Lübeck,falsche Inschrift?

Deutschland vor 1871
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rati
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Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von rati » Mo 15.02.21 14:14

Ich habe versucht die Inschrift auf meiner Münze zu entziffern.Alles was ich vom gleichen Type im Netz gefunden habe,hat folgende Inschrift :

CRVX FVGET OMNE MAVM / MONETA NOVA LVBICENSIS

Auf den linken Bild weicht die Inschrift erheblich davon ab.Kann mir jemand etwas dazu sagen und evt.die Übersetzung ?

Gruß
rati
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Lübeck1cc.jpg

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KarlAntonMartini
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 15.02.21 16:12

Die Inschrift sollte lauten: CRVX FVGET OMNE MALVM, also: Das Kreuz flieht alles Böse. - Die stattdessen vorhandene Inschrift CRVX CVGET PING MAGNM sieht zunächst sinnlos aus, ein ignoranter Stempelschneider, der im trüben Licht zu den falschen Punzen für die Buchstaben gegriffen hat? - CVGET kann ich im Moment nicht zuordnen. Wenn man COGET liest, könnte man übersetzen: Das Kreuz zwingt zu einem großen Gemälde? Der "richtige" Satz ist eine Parole des zeitgenössischen Religionsstreits, vielleicht handelt es sich um einen Beischlag eines katholischen Münzstandes? Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von ischbierra » Mo 15.02.21 18:41

Ich lese CRVX CUGAT - ergibt aber auch keinen Sinn. Bei MAGnM sind die M verkehrt herum. Doch ein Lehrling?

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rati
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von rati » Di 16.02.21 13:00

Danke für die Übersetzung und die interessante Deutung.Ich würde eher für einen Bleischlag tendieren,zumal die Adlerseite keine Fehler in der Umschrift aufweist.Außerdem macht der evt.Spruch für mich genauso viel Sinn wie der Originale.
Was wäre das Nominal und Prägezeit einer Orginalmünze.Von diesem Gebiet habe ich nicht viel Ahnung.Die Münze habe ich aus Vilnius (Litauen).

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rati
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von rati » Di 16.02.21 13:53

Hier noch : 1,47gr/28mm

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Ruford
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Ruford » Sa 20.03.21 18:13

Wie KarlAntonMartini schon sagte, lautete der Satz eigentlich "CRUX FUGAT OMNA MALUM". Bei den Schillingen ohne Jahr (Behrens 60 - 63) gibt es dazu auch Varianten - teils auch mit falsch geschnittenem M. Allerdings keine so wilde Variante, wie die hier 😉 Die Prägezeit kann man nicht ganz genau sagen, aber nach 1432 und vor 1500.

Auf beim Gewicht zeigt sich Dein Stück sehr am unteren Ende der Skala.

Daher würde ich am ehesten denken, dass dies eine zeitgenössische Fälschung / Beschlag war.

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rati
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von rati » Mo 22.03.21 10:05

Ruford,danke für Deinen Betrag.

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Jemand Anders » So 28.03.21 17:56

Das ist eine moderne "Fälschung", aus der Richtung kommt noch mehr. Zeitgenössisch ist die nicht, da von gleicher Fabrik noch andere Münzen aufgetreten sind, die bestimmt nicht zeitgenössisch im Umlauf waren (z.B. "erster Schilling", Behrens 59a)

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von rati » Mo 05.04.21 09:51

Hallo J A,
danke für Deinen Beitrag.Es wäre schön wenn Du vielleicht von den Fälschungen aus der Richtung etwas Anschauliches zeigen könntest,damit man sich etwas darunter vorstellen kann.Ich bin auf diesem Gebiet ein Laie und kann auch mit der Aussage Behrens 59a nichts anfangen.Wir wollen alle etwas dazulernen.

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Ruford
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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Ruford » Di 06.04.21 22:57

Hi JA,

das würde mich auch sehr interessieren, woher die Info kommt. Kannst Du da mehr zu sagen?
Denn mir sind keinerlei Fälschungen aus der Zeit bekannt. Später aus dem 18 Jh sehr wohl, aber wer sollte sich hier den Aufwand für eine moderne Fälschung machen? Die Münze hat eine Wert von deutlich unter 100 Euro. Eher Richtung 50 bis 60 Euro als VK beim Händler. Da macht sich doch kein Fälscher die Hände für schmutzig. Gerade, da diese Schillinge zu Hauf gemünzt wurden.

