Fälschungen, insbesondere Transferstempel

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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antoninus1
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von antoninus1 » Do 10.02.22 21:48

friedberg hat geschrieben:
Do 10.02.22 19:33
...
Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei Jörg für den Aufwand mir das Stück zuzusenden.
Meine eigenen Ergebnisse zum fraglichen Stück veröffentliche ich in der Folge im Forum.

Mit freundlichen Grüßen
Also auf dem Foto sieht die für mich echt aus 8O
Gruß,
antoninus1

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tilos
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von tilos » Fr 11.02.22 01:32

Am gefährlichsten sind wohl Transferfälschungen, die man nur im Vergleich mit der echten Mutter oder mit weiteren falschen Geschwistern anhand von mittransferierten Abnutzungsspuren der Muttermünze (nicht des Stempels) erkennen kann. Meiner Kenntnis nach gibt es hier die Varianten Pressfälschung und "authentische" Hammerprägung.

Amentia verfügt bekannter Weise auf dem Gebiet moderner Fälschungen über eine hohe Expertise und könnte uns die technischen Finessen der Transferfälschungen vielleicht noch etwas genauer erklären.

Gruß
Tilos

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Amentia
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von Amentia » Fr 11.02.22 07:47

antoninus1 hat geschrieben:
Do 10.02.22 21:48
friedberg hat geschrieben:
Do 10.02.22 19:33
...
Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei Jörg für den Aufwand mir das Stück zuzusenden.
Meine eigenen Ergebnisse zum fraglichen Stück veröffentliche ich in der Folge im Forum.

Mit freundlichen Grüßen
Also auf dem Foto sieht die für mich echt aus 8O
Für mich sieht die ganz klar nach einem ganz schlechten Guss aus und diese Münze kann definitiv nicht die echte Mutter sein.

Da ist eine fette Gussperle nache dem Ohr von Domitian.
Woher weiß ich dass das eine Gussperle ist und nicht eine Stempelbeschädigung war?
Stempelbeschädigungen sind in den Stempeln und man kann sie folglich bei allen stempelgleichen Stücken finden die aus dem gleichen Stempelzustand oder einem späteren Stempelzustand stammen und Stempelbeschädigungen entwickeln sich mit der Nutzungsdaruer der Stempel (werden größer und stärker).
Und da sich Stempelbeschädigungen ja mit der Nutzungsdauer entwickeln, kann man diese ja auch häufig auch schon in früheren Stempelphasen finden nur/halt weniger ausgeprägt.
Wenn es jetzt aber keine stempelgleichen Stücke aus aus dem gleichen Stempelzustand oder einem späteren Stempelzustand gibt mit dieser "Perle" dann kann die "Perle" folglich auch nicht in den Stempeln gewesen sein. Bin zu faul um stempelgleiche echte Stücke zu suchen, da wir stempelgleiche Gusszwillinge haben.
Für mich ist es ausreichend darzulegen, dass die Perle nicht auf den Gusszwillingen zu finden sind und wenn sein Guss die echte Mutter wäre, dann wäre die Perle am Ohr doch auch in die Gussform und auf die Gusszwillinge mitkopiert worden oder nicht?
Eine echte Mutter hat die schärfsten Details und sieht echt aus und hat alle und die Details welche auf den Gusszwillingen zu finden sind außer Details wurden in die Gussform nachgeschnitten. Die Details sind bei allen gleich seifig, ich lasse das Mal nach Details zu suchen, welche bei seiner Münze fehlen, aber bei den Gusszwillingen vorhanden sind oder Details welche bei siener Münze auf oder schlechter sind als auf den Gusszwilllingen da die Bilder mir nicht gut genug dafür sind, wäre zu spekulativ.
Bei seiner Münze wölbt sich der Rand bei 9-10 Uhr Avers nach oben, wenn es die Mutter wäre müsst der gewölbte Rand ja auch in die Gussform und auf die Gusszwillinge mitkopiert worden seine, dem ist nicht so und was ist mit dem was nach einer Perle auf dem Avers am Rand bei ca. 4 Uhr, das hätte doch auch in die Gussform und auf die Gusszwillinge mitkopiert werden müssen, wenn dies die echte Mutter wäre.
Und was ist mit dem Kantenriss oder der Randkerbe bei ca. 9 Uhr Avers beim Buchstabe O, warum ist der gefüllt?
Ok, ja ich weiß, dass es gefüllte Kantenrisse oder der Randkerben nur bei Güssen geben kann aber ich erwähne es trotzdem.
Und wie hoch ist die Chance, dass ich von einener Münze, welche angeblich echt ist aber meiner Meinung nach ein Guss ist Gusswzillinge finde?
Zuletzt geändert von Amentia am Fr 11.02.22 08:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von Amentia » Fr 11.02.22 08:01

