Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Da hat einer mal was durcheinander gebracht und die anderen haben abgeschrieben. Wäre sicher spannend, das zu recherchieren - wenn jemand zu viel Zeit hat ...
Viele Grüße
QVINTVS
Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen,
und wer sie aufzuheben versteht,
hat ein Vermögen.
Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)
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QVINTVS
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Meine Mittelalter Münze des Jahres 2024 ist eine Pb-Marke der Stadt Brügge aus der Zeit 1290-1305, nicht wegen Ihrer Schönheit, sondern wegen Ihrer besonderen Ikonographie und der Tatsache, dass aufgrund von Archivalien fundierte Annahmen zur Benutzung der Marke vorliegen, was für diese Zeit höchst außergewöhnlich ist.
15,1 mm, 1,29 g
Callewaert B.FDL 08 (dieses Exemplar);
A. De Schodt, Résumé historique de la numismatique brugeoise, Brugge 1888, pagina 43.
J.E.L. Pelsdonk, 378, pagina 198.
P. Callewaert, EGMP Numismatica Brugge en het Vrije, 31ste jaargang nr.9
Drie Brugse penningen nader bekeken (Deel 1) pag.241-246.
Ex Slg. Paul Callewaert
Verwendung
Der älteste Vermerk über Brügger Marken stammt aus dem Jahr 1290. In diesen Rechnungen wird der Goldschmied Kistevoet als Hersteller von Bleimarken erwähnt. Derselbe Petro Kistevoet, der älteste bekannte Hersteller von Bleimarken in Brügge, taucht zum letzten Mal in den Stadtrechnungen von 1294 auf, als er kleine Bleimarken für den Gebrauch der Arbeiter „pro signaculis plumbeis faciendis pro operariis“ herstellt.
Drei Jahre später, 1297, war es Peter Habin, der 9.900 kleine Bleimarken lieferte: „Pedro Habin, pro IXm IXe signaculis plumbeis ad opus operis fassati, iiij lb xix s.“
Diese Marken wurden vermutlich als Nachweis für die geleistete Arbeit an Handwerker ausgehändigt, die an den Befestigungsanlagen beschäftigt waren.
Die Befestigungsanlagen von Brügge mit den sieben Stadttoren wurden 1299 unter dem Grafen von Flandern (1278-1305) Guy von Dampierre (geb. 1226, gest. 1305) fertiggestellt, der die Grafschaft Flandern vom französischen König Philipp IV. dem Schönen (geb. 1268, gest. 1314) zu Lehen hatte. Es ist unklar, was mit den Bleimarken nach Abschluss der Arbeiten gemacht wurde. Wurden sie wieder für andere Arbeiten oder Zwecke innerhalb der Stadt Brügge verwendet?
Man kann davon ausgehen, dass diese Marken mit der französischen „Fleur de lys“ nach der Loslösung der Grafschaft Flandern vom französischen Lehen vernichtet oder eingeschmolzen wurden. Dieser Typ kann auf die Zeit von ca. 1290-1305 datiert werden.
Die Verwendung dieser Münzen als allgemeines (städtisches) Zahlungsmittel in Brügge im 13. und 14. Jahrhundert ist nicht nachweisbar.
Die Marken weisen im Laufe der Zeit und je nach Hersteller unterschiedliche Stempel auf. Ungeachtet der Tatsache, dass eine Gussform in der Regel sechs bis neun Exemplare enthalten konnte, kann man davon ausgehen, dass mehrere Abgüsse gemacht worden sein müssen. Das ist logisch, wenn man weiß, dass fast 10.000 Münzen hergestellt werden mussten.
Das Ergebnis sind Abbilder, die sich in Form, Modell und Durchmesser unterscheiden. Mehrere Stempelschneider oder Stempelschneiderlehrlinge waren damit beschäftigt, sie in die Form zu schneiden, und so ist es nicht verwunderlich, dass mehrere Varianten desselben Markentyps bekannt sind. Man findet fachmännisch ausgearbeitete Abbilder bis hin zu weniger detailliert ausgearbeiteten Exemplaren.
Ikonographie
Zu der Zeit war die Grafschaft Flandern französisches Lehen.
