UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Interessante Auktionen zum Thema Münzen gesichtet?
Numister
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 21:33

KarlAntonMartini hat geschrieben:
So 28.02.21 21:22
@numister: versuchs mal bei bestimmten Parteien: vielleicht schreiben die ob solcher Ungerechtigkeit einen Preisdeckel ins Programm. ;-) Grüße, KarlAntonMartini
Lustiger Ansatz :D Aber mal im Ernst: Hier gehts ja nicht um eine Branche mit sozialem Bezug wie bspw. Immobilien und das Recht auf Wohnen etc.

Scheinbar hat hier keiner ein Problem damit zu haben, wenn ich als Autohändler mal eben bei Ebay einen Gebrauchtwagen kaufe sagen wir zum üblichen Marktpreis von 10.000 Euro und ich verkaufe ihn morgen für marktunübliche 25.000 an Numis-Student, den Andechser oder wem auch immer. Keiner dürfte damit ein Problem haben :) Muss ja schließlich meine Kosten decken ;)

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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numis-Student » So 28.02.21 21:37

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:11


Übrigens ist das alles schon mal vor 30 Jahren so gelaufen: Anfang der 1990er Jahre gab es auch derartige wucherhafte Preisschübe bzw. Spekulationen. Da wurden im Zuge der Wiedervereinigung von Händlern 30.000 DM für einen vollständigen Satz DDR-Gedenkmünzen verlangt (und bezahlt). Gier frisst Hirn! Heute bekommst du sowas für 3.000 Euro oder weniger.
Das kannst Du aber nicht allein den Händlern vorwerfen. Es gibt immer Modeströmungen in der Numismatik, das waren in den 90ern und bis zur Euro-Einführung DM und DDR, ab 2002 haben sich viele Leute auf Alles gestürzt, wo ein €-Zeichen drauf war, egal ob Kursmünzen, Gedenkmünzen, KMS, Serien. Jetzt rückblickend zu sagen, dass ein Germanisches Museum, eine DDR-Serie oder Euro-Gedenkmünzen zu teuer waren, ist falsch. Früher wollte "jeder" ein Germanisches Museum, der Preis lag immer bei 1800-2200 DM. Das war der marktübliche Preis. Jeder Händler wäre dumm, wenn er nur 600 DM verlangt hätte.

Schäbig fand (finde) ich das Verhalten, einer Frau, deren Mann vor 3 Tagen gestorben ist, kalt lächelnd 5 DM oder 2,56€ im Ankauf hinzulegen .

Diese Modeströmungen gibt es immer, aktuell sind wohl gerade Kaiserreich 2 Mk bis 20 Mk "in"... Dafür gibts Weimar gerade günstig... Und die gute alte DM.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Andechser » So 28.02.21 21:43

Wenn zeitweise höhere Preise am Markt durchsetzbar sind, dann ist das kein Wucher, sondern Spekulation oder hat seinen Grund in sich verändernden Kundeninteressen. Das hat der Münzhandel mit dem Kunst- oder Antiquitätenhandel gemeinsam. Genau das wird auch durch dein historisches Beispiel belegt
Zu deinem Autohändlerbeispiel möchte ich nur anmerken, dass es in dem Marktbereich die Schwackeliste gibt, die auch für Ahnungslose eine Orientierungshilfe für Preise gibt. Vergleichbares gibt es für den Großteil des numismatischen Handelsspektrums nicht.

Beste Grüße
Andechser

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KarlAntonMartini
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von KarlAntonMartini » So 28.02.21 21:43

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:33
KarlAntonMartini hat geschrieben:
So 28.02.21 21:22
@numister: versuchs mal bei bestimmten Parteien: vielleicht schreiben die ob solcher Ungerechtigkeit einen Preisdeckel ins Programm. ;-) Grüße, KarlAntonMartini
Lustiger Ansatz :D Aber mal im Ernst: Hier gehts ja nicht um eine Branche mit sozialem Bezug wie bspw. Immobilien und das Recht auf Wohnen etc.

