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von tilos » So 16.01.11 00:54
„Bronzepest“ ist ein Synonym für verschiedene spontan auftretende Korrosionserscheinung bei Kupfer und dessen Legierungen unter Bildung von Pusteln, krümeligen Belägen oder Ausfließen von Salzen – also eine relativ schnell verlaufene Gefügeauflockerung bis hin zur Totalzerstörung der Objekte.
Hauptursache stellen verschiedene, vor allem Kupfersalze (am Schlimmsten Chloride, aber auch andere) in den Objekten dar, die sich insbesondere unter dem Einfluss von Luftfeuchte (aber auch Sauerstoff, Säuren, Weichmachern...) chemisch verändern. Auch bei starker Trocknung von Bronzeobjekten können durch Salzausblühungen (Volumenzunahme) vergleichbare Schäden entstehen.
Einzig folgende Verfahrensweise kann diese Prozesse unterbrechen, zumindest stark verlangsamen:
- Entsalzung (osmotisch, elektrochemisch o./u. Behandlung mit Reduktionsmitteln o. Komplexbildnern)
- porenversiegelnde Konservierung mit säurefreien z.B. mikrokristallinen Wachsen (o.Ä.), möglichst in heißen Schmelzen im Unterdruck zur Tiefenimprägnation incl. Restfeuchteverdrängung
- trockene (i.d.R. „warme“) Aufbewahrung bei möglichst geringer relativer Luftfeuchte
- Aufbewahrung in Behältnissen aus säurefreien (-armen) Materialien – Ablagerung (auch mehrere hundert Jahre) von primär säurehaltigem Holz bringt zumeist nichts, die Hölzer exhalieren dann leider immer noch
- als Polstermaterialien eignen sich z.B. appreturfreie Baumwollfilze (zur Sicherheit in Neutralflotte gewaschen) oder wasserdampfgeschäumtes PE – so machen es jedenfalls die Profis in modernen Restaurierunglaboren/-werkstätten der Museen und Institute
Das ist jetzt nur mal laienhaft und stark verkürzt wiedergegeben. Metallrestaurierung ist ja quasi eine eigenständige und sehr komplexe Wissenschaftsdisziplin.
Wer ernsthaft an diesem Problem bzw. dessen Beseitigung interessiert ist, sollte sich das mal detailliert (z.B. Tag der offenen Tür, Denkmaltag ...) in einem Archäologischen Museum (absolut empfehlenswert das Römisch Germanische Zentralmuseum in Mainz) oder an einem Fachbereich Restaurierung einer Universität erklären lassen.
Gruß
Tilos
: Alle wie oben beschriebene behandelten Bronzeobjekte incl. Münzen meiner bescheidenen Kollektion zeigen - z.T. seit zwanzig Jahren - praktisch keine Veränderungen. Anders ein Teil der un- oder falsch (z.B. ohne Entsalzung paraffiniert) behandelten Stücke.
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tilos am So 16.01.11 01:24, insgesamt 1-mal geändert.