Die Vorderseite zeigt die Lilie, eine Referenz an das Französische Königshaus, dem sich die sog. Leliaerts, einflussreiche Brügger Patrizier, verbunden fühlten. Obwohl diese ihre wirtschaftliche und politische Stärke durch ihren Tuchhandel mit England begründeten, waren sie auf gute Beziehungen mit dem französischen König bedacht, der ihre Handelsprivilegien mit England akzeptierte und sie vor dem Zugriff eines starken Grafen schützte.
Die Rückseite imitiert dagegen das Pfund Sterling und orientiert sich an der Münzprägung von Graf Dampierre von Flandern (um 1225-1305). Dieser ahmte in seiner Münzprägung das Pfund Sterling nach, um den für Brügge so wichtigen Tuch- und Wollhandel zu fördern. Diese silbernen „Sterlinge“ wurden in Aalst (1290-1292), Douoa (1295-1296) und Damme (1297-1299) geprägt.
Die Kombination der Ikonographie ist umso erstaunlicher, da sich Frankreich seit 1294 mit England im Krieg befand. Die Leliaerts, die 1301 die Stadtregierung Brügges übernahmen, wurden beim Aufstand der Wollweber von Brügge 1302 vernichtet.
Literatur
Callewaert, Paul: Penninxckens van Brugghe, 2023, S. 7-14
Wikipedia: Grafschaft Flandern, Guido I. (Flandern), Pieter de Coninck
Euch Allen eine frohe Weihnacht und ein guter Start in ein leider unwägbares Jahr 2025.
15,1 mm, 1,29 g
Callewaert B.FDL 08 (dieses Exemplar);
A. De Schodt, Résumé historique de la numismatique brugeoise, Brugge 1888, pagina 43.
J.E.L. Pelsdonk, 378, pagina 198.
P. Callewaert, EGMP Numismatica Brugge en het Vrije, 31ste jaargang nr.9
Drie Brugse penningen nader bekeken (Deel 1) pag.241-246.
Ex Slg. Paul Callewaert
Verwendung
Der älteste Vermerk über Brügger Marken stammt aus dem Jahr 1290. In diesen Rechnungen wird der Goldschmied Kistevoet als Hersteller von Bleimarken erwähnt. Derselbe Petro Kistevoet, der älteste bekannte Hersteller von Bleimarken in Brügge, taucht zum letzten Mal in den Stadtrechnungen von 1294 auf, als er kleine Bleimarken für den Gebrauch der Arbeiter „pro signaculis plumbeis faciendis pro operariis“ herstellt.
Drei Jahre später, 1297, war es Peter Habin, der 9.900 kleine Bleimarken lieferte: „Pedro Habin, pro IXm IXe signaculis plumbeis ad opus operis fassati, iiij lb xix s.“
Diese Marken wurden vermutlich als Nachweis für die geleistete Arbeit an Handwerker ausgehändigt, die an den Befestigungsanlagen beschäftigt waren.
Die Befestigungsanlagen von Brügge mit den sieben Stadttoren wurden 1299 unter dem Grafen von Flandern (1278-1305) Guy von Dampierre (geb. 1226, gest. 1305) fertiggestellt, der die Grafschaft Flandern vom französischen König Philipp IV. dem Schönen (geb. 1268, gest. 1314) zu Lehen hatte. Es ist unklar, was mit den Bleimarken nach Abschluss der Arbeiten gemacht wurde. Wurden sie wieder für andere Arbeiten oder Zwecke innerhalb der Stadt Brügge verwendet?
Man kann davon ausgehen, dass diese Marken mit der französischen „Fleur de lys“ nach der Loslösung der Grafschaft Flandern vom französischen Lehen vernichtet oder eingeschmolzen wurden. Dieser Typ kann auf die Zeit von ca. 1290-1305 datiert werden.
Die Verwendung dieser Münzen als allgemeines (städtisches) Zahlungsmittel in Brügge im 13. und 14. Jahrhundert ist nicht nachweisbar.
Die Marken weisen im Laufe der Zeit und je nach Hersteller unterschiedliche Stempel auf. Ungeachtet der Tatsache, dass eine Gussform in der Regel sechs bis neun Exemplare enthalten konnte, kann man davon ausgehen, dass mehrere Abgüsse gemacht worden sein müssen. Das ist logisch, wenn man weiß, dass fast 10.000 Münzen hergestellt werden mussten.