Scheinbar hat hier keiner ein Problem damit zu haben, wenn ich als Autohändler mal eben bei Ebay einen Gebrauchtwagen kaufe sagen wir zum üblichen Marktpreis von 10.000 Euro und ich verkaufe ihn morgen für marktunübliche 25.000 an Numis-Student, den Andechser oder wem auch immer. Keiner dürfte damit ein Problem haben :) Muss ja schließlich meine Kosten decken ;)
Im Normalfall kaufe ich Münzen im zwei- bis dreistelligen Preisbereich. Mehr kann ich mir nicht leisten. Das Geschehen im preislichen Oberhaus hat für mich deshalb keine Relevanz. Natürlich steigen auch da die Preise, das ist eine Folge der Inflation. Aber solches Händlerverhalten, wie du es beschreibst, ist mir noch nicht aufgefallen. Also beruhige dich wieder. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 21:45

Numis-Student hat geschrieben:
So 28.02.21 21:37
Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:11


Übrigens ist das alles schon mal vor 30 Jahren so gelaufen: Anfang der 1990er Jahre gab es auch derartige wucherhafte Preisschübe bzw. Spekulationen. Da wurden im Zuge der Wiedervereinigung von Händlern 30.000 DM für einen vollständigen Satz DDR-Gedenkmünzen verlangt (und bezahlt). Gier frisst Hirn! Heute bekommst du sowas für 3.000 Euro oder weniger.
Das kannst Du aber nicht allein den Händlern vorwerfen. Es gibt immer Modeströmungen in der Numismatik, das waren in den 90ern und bis zur Euro-Einführung DM und DDR, ab 2002 haben sich viele Leute auf Alles gestürzt, wo ein €-Zeichen drauf war, egal ob Kursmünzen, Gedenkmünzen, KMS, Serien. Jetzt rückblickend zu sagen, dass ein Germanisches Museum, eine DDR-Serie oder Euro-Gedenkmünzen zu teuer waren, ist falsch. Früher wollte "jeder" ein Germanisches Museum, der Preis lag immer bei 1800-2200 DM. Das war der marktübliche Preis. Jeder Händler wäre dumm, wenn er nur 600 DM verlangt hätte.

Schäbig fand (finde) ich das Verhalten, einer Frau, deren Mann vor 3 Tagen gestorben ist, kalt lächelnd 5 DM oder 2,56€ im Ankauf hinzulegen .

Diese Modeströmungen gibt es immer, aktuell sind wohl gerade Kaiserreich 2 Mk bis 20 Mk "in"... Dafür gibts Weimar gerade günstig... Und die gute alte DM.

Ja interessanter Ansatz nur muss ich dagegenhalten, dass an dem Run auf bestimmte Themen/Gebiete der Fachhandel sowie die Fachpresse m. E. zu 80% die Verantwortung tragen. Fachhandel sucht Absatzmöglichkeiten und Fachpresse sucht Themen. Da werden schon mal dubiose spekulative Botschaften unters Sammlervolk getragen und leider fallen viele darauf rein. Immer und immer wieder...

Nicht viele wissen vorher, was nachher passieren wird: das machen sich Händler zu nutze. Statt zu beraten, vernünftig zu kaufen, machen viele Händler das Gegenteil. Und von denen rede ich. Nach dem Run ist vor dem Fall. Antizyklisch kaufen!

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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numis-Student » So 28.02.21 21:46

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:29

Einfach mal in die Geschichte schauen! Hatte mein Beispiel aus 1990 bis ca. 1993 oben genannt. Gierige Händler grasen den Markt ab, kalkulieren Mondpreise, platzieren diese am Markt, setzen diese teilweise bei einigen Käufern durch... am Ende fällt jedoch alles wieder auf das übliche Niveau... wer hat das Nachsehen? Sicher nicht der gierige Händler (es sei denn er springt zu spät auf den Zug auf).
Ich wiederhole mich: 2000 DM waren für ein Germanisches Museum lange das normale Preisniveau. Und zwar mindestens die gesamten 90er. Und es waren nicht die gierigen Münzhändler, auch unter Freunden, bei Tausch-Abenden im Münzverein, in Kleinanzeigen von Privat an Privat kosteten die diesen Preis.

