Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

shanxi
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von shanxi » Do 22.05.14 08:06

klunch hat geschrieben:Nachtrag: Es ist wissenschaftlich nicht ganz korrekt, Sulfid wird reduziert und gast aus, deshalb der Geruch nach faulen Eiern, es bildet sich noch Aluminiumchlorid, dieses geht in Lösung und es gast auch noch Wasserstoff aus. Zum besseren Verständnis habe ich das unterschlagen.
Bist du da so sicher, dass Sulfid reduziert wird, dann wird aus S(2-) also was ??? S(4-) 8O
Wenn es wirklich nach faulen Eiern riecht, ist das H2S, Sulfid bliebt also Sulfid

Wenn man aus Silbersulfid Ag2S mit Alu wieder elementares Silber machen möchte passiert in summa folgendes:

Das oxidierte, edlere Metall (Silber) wird zum Metall reduziert (Reduktion ist das Gegenteil von Oxidation) das unedlere (Alu) wird oxidiert.

3Ag2S + 2Al + 6H+ → 6Ag + 2Al(3+) + 3H2S

Aber Hautsache es funktioniert :D

P.S.: Oxidation und Reduktion laufen nur zusammen ab, d.h. wenn ich ein oxidiertes Metall zum elemantaren Metall reduzieren will, muss immer etwas anderes oxidiert werden, und umgekehrt. Das andere ist hier das Alu.

Oder um in Klunchs Bild zu bleiben. Herr Silber läßt Frau Sulfid gehen, aber nur wenn er von Herrn Alu ein Elektron bekommt, wovon Herr Alu aber nichts hat, denn Frau Sulfid dampft mit den Schwestern Wasserstoff auf und davon.

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areich
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von areich » Do 22.05.14 09:50

Die Schlampe!

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klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Do 22.05.14 12:19

Ja Shanxi, Du hast Recht, das Sulfid wird natürlich nicht reduziert sondern statt Silber wird Wasserstoff angelagert und diese Verbindung gast aus. War spät gerstern ;-)
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Homer J. Simpson
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Homer J. Simpson » Do 22.05.14 13:15

Ja, sozusagen Zeit, eine Schlampe anzumachen, nämlich die Nachtti-schlampe.

Homer
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Do 22.05.14 13:17

Gut, das wir mal drüber gesprochen haben...... 8)
Sollten wir vielleicht auch über andere chemische Prozesse

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Mi 28.05.14 00:28

Den Hadrian Quinar habe ich nun einer Reinigung unterzogen, wobei dabei nicht alle Verkrustungen restlos beseitigt wurden, aber im Wesentlichen schon eine sichtbare Verbesserung eingetreten ist. Ein aussagekräftiges Foto ist allerdings auch gar nicht so einfach.

Vor der Reinigung hier: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 50#p412986

Nach der Reinigung:
0185 SAM_1965 klein.jpg
0185 SAM_1970 klein.jpg
Die Zündholzmethode habe ich dieses Mal auch einmal genutzt, um eine halbwegs gleichmäßige Tönung herbeizuführen. Mit dem Resultat bin ich optisch recht zufrieden, wobei sich die Tönung doch schon noch von einer langsam gebildeten solchen unterscheidet. Bislang war ich kein Freund davon, aber so eine nicht völlig blanke Münze sieht irgendwie besser aus. Allerdings ist diese Behandlung aus konservatorischer Sicht nicht notwendig, von daher werde ichs wohl beim nächsten Mal lassen.

Gruß klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Marcus Aurelius » Mi 28.05.14 03:45

Ist gut geworden klunch, gefällt mir deutlich besser als davor und die Tönung kommt mit der Zeit von allein .

Gruß

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » Mi 28.05.14 14:10

Marcus Aurelius hat geschrieben:...und die Tönung kommt mit der Zeit von allein .
Das kommt allerdings ganz darauf an, was man unter 'Zeit' versteht - bei grundgereinigten i.S.v. säurebehandeltem Silber kann sich die Zeitspanne ohne weiteres generationsübergreifend erstrecken... :wink:

Der Quinar ist klasse geworden - so ein feines Portrait für solch' ein winziges Münzlein... Glückwunsch!

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Mi 28.05.14 17:45

Danke :)

Das feine Portrait war ein Zufallsfund in einem Lot und wurde beiläufig als Quinar des Hadrian erwähnt und war auf dem Auktionsfoto gerade als solcher erkennbar, gemerkt habe ich das erst als ich die Münze in der Hand hatte. Da hab ich mich schon gefreut :D

Das Foto allerdings gibt nicht wirklich das exakte Aussehen wieder, ich habe sehr viele Fotos gemacht bis schlußendlich eins halbwegs gepasst hat, entweder es war unscharf oder hatte zu viel Reflektionen oder die Verteilung der Helligkeit entsprach nicht annähernd dem Original. Je kleiner die Münze, desto schwieriger ist sie zu fotografieren.

Dieser Quinar hat mir auch deutlich vor Augen geführt, daß es eines Mikroskops oder einer anderen Vergrößerungsvorrichtung bedarf, wenn das Ergebnis der Reinigung zufriedenstellend sein soll. Ich grabe den entsprechenden Thread mal aus und lese mich noch ein bisschen ein...langsam komme ich um diese Anschaffung nicht mehr herum.

Was ich bei der Anwendung der Zündholzmehtode gelernt habe, ist, die sogenannte "irisierende" Patina einzordnen, die läßt sich nämlich auf Bestellung erzeugen. Und da steht so oft "irsierende Patina" und "aus alter Sammlung" im Auktionstext - je nee, is klar....mit Zündhölzern schillerts nach dem ersten oder zweiten Mal auch richtig bunt und der dunklere Ton kommt erst nach dem dritten bis vierten Behandlungsschritt. Das war für mich der wesentliche aha-Effekt bei dieser Methode. Was aber nicht ausschließt, daß eine solche "irisierende" Patina auch von allein entstehen kann. Wenn sie allerdings beliebig zu erzeugen ist, dann ist sie nichts Besonderes.

Gruß klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Di 05.08.14 19:53

Kann /soll man das riskieren?

Dieser Sesterz hat 22,50 € gekostet
aMaximinusav.jpg
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Di 05.08.14 23:36

Willst Du ihn nackig ausziehen oder nur sanft die Verkrustungen entfernen?

Gruß klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Mi 06.08.14 08:11

Hallo Klunch,

Letzteres. Entpatinieren würde m. E. nur zu Korrosionskratern im Portrait und der Rückseitenlegende führen (rote und weisse Korrosionsstellen)

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Do 07.08.14 16:56

So, fertig!
IMG_5149.JPG
IMG_5143.JPG
Mich würde interessieren, wie ihr diesen Sesterz nach der Reinigung bewerten würdet.

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von ischbierra » Do 07.08.14 17:17

Hallo Martin,
ich bin beeindruckt. Das Stück hat deutlich gewonnen. Gratulation zu dieser sauberen Arbeit.
Gruß ischbierra

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » Do 07.08.14 17:48

Wow... das ist richtig gut geworden. :crazyeyes:

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