefugter sie nicht trennen kann. Daneben hatten Knoten schon in der Antike auch eine bedeutende Symbolik. Der bekannteste ist wohl der Gordische Knoten, mit dem die Deichsel am Kultwagen in Gordion befestigt war, und den Alexander der Große in vollem Mißverständnis mit dem Schwert durchschlug, wonach er sich zum Beherrscher Asiens ausrufen ließ. Andere symbolträchtige Knoten waren die Knoten in den römischen Hochzeitsgürteln.

(1) Der Heilige Knoten von Knossos
Im Alten Kreta war der "heilige Knoten" ein geknoteter Schal, der oben eine schleifenartige Lasche bildete und von Priesterinnen im Nacken getragen wurde. Er sollte zeigen, daß die Priesterin mit ihrer Gottheit unlösbar verbunden war. Er ist bekannt seit der Späten Palastzeit (Mittelminoikum) 2000-1700 v.Chr., der Zeit des Linear A. Das Bild zeigt ein Detail aus einer Wandmalerei im Königspalast von Knossos 1450-1350/1300 v.Chr., das dem unbekannten Kretischen Meister zugeschrieben wird. Es ist bekannt unter dem Namen "Die Pariserin" und befindet sich im Archäologischen Museum Iraklio auf Kreta.

(2) Der Herkulesknoten
Der Herkulesknoten (lat. nodus herculius) entspricht unserem einfachen Fischer- oder Kreuzknoten und war bereits bei den alten Griechen ein Symbol für Glück und Stärke, vielleicht weil er für Unendlichkeit stand. Aber er diente auch apotropäisch der Abwehr von Gefahren. Um 350 v.Chr. begann er eine Rolle bei den Hochzeiten zu spielen. In Rom bekam die Braut am Vorabend der Hochzeit die Tunica recta, die am Hochzeitsmorgen mit einem wollenen Gürtel gegürtet wurde, der mit einem Herkulesknoten geknüpft war. Die Aufgabe des Bräutigams war es, diesen Knoten zu lösen, um die Braut zu gewinnen. Seinen Namen hat der Herkulesknoten davon, daß mit ihm der Löwenskalp auf dem Kopf des Herkules unter dem Kinn zusammengebunden war.

1. Münze:
Phönikien, Tyros, Trajan, 98-117
AR - Tetradrachme, 13.96g, 24mm, 180°
geprägt RY 17 (112/113 n.Chr.)
Av.: AVTOKP KAIC NEP TPAIANOC CEB ΓEPM ΔAK
Belorbeerte Büste n.r.
dahinter Keule des Herakles, darunter Adler n.r. stehend
Rv.: ΔHMAPX - EΞ IZ VΠAT S
Belorbeerte Büste des Melqart n.r., Löwenfell um den Hals geknotet
Ref.: Prieur1517
fast SS

Melqart ist der phönikische Herakles. Hier ist der Knoten gut zu sehen. Auch die Kränze und die Diademe der römischen Kaiser waren hinter dem Kopf mit dem Herkulesknoten zusammengeknüpft.

(3) Der Isisknoten

Der Isisknoten, das tit-Amulett, bezeichnet ein Amulett in einer abgewandelten Form des ankh-Zeichens, des Henkelkreuzes, bei dem die Seitenarme herabgeklappt sind. Von meinen Münzen mit der Isis zeigt diese Münze den Isisknoten am schönsten, obwohl es hier von der Göttin Euthenia getragen wird:

2. Münze
Ägypten, Alexandria, Hadrian, 117-138
AE - Drachme, 20.2g, 35.3mm, 0°
Alexandria, 117/118 (RY 2)
Av.: AVT KAIC TPAIANOC AΔPIANOC
Belorbeerte Büste n.r., Ägis auf der li. Schulter
Rv.: Euthenia im Gewand der Isis mit dem typischen Knoten auf der Brust, auf dem
Kopf die Isiskrone, n.l. gelagert, stützt den li. Arm auf kleine Sphinx, die n.r.
liegt, und hält in der erhobenen Rechten Getreideähren, Mohn und
Lotosblume(?) empor
im Feld LB (Jahr 2)
Ref.: Milne 844; BMC -
SS, braune Patina