Ich kenne durchaus auch noch Händler, die davon noch Lagerbestände haben, die sie korrekt mit 1000-1500 DM gekauft haben. Jetzt haben sie die Wahl: für 300€ mit Verlust weitergeben, oder warten, bis man zumindest 500 oder 600€ bekommt.

Das, was Du jetzt als "übliches Niveau" bezeichnest, ist ein anderes, niedrigeres Niveau, weil viele Sammler schlagartig ab 2002 nur Münzen wollten, wo € draufsteht. ;-)
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numis-Student » So 28.02.21 21:51

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:33

Scheinbar hat hier keiner ein Problem damit zu haben, wenn ich als Autohändler mal eben bei Ebay einen Gebrauchtwagen kaufe sagen wir zum üblichen Marktpreis von 10.000 Euro und ich verkaufe ihn morgen für marktunübliche 25.000 an Numis-Student, den Andechser oder wem auch immer. Keiner dürfte damit ein Problem haben :) Muss ja schließlich meine Kosten decken ;)
Wenn mir die Karre gefällt, ich in Vergleichen mit Deiner Konkurrenz kein viel günstigeres Angebot finde und ich die Karre brauchen würde, sehe ich da kein Problem.

Generell muss ich aber sagen, dass ich als Autokäufer eher nicht Dein Opfer werde :mrgreen: 8)

MR
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 21:53

Andechser hat geschrieben:
So 28.02.21 21:43
Wenn zeitweise höhere Preise am Markt durchsetzbar sind, dann ist das kein Wucher, sondern Spekulation oder hat seinen Grund in sich verändernden Kundeninteressen. Das hat der Münzhandel mit dem Kunst- oder Antiquitätenhandel gemeinsam. Genau das wird auch durch dein historisches Beispiel belegt
Zu deinem Autohändlerbeispiel möchte ich nur anmerken, dass es in dem Marktbereich die Schwackeliste gibt, die auch für Ahnungslose eine Orientierungshilfe für Preise gibt. Vergleichbares gibt es für den Großteil des numismatischen Handelsspektrums nicht.

Beste Grüße
Andechser
Ich weiß was du meinst nur denke ich es genau umgekehrt: Es wird gewuchert / spekuliert und gesehen was passiert. 1. Ein spekulativer Preis wird platziert, 2. Kunden kaufen, 3. ander Händler springen auf den Zug auf...

Da wird sicher nach "Modeerscheinungen" geschaut aber es wird mehr versucht welche neu zu setzen... Nicht das geänderte Kundeninteresse ist Auslöser der Spekulation sondern die Gier nach immer mehr...

Schwackeliste: genau diese fehlende Orientierungshilfe wird ja genutzt... um zu wuchern bzw zu spekulieren...
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Zwerg » So 28.02.21 22:10

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:53
Schwackeliste
Es gibt ausreichen Datenbanken im Netz, außerdem Auktionskataloge mit Ergebnislisten (ach ja - die sind ja alle manipuliert).
Der Information ist gerade im Zeitalter des "Internets" kaum Einhalt zu gebieten
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 22:19

Zwerg hat geschrieben:
So 28.02.21 22:10
Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:53
Schwackeliste
Es gibt ausreichen Datenbanken im Netz, außerdem Auktionskataloge mit Ergebnislisten (ach ja - die sind ja alle manipuliert).
Der Information ist gerade im Zeitalter des "Internets" kaum Einhalt zu gebieten
Offensichtlich ist aber Andechser der Meinung, dass es im numsimatischen Bereich keine Orientierungshilfen wie die Schwackeliste gibt.

Wieso sind alle Ergebnislisten der Auktionen manipuliert?