tilos hat geschrieben:
Fr 11.02.22 01:32
Am gefährlichsten sind wohl Transferfälschungen, die man nur im Vergleich mit der echten Mutter oder mit weiteren falschen Geschwistern anhand von mittransferierten Abnutzungsspuren der Muttermünze (nicht des Stempels) erkennen kann. Meiner Kenntnis nach gibt es hier die Varianten Pressfälschung und "authentische" Hammerprägung.

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Gruß
Tilos
Bei Transferstempelfälschungen suchen wir nach Details, welche fehlen aber eigentlich da sein müssten und Details, welche da sind aber eigentlich nicht da sein dürften. Dafür eignet sich eine Stempelstudie um zu rekonstruieren, welche Details zu welcher Stempelphase in den antiken Stmpeln waren und welche Details eben nicht.

Details welche fehlen:
wenn die echte Mutter von der Abdrücke genommen wurden nciht perfekt zentriert war oder die Stempel größer waren als der Rohling, dann können da Details am Rand fehlen oder abgeschnitten sein, welche in den echten Stempeln waren (abgeschnitte oder fehlende Buchstaben oder abgeschnitte oder fehlende Punkte des punktierten Randes am Rand). Details welche in den echten Stempeln vorhanden waren, können auf der echten Mutter verändert oder verloren gegangen sein durchs Prägen, Abnutzung, Korrosion oder andere Einflüsse.

Details welche da sind obwohl sie nicht da sein dürften:
wenn Details falsch in die Transferstempel nachtgeschnitten wurden, z.B Punkte des punktierten Randes, ein Beispiel wäre, wenn die Anzahl Position und Größe der Punkte falsch also anders nachgeschnitten wurde in die Transferstempel.
Dann Gesiterlinien, welche das Rohlingsende und die Rohlingsfrom der echten Mutter widerspiegeln aber ja gerade nicht in den echten Stempeln zu finden waren. Wichtig ist zu unterscheiden zwischen Geisterlinien und Stempelbeschädigungen und Stempelbrüchen.
Dann gibt es noch Transferfehler, nämlich dass Details nicht korrekt von der Mutter in die Transferstmepel übertragen wurden.
Dann gibt es noch individuelle Chrakteristikas, bzw Details, welche die Mutter durchs Prägen, durch Zirkulation oder Umwelteinflüsse erhalten hat und diese Details sind gerde nicht in den echten Antiken Stempeln zu finden gewesen und dürfen folglich auch nicht identisch auf stempelgleichen Stücken zu fidnen sein. Transferstempel Fälschungen weisen IMMER dieselben individuellen Charakteristika vom Prägen, durch den Umlauf und durch Umwelteinflüsse, wie die, in der Regel echten Mutter auf, wenn die Transferstempel später nicht noch durch neu eingravierte Details verändert werden!
Ein Beispiel ist, dass absolut identische Kratzer nicht auf zwei echten stempelgleichen Stücken zu finden sein können, die Wahrscheinlichkeit dass das passiert dürfte gegen null gehen und je mehr identische Kratzer es sind und je individueller die Kratzer desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass beide echt sein können.