Auf dem Detail dieser Drachme ist wunderschön der Isisknoten zu sehen, den auch alle Isis-Priesterinnen zum Zeichen ihrer unverbrüchlichen Verbindung mit der Gottheit trugen. Er war bereits im Alten Reich (2700-2200 v.Chr.) als heiliges Symbol bekannt, wurde aber erst im Neuen Reich (1550-1070 v.Chr.) als Isisknoten bezeichnet. Mit seinen herabhängenden Bändern ahmt der Knoten das ankh-Zeichen nach, das im alten Ägypten für Ewigkeit oder das Weiterleben nach dem Tode steht.

Hinzugefügt habe ich das Bild der Isis-Statue aus der Villa Adriana bei Tivoli, die sich heute in den Kapitolinischen Museen befindet. Wahrscheinlich hat Kaiser Hadrian sie in Ägypten gesehen und einen römischen Bildhauer beauftragt, sie für seine Villa bei Tibur nachzubilden.

(4) Der cinctus Gabinus

Der cinctus Gabinus ist im eigentlichen Sinne natürlich kein Knoten. Aber als Gürtung hat er hier einen Platz verdient.

In der Frühzeit war die Toga das einzige Gewand der Römer und wurde im Frieden und im Krieg getragen. Im Kampf wurde sie zur besseren Beweglichkeit als Wulst um den Leib geschlungen, weshalb das Heer classis procincta hieß (Ähnlich machten es die Griechen mit ihrem Himation). In dieser archaisierenden Tracht wird Mars noch in der Kaiserzeit als Statuette oder auf Münzen dargestellt.

3. Münze:
Septimius Severus, 193-211
AR - Denar, 3.06g, 20mm, 345°
Laodicea ad Mare, 198-202
Av.: L SEPT SEV AVG IMP XI PART MAX
Belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: MARTI VI - CTORI
Mars, in Toga, nackt bis zur Hüfte, frontal stehend, Kopf mit Helm n.l., hält in
der erhobenen Linken umgekehrten Speer und stützt die Rechte auf einen ovalen
Schild, der auf einem Gefangenen steht, der mit auf dem Rücken gebundenen
Armen auf dem Boden n.l. sitzt
Ref.: RIC IV/1, (Laodicea) 509; C. 321; BMC 666
SS+

Eine besondere Form dieser Gürtung ist der cinctus Gabinus: Der Wulst wird über die linke Schulter geworfen, und darüber um die Hüften gegürtet. Üblich bleibt er bei einer Reihe von Opfern (z.B. Öffnung des Janustempels, Darbringung der spolia opima u.a.). Der cinctus Gabinus gestattet nicht, das Haupt zu bedecken, daher verdient die in den Hss. von Serv. Aen. 5, 755 öfter überlieferte Lesart ritu Sabino den Vorzug vor Gabino. Seine Erklärung befriedigt kaum, eine bessere fehlt.

Der cinctus Gabinus war auch vorgeschrieben, wenn der legatus coloniae deducendae mit den beiden Rindern um das zur Verteilung bestimmte Territorium der neuen Colonia eine Furche pflügte, den sulcus primigenius, die beim Akt der Koloniegründung vorgeschrieben war. Auch hier mußte der Kopf bedeckt sein.

(5) Der Palstek
Wenn man über Knoten spricht, muß dieser Seemannsknoten unbedingt erwähnt werden. Er ist der wohl berühmteste aller Seemannsknoten. Sein Name ist plattdeutsch für Pfahlstich von niederd. Pal = Pfahl und Stek = Stich. Gemeint ist damit eine Leine zum Befestigen eines Schiffes an einem Pfahl oder einem Dalben. Er ist einer der belastungsfähigsten Knoten, kann sich nicht zuziehen, und wird deshalb in verschiedenen Varianten auch bei Bergsteigern und der Feuerwehr benutzt.