Das Ergebnis sind Abbilder, die sich in Form, Modell und Durchmesser unterscheiden. Mehrere Stempelschneider oder Stempelschneiderlehrlinge waren damit beschäftigt, sie in die Form zu schneiden, und so ist es nicht verwunderlich, dass mehrere Varianten desselben Markentyps bekannt sind. Man findet fachmännisch ausgearbeitete Abbilder bis hin zu weniger detailliert ausgearbeiteten Exemplaren.
Ikonographie
Zu der Zeit war die Grafschaft Flandern französisches Lehen.
Die Vorderseite zeigt die Lilie, eine Referenz an das Französische Königshaus, dem sich die sog. Leliaerts, einflussreiche Brügger Patrizier, verbunden fühlten. Obwohl diese ihre wirtschaftliche und politische Stärke durch ihren Tuchhandel mit England begründeten, waren sie auf gute Beziehungen mit dem französischen König bedacht, der ihre Handelsprivilegien mit England akzeptierte und sie vor dem Zugriff eines starken Grafen schützte.
Die Rückseite imitiert dagegen das Pfund Sterling und orientiert sich an der Münzprägung von Graf Dampierre von Flandern (um 1225-1305). Dieser ahmte in seiner Münzprägung das Pfund Sterling nach, um den für Brügge so wichtigen Tuch- und Wollhandel zu fördern. Diese silbernen „Sterlinge“ wurden in Aalst (1290-1292), Douoa (1295-1296) und Damme (1297-1299) geprägt.
Die Kombination der Ikonographie ist umso erstaunlicher, da sich Frankreich seit 1294 mit England im Krieg befand. Die Leliaerts, die 1301 die Stadtregierung Brügges übernahmen, wurden beim Aufstand der Wollweber von Brügge 1302 vernichtet.
Literatur
Callewaert, Paul: Penninxckens van Brugghe, 2023, S. 7-14
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Auch ich habe bewusst eine nicht sehr gut erhaltene Münze ausgewählt. Manchmal ist das eher Unscheinbare besonders und es ist auch nicht auf den ersten Blick zu erkennen.
Es handelt sich um einen sog. Wiener Pfennig der in der Münzstätte Wien geprägt sein soll. Koch weist ihn Herzog Albrecht I. 1282-1298 zu.
Dargestellt ist das Hüftbild eines Engels nach li, der ein Horn hält, in den Himmel zeigt und blickt. Auf der Rückseite sollte ein Eichhörnchen nach li. sichtbar sein. Bei meiner Münze sind nur Prägespuren zu erkennen. Deshalb wurde sie nicht abgebildet.
Gewicht: 0,86 g, Durchmesser: 16,3/16,8 mm (waagrecht/senkrecht).
Nachdem keine Legende vorgesehen war ist die Zuordnung "vermutet" und könnte auch an Herzog Rudolf III. 1298-1306 möglich sein. Deshalb ist die Bezeichnung "anonym" wissenschaftlich am redlichsten. Besonders dann, wenn diese Darstellung auch einem geistlichen Herrn zugeschrieben werden könnte. Es käme auch der Bischof von Salzburg oder Passau in Frage. Lt. Koch ist dieser Typ im Fund von Salzburg mit 878 Stück belegt. Es bleibt also letztlich offen, wo dieser Pfennig mit einer geistlichen Botschaft geprägt wurde.
Bilddeutung
Ein nach oben blickender und weisender Engel mit Horn kann als mahnender Hinweis interpretiert werden. In der Offenbarung des Johannes kommt eine Posaune 11 x vor und ist damit der Text mit deren häufigster Erwähnung. Markant ist jeweils das Auftreten eines Engels bei der Verkündung der Plagen:
Offb 8,7: Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras. (Einheitsübersetzung)
Der dargestellte Engel weist und blickt nach oben, also zum Himmel, zu Gott; ob er das "Horn" schon geblasen hat oder es noch tun wird ist nicht zu deuten. Die Verweise auf den Himmel/auf Gott können als Mahnung aufgefasst werden, etwa in dem Sinn: Achte auf dein Handeln, denn Gott wird dich richten. Deine Handlungen, die Guten wie die Schlechten werden "gesehen", "vermerkt" und am jüngsten Tag wird Gottes darüber richten. Durch den biblischen Bezug sollte das "Horn" künftig als Posaune bezeichnet werden, denn das ist offensichtlich was der Stempelschneider darstellen wollte.