Individuellen Charakteristika vom Prägen:
Antike Münzen wurden per Hand mit einem Hammer geprägt auf zuvor gegossene und vor dem Prägen erhitzte Schrötlingen. Diese Schrötlinge weisen eigentlich immer, selbst wenn diese von derselben Emission stammten gewisse zwar oft nur minimale aber dennoch wahrnehmbare Unterschiede auf in ihrer optischen Gestalt und Gewicht.
1. Zentrierung, es hätte zu viel Zeit grkostet die Rohlinge perfekt zwischen den Stempel zu positionieren, daher gibt sehr viel schlecht zentrierte antike Münzen und nur wenige, welche ganz perfekt zentriert sind.
2. Stempelrutsch (Stempel verrutscht beim Prägen) was zu flach geschlagenen Bereichen und langgezogenen Konturen führen kann.
Um dieses Verrutschen der Stempel bei großen Rohlingen zu reduzieren oder gar gänzlich zu vermeiden wurden häufig die Oberfläche der Vorderseitenstempel leicht konkav und die Oberfläche der Rückseitenstempel leicht konvex gestaltet!
3. Doppelschlag, wenn die Prägung beim ersten Versuch zu schwach war und daher wichtige Details nur schwach bzw. flau ausgeprägt waren und somit nicht richtig auf der geprägten Münze sichtbar waren, dann wurde die Münze ein weiteres Mal mit dem Hammer geprägt. Da die Position der Stempel zur Münzen zwischen dem ersten und zweiten Prägevorgang immer ein bisschen anders war, sind dann häufig Doppelkonturen vorzufinden.
4. Der Präger trifft mit dem Hammer die Stempel nicht immer mit identischer Kraft und an exakt derselben Stelle daher kann es zu unterschiedlich guten Ausprägungen der Münzen kommen.
5. Das Prägen kann auch zu Rohlingsbrüchen besonders am Rand führen welche sehr individuell betreffend ihres Verlaufs, ihrer Stärke und der betroffenen Bereichen sein können.
6. Bei Römischen Bronze-Provinzialprägungen gibt es häufig in der Mitte auf dem Avers und Revers runde Löcher, ob es sich um Zentrierungslöcher handelt oder ob die Löcher von einem Werkzeug stammen, das verwendet wurde um die Rohlingsoberfläche vor dem Prägen zu glätten, ist umstritten. Zumindest sind diese Löcher von der Positionierung auf der Vorderseite und Rückseite zwar immer in der Rohlingsmitte aber auch immer im Verhältnis zum Münzdesign ein kleines bisschen unterschiedlich positioniert.
7. Anderer, früherer oder späterer Matrizenzustand, der Stempelzustand lässt sich anhand von Abnutzung der Stempel, Stempelbrüchen und deren Stärke und/oder Stempelbeschädigungen und deren Stärke bzw. Größe bestimmen.
8. Stempelstellung ist bei manchen Prägeserien variabel, das heißt die Stempel waren nicht arretiert und somit können Münzen von denselben Stempeln mit unterschiedlicher Stempelstellung existieren. Aber bei manchen Prägeserien waren die Stempel bei einer spezifischen Stempelstellung fixiert und somit haben alle Münzen von denselben Stempeln dieselbe Stempelstellung. Außerdem gab es Prägestätten wo alle Münzen nur mit einer bestimmten Stempelstellung geprägt wurden.
9. „Brockages“ entstehen, wenn eine Münze nach dem Prägen in einem Stempel stecken bleibt. Wenn die Münzpräger dies nicht bemerken und sie entfernen, erhält die nächste Münze den Abdruck der Münze und nicht den der Stempel. Der resultierende Abdruck ist identisch mit der anderen Seite der Münze, jedoch umgekehrt und inkorrekt.
Individuellen Charakteristika von der Zirkulation
• Die Abnutzung durch Umlauf (Zirkulation) also durch den Abrieb durch das Reiben von Fingern oder durch das Reiben an anderen Münzen in einem Geldsäckchen. Diese Abnutzung ist sehr individuell bzw. unterschiedlich bei antiken Münzen je nachdem wie lange sie zirkuliert sind und mit welchen anderen Münzen sie zusammen wie lange im Geldbeutel waren.
• Kratzer auf der Münze sind sehr individuell betreffend ihrer Form, Stärke und Position
• Graffiti, Schmierereien welche in die Münzen gekratzt wurden
• Test Cuts, Prüfspuren bei Münzen welche in der Antike dazu dienten die Echtheit der Münzen zu prüfen, also ob die Münzen mit einem unedlen Metall gefüttert waren.
• Banker´s marks
• Gegenstempel
• Schürfspur
Individuelle Charakteristika durch Umwelteinflüsse.
Antike Münzen waren in der Umwelt (z.B. im Boden ,im Wasser oder in der Luft) in der sie die Zeit überdauert haben Chemikalien ausgesetzt, mit denen besonders Bronze als auch Silbermünzen häufig reagiert haben.
• Mögliche Korrosion bei Bronzemünzen oder Silbermünzen
• Die Patina bei Bronzemünzen ist sehr individuell
• Silbermünzen Ablösung (Delamination) oder Hornsilber
• Schmutz oder sonstige Verkrustungen
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von friedberg » Fr 11.02.22 10:02