Das Knüpfen hat mir immer Schwierigkeiten gemacht, bis ich den Trick lernte: "Aus dem Teich, um den Baum und in den Teich". Bei dieser Eselsbrücke kommt entweder ein Frosch oder eine Schlange zum Einsatz.

(6) Knotentheorie
Zum Schluß und um diesen Artikel abzurunden, will ich noch daraufhinweisen, daß es in der Mathematik die Knotentheorie gibt, die sich inzwischen zu einem wichtigen Teilgebiet der Topologie entwickelt hat.

Literatur:
(1) Roman Imperial Coinage (RIC)
(2) Der kleine Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch
(3) Der Kleine Pauly
(4) Wikipedia

Angehängt habe ich
(1) ein Bild des Knotens von Knossos (Wikipedia, Olaf Tausch)
(2) Das Bild der Isis-Statue aus de Villa Adriana
(3) ein Bild des Palsteks

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
320px-Knossos_Pariserin_01.jpg
Knossos, Die Pariserin
tyros_trajan_Prieur1517.jpg
Tyros, Trajan, Prieur 1517
sept_severus_(laodicea)514.jpg
Severus, Laodicea RiC 514
alexandria_hadrian_Milne844_1.jpg
Alexandria, Hadrian, Milne 844
alexandria_hadrian_Milne844_Detail.jpg
Alexandria, Hadrian, Milne 844 (Detail)
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 12.01.20 19:17

Antike Knoten

Der Rest der Bilder

Jochen
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Isis Villa Hadriana.jpg
Isis, Villa Adriana
sept_severus_(Laodicea)509.jpg
Severus, Laodicea 509
philippi_tiberius_RPC1657_#2.jpg
Philippi, Tiberius, RPC 1657
Palstek.jpg
Palstek
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 19.11.20 14:08

Amenemhet  III.

Pharaonen auf antiken Münzen finden man nur sehr selten. Dies ist eine dieser seltenen Münzen. Es ist eine Nome-Prägung, die auf der Rückseite den Pharao Amenemhet III. zeigt.

Die  Münze:
Ägypten, Alexandria, Arsinoites Nome, Hadrian, 117-138
AE - Obol, 19.19mm, 4.52g,  0°
geprägt 126/127 (Jahr 11)
Av.: AVT KAI - TPAI AΔPIANOC
Büste, li. Schulter leicht drapiert, belorbeert, n.r.
Rv.: APCI - L IA (Jahr 11)
Kopf des Pharaos Amenemhet III., mit Nemes-Kopftuch und Uräusschlange, n.r.   
Ref.:  Milne  1229;  Dattari  6210;  Emmet  1221;  Geissen 3381/3382;  BMC 72/73; SNG Copenhagen 1083/1084
selten (wie alle Nome-Prägungen),  gutes  S             

Nome-Prägungen
Das alte Ägypten war tausende von Jahren in Verwaltungsbezirke eingeteilt, die sich aus Fürstentümern der Jungsteinzeit entwickelt hatten. Auf ägyptisch hießen sie spt (sepat). Die Bezeichnung Nome stammt aus dem Griechischen von νομος (nomos), mit dem diese Gaue bezeichnet wurden. Die Gaue wurden oft geteilt, gingen in anderen auf oder es gab Neugründungen. In griechisch-römischer Zeit gab es 22 oberägyptische und 20 unterägyptische Gaue. An ihrer Spitze stand jeweils ein Gaufürst (in griechischer Zeit ein Strategos), der relativ unabhängig vom regierenden Pharao war. Fast jeder Gau hatte eine lokale Gottheit mit eigener Mythologie. Diese Gottheit war der Schutzgott des Gaues und wurde besonders verehrt. Bedeutsam sind die Nome-Prägungen, die alle in Alexandria geprägt wurden, weil sie Darstellungen dieser lokalen Gottheiten zeigen und uns damit einen Einblick in die lokale Religiosität geben. Eine Liste aller Gaue fand sich in der "weißen Kapelle"  des  Sesostris I. in Karnak.

