Besonders interessant sind die breiten Hiebe auf dem Hals, die wie Überprägungen aussehen (Nr.3). Ich interpretiere sie als drei sich teilweise überschneidende Hiebe. Man kann ein "B" erkennen, ich traue mich aber nicht, an einen Gegenstempel zu denken. Links daneben liegen mehrere Einstiche, die sich ebenfalls überlagern (Nr. 2). Über der Legende "Caesar" liegt ein weiterer Hieb (Nr. 1)
Derart beschädigte Münzen tauchen bislang nahezu ausschließlich in Militärlagern und auf dem Schlachtfeld von Kalkriese (Varusschlacht ?) auf:
Kalkriese (50% der Asse)
Anreppen
Haltern
Waldgirmes
Augsburg Oberhausen (50% der Asse)
Hier noch einmal zusammenfassend die im Forum geäusserten Thesen:
1. Die Stiche sind römischen Soldaten zuzuordnen, die aus Wut auf den Kaiser mit ihren Dolchen die Münzen beschädigten.
Diese These wird von den Numismatikern F. Berger und P. Kehne vertreten. Berger datiert sie vor 9 n. Chr., Kehne auf 14 n. Chr. (Meuterei beim Tod des Augustus d.h. die Datierung 9 n. Chr. von Kalkriese wäre dann nicht haltbar)
2. Die Münzen wurden geopfert und sollten dafür unbrauchbar gemacht werden. Gegenargument: Die Münzen werden bislang nicht in germanisch/keltischen Heiligtümern sondern in Militärlagern und auf einem Schlachtfeld (Kalkriese)gefunden.
3. Die Münzen dienten als Unterlagen bei Teilungsversuchen. Gegenargument: Für Spuren eines Teilungsversuches mit einem Meissel sind die Stiche zu klein.
4. Die Münzen stammen aus einer Schlacht, die Hiebe sind Spuren einer militärischen Auseinandersetzung. Gegenargument: Zu viele Münzen tragen die Hiebe. Diese würden im Kampf nur vereinzelt enstehen.
5. Es handelt sich um eine Damnatio Memoriae. Gegenargument: Von einer Damnatio Memoriae ist unter Augustus nichts bekannt.
Ich verhele nicht, dass ich persönlich die offizielle Theorie Nr. 1 befürworte, wobei ich offen lasse, welche Soldaten (Römer ?, germanische/keltische Auxiliareinheiten ?)die Stiche/Hiebe angebracht haben.
Also, wir werden dies Rätsel hier noch lösen

Gruß
Quinctilius