Ein Doppelhadrian!

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Ein Doppelhadrian!

Beitrag von Peter43 » Mo 24.11.08 11:59

Hallo!

Diese Münze habe ich beim Surfen entdeckt. Sie zeigt auf beiden Seiten Hadrian mit genau derselben Legende. Weiß jemand, was der Sinn sein soll?

Mit freundlichem Gruß
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Hadrian_bds.jpg
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curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Mo 24.11.08 18:54

Diese Asse mit doppelter Vs. erscheinen zuerst, glaube ich, unter Nero und dauren bis Commodus; von Hadrian sind besonders viele Varianten bekannt.

Vielleicht wurde ein Teil der Neujahrsausgaben von Assen so markiert.

Ich habe in meiner Sammlung einen As dieser Art von Hadrian mit folgender Legende auf beiden Seiten: IMP CAES DIVI TRA PARTH F DIVI NER NEP TRAIANO HADRIANO AVG. Auf Assen wurde aber diese Legende fast ausschliesslich für die Neujahrsausgbe vom 1. Januar 118 n. Chr. verwendet!

Dass fast alle Bronzemedaillone des 2. und 3. Jahrhunderts Neujahrsausgaben waren, und dass auch normale Asse jedes Jahr für Verwendung als Neujahrsgeschenke vorbereitet wurden, ist meine eigene Entdeckung, die ich unter Classical Numismatics, "The Role of Medallions", im amerikanischen Forvm zusammengefasst habe.

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kc
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Beitrag von kc » Sa 20.12.08 22:30

Dieser Antoninus Pius,ebenfalls mit 2 gleichen Legenden,wurde heute bei Lanz als Fehlprägung versteigert:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... :IT&ih=017

Es handelt sich wohl auch um eine solche Ausgabe.

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Beitrag von curtislclay » So 21.12.08 00:30

Dieser As von Pius muss ganz am Anfang vom Jahr 156 n. Chr. geprägt worden sein, weil er noch TR P XIX in der Vs.Legende zeigt. Die überwiegende Mehrheit der Münzen dieses Jahres zeigt dagegen IMP II in der Vs.Legende und TR P XIX deshalb in die Rs.Legende verschoben. Der Pius-As bestätigt also meinen Vorschlag, dass die Asse mit doppeltem Porträt zusammen mit den Bronzemedaillonen und mit normalen Assen als Neujahrsgeschenke gedient haben könnten.

Warum die eigentümliche Gestaltung dieser Asse mit zwei Vs. oder auch zwei Rs., wenn sie Neujahrsgeschenke waren? Eine mögliche Erklärung ist mir eingefallen: mit diesen Stücken kann man beim Münzenwerfen nie verlieren! Die Geschenke sollten ja für das neue Jahr Glück verheissen; und dass die Römer das Münzenwerfen gekannt haben, wissen wir aus dem überliererten Ausdruck "capita aut navia", "Kopf oder Schiff", das heisst "Kopf oder Zahl"!

Das Lanz-Stück stammte aus der Auktion Münzhandlung Basel 1, 1934, Römische Bronzemünzen, Nr. 1045. Leider hat mein Gebot von 315 Euros nicht gereicht!

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 21.12.08 10:56

Warum gehen solche Stücke bei Lanz auf Ebay? Kapiere ich nicht... Zählen denn heute bei Saalauktionen nur noch Münzen von "vorzüglich" aufwärts? Übrigens, schaut genau hin: die Münze ist nicht RIC 1071, da sie auf der einen Seite einen belorbeerten Kopf, auf der anderen aber eine belorb., drapierte Büste zeigt!

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Beitrag von Domi » So 21.12.08 11:29

hallo!

was ist eigentlich der unterschied zwischen Büste und Kopf?

mfg Domi
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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » So 21.12.08 12:08

Ich würde sagen:

Kopf: man bildet den Kopf und den Hals ab

Büste: man bildet zusätzlich noch den Ansatz von Schultern und Brust ab, wobei die unbekleidet oder bekleidet sein können
Gruß,
antoninus1

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quisquam
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Beitrag von quisquam » So 21.12.08 12:17

Ich denke: Beim Kopf sind die Schultern nackt, bei einer Büste nicht. Eine leichte Drapierung der linken Schulter reicht, um aus einem Kopf eine Büste zu machen.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von curtislclay » So 21.12.08 20:39

quisquam hat geschrieben:Ich denke: Beim Kopf sind die Schultern nackt, bei einer Büste nicht. Eine leichte Drapierung der linken Schulter reicht, um aus einem Kopf eine Büste zu machen.
Richtig, so werden zumindest seit Cohen die beiden Begriffe in der Numismatik angewendet.

Am Lanz-Stück ist das eine Porträt, scheint mir, nicht "drapiert", sondern hat nur einen Gewandzipfel vorne und auch einen hinter dem Nacken. Die Schulter selbst, zwischen den beiden Gewandzipfeln, scheint dagegen nackt zu sein.

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