tilos hat geschrieben: ↑Fr 11.02.22 01:32
Am gefährlichsten sind wohl Transferfälschungen, die man nur im Vergleich mit der echten Mutter oder mit weiteren falschen Geschwistern anhand von mittransferierten Abnutzungsspuren der Muttermünze (nicht des Stempels) erkennen kann. Meiner Kenntnis nach gibt es hier die Varianten Pressfälschung und "authentische" Hammerprägung.
Amentia verfügt bekannter Weise auf dem Gebiet moderner Fälschungen über eine hohe Expertise und könnte uns die technischen Finessen der Transferfälschungen vielleicht noch etwas genauer erklären.
Gruß
Tilos
Bei Transferstempelfälschungen suchen wir nach Details, welche fehlen aber eigentlich da sein müssten und Details, welche da sind aber eigentlich nicht da sein dürften. Dafür eignet sich eine Stempelstudie um zu rekonstruieren, welche Details zu welcher Stempelphase in den antiken Stmpeln waren und welche Details eben nicht.
Details welche fehlen:
wenn die echte Mutter von der Abdrücke genommen wurden nciht perfekt zentriert war oder die Stempel größer waren als der Rohling, dann können da Details am Rand fehlen oder abgeschnitten sein, welche in den echten Stempeln waren (abgeschnitte oder fehlende Buchstaben oder abgeschnitte oder fehlende Punkte des punktierten Randes am Rand). Details welche in den echten Stempeln vorhanden waren, können auf der echten Mutter verändert oder verloren gegangen sein durchs Prägen, Abnutzung, Korrosion oder andere Einflüsse.
Details welche da sind obwohl sie nicht da sein dürften:
wenn Details falsch in die Transferstempel nachtgeschnitten wurden, z.B Punkte des punktierten Randes, ein Beispiel wäre, wenn die Anzahl Position und Größe der Punkte falsch also anders nachgeschnitten wurde in die Transferstempel.
Dann Gesiterlinien, welche das Rohlingsende und die Rohlingsfrom der echten Mutter widerspiegeln aber ja gerade nicht in den echten Stempeln zu finden waren. Wichtig ist zu unterscheiden zwischen Geisterlinien und Stempelbeschädigungen und Stempelbrüchen.
Dann gibt es noch Transferfehler, nämlich dass Details nicht korrekt von der Mutter in die Transferstmepel übertragen wurden.
Dann gibt es noch individuelle Chrakteristikas, bzw Details, welche die Mutter durchs Prägen, durch Zirkulation oder Umwelteinflüsse erhalten hat und diese Details sind gerde nicht in den echten Antiken Stempeln zu finden gewesen und dürfen folglich auch nicht identisch auf stempelgleichen Stücken zu fidnen sein. Transferstempel Fälschungen weisen IMMER dieselben individuellen Charakteristika vom Prägen, durch den Umlauf und durch Umwelteinflüsse, wie die, in der Regel echten Mutter auf, wenn die Transferstempel später nicht noch durch neu eingravierte Details verändert werden!
Ein Beispiel ist, dass absolut identische Kratzer nicht auf zwei echten stempelgleichen Stücken zu finden sein können, die Wahrscheinlichkeit dass das passiert dürfte gegen null gehen und je mehr identische Kratzer es sind und je individueller die Kratzer desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass beide echt sein können.
Individuellen Charakteristika vom Prägen:
Antike Münzen wurden per Hand mit einem Hammer geprägt auf zuvor gegossene und vor dem Prägen erhitzte Schrötlingen. Diese Schrötlinge weisen eigentlich immer, selbst wenn diese von derselben Emission stammten gewisse zwar oft nur minimale aber dennoch wahrnehmbare Unterschiede auf in ihrer optischen Gestalt und Gewicht.
1. Zentrierung, es hätte zu viel Zeit grkostet die Rohlinge perfekt zwischen den Stempel zu positionieren, daher gibt sehr viel schlecht zentrierte antike Münzen und nur wenige, welche ganz perfekt zentriert sind.
2. Stempelrutsch (Stempel verrutscht beim Prägen) was zu flach geschlagenen Bereichen und langgezogenen Konturen führen kann.
