Münzen mit Schrötlingsfehlern

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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drakenumi1
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Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von drakenumi1 » Sa 20.03.10 18:57

Von Zeit zu Zeit gerät man mit Münzen in Berührung, die wegen ihrer interessanten Prägungen und guten Erhaltung einen enormen Kaufreiz ausüben, wenn da nicht ein ziemlich dickes Haar in der Suppe schwimmen würde: Ein eklatanter SCHRÖTLINGSFEHLER! Ich meine damit solche Fehler, die dem Schrötling schon innewohnten, bevor der Prägeschlag eine fertige Münze aus ihm formte. Das sind üblicherweise Risse oder Schichtungen des Materials, hervorgerufen durch eine zu kalte Materialschmelze im Moment der Abtrennung des einzelnen Schrötlings von einer Stange oder auch erst im Augenblick der Prägung. Das Material reißt dann innerlich auseinander, bleibt nicht homogen in seiner Struktur verbunden, - das Ergebnis sieht man zB. an dem Traian-Denar unten. Das kann so weit führen, daß ganze Segmente aus der Münze herausbrechen, oder daß - zunächst unsichtbar - die Münze keine innere Festigkeit erhält und sie im Verkehr eines Tages ohne ersichtlichen Grund auseinanderbricht.
So viel zur Introduktion. Meine konkrete Frage zu solchen Objekten an Euch: Wie hoch muß man man eine Preisdegression ansetzen für solcherlei mißgestaltete Exemplare? Ich weiß mich da meist überhaupt nicht zu bewegen, wenn's ans Bezahlen geht. Und wenn ich dann doch kaufe, hab ich ein schlechtes Gewissen vor mir, ob ich nicht übers Ohr gehauen wurde. Noch konkreter:
Wenn Ihr diesen Traian ohne die Mißgestaltungen mit 100 Punkten bewerten würdet, wieviel Punkte würde er mit denselben von Euch erhalten?
Habt Ihr ähnlich gelagerte Stücke und evtl. Preiserfahrungen?

Grüße von Eurem neugierigen

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Denar Traianus C. 514 (a) Av. IMP TRAIANO AVG GER DAC P M TRP COS V PP..jpg
Denar Traianus C. 514 (a) Rv. SPQR OPTIMO PEINCIPI. Viktoria bekränzt den Kaiser..jpg
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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von beachcomber » Sa 20.03.10 19:28

interessante frage!
ich muss immer wieder feststellen, dass mich solche fehler nicht stören, wenn die darstellung ansonsten gut ist.
allerdings scheine ich da allein zu stehen. wenn's an's wiederkaufen geht, merke ich leider immer wieder, dass selbst antiken-sammler doch wohl irgendwie möglichst runde, an neuzeitprägungen erinnernde stücke wollen.
jedenfalls lege ich meistens drauf. :)
grüsse
frank

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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von emieg1 » Sa 20.03.10 19:37

Ich würde es so formulieren:

Die allermeisten antiken Münzen haben doch irgendwelche kleinen oder grösseren Fehlerchen, die IMHO eine antike Münze erst authentisch werden lassen. Wie Frank schon sagt - wenn diese den Gesamteindruck nicht nachhaltig stören, macht sich dies im Preis auch nicht all zu sehr bemerkbar. Man darf - denke ich, auch nicht vergessen, dass diese Stücke dann auch ganz "normale" i.S.v. faire Preise erzielen, wogegen die "perfekten" Exemplare preislich oft einen Höhenflug starten, den ich persönlich nicht bereit bin zu zahlen. Jedenfalls meistens nicht!

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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von cepasaccus » Sa 20.03.10 19:41

Der einzige Defekt, der mich an der Muenze stoert ist der am Kinn. Aber Punkte kann ich dafuer nicht vergeben.
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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von Numis-Student » Mo 22.03.10 18:35

Da habe ich auch noch etwas, um dieses schöne Thema neu zu beleben :-)
ich suche mal eben ... Aber finde derzeit nur ein Foto aus einem Portraiträtsel, aber den Fehler erkennt man, denke ich, sehr gut. (Der Span hängt nur an der Schulter an der Münze).
Schöne Grüße,
MR
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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von mias » Di 23.03.10 15:07

Hallo Numis-Student,

Wer ist das ? Philippus "Arabs"?

Zu beurteilen, ob der Schroetlingsriss stoert oder nicht, muesste man sicher die ganze Muenze betrachten.

