Numister hat geschrieben: ↑So 28.02.21 21:45
Ja interessanter Ansatz nur muss ich dagegenhalten, dass an dem Run auf bestimmte Themen/Gebiete der Fachhandel sowie die Fachpresse m. E. zu 80% die Verantwortung tragen. Fachhandel sucht Absatzmöglichkeiten und Fachpresse sucht Themen. Da werden schon mal dubiose spekulative Botschaften unters Sammlervolk getragen und leider fallen viele darauf rein.
Sehe ich auch wieder etwas anders
Die meisten Modeströmungen entstehen durch Anlässe.
Nach dem ersten Weltkrieg ist das Münzgeld knapp, jedes bessere Dorf lässt Notgeld (Münzen und Scheine) produzieren. Durch das Angebot kommen viele Menschen auf die Idee, diese Zeitzeugnisse zu sammeln, es erscheinen erste Kataloge, es bilden sich Sammlervereine.
Wiedervereinigung: plötzlich steigt die Nachfrage nach DDR-Münzen, bevor alle umgetauscht und vernichtet werden, möchten die "drüben" noch eine Serie als Erinnerung, und die "im Westen" begreifen schlagartig, dass das auch deutsche Geschichte ist...
Ich kann mich noch gut an die "drohende" Euro-Einführung erinnern: ab 1994/1996 werden keine DM mehr für den Umlauf geprägt. Die Sammler, aber auch viele Nichtsammler wollen eine Sammlung Kursmünzen zusammentragen und als Erinnerung behalten. Manchen reicht ein altes Portemonnaie mit 2 oder 3 kleinen Scheinen und etwas Münzgeld, aber viele kaufen plötzlich die KMS, sammeln noch schnell "rückwärts" die Gedenkmünzen der BRD, bevor alle im Tiegel verschwinden...
Mit Ausgabe der Starterkits und einiger Wochen später der Euromünzen für den regulären Zahlungsverkehr beginnt der Euro-Hype: manche Sammler, aber eben auch viele Nichtsammler bemerken die Veränderung und sehen die große Chance, von Anfang an dabei zu sein, komplett mit allen Ländern zu starten und damit eine komplette, lückenlose Sammlung aufzubauen.
Auch die jetzige Mode "Kaiserzeit" ist glaube ich eine direkte Folge vom Euro-Hype. Die Euros wurden immer zahlreicher, teilweise absurd hässlich, dazu teuer und durch Länder wie Frankreich war "komplett sammeln" unmöglich... Eine Goldmünze mit Auflage 3 Stk. und einem Gewicht von 1 Kg sorgte dann spätestens dafür, dass fast alle Eurosammler die Lust verloren haben. Entweder wurde dann gar nicht mehr gesammelt, manche beschränkten sich auf Teilbereiche, und ein Teil (meist die, die in den 1990ern noch schnell die DM gesammelt haben, haben jetzt nur noch die deutschen Gedenkmünzen im Blick und arbeiten sich in der Geschichte rückwärts. Ein Jaeger ist ja meistens vorhanden, und die Kaiserreich-Münzen sind ja schön, vielfältiger als Weimar, politisch unproblematischer als 3. Reich...