Der griechische Schaukasten

Griechische Münzen des Altertums

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Altamura2
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Altamura2 » Do 03.03.22 08:21

Homer J. Simpson hat geschrieben:
Do 03.03.22 00:27
... aber ganz wenige mit einer geflügelten Wildschweinprotome ...
Tatsächlich 8O , die hatte ich noch nie gesehen:
https://www.acsearch.info/search.html?id=3289010
https://www.acsearch.info/search.html?id=2371056
https://www.acsearch.info/search.html?id=4155411
Da muss ich jetzt mal die Augen offen halten :D .
Homer J. Simpson hat geschrieben:
Do 03.03.22 00:27
... Ob das Sonderausgaben waren, oder nur Flausen im Kopf des Stempelschneiders? ...
Oder was ganz was anderes, man wird es wohl nie erfahren :? .

Gruß

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kijach
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von kijach » Mi 09.03.22 10:44

Heute möchte ich euch eine Münze vorstellen, welche möglicherweise eine Rarität ist. Gekauft habe ich diese ohne genaue Bestimmung.

Alexander der Große
Tetradrachme
Vs Rs bekannte Motive, lediglich ein M unter dem Thron als Beizeichen.

Der Stil der Rückseite ließ mich tendenziell an eine Lebzeitprägung denken. Allerdings passte der Stil der Vorderseite nicht zu denen die ich zb aus Babylon oder Tyre kannte. Für Babylon kannte Price auch eine Nummer, nämlich 3589, wo nur ein M war. Hier sahen aber alle Vs Köpfe anders aus.

Mit etwas Hilfe konnten wir die richtige Price Nummer finden. Es handelt sich um Price 3216. Diese wird dort der Stadt Hierapolis Bambyce zugeordnet, wenn auch mit Fragezeichen. Gelistet ist lediglich diese eine Price Nummer. Feldzeichen ist auch nur das M unter dem Thron. Bei acsearch gibt es kein Stück, bei Pella nur eines.

http://numismatics.org/pella/id/price.3216
Dateianhänge
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Altamura2 » Mi 09.03.22 18:38

kijach hat geschrieben:
Mi 09.03.22 10:44
... Es handelt sich um Price 3216. Diese wird dort der Stadt Hierapolis Bambyce zugeordnet, ...
Da hast Du ja einen tollen Fund gemacht, Glückwunsch :D !
kijach hat geschrieben:
Mi 09.03.22 10:44
... wenn auch mit Fragezeichen. ...
Und anscheinend einem großen, das liest sich so, als ob Price nicht wirklich daran geglaubt hätte :? .

Das wird noch verstärkt in einem Artikel von Nathanael J. Andrade, "The Silver Coinage of Syrian Manbog (Hierapolis-Bambyke)", AJN Vol. 29, 2017, S. 1-46 (leider nicht frei zugänglich, via JSTOR kommt man ran: https://www.jstor.org/stable/26932643). Dort steht:
"Finally, Martin Price, and Edward Newell before him, provisionally ascribed certain issues of Alexander found in Egyptian hoards to Manbog’s mint. But as we have already argued, the minting of silver coinage at Manbog had ceased once Alexander’s standard coins began to be minted in a substantive way. Likewise, no evidence supports the idea that Manbog ever was a serious royal mint or produced coins that circulated outside north Syria. So we should disassociate the coins in question from Manbog."

Damit bliebe die Zuordnung wieder offen :? , aber trotzdem ein sehr seltenes Exemplar :D .

Gruß

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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von kijach » Mi 09.03.22 21:05

Danke für die Erläuterungen. Ja könnte theoretisch auch von einer recht häufigen Prägestätte stammen, wo dieser Münztyp selten vorkam.
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Pinneberg » Fr 11.03.22 03:36