Der erste Schilling in Behrens "Münzen und Medaillen der Stadt und des Bisthums Lübeck." (zur Erklärung für Dich rati) ist mit der Nummer 59 geführt. Davon gibt es drei Varianten a bis c. Diese sind aber von der Seltenheit eine absolut andere Hausnummer - auch preislich. Wir reden hier von Münzen, die rund 100 Jahre vor Deiner geprägt wurden.

Mh, also ich will nicht unhöflich klingen, bisher finde ich die Aussage relativ gewagt. Lasse mich aber sehr gerne belehren, da ich immer dankbar bin etwas neues zu lernen.

Habt einen schönen Abend und bleibt gesund.

Beste Grüße
Ruford

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Jemand Anders » Mi 07.04.21 10:29

Huhu,

dann wollen wir nochmal ein wenig mehr schreiben:

Der "erste Schilling" (Behrens 59) ist nach aktueller Meinung nur ein Entwurf/Probestempel für eine Goldmünze gewesen und nie in Silber umgelaufen. Trotzdem gibt es Fälschungen, daher können diese nicht zeitgenössisch gewesen sein. Angeboten wurde eine Fälschung davon bei Felzmann (https://www.sixbid-coin-archive.com#/de ... /l30296194). Hierbei hat sich die Fälschung allerdings gelohnt, Zuschlag 560,-. Da diese von der Machart dem obrigen Schilling sehr, sehr ähnlich ist, würde ich sagen, dass der Schilling auch eine moderne Fälschung ist.

Es gibt auch Hamburger Schillinge der gleichen Machart, für die das Gesagte natürlich auch zutrifft. https://www.sixbid-coin-archive.com#/de ... /l30299623 Zuschlag 220,- und https://www.sixbid-coin-archive.com#/de ... /l30296192 Zuschlag 100,- (lohnte sich auch).

Wenn man sich für die echten Lübecker Schillinge interessiert, macht eine Suche im sixbid Archiv Sinn, "Lübeck Schilling 1468", da sind ältere und jüngere Varianten zu finden.

Besser?

Gesund-bleiben !!

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Jemand Anders » Mi 07.04.21 10:43

Hier noch ein Bild von der "orginal Münze" aus dem Jesse
Jesse67_505.jpg

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Ruford » Mi 07.04.21 14:01

Hi JA,

Da werden aus meiner Sicht zwei Sachen von Dir vermischt und eben das ist ja genau der Punkt. Die Münze von rati, ist ein Schilling, die von der Art schon seit ewig im Umlauf sind. Massenhaft und in verschiedensten Versionen. Man findet sie in allen Archiven und auch im Archiv von Lübeck selber.

Mir ist zu denen keine einzige belegte moderne Fälschung für Lübeck bekannt. Die Kosten für eine Fälschung sind im Vergleich zum Wert viel zu hoch. Bei 60 Euro VK lohnt sich keine Fälschung. Das wäre für mich Punkt Nummer 1.

Zu Behrens 59. Ich weiß nicht woher Du Deine Infos hast, aber ich würde mich sehr freuen, wenn Du die Quelle mit mir teilst. Es gibt bei Behrens 3 Stempeltypen, die auf verschiedene Quellen bei Behrens beruhen. Es ist verbrieft, durch alte Dokumente, dass die schweren Schillinge aus 15 löthigem feinen Silber hergestellt wurden und 1/2 Loth wiegen. Also der Argumentation, dass es nur einen Probestempel gab kann ich so noch nicht folgen.

Beste Grüße
Ruford

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Ruford » Mi 07.04.21 14:22

Für Hamburg lege ich übrigens nicht meine Hand ins Feuer- da kenne ich mich nicht genug aus ;)

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Re: Lübeck,falsche Inschrift?

Beitrag von Jemand Anders » Mi 07.04.21 22:39

Moin,

ups, klar. Dann anders herum. Glaubst Du, dass die Fälschung vom ersten Schilling zeitgenössisch ist? Und das ein solches Stück zeitgleich mit zwei ähnlichen, ganz sicher modernen, Fälschungen aus Hamburg auftritt?

Die Legende vom ersten Lübecker Schilling ist m.M.n. mit Jesse gestorben. Zuletzt bei Stefke "Geldgeschichtliche Forschung in Norddeutschland um 1500 [...}", in Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, 1995, S. 15 - 49. Da seht im Prinzip alles drin.

Grüße

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