Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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pottina
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von pottina » Do 31.12.20 07:12

Gruß, PoTTINA
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Perinawa » Do 31.12.20 10:40

Hallo PoTTINA, vielen Dank, das ist ja mal interessant. Hast du bitte nähere Infos zu den Tafeln?

Anscheinend gab es auch Münzen mit Eberkopf + heraushängender Zunge.

Grüsse
Rainer
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Zwerg » Do 31.12.20 10:50

Kommt aus dem Buch von Edgar Wendling
viewtopic.php?t=25213

Grüße
Zwerg
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Perinawa » Do 31.12.20 11:15

Ich war bisher eigentlich davon ausgegangen, dass es sich um Güsse handelt. Aber wenn ich mir diese Exemplare

https://rpc.ashmus.ox.ac.uk/coins/1/526c

so anschaue, denke ich, dass es wohl Prägungen sind. Ergo müssten die Rohlinge dazu schon in Haxenform gegossen worden sein,

...oder was denkt ihr? :roll:
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Zwerg » Do 31.12.20 11:31

Das sind mir zuviele Konjunktive, anhand der Fotos wirst Du kein Urteil fällen können.
Sicher ist:
Die möglicherweise echten Exemplare wurden im 18. Jh. in Heiligtümern bzw. Heiligen Stätten gefunden
- A Vaison-la-Romaine
- Dans le bassin de la Fontaine de Nîmes
- Au voisinage du temple de Diane
- A Blieschwihr
- A Saint-Christol-Les-Alès
- Dans le Château d'eau antique de Nîmes
Alle Exemplare, die danach auftauchten, sind Fälschungen.

Die Schrötlinge wurden mit dem Bein sicher gegossen (wohl eher ein Reh, WIldschwein spricht eher für Obelix :D )
Aber wann sie geprägt wurdenn ist noch unsicher.

Grüße
Klaus
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Laurentius » Do 31.12.20 11:33

so anschaue, denke ich, dass es wohl Prägungen sind. Ergo müssten die Rohlinge dazu schon in Haxenform gegossen worden sein,

...oder was denkt ihr?
Davon ist mit Sicherheit auszugehen. Das Gießen der "Rohlinge" der Nemausus-Münzen war ja ein ganz
normaler Vorgang zur Herstellung dieser. Warum jetzt bei manchen Exemplaren noch der Angusstrichter
vorhanden ist, darüber kann man jetzt spekulieren. War es eine Spielerei, hatte der für die Entfernung
des Angusskanals zuständige an diesem Tag Urlaub, oder war gar die Zange zum abkneifen kauputt? :)
Was sagt die Literatur?

Aber aufgrund der Kuriosität ist es auch hier möglich, das in der Antike wie auch heute Abgüsse
von diesen Stücken gemacht wurden. Also muss man sich jede Münze einzeln betrachten und beurteilen.

vg Laurentius
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https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436

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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Perinawa » Do 31.12.20 11:40

Zwerg hat geschrieben:
Do 31.12.20 11:31
zuviele Konjunktive
MIt Absicht, denn ohne ein Exemplar in der Hand zu halten, kann es natürlich nicht sicher beurteilen.

Aber ich tippe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf eine Wildsau; auf der Tafel sind ja auch noch andere Münzen mit Eberkopf abgebildet, und daher auch meine Frage nach der Beschreibung zu den abgebildeten Münzen. Für Reh- bzw. Rotwild sind mir die Beine zu kurz und zu dick.

Anscheinend sind die Münze keltischen Ursprungs(?) - da müsste man nachforscheln, inwieweit die Wildschweine dort eine besondere Bedeutung hatten, wie ich meine...
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Laurentius » Do 31.12.20 11:46

Ein wichtiges Indiz zur Einorndnung hat der Klaus genannt. Wenn diese Stücke nachweislich
nur auf Heiligtümern gefunden wurden, könnte man auch annehmen, das es sich um eine
Möglichkeit handelte, die Opfermünzen zu kennzeichnen. Oder diese Münzen waren erst
garnicht für den Umlauf gedacht, so das sie direkt unbearbeitet geopfert wurden.

vg Laurentius
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Perinawa » Do 31.12.20 12:08

Ich lehne mich mal vorsichtig aus dem Fenster:

Ein Opfer, damit das Land von der Herrschaft der "römischen Schweine" befreit wird?
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Altamura2 » Do 31.12.20 17:01

Ich will mich ja nicht einmischen (zumindest jetzt nicht :D ), aber in dem Eintrag in RPC online ist ja ein Verweis auf die aktuelle Literaur zum Thema. Die zitierten Artikel von Villemur et al. findet man beide bei academia.edu:
https://www.academia.edu/41648525/Les_m ... le_analyse
https://www.academia.edu/40130806/Les_d ... onclusions
(ein bisschen Französisch muss man mitbringen, aber es sind ja Münzen von französischem Boden :D ).
Der erste sieht auf den ersten Blick nach einem guten Überblick aus. Hat das denn schon jemand gelesen?