Es handelt sich um einen sog. Wiener Pfennig der in der Münzstätte Wien geprägt sein soll. Koch weist ihn Herzog Albrecht I. 1282-1298 zu.
Dargestellt ist das Hüftbild eines Engels nach li, der ein Horn hält, in den Himmel zeigt und blickt. Auf der Rückseite sollte ein Eichhörnchen nach li. sichtbar sein. Bei meiner Münze sind nur Prägespuren zu erkennen. Deshalb wurde sie nicht abgebildet.
Gewicht: 0,86 g, Durchmesser: 16,3/16,8 mm (waagrecht/senkrecht).
Nachdem keine Legende vorgesehen war ist die Zuordnung "vermutet" und könnte auch an Herzog Rudolf III. 1298-1306 möglich sein. Deshalb ist die Bezeichnung "anonym" wissenschaftlich am redlichsten. Besonders dann, wenn diese Darstellung auch einem geistlichen Herrn zugeschrieben werden könnte. Es käme auch der Bischof von Salzburg oder Passau in Frage. Lt. Koch ist dieser Typ im Fund von Salzburg mit 878 Stück belegt. Es bleibt also letztlich offen, wo dieser Pfennig mit einer geistlichen Botschaft geprägt wurde.
Bilddeutung
Ein nach oben blickender und weisender Engel mit Horn kann als mahnender Hinweis interpretiert werden. In der Offenbarung des Johannes kommt eine Posaune 11 x vor und ist damit der Text mit deren häufigster Erwähnung. Markant ist jeweils das Auftreten eines Engels bei der Verkündung der Plagen:
Offb 8,7: Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras. (Einheitsübersetzung)
Der dargestellte Engel weist und blickt nach oben, also zum Himmel, zu Gott; ob er das "Horn" schon geblasen hat oder es noch tun wird ist nicht zu deuten. Die Verweise auf den Himmel/auf Gott können als Mahnung aufgefasst werden, etwa in dem Sinn: Achte auf dein Handeln, denn Gott wird dich richten. Deine Handlungen, die Guten wie die Schlechten werden "gesehen", "vermerkt" und am jüngsten Tag wird Gottes darüber richten. Durch den biblischen Bezug sollte das "Horn" künftig als Posaune bezeichnet werden, denn das ist offensichtlich was der Stempelschneider darstellen wollte.
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Viele Grüße
QVINTVS
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Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)
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QVINTVS
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Mir fällt es dieses Jahr sehr schwer meine Mittelaltermünze des Jahres zu benennen, da ich für die Lehrsammlung drei besondere Stücke und für meine Forschungssammlung noch eine absolute Seltenheit erwerben konnte. Aber ich möchte dann eher eines der Stücke für die Lehrsammlung vorstellen, auch wenn es durch einen Prägefehler etwas entstellt ist. Mit dem Stück konnte ich mir den Traum erfüllen eine Münze Karls des Großen nach der Münzreform von 793/4 zu erwerben. Sie wurde in Pavia geprägt und ist "Opfer" einer geflippten Eigenüberprägung geworden. Das bedeutet, dass sie einmal geprägt wurde, dann wurde die Münze wohl unabsichtlich geflippt und nochmals geprägt, so dass man auf beiden Seiten Teile des Münzbilds von Vorder- und Rückseite erkennen kann. Diese Form der Fehlprägung war mir bisher für die frühen Karolinger völlig unbekannt.
viewtopic.php?f=7&t=71270&sid=64be22368 ... dd#p624474), nur in deutlich schlechterer Erhaltung und einen wikingerzeitlichen Silberbarren.
Beste Grüße
Andechser
Die anderen beiden Stücke für die Lehrsammlung werde ich noch an geeigneter Stelle vorstellen. Dabei handelt es sich um den gleichen Pfennigtyp aus Melle, wie ihn Arthur Schopenhauer schon am Anfang des Threads vorgestellt hat (Beste Grüße
Andechser
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Zu meinem Beitrag: Da überschneiden sich beim Zitat wohl 2 verschiedene "Kellner". Ich habe aus dem Buch Kellner: "Bayerische Münzen Band 2" zitiert. Und dort hat der Pfennig die Nummer 21.