Der Arsinoites-Nome
Unsere Münze stammt aus dem Nome Arsinoites. Dieser liegt an der Einmündung eines Nilarms in den antiken Fayum-See. Dieser Ort wurde von den Griechen wegen der Verehrung des Krokodils Krokodeilonpolis genannt. Das Fayum-Becken liegt westlich des Nils südwestlich von Kairo. Es war bereits in der Antike bekannt (z.B. bei Herodot) und war in prädynastischer Zeit ein ausgedehntes Sumpfgebiet, bis es von Sesostris III. und seinem Sohn Amenemhet III. entwässert und fruchtbar gemacht wurde. Heute ist es der "Gemüsegarten" Kairos. 2006 lebten dort über 2.5 Mill. Menschen. Der Arsinoites-Nome wurde etwas später in die Gauliste aufgenommen und war in die 4 Unterbezirke (Meris) von Herakleides, Themistos, Polemon und der Hauptstadt Arsinoe geteilt. Den Namen erhielt die Hauptstadt nach Arsinoe II. (316-370/360 v.Chr.), Gemahlin des Lysimachos und später zusammen mit ihrem Bruder Ptolemaios II. Philadelphos Herrscherin über Ägypten. Dieser Ort war in römischer Zeit neben Memphis und Alexandria Gerichtsort des Statthalters. Von hier stammen zahlreiche Papyri in griechischer, koptischer  und  arabischer  Schrift  (Förschner).

Amenemhet  III.
Sein Name bedeutet soviel wie "Amun ist an der Spitze". Amun war ein altägyptischer Wind- und Fruchtbarkeitsgott, den die Griechen mit Zeus gleichsetzten (nicht zu verwechseln mit Amon, dem Beinamen des Re!). Auf der Münze ist Amenemhet III. abgebildet mit den königlichen Insignien Nemes-Kopftuch  und  Uräusschlange.

Amenemhet III., Sohn des Sesostris III., war Pharao der 12. Dynastie von ca. 1842-1795 v.Chr.. mit einer sehr langen Regierungszeit. Sein Vater hatte ihn zum Mitregenten gemacht und mit ihm herrschte er die ersten 20 Jahre gemeinsam. Während sein Vater mit Feldzügen mehr außenpolitisch tätig war, kümmerte sich Amenemhet III. um die Innenpoltik. Eine seiner wichtigsten Arbeiten war die Entwässerung und Kultivierung der Fayum-Oase. Er baute den Großen Kanal, der den Fayum-See mit dem Nil verband. Seine Regierungszeit wird als das Goldene Zeitalter des Mittleren Reiches betrachtet. Ein Lokalkult dieses Pharao war in  Fayum  weit  verbreitet.

Nach dem Tod seines Sohnes und Nachfolgers Amenemhet IV. wurde mangels eines weiteren männliichen Nachfolgers seine Tochter Nofrusobek als erste Frau überhaupt selbst Pharao und damit Vorbild für Hatschepsut.

In die Geschichte ging er auch ein als großer Baumeister. Auf dem Felsplateau von Dahschur, 26km südlich von Gizeh, das seit der 3. Dynastie als Gräberfeld benutzt wurde, und auf der die berühmte Knickpyramide des Snofru steht,. ließ er die sog. "Schwarze Pyramide" errichten. Ihren Namen hat sie nach der schwarzen Farbe der verwendeten Ziegel aus Nilschlamm erhalten.. Die Pyramide besitzt zwei Eingänge, die zu zahlreichen Kammern, Gängen und Treppen sowie einigen Grabkammern führen. Mit dieser Konstruktion ist Amenemhet III. König Djoser aus der 3. Dynastie gefolgt, denn nur dessen Pyramide weist eine so komplizierte Substruktur auf. Die Pyramide ist aber nie als Grab des Pharaos benutzt worden. Kurz vor Abschluß der Bauarbeiten machten sich beträchtliche Baumängel bemerkbar. Der Untergrund war instabil und die Deckenkonstruktion mangelhaft, so daß die Pyramide absackte. Das Pyramidion aus schwarzem Granit, das oben das Bauwerk abdeckt und absichert, ist  unbenutzt  gefunden worden.

