ChKy hat geschrieben:Dafür wußte Papi Staat aber auch daß bei Dir was zu holen war. Im real existierenden Sozialismus war das Eigentum doch erst recht verpöhnt, oder nicht?

Naja, das Thema ist recht komplex.
Ich bringe jetzt bewußt wieder meine "nervigen DDR-Vergleiche".
Wen die stören: Bitte HIER mit Lesen aufhören! JETZT!!! Sofort!!!
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Okay, Ihr habt's so gewollt... los geht's!
BTW: Denkenden Wesen fallen hoffentlich(!) im folgenden diverse Parallelen zu heute auf... und das ist Absicht so!
"Pappi Staat" wußte in der DDR "dank" lückenlosester Überwachung jedenfalls sowieso über die Hobbies seiner Bürger bestens bescheid; es sei denn, man kaufte seine Ware ausschließlich(!) und recht konspirativ von Privat (also in der Wohnung anderer Sammler). Denn sowohl im "Staatlichen Kunsthandel der DDR" als auch auf den (seltenen, aber es gab sie dennoch aller Jahre...) Münzbörsen bzw. Tauschabenden (die gab's häufiger mal...) lief nix ohne namentliche Registrierung der Anwesenden. Das galt im Münzhandel nicht nur auf Auktionen (wo's ja noch einleuchten würde...), sondern auch beim Kauf im Laden gegen Cash (okay, waren eh nur "Aluchips"

