Beitrag
von Peter43 » So 14.09.08 14:18
Hallo Chinamul!
Schöne Münze. Und besonders hübsch, wie plastisch alles erscheint.
Aber das Staurogramm würde ich nicht als Henkelkreuz bezeichnen. Einmal kommt es aus einem völlig anderen Kulturkreis mit anderen Glaubensinhalten, und dann hat es auch eine andere Form. Der 'Henkel' ist hier nur einseitig und entspricht wohl dem griechischen Rho. Daher auch die Bezeichnung als Tau-Rho. Ob es als Kürzel für STAVROS stehen kann, ist nicht ganz sicher. Andresen/Klein in 'Theologica Crucis - Signum Crucis, Mohr Sebeck 1979' meinen, daß das + oft für x stand und epigraphisch von ihm nicht konsequent unterschieden werden kann. So finden sich Inschriften wie '(Tau-Rho) dns', '(Tau-Rho) hic est' oder 'in (Tau-Rho) resurges'. Hier wird also das Tau-Rho wie das Chi-Rho gebraucht.
Zum Beweis, daß der 'Reitersturz' nicht nur ikonographisch, sondern auch numismatisch interessant ist, hier ein Beispiel:
Constantius II., 7-361
AE 2, 4.48g, 19.64mm
Aquileia, 2.Offizin, 352-355
Av.: DN CONSTAN - TIVS PF AVG
Büste, drapiert und cürassiert, mit Perlendiadem, n.r
hinter dem Kopf A
Rv.: [FEL TEMP RE] - PARATIO
Soldat, behelmt und mit Schild, ersticht mit Speer gestürzten Reiter, der n.l. auf seinem Pferd liegt, sich zum Soldaten gewendet hat und die re Hand dem Soldaten abwehend entgegenstreckt (sog. Typ FH3, reaching)
im li Feld LXXII, in der Mitte S
im Abschnitt AQS
Ref.: RIC VIII, Aquileia 193; LRBC 924
Das römische LXXII (= 72) ist ein Hinweis auf den Wert der ursprünglichen Maiorina. Die sollte nämlich 1/72 des römischen Pfundes wiegen, 4.54g. Dies wurde aber noch vor 355 aufgehoben.
Mit freundlichem Gruß
-
Dateianhänge
-

Omnes vulnerant, ultima necat.