Aus diesem Grund ließ Amenemhet III. in Fayum nahe Hawara eine 2. Pyramide errichten. Sie bildet das Zentrum der Nekropole von Hawara. Mit 58m Höhe war sie die letzte große Pyramide ihrer Art. Sie befindet sich wie die Djoser-Pyramide in einem rechteckigen Pyramidenbezirk mit einem Hof und einem Totentempel, dessen Struktur einziartig gewesen sein muß. Der griechische Geograph Strabo (63-20 v.Chr,) hat ihn beschrieben und ihn als Weltwunder gepriesen. Er verglich die 1500 Räume mit dem Labyrinth des Minos  (Wikipedia)

Nachdem Dahschur jahrelang militärisches Sperrgebiet gewesen war, wird dort wieder archäologisch geforscht. Heute arbeiten dort das Deutsche Archäologische Institut (Abteilung Kairo), das Metropolitan Museum of Art in New York und die Waseda-Universität von Tokio.

Beschrieben ist auch eine Expedition, die Amenemhet III.  In  den  Sinai  unternahm.

Quellen:
(1) Hristova/Hoeft/Jekov, The Coinage of Nicopols ad Istrum, 2020
(2) Angelo Geissen, Altes und Neues. Bemerkungen zu den Gau-Prägungen aus dem römischen  Alexandria, XIII  Congreso  Internacional  de  Numismática, Madrid, 2003
(3) Der Kleine Pauly, 1979
(4) Gisela Förschner, Die Münzen der römischen Kaiser in Alexandria, 1987
(5) www.daist.org
(6) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
nome_arsinoites_hadrian_Milne1229.jpg
Die Münze
800px-Faiyum_Oasis_by_Zorbey_Tunçer_1.jpg
Die Fayum-Oase
amenemhat3.jpg
Büste des Amenemhet III.
BlackPyramidOfAmenemhetIII.jpg
Die Schwarze Pyramide
Pyramid_of_amenemhet_hawarra_01.jpg
Die Hawara-Pramide
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von chevalier » Do 19.11.20 15:57

Toller Beitrag. Danke!
Thomas

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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 19.11.20 23:40

Herzlichen Dank, Thomas. Ich möchte hier noch einen Absatz zitieren aus Edda Bresciani & Antonio Giammarusti, MEDINET MADI, the town of Amenemhet III, in SHEDET Issue No. 1 (2014):

In seinem geliebten Fayum, in ptolemäischer und römischer Zeit, wurde Amenemhet III als Gott unter dem Namen Porramanres, Pramarres oder Premarres angebetet, phonetische Transkriptionen des ägyptischen Namens Per-aa Nymaatre, d.h. Pharao Nymaatre; die grundlegende Rolle von Narmouthis in der Entwicklung und Stärkung seines Kultes wird ausdrücklich durch Isidoros' IV. Hymne, die letzte der vier Hymnen, bestätigt, komponiert im 1. Jahrhundert v. Chr. von dem hellenisierten Ägypter Isidoros; die vier Hymnen waren eingraviert auf den Mauern des Eingangs zum Vestibül von Heracleodoros im ptolemäischen Tempel von Medinet Madi.

Mit freundlichem Gruß
Jochen
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Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von kiko217 » Fr 20.11.20 09:33

Auch ich möchte mich für die Mühe, die du dir gemacht hast, bedanken. Wir alle haben wieder was gelernt!

Kiko

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