Kommissar Rex frisst Flipper

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Iotapianus
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Kommissar Rex frisst Flipper

Beitrag von Iotapianus » Mo 10.09.07 20:31

Ich blättere gerade im neuen Gorny & Mosch Katalog 159. Unter Nr. 299 wird eine unpublizierte Großbronze von Philippus aus Phokaia (Ionien) angeboten, deren Revers eine eigenartige Szene zeigt: ein Hund verbeißt sich in einen Delphin. In der Anmerkung wird auf ähnliche Darstellungen aus severischer Zeit verwiesen.

Der Link zum Katalog:
http://www.gmcoinart.de/shop/index.php3?AuID=75

Kann sich jemand einen Reim auf dieses Motiv machen?

Iotapianus

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 10.09.07 20:58

Dasselbe Werk habe ich heute auch durchblättert und fand diese Münze genauso rätselhaft wie Du. Erinnert mich an den alten Witz: Warum fresen Eisbären keine Pinguine? Aber im Ernst, ist mir absolut schleierhaft.

Viele Grüße,

Homer
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taurisker
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Beitrag von taurisker » Mo 10.09.07 21:06

Seeeehr interessante Darstellung!
Gruß
taurisker

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » Mo 10.09.07 21:07

Jetzt lös den Witz schon auf, Homer - ich will die Pointe wissen! :-)

Was mir noch komisch vorkommt ist die Averslegende. Um die Buchstaben herum sieht es so aus, als ob es unter das Niveau der Münze vertiefte Rillen gäbe (wenn ihr versteht, was ich meine). Könnten das Spuren einer Bearbeitung sein?
Viele Grüße
helcaraxe
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payler
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Beitrag von payler » Mo 10.09.07 21:38

http://www.s110120695.websitehome.co.uk ... _0602_1438

Die zitierte Severer Münze????????????

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mo 10.09.07 21:44

helcaraxe hat geschrieben:Was mir noch komisch vorkommt ist die Averslegende. Um die Buchstaben herum sieht es so aus, als ob es unter das Niveau der Münze vertiefte Rillen gäbe (wenn ihr versteht, was ich meine). Könnten das Spuren einer Bearbeitung sein?
Nein, die Münze ist nicht bearbeitet. Diese Rillen haben wir auf Sesterzen schon des öfteren besprochen, allerdings bisher keine befriedigende Lösung dafür gefunden. Einer der diskutierten Vorschläge war die Verwendung von Buchstabenpunzen bei der Herstellung der Stempel, allerdings würde man dann erwarten, dass alle gleichen Buchstaben innerhalb einer solchen Legende identisch aussehen würden - das tun sie aber nicht.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Peter43 » Mo 10.09.07 22:05

Ich finde, daß Münzen mit solch entsetzlichen Abbildungen aus Gründen der politischen Korrektheit Kindern nicht zugänglich gemacht werden sollten!
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 10.09.07 22:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 10.09.07 22:18

Gell, wer hätte das von dem guten Kommissar Rex gedacht?!?

Das mit den Eisbären ist ganz einfach: Die leben am Nordpol, die Pinguine dagegen am Südpol. Also eigentlich mehr so 'ne Denksportaufgabe als ein Witz. Würde man beide im Zoo zusammensperren, sähe das wohl anders aus.

Viele Grüße,

Homer
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Beitrag von Zwerg » Mo 10.09.07 22:24

Eine phantastische Darstellung, die mir absolut unbekannt war.
Allerdings glaube ich nicht an den Hund, sondern tippe eher auf einen Wolf. (Haus) hunde waren in der Antike eher ungewöhnlich.