Amentia hat geschrieben:
Fr 11.02.22 07:47
Für mich sieht die ganz klar nach einem ganz schlechten Guss aus und diese Münze kann definitiv nicht die echte Mutter sein.
Hallo Amentia,

Du hast wesentlich mehr Erfahrung hinsichtlich Fälschungen als ich und Deine diesbezüglichen Arbeiten
und Veröffentlichungen im Forum schätze ich sehr.
Da mir selbst vor der DEMOS Auktion bei diesem Stück nicht der Gedanke an eine Fälschung gekommen war
und ich gerne hinsichtlich der Thematik ein wenig dazu lernen möchte habe ich "Jörg" gebeten
mir das Stück einmal selbst zuzusenden.

Er hat momentan leider nicht die Möglichkeit angemessene Photos zu erstellen.
Nur anhand der bisherigen Photos traue ich mir keine Meinung zum Stück mehr zu was nicht heißen soll
das ich Deine Beurteilung in Abrede stelle. Ich möchte lediglich am Stück ein wenig dazu lernen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von Amentia » Fr 11.02.22 10:21

friedberg

Das verstehe ich und das ist mit ein Grund warum ich Fälschungen sammle ich kann relevante Fälschungen so nämlich in Hand genau untersuchen und mit echten Stücken vergleichen. Es ist halt leider sonst recht schwer Fälschungen in Hand zu untersuchen die anderen gehören.
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von tilos » Fr 11.02.22 16:15

Besten Dank an Amentia für die ausführlichen und detailreichen Erklärungen!

Nochmal zu den raffinierten Techniken der Transferfälschungen:
Soweit ich richtig informiert bin, werden von den echten Müttern, bevorzugt gut zentrierte Stücke mit kompletten Prägebild, hochauflösende Scans der Vorder- und Rückseite angefertigt. Die resultierenden Datensätze werden elektronisch so bearbeitet, dass hieraus ein ideales virtuelles Vorbild für den neuen Stempel entsteht. Idealer Weise würden natürliche Abnutzungsspuren die sich an der Mutter-Münze befinden elektronisch überarbeitet. Abnutzungsspuren des Stempels bleiben (z.B. Brüche, Fließlinien). Auf Basis dieser Datensätze werden mittels entsprechder Lasertechnik hochpräzise neue Stempel geschnitten (analog zur heutigen Herstellungsweise von Prägestempeln z.B. für Medaillien). Damit lassen sich entweder Pressfälschungen herstellen oder aber auch authentisch wirkende Hammerprägungen. Bei teuren Münzen, z.B. aus Gold, lohnt sich der ganze Aufwand besonders.

Gussperlen entstehen m.E. beim Gießvorgang durch die metallische Ausfüllung von offenen Lunckern an den Oberflächen gegossener Gussformen. Ist das die gängige Erklärung?

