Obwalden oder Ulm

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AllgäuSondler
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Obwalden oder Ulm

Beitrag von AllgäuSondler » Do 29.09.22 11:09

Hallo allerseits :)

Ich habe eine Frage zu einer Münze. Mal abgesehen davon, dass meine Münze entweder eine zeitgenössische Fälschung ist oder das Billon damals extrem wenig Silber abbekommen hat, frage ich mich warum sie bei numista.com einmal unter Obwalden und einmal unter Ulm auftaucht. Ich habe die Münze auf einem Feld gefunden auf dem ich schon einige Münzen aus Ulm gefunden hab. Deshalb bin ich in erster Linie von einer Ulmer Münze ausgegangen. Wenn ich bei Google suche finde ich die Münze am häufigsten als Obwalden beschrieben. Was ist denn nun wirklich richtig? Gibt es Quellen dafür dass diese Prägung definitiv aus Obwalden kommt? Ist der Eintrag bei numista.com falsch? Und wie kann es sein dass meine Münze das Datum 1736 trägt wenn beide Ergebnisse dieses Datum theoretisch gar nicht angeben?

Liebe Grüße, Martin
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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 29.09.22 11:31

Numista ist da nicht zuverlässig. Vom Wappen her Ulm (heraldisch links, rechts: Reichsadler). Der Halbkanton Obwalden hat einen Schlüssel im Wappen. Der Jahrgang ist vermutlich bei Schön gelistet. Und Billon hatte im 18. Jahrhundert meist sehr wenig Silberanteil. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von AllgäuSondler » Do 29.09.22 11:55

Danke dir für deine Antwort. Ja das Wappen gleicht dem Ulmer. Aber nun schau mal die im link aufgeführten Münzen von Obwalden an. Die sehen auch alle so aus. Das kann ja nicht alles in Wirklichkeit Ulm sein.

https://en.numista.com/catalogue/obwald ... lic-1.html

Liebe Grüße

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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von edsc » Do 29.09.22 12:11

Auf numista würde ich mich da wirklich nicht verlassen. Die Obwalder-Variante hat eine leicht andere Verzierung in der oberen Schildhälfte (vgl. Divo/Tobler Nr. 626). Dieses Stück würde ich nach Ulm verorten und bei numista eine Korrektur beantragen.
Die klippenförmige Variante ist allerdings eigenartig.

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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von Zwerg » Do 29.09.22 12:12

Man verlasse sich bitte nie auf irgendwelche googl-Ergebnisse.
Eigene Recherche ist angesagt.
Die Suche nach dem Ulmer 1/2 Kreuzer ergab diese Auktion, die auch bei Numista zitiert wird
https://www.acsearch.info/search.html?id=602425
Die Münze wurde allerdings zurückgezogen, wahrscheinlich ist aufgefallen, daß es nicht Ulm ist 😀

Kleiner Tip, schaffe Dir doch für kleines Geld im Antiquariat den Schön 18. Jh und den HMZ an.
Das hilft ungemeine

Grüße
Klaus
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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von KarlAntonMartini » Do 29.09.22 12:41

Hier noch eine Zuweisung zu Ulm (basierend auf Nau): https://www.coingallery.de/stadt/u/ulm2.htm
Das obere Feld des Stadtwappens wird nicht einheitlich dargestellt, eine amtliche Blasonierung hab ich nicht gefunden, eigentlich sollte es schwarz sein. Aber Obwalden hat einen Schlüssel im Wappen. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von Zwerg » Do 29.09.22 14:20

Das Foto zu dem Halben Kreuzer ist wieder das aus der Auktion Sonntag
Leider habe ich den Nau nicht privat, aber Schön führt keine zweiseitigen Münzen an. Er ist eigentlich sehr genau.
In der Heraldik erkläre ich mein Nichtwissen
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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von AllgäuSondler » Do 29.09.22 14:46

Meine Münze ist einseitig geprägt. 1/2 fehlt auf der Rückseite. Mir ist auch aufgefallen dass es Münzen gibt bei denen die Wappen parallel nebeneinander stehen und solche bei denen die Wappen voneinander weg geneigt sind.
Also, wenn ich das jetzt aber alles richtig verstanden habe kann ich die Münze unter meinen Ulmern ablegen? Oder ist man sich noch uneinig?

Liebe Grüße, Martin

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Re: Obwalden oder Ulm

Beitrag von QVINTVS » Mo 03.10.22 11:04

Die Schrötlingsform passt nicht zu Ulm. Die Ulmer Heller und Halbkreuzer sind im 18. Jh. alle rund. Nau nennt einen halbseitigen Halbkreuzer von 1730 und für 1733 zwei unterschiedliche Ausführung (einseitig und zweiseitig). Für 1737 hat sie keinen Beleg; was jetzt kein Problem wäre, denn neue Funde bereichern das bisher unvollständige Bild.

Obwalden hat erst im 18. Jh. begonnen zu prägen und im HMZ gibt es für diesen Jahrgang ebenfalls keinen Beleg; die Schrötlinge sind alle rund. Aber bei der abgebildeten Ausführung ist der Doppelbalken des Wappens schräggestellt. Die Schweizer Stücke scheinen einen etwas höheren Silbergehalt zu haben. Dein gezeigtes Stück dürfte nahezu nur aus Kupfer bestehen und sieht äußerlich wie ein Heller aus. Das geprägte "1/2" widerlegt das und es wurde der Stempel eines Halbkreuzers verwendet. Vielleicht ein Beischlag oder dein Stück wurde beschnitten. Der Münzpräger war ein echter Schwabe und hat auch noch die nicht runden Reste verarbeitet - das würde dann für Ulm sprechen (nicht ernsthaft!). ;-)

Auffällig ist, dass die gleichen Stücke einmal nach Obwalden und einmal nach Ulm gelegt werden. Das macht eine gesicherte Zuordnung schwierig.
Viele Grüße

QVINTVS

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Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)

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