Heute stelle ich eine interessante Münze vor, eine Tetradrachme aus Sizilien, geprägt ca. 320-300 v.Chr.
Die Vorderseite zeigt den Kopf einer Frau nach links. Sie trägt einen Kranz aus Getreide/ Gerste in ihren lockigen Haaren, eine Halskette, und einen dreigliedrigen Ohrring, 4 Delfine umschwimmen ihren Kopf. Der Stil erinnert an den des Euainetos aus Syrakus, der über ein halbes Jahrhundert früher wirkte, und neben vielen anderen eben auch diese Prägung stilistisch stark beeinflusste.
Tatsächlich begegnet uns bei diesem Stück nicht die schnelle Quadriga auf dem Revers, wie dies der Fall bei einigen Tetradrachmen aus Syrakus dieser Zeit ist ( https://www.acsearch.info/search.html?id=5571564 ; bei den punischen Prägungen ist ebenfalls ein Wechsel von Avers- und Reversmotiv erfolgt), sondern ein Pferdekopf nach links, mit einer Palme rechts hinter dem Kopf und mit der punischen Inschrift 'MMḤNT, was " Volk des Heerlagers" bedeutet und darauf schließen lässt, dass diese Münze auch in einem solchen Heerlager geprägt sein könnte. Die Palme und der Pferdekopf stehen unverkennbar für Karthago, in dessen Auftrag die Münze geprägt wurde. Der Kopf auf dem Avers wird daher neben der klassischen Interpretation als Arethusa auch als der der Tanit angesprochen.
Diese sog. Siculo - Punischen Prägungen wurden für die Söldner Karthagos auf der Insel geprägt und verbinden auf schöne Weise griechische und phönizische Motive miteinander.
Mein Exemplar stammt aus der Sammlung von Nelson Bunker Hunt ( https://muenzenwoche.de/whoswho-sammler ... 1926-2014/ ).

Tetradrachme, unbekannte Münzstätte auf Sizilien ca. 320-300 v.Chr.
Jenkins Pl. 10, 145
16,66 g
Ex Sotheby's Sale 6147, 1991, Hunt Collection, Lot 531 (part of)
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 11.03.22 07:50

Ich als Fachmann würde diese Münze irgendwo zwischen wunderschön und traumhaft einordnen. Glückwunsch!!

Homer
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Altamura2 » Fr 11.03.22 14:57

Eine wirklich schöne und interessante Münze, zumal es die auch nicht ganz so häufig gibt :D .

(Um aber wieder auf den Boden zu kommen :D , bei der Rückseite lasse ich "wunderschön" gerade noch gelten, "traumhaft" aber eher nicht :wink: .)

Gruß

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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Numis-Student » So 13.03.22 22:02

und Nelson Bunker Hunt ist ja auch eine nette Provenienz.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von cmetzner » Sa 19.03.22 00:28

Kennt jemand einen Link/Artikel zu den Monogramen auf Euboia Drachmen mit Nymphe / Adler?

Das ist meine Münze:
#86-IMG_0016.jpg
#86-IMG_0017.jpg
15 x 18 mm, 3,624 g
Euboia, Chalkis, ca 338 - 308 v. Chr.

Av.: Kopf der Nymphe Euboia (Hera? Chalkis?) mit Ohrring nach rechts
Rv.: Adler mit ausgebreiteten Schwingen, Kopf nach rechts, mit Schnabel und Fängen Schlange haltend, darüber Monogramm. ΛAX (retrograd XAL).

Bei acsearch habe ich z. B. diese Beschreibungen von Monogrammen gefunden:

Laut Numismatic Lanz ist das Monogram TH
https://www.acsearch.info/search.html?id=1465686

cng sagt das Monogram ist ZH
https://www.acsearch.info/search.html?id=4745649

und Nomos sagt es ist HΓ
https://www.acsearch.info/search.html?id=7396377

Doch ich sehe dasselbe Monogramm auf all diesen Münzen 8O

Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe,
Grüße
Christiane
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Altamura2 » Mo 21.03.22 19:02

cmetzner hat geschrieben:
Sa 19.03.22 00:28
... Kennt jemand einen Link/Artikel zu den Monogramen auf Euboia Drachmen mit Nymphe / Adler? ...
Das wohl umfassendste Werk dazu ist Olivier Picard, "Chalcis et la Confédération Eubéenne", Paris 1979.
Das findet man sogar online, aber nur zum seitenweise anzeigen, einen Download scheint es da nicht zu geben :? .

Da die Links, die Du hier zeigst, von der émission 8 bei Picard sprechen, hab' ich die mal gesucht und auch gefunden :D (ganz unten):
https://cefael.efa.gr/detail.php?site_i ... 6&x=9&y=11

Was da auf Deiner Münze zu sehen ist, vermag ich aber nicht wirklich zu erkennen :| , aber vielleicht kommst Du damit ja weiter.