).
Das fiel dem "Gelernten DDR-Bürger[tm]" schon gar nicht mehr auf, daß er fast überall(!) den Ausweis vorzulegen hatte. Dann wurde im Münzladen Name, Anschrift und insbesondere die "Personenkennzahl (PKZ)" erfaßt und auf der Rechnung notiert.
(Dasselbe heißt in der BRD jetzt: "Steuer-ID".)
Auf der "Besitzgenehmigung", die ich damals hatte, stand als Hauptgrund der Zulässigkeit meiner Sammlung eh, daß ich alle Ware ausschließlich(!) über den "Staatlichen Kunsthandel der DDR" bzw. über offizielle Münzbörsen/Tauschabende des "Kulturbundes der DDR" und nur von DDR-Bürgern gegen "Mark der DDR" erworben habe und auch künftig nur so zu erwerben gedächte.
Das genügte. Und wenn man sich nicht dran hielt, war man "fällig".
Es gab übrigens auch ein Kulturgutschutzgesetz a la DDR. Die herrschende Stalinisten-Clique führte damals zwar oft, gern und viel den "proletarischen Internationalismus" im Munde - aber es gab wohl in der Geschichte kaum einen anderen Staat in Mitteleuropa (außer vielleicht Nazi-Deutschland), der de facto dermaßen einem spießig-piefigen Nationalismus mit feudalabsolutistischen Zügen und daraus folgendem geistigen "Scheuklappenblick" verschrieben war, wie die weiland DDR.
Das "Nationale Kulturerbe der DDR" war damit sehr eng definiert: Als Regionalerbe nämlich. Und die Römer waren nie "wirklich" östlich der Elbe gewesen. Folglich interessierten die staatlichen Stellen sich damals auch nicht sonderlich für uns Antikensammler. Das war in gewisser Weise sehr gut so!
(BTW: Im Rahmen der o.g. ideologischen Engführung gab es aber durchaus ernstzunehmende Beiträge von DDR-Wissenschaftlern zur
seriösen numismatischen Forschung - z.B. zu so Themen wie Brandenburgische Brakteaten oder Erzgebirgische Ausbeutetaler etc. - ich selber habe davon zwar absolut keine echte Ahnung, erinnere mich jedoch an die wirklich wissenschaftlich fundierten Themen aus damaligen Vorträgen sowie dicke Fachbücher dazu etc. Und wenn jemand eine Sammlung von Münzen/Medaillen/etc. zu genau diesen bzw. ähnlichen für die "deutsche Nationalgeschichte" (aus Sicht der Stalinisten...) relevanten Themen hätte gegen Devisen in den Westen verhökern wollen, wäre auf jeden Fall "Polen offen" gewesen, und der Typ hätte für viele Jahre "gesiebte Luft" atmen "dürfen"...)
Zum Thema "Eigentum":
Bitte keine falschen Gerüchte verbreiten: Das
private/persönliche Eigentum der Bürger war auch in der DDR von Staats wegen offiziell geschützt! Sieh mal an... das stand sogar so in der Verfassung.
"Man" hatte damals allerdings ein Problem mit Produktivkapital in privater Hand, das nach der gängigen Ideologie der Stalinisten generell der "Ausbeutung des Menschen durch den Menschen" diente.[*]
Deshalb war es nur verboten, aus dem
Hobby Münzensammeln ein
"Geschäft" zu machen. Das wurde jedoch schnell mal so interpretiert - und dann mußte man nicht nur eine Strafe an sich gewärtigen (ggf. bis 1...2 Jahre Zuchthaus), sondern vor allem auch auf den erzielten (unterstellten!) "Gewinn" Steuern aus "illegaler Gewerbetätigkeit" bezahlen. Dieser Steuersatz betrug heftige 95%(!!) - und da kamen dann, wenn "die" einem an den Kragen wollten, über die Jahre hin schnell gaaaanz heftige Summen zusammen, die ein "Normalsterblicher" nicht "einfach mal so" bezahlen konnte (...zigtausende Mark auf einen Schlag). Dann wurde einem "zur Deckung der Steuerschuld" die Sammlung konfisziert.
Genau die letztgenannte Bedrohung war gerade für Antikensammler nicht nur theoretischer Natur (wie das "Kulturgutschutzgesetz"), sondern das wurde oft auch ganz brutal und gnadenlos so angewendet.
Nun wußte sogar "Pappi Staat" damals, daß jeder Sammler sich spezialisiert etc. und deshalb hin und wieder mal was verkauft, neu kauft, etc. Es gab dafür sogar eine offizielle Regel der Steuerbehörden, sinngemäß: "Mindestens der rechnerisch erzielte Gewinn mußte wieder in die Sammlung reinvestiert werden." - wobei diese Formulierung recht widersprüchlich/unkonkret war. Gemeint war nämlich nicht etwa, daß, wenn man z.B. Anno 1980 aus der Differenz von Verkaufs- und ehemaligem Einkaufspreis einen "Verkaufserlös" von netto 1000,- Ostmark "erwirtschaftet" hatte, nun nur diese 1000,- M wieder für Neukäufe in die Sammlung stecken mußte (also de facto ein "Nullsummenspiel" herauskam), sondern man mußte
zusätzlich nochmal soviel wie den unterstellten "Gewinn" in die Sammlung stecken. Also im Beispiel: Wer im fiktiv angesetzten Jahr 1980 beim rechnerischen Gewinn von 1000,- M jetzt für über 2000,- M Neuware für die Sammlung zukaufte (also nochmal 1000,- M aus seinem "regulären Arbeitseinkommen" in sein Hobby investierte), der konnte beweisen, daß er als "normaler Sammler" und nicht etwa "Geschäftemacher" tätig war.
Die vorgenannte Regelung traf vor allem Altsammler sehr, die "wunschlos glücklich" waren und nix mehr zukauften, dafür aber ein paar Dubletten an Jungsammler abgaben, die sie vielleicht vor Jahrzehnten mal zum Spottpreis bekommen hatten. Dann galten die als "Gewerbetreibende". Ich kenne da solche Fälle ganz konkret...
Und wer Parallelen zur Definition von "gewerblichen Anbietern" heute bei iBäh erkennt, darf sich freuen, er ist auf dem richtigen Weg der Erkenntnis...
Ach so: Dafür gab's aber in der DDR recht weitgehende Besitzverbote von Münzen bzgl. bestimmter
inhaltlicher Aussagen. Verboten war alles, was "Faschismus, Militarismus, Nationalismus und Chauvinismus" "propagierte". Und hier war der interpretationsmäßige Grat sehr, sehr schmal, z.B. zu antiken Prägungen, wo die Römerkaiser auf ihre
militärischen Eroberungen positiv Bezug nahmen. Da gab es allenfalls eine Stellungnahme des Justizministeriums der DDR (jedoch nur auf Sachbearbeiterebene...), die klarstellte, daß von der o.g. Definition nur numismatisches etc. Material umfaßt sei (ich bilde jetzt sinngemäß wörtlich das Stalinisten"deutsch" nach), das "der Verfolgung der Herrschaftsinteressen derjenigen reaktionären und militanten Kreise herrschender Klassen dient(e), die
heute noch in diesem Sinne weltpolitisch wirken." Damit waren die Alten Römer weitgehend außen vor, da es zwar Ende des 20. Jh. noch "Kapitalisten" und "Faschisten" gab, aber keine "Sklavenhalteraristokratie" mehr. Als Römersammler: Schwein gehabt...
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[*] Passender DDR-Witz:
F: Was ist der Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus?
A: Im Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen ausgebeutet - im Sozialismus ist es genau umgekehrt!

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