Nicht Mondsichel sondern Himmelsgewölbe!
Liebe Freunde der antiken Münzen!
Ich bin noch einmal dieses interessante Thema mit der Mondsichel und den Sternen durchgegangen, daß mich quasi schon die ganze Zeit begleitet, in der ich Münzen sammele. Ihr wißt, daß ich die Interpretation der 7 Sterne in der Mondsichel als Darstellung der Plejaden ablehne, weil ich diese für viel zu unwichtig und im kosmischen Maßstab zu nebensächlich halte für einen Kaiser, der sich für den Weltherrscher hält. Da kann es nur um einen kosmologisch größeren Maßstab gehen. Auf Münzen für Diva Faustina Major und Diva Faustina Minor sind 7 Sterne so abgebildet, daß sie wahrlich keine Ähnlichkeit mit den Plejaden haben. Und der Tod einer Kaiserin ist ein so existenzielles und kosmologisches Ereignis, daß es ein Witz wäre, es mit den Plejaden als Beginn des Ackerbaus in Verbindung zu bringen. Es bedeutet hier als Abbild des Kosmos Beständigkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit!


Die 7 Sterne entsprechen den damals bekannten Himmelskörpern, wenn man Sonne und Mond mitzählt, oder es sind 5 Sterne, ohne Sonne und Mond. Daß die Planeten als Sterne dargestellt werden, ist bekannt von Abbildungen des ptolemäischen Himmelsmodells.
Timestheus und andere haben den Einwand gebracht, daß bei den Münzen mit den 7 Sternen der Mond doppelt vorkommt: Einmal als einer der 7 Sterne und dann eine zweitesmal als Mondsichel. Ein anderer Einwand war, daß die Sterne (Planeten) nicht in der Mondhöhlung liegen können. Dazu habe ich jetzt einen interessanten Artikel von Rainer Pudill gefunden: "Mond mit Sternen oder Abbild des Kosmos?", in "Geldgeschichtliche Nachrichten", 233, Mai 2007. In diesem Artikel werden beide Einwände berücksichtigt.
Pudill schlägt vor, die Darstellung bei Hadrian mit den 7 Sternen als Abbild des ptolemäischen Sphärenmodells zu sehen, bei dem die Planeten auf Kugelschalen um die Erde kreisen und das angetrieben wird durch die äußere achte Schale mit den Fixsternen als primum mobile. Dann würde es sich bei der Sichel nicht um die Mondsichel handeln, sondern um den Horizontbogen der Fixsternschale. Auch bei der "Himmelsscheibe" von Nebra seien die Horizontbögen sichelförmig dargestellt worden.
Eine wunderschöne Münze des Antoninus Pius zeigt die Diva Faustina mit aufgebauschten Schleier über dem Kopf, in dem die 5 Sterne stehen, und einem Globus in der Hand. Ein Hinweis auf die globale, kosmologische Bedeutung ihres Todes. In diesem Fall scheint der Schleier die äußerste Himmelsschale abzubilden, das primum mobile.
Pudills Artikel endet mit einer Interpretation des Gewölbes des Pantheons des Hadrian, das ebenfalls das ptolemäische Himmelsgewölbe abbildet und damit seine Entsprechung in den Abbildungen auf den Münzen hat.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.