Gruß

Altamura
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von cmetzner » Di 22.03.22 03:04

Vielen Dank Altamura.

Bin den Link gefolgt und ab Seite 32 gelesen.

Mittlerweile denke ich, nach vielen drehen und wenden der Münze, dass auf der Drachme KT steht (S. 33, 4c). Leider sind die Bilder am Ende (Pl. XXII) unklar, also ich sehe da die Zeichen nicht. Auf jeden Fall sieht meins nicht wie ZH aus. :?

Grüße
Christiane

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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von kijach » Fr 25.03.22 21:27

Diese zwei Tetradrachmen habe ich kürzlich bei ebay.fr ersteigern können. Hoffe hier hatte keiner mitgeboten und ist enttäuscht 🙂

Als erstes eine Tetradrachme im Namen des Alexanders aus dem schönen Ort Chios. In der Erhaltung gut aber nicht herausragend. Aber ich musste sie haben weil der Prügel ganze 41mm breit ist!

Als zweites eine Tetradrachme aus Maroneia in sehr guter Erhaltung ein paar kleine Prägeschwächen an der Hüfte und zwei unschöne Kratzer aber der Rest ist Top
Dateianhänge
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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Altamura2 » Sa 26.03.22 09:11

kijach hat geschrieben:
Fr 25.03.22 21:27
... Als erstes eine Tetradrachme im Namen des Alexanders aus dem schönen Ort Chios. ...
Aus Kyme ist die, nicht aus Chios :D , es ist Price 1642: http://numismatics.org/pella/id/price.1642
Interessant ist diese Serie, da sich auf ihr ausgeschriebene Magistratennamen befinden, hier ist es ΑΘΗΝΙΚΩΝ. Das hat man auf Alexandermünzen eher selten und nur bei den "sehr posthumen". Die Münze hier wird von Price auf "c. 188-c. 170 BC" datiert.
Der große Schrötling kommt dadurch zustande, dass man wohl andere Münzen verwendet und vor dem Prägen erstmal plattgehämmert hat, wodurch sie etwas in die Breite gegangen sind 8) .
kijach hat geschrieben:
Fr 25.03.22 21:27
... Als zweites eine Tetradrachme aus Maroneia in sehr guter Erhaltung ...
Die ist wirklich schön :D .
An Literatur gibt es dazu ja Edith Schönert-Geiss, "Die Münzprägung von Maroneia", Berlin 1987: https://edoc.bbaw.de/frontdoor/index/index/docId/2999
da kannst Du bei Bedarf sogar nach den Stempeln der Münze hier suchen.

In F. de Callataÿ, "Un tétradrachme de Mithridate surfrappé à Maronée", Quaderni Ticinesi di Numismatica e Antichità Classiche 20 (1991) p. 213-226: https://www.academia.edu/354127
zerlegt Callataÿ die Datierung von S-G aber eher. Er argumentiert auf Basis einer Überprägung, dass die Prägezeit dieser maroneischen Tetradrachmen wohl nur ein starkes Jahrzehnt um 90 v. Chr. herum angedauert hat.

Gruß

Altamura

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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von Altamura2 » Sa 26.03.22 10:26

Altamura2 hat geschrieben:
Sa 26.03.22 09:11
... da sich auf ihr ausgeschriebene Magistratennamen befinden, hier ist es ΑΘΗΝΙΚΩΝ. ...
Ich seh' gerade, dass es den ΑΘΗΝΙΚΩΝ zweimal gibt, einmal mit Kranz um die Kanne, einmal ohne.
Bei der Münze hier gibt es keinen Kranz, also ist es Price 135: http://numismatics.org/pella/id/price.1635
leider ohne Bild, aber hier sind noch zwei:
https://www.acsearch.info/search.html?id=3645239
https://www.acsearch.info/search.html?id=2657501

Da hatte ich also oben die falsche Variante erwischt, sorry :? .

Gruß

Altamura

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Re: Der griechische Schaukasten

Beitrag von kijach » Sa 26.03.22 11:04

Sorry ja Kyme. Meine Münze davor war aus Chios und ich habe es spontan verwechselt
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