Persoenlich finde ich Muenzen mit Schroetlingsrissen oder eckigen Schroetlingen - im Gegensatz
zu anderen Leuten - recht reizvoll. Wenn die Muenze ansonsten perfekt ist, dann machen solche
kleinen Macken das Stueck richtig authentisch.

Bei den von Drakenumi beschriebenen Schroetlingsfehlern ist das so eine Sache, je nachdem wie sie
das Potrait und Figuren beeintraechtigen, und wie die Belichtung ist, wie folgende Bildbeispiele beweisen. :wink:

Wieviel wuerdet Ihr fuer den obigen Sesterzen hinlegen, wieviel fuer die unteren?

Gruss,

Mias
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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von drakenumi1 » Di 23.03.10 16:56

Sorry, ein Zwischenruf:

Wir müssen klären, was ein Schrötling eigentlich ist. Ich halte dafür, es ist der Rohling, BEVOR er geprägt wird. Insofern denke ich, daß mias' radial verlaufenden und mehr oder weniger klaffenden Risse keine Schrötlingsfehler darstellen, denn sie waren am Rohling gewiß noch nicht vorhanden, sondern traten erst nach vollzogener Prägung auf. Also handelt es sich wohl um PRÄGEFEHLER.
Das mag man als Haarspalterei bewerten, hier einen Unterschied zu formulieren. Schließlich sind beides Fehler im Zuge der technologischen Arbeitsschritte und ich würde schon gar nicht Unterschiede bei der Preisfindung machen wollen, aber praktisch liest man vielfach von diesen beiden Begriffen, macht also doch Unterschiede, ob gewollt oder nicht.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Ursachen für Prägefehler oft schon latent im Rohling vorhanden sind, als Gefügestörungen, Schichtungen des Materials usw.
Es grüßt Euch

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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von mias » Mi 24.03.10 00:36

Hallo Drakenumi,

Da gab es anscheinend ein Missverstaendis.
Den Schroetlingsriss bei 7 Uhr am Rand meinte ich gar nicht. Der juckt auch nicht und
wuerde den Preis auch gar nicht - zuminestens nicht wesentlich - beeintraechtigen.

Vielmehr wollte ich auf die kleinen Vertiefungen im Potrait hinweisen,
die man bei entsprechenden Lichteinfach besonders deutlich sieht.

Na, das sind doch Schroetlingsfehler, die das Stueck - formulieren wir es so - erst erschwinglich machen.

Gruss,

Mias
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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von alexander20 » Mi 24.03.10 07:21

Sehr geehrte Sammlerkollegen,
Schrötlingsfehler wie etwa Randausbrüche, aber auch Prägefehler halte ich persönlich nicht für störend, solange der Erhaltungsgrad der Münze in Gänze gut ist.Ansonsten bin ich durchaus der Meinung, dass so etwas wie "Münzschrott" z,B totgereinigte Münzen nicht sammlewürdig ist. Ich persönlich entsorge derartige Stücke. Aber nochmals ich mache dies ausschließlich am Erhaltungsgrad der Münze fest nicht an Schrötlingsfehlern oder Prägefehlern.

alexander20

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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von mias » Mi 24.03.10 13:49

Hallo Alexander,

Ich denke da aehnlich wie Du, aber glaub mir, ohne die Poren auf dem Potrait waere der
Commodus Sesterz in einer voellig anderen Preisklasse und einfach unbezahlbar.

Gruss,

Mias

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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von Numis-Student » Mi 24.03.10 14:20

mias hat geschrieben:Hallo Numis-Student,

Wer ist das ? Philippus "Arabs"?

Zu beurteilen, ob der Schroetlingsriss stoert oder nicht, muesste man sicher die ganze Muenze betrachten.
Hallo,
da ich direkt angesprochen bin (und dies noch nicht gemerkt hatte), will ich schon noch antworten:
Also, es ist ein Volusian, und bis auf diesen Schrötlingsfehler ist die Münzen noch ganz gut beisammen und hat keine weiteren Schäden.
Wenn ich wieder beio meiner Sammlung bin, werde ich ein besseres Foto nachreichen.
Schöne Grüße,
MR
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Re: Münzen mit Schrötlingsfehlern

Beitrag von cepasaccus » Sa 27.03.10 17:45

Diese grossen Risse koennen Schroetlingsrisse oder auch erst Muenzrisse sein, aber sie sind in der Regel bedingt durch Defekte des Schroetlings, z. B. weil er zu stark bearbeitet wurde oder Gas- oder Festkoepereinschluesse vorhanden waren, die eine Schwachstelle darstellten. Deswegen ist Schroetlingsriss schon ein guter Begriff.

valete
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