OTAKAR
OTAKAR
Zuletzt geändert von Otakar am Do 26.12.24 23:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Zu diesem Pfennig (CNA 189) kann ich aus meiner Sammlung ein schönes Stück beitragen, in dem man auch die Rückseite (Eichhörnchen mit Bindenschild) gut erkennt. Schöne Grüße und frohe Festtage!QVINTVS hat geschrieben: ↑Mi 25.12.24 19:55Auch ich habe bewusst eine nicht sehr gut erhaltene Münze ausgewählt. Manchmal ist das eher Unscheinbare besonders und es ist auch nicht auf den ersten Blick zu erkennen.
Es handelt sich um einen sog. Wiener Pfennig der in der Münzstätte Wien geprägt sein soll. Koch weist ihn Herzog Albrecht I. 1282-1298 zu.
Dargestellt ist das Hüftbild eines Engels nach li, der ein Horn hält, in den Himmel zeigt und blickt. Auf der Rückseite sollte ein Eichhörnchen nach li. sichtbar sein. Bei meiner Münze sind nur Prägespuren zu erkennen. Deshalb wurde sie nicht abgebildet.
Gewicht: 0,86 g, Durchmesser: 16,3/16,8 mm (waagrecht/senkrecht).
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Bilddeutung
Ein nach oben blickender und weisender Engel mit Horn kann als mahnender Hinweis interpretiert werden. In der Offenbarung des Johannes kommt eine Posaune 11 x vor und ist damit der Text mit deren häufigster Erwähnung. Markant ist jeweils das Auftreten eines Engels bei der Verkündung der Plagen:
Offb 8,7: Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras. (Einheitsübersetzung)
Der dargestellte Engel weist und blickt nach oben, also zum Himmel, zu Gott; ob er das "Horn" schon geblasen hat oder es noch tun wird ist nicht zu deuten. Die Verweise auf den Himmel/auf Gott können als Mahnung aufgefasst werden, etwa in dem Sinn: Achte auf dein Handeln, denn Gott wird dich richten. Deine Handlungen, die Guten wie die Schlechten werden "gesehen", "vermerkt" und am jüngsten Tag wird Gottes darüber richten. Durch den biblischen Bezug sollte das "Horn" künftig als Posaune bezeichnet werden, denn das ist offensichtlich was der Stempelschneider darstellen wollte.
OTAKAR
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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Hallo ediedsc hat geschrieben: ↑So 22.12.24 20:54Meine Münze des Jahres kommt (wahrscheinlich) aus Regensburg:
bild_309.jpgbild_310.jpg
Da ich für diesen Pfennig noch keine eindeutige Zuordnung finden konnte, betrachte ich ihn vorerst als unediert. Sollte hier jemand mehr über das Stück wissen (@bernima, Du vielleicht??) wäre ich demjenigen für die Infos äußerst dankbar!
Ungewöhnlich finde ich hier das Kreuz über der Stirn des Herzogs. Der Drache oder Greif auf der Rückseite ist schön ausgeprägt und nicht minder bewundernswert.
Regensburg als Prägestätte ist für mich ziemlich sicher.
Aber mehr kann ich auch nicht drüber sagen, außer:
Ich war der der den Preis hochgetrieben hat.
Hätte die Münze auch gerne in meinen Schuber gelegt.

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Re: Eure Münze des Jahres 2024 - Mittelalter
Hätte ich das Stück gesehen (um welche Auktion handelte es sich?), hätte ich garantiert auch mitgeboten…bernima hat geschrieben: ↑Fr 27.12.24 16:52Hallo ediedsc hat geschrieben: ↑So 22.12.24 20:54Meine Münze des Jahres kommt (wahrscheinlich) aus Regensburg:
bild_309.jpgbild_310.jpg
Da ich für diesen Pfennig noch keine eindeutige Zuordnung finden konnte, betrachte ich ihn vorerst als unediert. Sollte hier jemand mehr über das Stück wissen (@bernima, Du vielleicht??) wäre ich demjenigen für die Infos äußerst dankbar!
Ungewöhnlich finde ich hier das Kreuz über der Stirn des Herzogs. Der Drache oder Greif auf der Rückseite ist schön ausgeprägt und nicht minder bewundernswert.
Regensburg als Prägestätte ist für mich ziemlich sicher.
Aber mehr kann ich auch nicht drüber sagen, außer:
Ich war der der den Preis hochgetrieben hat.
Hätte die Münze auch gerne in meinen Schuber gelegt.![]()

„Es hat alles seinen tieferen Sinn.“ ‚Joseph Schwejk‘
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