Gruß

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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Laurentius » Do 31.12.20 17:26

@ Altamura

Super, vielen Dank! Ich denke das wird sehr aufschlussreich. Eine Vortführung der Arbeit
von Antoine Casimir Goudard, der diese Münzen bis Ende des 19. Jahrhunderts als einzigster
untersuchte. Schon mal eines vorweg, auch hier wird diese Verlängerung der Münze als
"Eberfuß" betitelt.

vg Laurentius
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Altamura2 » Fr 01.01.21 12:42

Altamura2 hat geschrieben:
Do 31.12.20 17:01
... Der erste sieht auf den ersten Blick nach einem guten Überblick aus. Hat das denn schon jemand gelesen? ...
Jetzt hab' ich mir den Artikel angeschaut, da steht wirklich alles drin, was es zu wissen gibt :D (dann muss man auch nicht seitenweise rumspekulieren :? ).

Es gibt noch einen weiteren Artikel von Patrick Villemur und Maryse Blet-Lemarquand über das Exemplar in Colmar: https://www.academia.edu/35277527/_Un_d ... _juin_2016
auch die von Laurentius erwähnten Arbeiten von Antoine-Casimir Goudard aus den 1880er Jahren findet man online (mit sehr schönen Handzeichnungen der Objekte :D ):
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1091421h
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1091468x
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1091469b

Neben dem irgendwo oben schon verlinkten Exemplar des BM (https://www.britishmuseum.org/collectio ... -0101-2246) findet man auch die Exemplare aus Paris und Berlin online:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b112847469
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b11284727x
https://ikmk.smb.museum/object?lang=de&id=18215540

Nachdem sich vier Exemplare in Nîmes befinden, kann man vielleich davon ausgehen, dass diese im neuen Musée de la Romanité zu sehen sind.
https://museedelaromanite.fr/
https://museedelaromanite.fr/content/up ... XE_WEB.pdf
Was meinen Wunsch, dort wieder mal hinzufahren und das Museum zu sehen, deutlich verstärkt :D (und wenn wir Glück haben, könnte das im Spätsommer vielleicht wieder möglich werden 8) ).

Gruß

Altamura
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Laurentius » Fr 01.01.21 13:32

Jetzt hab' ich mir den Artikel angeschaut, da steht wirklich alles drin, was es zu wissen gibt :D (dann muss man auch nicht seitenweise rumspekulieren.
Wirklich eine tolle Gemeinschaftsarbeit, noch einmal vielen Dank für den Verweis auf diese, Altamura!
Sehr empfehlenwert, für jeden, der sich für diese "besonderen" und auch die "normalen Nemausus-Prägungen"
interessiert. 8)

Aber jetzt geht es weiter mit der Arbeit von Antoine-Casimir Goudard. In der aktuellen Publikation
wurde ja auch schon erwähnt, das man zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen ist, wie damals.

vg Laurentius

PS:
Was für ein Pracht-Exemplar! Was mag so etwas wohl wert sein. Ein neuer Mittelklassewagen?
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Perinawa » Fr 01.01.21 15:14

Altamura2 hat geschrieben:
Do 31.12.20 17:01
(ein bisschen Französisch muss man mitbringen, aber es sind ja Münzen von französischem Boden :D ).
Der erste sieht auf den ersten Blick nach einem guten Überblick aus. Hat das denn schon jemand gelesen?
Das werde ich nachholen, und das dauert ein wenig, da ich alles erstmal durch DeepL ziehen muss.
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Re: Nemausus-Dupondien mit Bein vom Schwein

Beitrag von Laurentius » Fr 01.01.21 16:09

Hat das denn schon jemand gelesen?
Ich werde versuchen, ein kurzes Résumé wiederzugeben.
Dabei gingen die Verfasser dieser Publikation streng numismatisch vor. 19 Exemplare
wurden durchgehend nach 3 Kriterien untersucht. Die Aktualisierung des Kataloges/Provenienz,
die metallische Zusammensetzung und die Technik der Herstellung. Dabei stellte sich heraus,
das 5 Kopien, also Abgüsse darunter waren. Bei allen anderen Stücken handelt es sich in der Tat
um geprägte Rohlinge.
Bis auf 2 Exemplare konnte sehr akribisch auf die Provenienz eingegangen werden, stellenweise
sogar rückverfolgbar bis ins 18. Jahrhundert.
Auch wurde noch einmal die eigentliche Symbolik der Nemausus-Münzen erläutert, nämlich dem
Sieg des Guten über das Böse.
Der zu erkennende "Eberfuß" wurde aus dem Angusstrichter des Rohlings durch Feilen kunstvoll geformt.
Der metallurgischen Untersuchung nach kamen alle geprägten Stücke aus der offiziellen Prägestätte
in Nimes.
Tatsächlich befanden sich diese "besonderen Münzen" nicht im Umlauf, sondern dienten, wohl auch wegen
des Fundumstandes, nur einem Zweck. Nämlich als Votivgabe/Opfer. Denn diese "monetiformen Objekte"
wurden ausschließlich an Tempeln, bzw. Heiligtümern gefunden. Man kann sich das so vorstellen, das dort
diese Stücke aufgehängt oder auch in einem Wasserbecken geopfert wurden. Mindestens ein Objekt
wurde nachweislich, wie die Abnutzungsspuren belegen, sogar eine Zeit lang als Anhänger, um den Hals getragen.
Des weiteren darf darüber spekuliert werden, ob einst diese besonderen Votive an einem Stand verkauft wurden,
oder nur einer bestimmten Personengruppe/Elite zur Verfügung stand.

Aus der Arbeit von Laurent Bricault, Andrew Burnett, Vincent Drost und Arnaud Suspène, Bordeaux 2017.
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