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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 22:27

Numis-Student hat geschrieben:
So 28.02.21 21:46
Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:29

Einfach mal in die Geschichte schauen! Hatte mein Beispiel aus 1990 bis ca. 1993 oben genannt. Gierige Händler grasen den Markt ab, kalkulieren Mondpreise, platzieren diese am Markt, setzen diese teilweise bei einigen Käufern durch... am Ende fällt jedoch alles wieder auf das übliche Niveau... wer hat das Nachsehen? Sicher nicht der gierige Händler (es sei denn er springt zu spät auf den Zug auf).
Ich wiederhole mich: 2000 DM waren für ein Germanisches Museum lange das normale Preisniveau. Und zwar mindestens die gesamten 90er. Und es waren nicht die gierigen Münzhändler, auch unter Freunden, bei Tausch-Abenden im Münzverein, in Kleinanzeigen von Privat an Privat kosteten die diesen Preis.

Ich kenne durchaus auch noch Händler, die davon noch Lagerbestände haben, die sie korrekt mit 1000-1500 DM gekauft haben. Jetzt haben sie die Wahl: für 300€ mit Verlust weitergeben, oder warten, bis man zumindest 500 oder 600€ bekommt.

Das, was Du jetzt als "übliches Niveau" bezeichnest, ist ein anderes, niedrigeres Niveau, weil viele Sammler schlagartig ab 2002 nur Münzen wollten, wo € draufsteht. ;-)

Stell dir vor ein Händler hätte die GM damals für 1300 DM ersteigert. Eine Woche später setzt er das Stück für 2800 DM ins Netz, textet ein wenig Marketingblabla drum, Erhöht vllt noch den Erhaltungsgrad und preist es als niemals sinkende Wertinvestion und so weiter. Es wird Leute geben, die kaufen... Und es wird Nachahmer geben. Wobei eigentlich eine so bekannt Münze das falsche Beispiel ist.

Wucher/Spekulationen werden bei anderen Objekten gemacht. Nicht bei Stücken mit hoher Bekanntheit und Transparenz.

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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numis-Student » So 28.02.21 22:36

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:45

Ja interessanter Ansatz nur muss ich dagegenhalten, dass an dem Run auf bestimmte Themen/Gebiete der Fachhandel sowie die Fachpresse m. E. zu 80% die Verantwortung tragen. Fachhandel sucht Absatzmöglichkeiten und Fachpresse sucht Themen. Da werden schon mal dubiose spekulative Botschaften unters Sammlervolk getragen und leider fallen viele darauf rein.
Sehe ich auch wieder etwas anders ;-)

Die meisten Modeströmungen entstehen durch Anlässe.

Nach dem ersten Weltkrieg ist das Münzgeld knapp, jedes bessere Dorf lässt Notgeld (Münzen und Scheine) produzieren. Durch das Angebot kommen viele Menschen auf die Idee, diese Zeitzeugnisse zu sammeln, es erscheinen erste Kataloge, es bilden sich Sammlervereine.

Wiedervereinigung: plötzlich steigt die Nachfrage nach DDR-Münzen, bevor alle umgetauscht und vernichtet werden, möchten die "drüben" noch eine Serie als Erinnerung, und die "im Westen" begreifen schlagartig, dass das auch deutsche Geschichte ist...

Ich kann mich noch gut an die "drohende" Euro-Einführung erinnern: ab 1994/1996 werden keine DM mehr für den Umlauf geprägt. Die Sammler, aber auch viele Nichtsammler wollen eine Sammlung Kursmünzen zusammentragen und als Erinnerung behalten. Manchen reicht ein altes Portemonnaie mit 2 oder 3 kleinen Scheinen und etwas Münzgeld, aber viele kaufen plötzlich die KMS, sammeln noch schnell "rückwärts" die Gedenkmünzen der BRD, bevor alle im Tiegel verschwinden...

Mit Ausgabe der Starterkits und einiger Wochen später der Euromünzen für den regulären Zahlungsverkehr beginnt der Euro-Hype: manche Sammler, aber eben auch viele Nichtsammler bemerken die Veränderung und sehen die große Chance, von Anfang an dabei zu sein, komplett mit allen Ländern zu starten und damit eine komplette, lückenlose Sammlung aufzubauen.