Um dieses Verrutschen der Stempel bei großen Rohlingen zu reduzieren oder gar gänzlich zu vermeiden wurden häufig die Oberfläche der Vorderseitenstempel leicht konkav und die Oberfläche der Rückseitenstempel leicht konvex gestaltet!
3. Doppelschlag, wenn die Prägung beim ersten Versuch zu schwach war und daher wichtige Details nur schwach bzw. flau ausgeprägt waren und somit nicht richtig auf der geprägten Münze sichtbar waren, dann wurde die Münze ein weiteres Mal mit dem Hammer geprägt. Da die Position der Stempel zur Münzen zwischen dem ersten und zweiten Prägevorgang immer ein bisschen anders war, sind dann häufig Doppelkonturen vorzufinden.
4. Der Präger trifft mit dem Hammer die Stempel nicht immer mit identischer Kraft und an exakt derselben Stelle daher kann es zu unterschiedlich guten Ausprägungen der Münzen kommen.
5. Das Prägen kann auch zu Rohlingsbrüchen besonders am Rand führen welche sehr individuell betreffend ihres Verlaufs, ihrer Stärke und der betroffenen Bereichen sein können.
6. Bei Römischen Bronze-Provinzialprägungen gibt es häufig in der Mitte auf dem Avers und Revers runde Löcher, ob es sich um Zentrierungslöcher handelt oder ob die Löcher von einem Werkzeug stammen, das verwendet wurde um die Rohlingsoberfläche vor dem Prägen zu glätten, ist umstritten. Zumindest sind diese Löcher von der Positionierung auf der Vorderseite und Rückseite zwar immer in der Rohlingsmitte aber auch immer im Verhältnis zum Münzdesign ein kleines bisschen unterschiedlich positioniert.
7. Anderer, früherer oder späterer Matrizenzustand, der Stempelzustand lässt sich anhand von Abnutzung der Stempel, Stempelbrüchen und deren Stärke und/oder Stempelbeschädigungen und deren Stärke bzw. Größe bestimmen.
8. Stempelstellung ist bei manchen Prägeserien variabel, das heißt die Stempel waren nicht arretiert und somit können Münzen von denselben Stempeln mit unterschiedlicher Stempelstellung existieren. Aber bei manchen Prägeserien waren die Stempel bei einer spezifischen Stempelstellung fixiert und somit haben alle Münzen von denselben Stempeln dieselbe Stempelstellung. Außerdem gab es Prägestätten wo alle Münzen nur mit einer bestimmten Stempelstellung geprägt wurden.
9. „Brockages“ entstehen, wenn eine Münze nach dem Prägen in einem Stempel stecken bleibt. Wenn die Münzpräger dies nicht bemerken und sie entfernen, erhält die nächste Münze den Abdruck der Münze und nicht den der Stempel. Der resultierende Abdruck ist identisch mit der anderen Seite der Münze, jedoch umgekehrt und inkorrekt.
Individuellen Charakteristika von der Zirkulation
• Die Abnutzung durch Umlauf (Zirkulation) also durch den Abrieb durch das Reiben von Fingern oder durch das Reiben an anderen Münzen in einem Geldsäckchen. Diese Abnutzung ist sehr individuell bzw. unterschiedlich bei antiken Münzen je nachdem wie lange sie zirkuliert sind und mit welchen anderen Münzen sie zusammen wie lange im Geldbeutel waren.
• Kratzer auf der Münze sind sehr individuell betreffend ihrer Form, Stärke und Position
• Graffiti, Schmierereien welche in die Münzen gekratzt wurden
• Test Cuts, Prüfspuren bei Münzen welche in der Antike dazu dienten die Echtheit der Münzen zu prüfen, also ob die Münzen mit einem unedlen Metall gefüttert waren.
• Banker´s marks
• Gegenstempel
• Schürfspur
Individuelle Charakteristika durch Umwelteinflüsse.
Antike Münzen waren in der Umwelt (z.B. im Boden ,im Wasser oder in der Luft) in der sie die Zeit überdauert haben Chemikalien ausgesetzt, mit denen besonders Bronze als auch Silbermünzen häufig reagiert haben.
• Mögliche Korrosion bei Bronzemünzen oder Silbermünzen
• Die Patina bei Bronzemünzen ist sehr individuell
• Silbermünzen Ablösung (Delamination) oder Hornsilber
• Schmutz oder sonstige Verkrustungen