Gruß in die Runde
Tilos

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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von dictator perpetuus » Fr 11.02.22 17:45

tilos hat geschrieben:
Fr 11.02.22 16:15
oweit ich richtig informiert bin, werden von den echten Müttern, bevorzugt gut zentrierte Stücke mit kompletten Prägebild, hochauflösende Scans der Vorder- und Rückseite angefertigt. Die resultierenden Datensätze werden elektronisch so bearbeitet, dass hieraus ein ideales virtuelles Vorbild für den neuen Stempel entsteht. Idealer Weise würden natürliche Abnutzungsspuren die sich an der Mutter-Münze befinden elektronisch überarbeitet. Abnutzungsspuren des Stempels bleiben (z.B. Brüche, Fließlinien). Auf Basis dieser Datensätze werden mittels entsprechder Lasertechnik hochpräzise neue Stempel geschnitten (analog zur heutigen Herstellungsweise von Prägestempeln z.B. für Medaillien). Damit lassen sich entweder Pressfälschungen herstellen oder aber auch authentisch wirkende Hammerprägungen. Bei teuren Münzen, z.B. aus Gold, lohnt sich der ganze Aufwand besonders.
Das dürfte sich für meine Begriffe nur bei einem Caligula-Aureus, Eid-Mar-Denar und co. lohnen. Der Aufwand ist doch enorm. Allerdings besteht die Gefahr, dass in 10 Jahren sowas zu einem größeren Teil automatisiert geht und dann weit weniger Aufwand durchgeführt werden kann, auch ohne einen echten Eid-Mar anzuschaffen. Das dürfte dann bei den üblichen gefragten Münzen zu massiven Problemen führen. Wenn sowas gut gemacht ist, kann ich mir vorstellen, dass die Echtheit mit (nicht unbedingt beschädigungsfreien) metallurgischen Methoden unterm Mikroskop nachgewiesen werden kann. So eine geprägte Münze sollte ja innere Spannungen aufweisen und Gefügeveränderungen, die sich über die Jahrtausende verändern.
Für eine Münze im dreistelligen Wert sollte der Aufwand aber kaum lohnen. Gerade, wenn ich irgendwann einen Aureus kaufe, werde ich das nur bei einem äußerst angesehenen Händler oder Auktionshaus und nur mit Provenienz machen.
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tilos (Fr 11.02.22 19:56)

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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von Amentia » Fr 11.02.22 17:48

Die Transferstempel werden eigentlich entweder gegossen oder durch galvanische Beschichtung hergestellt.
Beim Gießen und galvanischen Beschichten gehen immer Details verloren und Transferfehler können auftreten.
Zum Herstellen von Transferstempeln durch Gießen oder galvanischen Beschichtung benötigt man Abdrücke von einer Münze vorzugsweise eine echte Münze. (Häufig nimmt man eine Art Silikon für die Abdrücke). Man kann entweder Detail in die Silikon Abdrücke nachschneiden/verändern/ergänzen oder später dann eben die Details in den Transferstempeln nachschneiden/verändern/ergänzen.

Zu den Gussperlen, könnte sein.
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Re: Plauderecke - Spielplatz - Spielwiese

Beitrag von tilos » Fr 11.02.22 19:52

Ja, das wären dann eher noch die historischen Techniken. 3D-Laserscans funktionieren heute locker im 100stel mm Bereich und noch auflösender. Ebenso die 3D-Lasergravuren für Münz- und Medaillenprägestempel, dort Genauigkeit im einstelligen Mikrometerbereich. Anschaffung der Technik wäre natürlich teuer, insbesondere, was die Gravur anbelangt. Anders sieht das schon bei den entsprechenden Dienstleistungen aus. Scannen + digital bearbeiten schätze ich auf höchstens 500-1000 EUR/pro Seite. Bezüglich Stempel gravieren lassen habe ich keine Vorstellung, vielleicht das doppelte? Eventuell ist jemand aus der Runde näher an dem Thema dran und kann genaueres sagen. Nicht am Thema Fälschen sondern am Thema Gravieren 8)
Eventuell finden sich auch in den Publikationen von Ilya Prokopov Hinweise auf diese modernen Techniken?

Die Wirtschaftlichkeit solcherart Stempel-Herstellung hängt nicht nur vom Wert des Einzelexemplares sondern auch vom realisierten Auswurf ab.

Besonders fies ist zudem die Benutzung von "historischem" Gold oder das Überprägen originaler Bronzemünzen samt der Patina. Allerdings bekommt dann die Patina Mikrorisse, die noch verfestigt werden müssen aber m.E. nicht vollständig überdeckt werden können.

Grüße
Tilos

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