Auch die jetzige Mode "Kaiserzeit" ist glaube ich eine direkte Folge vom Euro-Hype. Die Euros wurden immer zahlreicher, teilweise absurd hässlich, dazu teuer und durch Länder wie Frankreich war "komplett sammeln" unmöglich... Eine Goldmünze mit Auflage 3 Stk. und einem Gewicht von 1 Kg sorgte dann spätestens dafür, dass fast alle Eurosammler die Lust verloren haben. Entweder wurde dann gar nicht mehr gesammelt, manche beschränkten sich auf Teilbereiche, und ein Teil (meist die, die in den 1990ern noch schnell die DM gesammelt haben, haben jetzt nur noch die deutschen Gedenkmünzen im Blick und arbeiten sich in der Geschichte rückwärts. Ein Jaeger ist ja meistens vorhanden, und die Kaiserreich-Münzen sind ja schön, vielfältiger als Weimar, politisch unproblematischer als 3. Reich...
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 22:50

Numis-Student hat geschrieben:
So 28.02.21 22:36
Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 21:45

Ja interessanter Ansatz nur muss ich dagegenhalten, dass an dem Run auf bestimmte Themen/Gebiete der Fachhandel sowie die Fachpresse m. E. zu 80% die Verantwortung tragen. Fachhandel sucht Absatzmöglichkeiten und Fachpresse sucht Themen. Da werden schon mal dubiose spekulative Botschaften unters Sammlervolk getragen und leider fallen viele darauf rein.
Sehe ich auch wieder etwas anders ;-)

Die meisten Modeströmungen entstehen durch Anlässe.

Nach dem ersten Weltkrieg ist das Münzgeld knapp, jedes bessere Dorf lässt Notgeld (Münzen und Scheine) produzieren. Durch das Angebot kommen viele Menschen auf die Idee, diese Zeitzeugnisse zu sammeln, es erscheinen erste Kataloge, es bilden sich Sammlervereine.

Wiedervereinigung: plötzlich steigt die Nachfrage nach DDR-Münzen, bevor alle umgetauscht und vernichtet werden, möchten die "drüben" noch eine Serie als Erinnerung, und die "im Westen" begreifen schlagartig, dass das auch deutsche Geschichte ist...

Ich kann mich noch gut an die "drohende" Euro-Einführung erinnern: ab 1994/1996 werden keine DM mehr für den Umlauf geprägt. Die Sammler, aber auch viele Nichtsammler wollen eine Sammlung Kursmünzen zusammentragen und als Erinnerung behalten. Manchen reicht ein altes Portemonnaie mit 2 oder 3 kleinen Scheinen und etwas Münzgeld, aber viele kaufen plötzlich die KMS, sammeln noch schnell "rückwärts" die Gedenkmünzen der BRD, bevor alle im Tiegel verschwinden...

Mit Ausgabe der Starterkits und einiger Wochen später der Euromünzen für den regulären Zahlungsverkehr beginnt der Euro-Hype: manche Sammler, aber eben auch viele Nichtsammler bemerken die Veränderung und sehen die große Chance, von Anfang an dabei zu sein, komplett mit allen Ländern zu starten und damit eine komplette, lückenlose Sammlung aufzubauen.

