Römer im Detail - nur Zeigen

[Ave Römer]

Hallo Römer,

heute erreichten mich die letzten Römer dieser Woche.

Darunter auch dieser hier: SEVERUS ALEXANDER (222-235)

Denar, Ar (2,80 g. 17 mm) Rom 222.

Vs: IMP C M AVR SEV ALEXAND AVG. Drapierte Portraitbüste mit Lorbeerkranz nach rechts.

Rs: P M TR P COS P P. Mars nach links stehend, in den Händen Zweig und umgedrehter Speer.

Beim Betrachten der Rückseite (Mars) unter dem Stereomikroskop konnte ich es kaum glauben - diese Detail, diese unglaubliche Erhaltung!
Ich möchte mal versuchen das Gesehene in Bildern einzufangen und hier (einfach mal) nur Zeigen, wenn ich auch befürchte, dass die Auflösung das nicht hergibt...
Vielleicht habt ihr ja auch Freude daran.
Viele Grüße - Michael

[Peter43]

Da stellt sich wieder die Frage, wie konnten die Stempelschneider das ohne optische Hilfsmittel machen!

[andi89]

Für mich stellt sich eigentlich eine ganz andere Frage: Wie kommst du darauf, dass sie keine optischen Hilfsmittel hatten?
Neuburger schreibt in seinem Werk "Die Technik des Altertums" (das leider schon etwas in die Jahre gekommen ist), dass "den Griechen und Römern die vergrößernde Wirkung von "Schusterkugeln" bekannt" war. Gibt es zum Thema neuere Erkenntnisse, die das in Frage stellen? Wenn dem so wäre, würde mich das nämlich durchaus interessieren.

Grüße

Andi

P.S.: Ansonsten muss ich Michael zustimmen: nette Details!

[Antonian]

Schon Seneca d. J. (zur Zeit Neros) beschreibt die vergrösssernde Wirkung von Wasser
http://de.wikipedia.org/wiki/Lupe
Interessant wäre es zu wissen was er konkret schreibt, ich kenn die Textstelle leider nicht - aber vielleicht gibt es im Forum jemand der das Werk Senecas kennt und uns in dieser Frage etwas Erleuchtung bringen kann. Vielleicht sind das sowas wie Schusterkugeln, die er beschreibt.
Gruß
Antonian

[antoninus1]

Den Begriff Schusterkugel kannte ich noch gar nicht.

Ich habe mal in Wikipedia nachgesehen, und da ist es aber so beschrieben, dass Schusterkugeln nicht der Vergrößerung dienten, sondern der Verteilung von Licht und der Erhellung dunkler Stellen eines Raums (und, genial, der "Kühlung" von Sonnenlicht)
Der in dem Artikel abgebildete Holzschneider benutzt ja zusätzlich eine Lupe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schusterkugel

[quisquam]

Linsen gab es, ob diese aber auch für den Stempelschnitt genutzt wurden weiß man nicht.
http://www.ancients.info/modules.php?na ... icle&id=20

Grüße, Stefan

[Ave Römer]

Da wir gerade bei den Stempelschnitten sind...
Könnt ihr mir bitte näheres dazu mitteilen? Aus welchem Material waren diese Stempel, wie wurden sie gefertigt, wie oft konnte so ein Stempel genutzt werden? Oft sieht man ähnliche Münzen, mit gleichen Prägungen, wurde hier ein neuer (weil verbrauchter) Stempel benutzt?

Viele Grüße - Michael

[Antonian]

So sah ein Stempel aus
http://www.moneymuseum.com/moneymuseum/ ... pi=0&ps=10
Es gab "oberstempel" und "Ambossstempel", meines Wissens waren die Stempel aus gehärtetem Eisen gefertigt, aber bevor ich viel Worte verlier hier ein Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnzpr%C3%A4gung
Mehr als einige tausend Münzen hat man wohl kaum aus einem Stempel prägen können, wobei der Oberstempel schneller am Ende war. aufgrund dieser Tatsache können Numismatiker heutzutage die Stempelreihenfolge ausfindig machen.
Es sind verglichen mit der riesigen Anzahl von Stempel die mal existiert haben müssen, nur wenige erhalten geblieben. Die verbrauchten Stempel hat man mit Sicherheit vernichtet um Missbrauch auszuschliessen.
Gruß
Antonian

[Ave Römer]

Vielen Dank, Antonian!

dann wurde also tatsächlich jede Münze einzeln angefertigt/geprägt.

Wie war das mit den Motiven und der Beauftragung der Prägung?

In der Republik: wer hat da den Auftrag zum Prägen gegeben, für die Masse und das Aussehen? Hat nur der Münzmeister (mit einem oder wenigen Gesellen) den Auftrag ausgeführt?

Im Kaiserreich: stand der Kaiser jährlich Model? Bestand nicht Gefahr einer Inflation bei übermäßigem Prägen?

Ihr sehr, ich habe Fragen über Fragen... aber die Geschichte die an den Denaren hängt ist mir auch sehr wichtig!

Vielen Dank für eure Mühen!!

Viele Grüße - Michael

[Antonian]

Hallo Michael
Die erste Frage ist am einfachsten zu beantworten, jede einzelne Münze brauchte einen Hammerschlag auf den Oberstempel.
2 Frage : Wer sich die Motive ausgedacht hat - vieles wurde übernommen aus früheren Prägungen - aber wer die neuen Motive erfunden hat das werden wir wohl nie erfahren- vielleicht gab es sowas wie Münzdesigner - bestimmt hat auch der Kaiser mitbestimmt- jetztendlich war es ja auch Botschaft die da auf den Münzen ins Reich hinausgetragen wurde.
Zur vierten Frage: Ich denke das man die Marmorköpfe als Vorbild genomen hat für die Münzprägung, viele Bildnisse auf Münzen entsprechen exakt dem Marmorvorbild.
Geltentwertung - Inflation gab es damals auch schon. Das Silber wurde immer schlechter (2-3 Jhrt). Es gab immer schon ein auf und ab. Bei den Bronzen war der Metallwert schon immer geringer als der Nennwert der Münze, bei den frühen Bronzen wurde durch SC (Senatus consulto) die Kaufkraft der Münze bestätigt.
Der Abbau des Metalls in den Minen wurden von Sklaven geleistet. Es war damals eine Sklavenhaltergesellschaft- das darf man nicht vergessen - die die ganz unten standen haben den Wohlstand geschaffen.
Das geprägte Metall wurde an Legionäre und sonstige Leistungsträger des Staates ausbezahlt, so kam das Geld unters Volk.
Gruß
Antonian