Grüße
Zwerg

Großen Dank nach Österreich für den Link (Wie wurde der gefunden?)
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Beitrag von helcaraxe » Mo 10.09.07 22:49

Homer J. Simpson hat geschrieben:Das mit den Eisbären ist ganz einfach: Die leben am Nordpol, die Pinguine dagegen am Südpol.
:oops: Mann, das ist mir jetzt peinlich....
Viele Grüße
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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 11.09.07 12:34

Die Darstellung hat mich motiviert, etwas nachzuforschen. Hier ein paar Fundstückchen, aus denen sich vielleicht eine These über das Motiv ableiten läßt: Der alte Meyer schreibt über Delphine, "die meisten aber gehen zu Grunde, indem sie bei blinder Verfolgung ihrer Beute auf den Strand geraten; im Todeskampf stöhnen und ächzen sie und vergießen dabei reichliche Thränen." Zum Tümmler weiß Meyer: "Sein Fleisch ist wohlschmeckend, die Römer bereiteten Würste daraus; frisch und gesalzen ist es für die Strandbewohner und Schiffer wertvoll." Und weiter: "Der Delphin war im Altertum allgemein beliebt; noch heute wird er wenig verfolgt (indem man ihn auf den Strand jagt), obwohl sein Fleisch eine ziemlich wohlschmeckende Speise geben kann. Früher benutzte man die Leber, den Thran und die Asche auch als Heilmittel." Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von antoninus1 » Mi 12.09.07 09:10

Hier gab es das gleiche Motiv

http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=90069

Hatte ich damals auch zum ersten Mal gesehen und war auch fasziniert und ratlos.
Gruß,
antoninus1

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Re: Kommissar Rex frisst Flipper

Beitrag von j-u.thormann » Mi 12.09.07 17:52

Iotapianus hat geschrieben: Kann sich jemand einen Reim auf dieses Motiv machen?
Leider nein.

Laut Head, Historia Numorum steht der Hund möglicherweise für den Fluß Smardos, der ins Meer (Delphin) fließt.

Siehe:
http://www.snible.org/coins/hn/ionia.html

Diese Deutung halte ich aber für sehr gewagt.

Gruß,

j-u.thormann

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Beitrag von Peter43 » Mi 12.09.07 22:10

Noch ein paar Recherchen:
(1) Die Münzen stammen alle aus Phokaia. Phoka heißt Seehund. Der ist auch das Emblem der Stadt. Es gibt eine Sage von einem Phokos, die in Phokis/Griechenland spielt. Ionien ist ja von dort aus besiedelt worden.
(2) Der Delphin war dem Apollo heilig, hat also starke Bezüge zu Delphi (Name!). Umso seltsamer, daß er von einem Hund angegriffen wird. Zum Thema 'Hunde und Apollo' siehe den Beitrag im Mythlogiethread 'Apollo Lykeios - oder eher nicht?'
(3) Meine Meinung: Es scheint sich um eine lokale Mythe zu handeln, vielleicht um eine der vielen Gründermythen. Es ist ja auch nicht gesagt, daß der Delphin den Kampf mit dem Hund verlieren muß!
(4) Ich weiß nicht, inwieweit die Alten Delphine von Seehunden unterscheiden konnten. Bei einer Recherche nach der Eidechse beim Apollo Sauroktonos habe ich z.B. erfahren, daß selbst Aristoteles noch nicht zwischen Schlangen und Eidechsen unterschieden hat!

Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 12.09.07 22:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 12.09.07 22:27

Diese Spur hatte ich auch verfolgt. Aber Ende des dritten Jahrhunderts waren die Mythen in der lokalen Tradition vielleicht schon verblaßt, deshalb habe ich mehr auf eine römisch-pragmatische Jagdszene getippt. - Die Seehunde sollen ja auf einer Insel vor der Küste ansässig gewesen sein. Aber die Darstellung eines Seehundes wäre dem Künstler sicher anders gelungen. - Wie sieht das bei den römischen Provinzprägungen eigentlich hinsichtlich der Stempelherstellung aus, wurden die wirklich jeweils lokal gefertigt? Grüße, KarlAntonMartini
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