Auch die jetzige Mode "Kaiserzeit" ist glaube ich eine direkte Folge vom Euro-Hype. Die Euros wurden immer zahlreicher, teilweise absurd hässlich, dazu teuer und durch Länder wie Frankreich war "komplett sammeln" unmöglich... Eine Goldmünze mit Auflage 3 Stk. und einem Gewicht von 1 Kg sorgte dann spätestens dafür, dass fast alle Eurosammler die Lust verloren haben. Entweder wurde dann gar nicht mehr gesammelt, manche beschränkten sich auf Teilbereiche, und ein Teil (meist die, die in den 1990ern noch schnell die DM gesammelt haben, haben jetzt nur noch die deutschen Gedenkmünzen im Blick und arbeiten sich in der Geschichte rückwärts. Ein Jaeger ist ja meistens vorhanden, und die Kaiserreich-Münzen sind ja schön, vielfältiger als Weimar, politisch unproblematischer als 3. Reich...
Ich finde diene Ausführungen immer wieder hilf- und lehrreich und spannend ;) Auch wenn ich natürlich nicht immer deine Meinung teile. Anlässe geben einem Markt bzw. einem ganzen Gebiet sicherlich gute Impulse. Klar, für diese Anlässe kann kein gieriger Händler was. AAAABER er nutzt sie sicher und sofort für sich aus. Beispiel DDR: Mehr als 50% der DDR-Gedenkmünzen waren im Westen (für Devisen verkauft). Westdeutsche Händler oder Sammler hatten keinen Grund diese gegen DM einzutauschen. Und wer in der DDR diese Münzen besaß, wusste was sie wert waren. Ergo kein Umtausch, keine Vernichtung. Aber genau das wurde spekulativ suggeriert und auch so kommuniziert. "Kauft bevor es weg ist" oder "Letzte Chance an einen der nur 35.000 Stück existierenden Gesamtsätze zu kommen", "Die DDR ist weg also werden auch ihre Münzen verschwinden" kauft Leute kauft ;)

Wenn ich also sowas propagiere und gleichzeitig Mondpreise platziere bzw eine Spekulationsblase aufbaue, die kaum jemand erkennt, verdiene ich gut, der Sammler guckt in die Röhre... Ich als gerissener Händler nutze mit meinen Kollegen einen Anlasse erzeuge einen Hype/Spekulation und werde gut verdienen...

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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numis-Student » So 28.02.21 22:54

Numister hat geschrieben:
So 28.02.21 22:27


Stell dir vor ein Händler hätte die GM damals für 1300 DM ersteigert. Eine Woche später setzt er das Stück für 2800 DM ins Netz, textet ein wenig Marketingblabla drum, Erhöht vllt noch den Erhaltungsgrad und preist es als niemals sinkende Wertinvestion und so weiter. Es wird Leute geben, die kaufen... Und es wird Nachahmer geben. Wobei eigentlich eine so bekannt Münze das falsche Beispiel ist.

Wucher/Spekulationen werden bei anderen Objekten gemacht. Nicht bei Stücken mit hoher Bekanntheit und Transparenz.
Naja, bei 2800 wäre er wohl drauf sitzen geblieben, weil es genug Alternativen im Bereich um 2000 DM herum gab.

Du kannst bei solchen Münzen aber nur vergleichen, wenn regelmäßig idente Stücke gehandelt werden. Ein unbekanntes, seltenes Stück, was nur einmal alle 60 ( https://www.dorotheum.com/de/l/6915829/ ) oder 100 Jahre ( https://www.dorotheum.com/de/l/6916840/ ) auf dem Markt auftaucht, hat eben nicht DEN Preis. Da kannst Du Glück haben, das auf einer Auktion für x€ ersteigern, und wenn Du den richtigen Kunden dafür hast, sofort für das Doppelte oder Dreifache weitergeben. Wer das dann beklagt, hatte das Stück vorher selber auf der Auktion ersteigern können oder sogar müssen.

Was ist da der "richtige" Preis ?? Die 5000€ oder 10.000€ Start ? Die jeweils 30.000 € Zuschlag ? Oder, falls ein Händler gekauft hat und dafür 70.000€ bekommt, die 70.000€ vom Sammler ? Das kann man so eigentlich nicht beantworten.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: UNVERSCHÄMTER Wucher von Münzhändlern

Beitrag von Numister » So 28.02.21 22:55

Am lustigsten finde ich den Hype um Euro-Fehlprägungen. Ich glaube, dass hier keine gierigen Händler durchdrehen, sondern Einzelpersonen, die ein schnelles Geschäft wittern. Auch hier im Forum kommen bestimmt jeden Tag Anfragen ob man eine "wertvolle" Euro oder Cent Fehlprägung besitzt ;) Ist seltsam und lustig zugleich...

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