"Und die seligen Augen
Blicken in stiller
Ewiger Klarheit."
Dies schreibt Hölderlin 1798 in "Hyperions Schicksalslied" über die "Himmlischen", die "droben im Licht auf weichem Boden" wandeln. Dies Gedicht hat Johannes Brahms vertont, wir üben es gerade mit dem Chor ein.
Und die Textstelle kam mir in den Sinn angesichts der Athena auf dieser Drachme aus der thessalischen Stadt Pharsalos, die ich heute von der Post abholen konnte. Als ich sie in der Auktion sah (
https://www.biddr.com/auctions/numisfit ... &l=6655689), faßte ich den Entschluß, mich ins Bietgefecht zu stürzen, mußte ziemlich bluten, war aber erfolgreich. Und die Münze ist in der Hand genau so schön wie auf den Fotos; da ich noch keine eigenen Bilder habe, setze ich hier die Bilder aus der Auktion ein.
Die Münzen aus Thessalien sind in dieser Zeit oft von schönem Stil; die meisten Münzen prägte natürlich Larisa, das auch als einzige Stadt Statere (Didrachmen) zu 12 g prägte; für alle anderen Städte des ländlichen Thessalien waren Drachmen schon das höchste der Gefühle. Die Münzen von Pharsalos sind nicht selten, auch Drachmen kriegt man schon, aber die Kombination aus Stil, Frische der Stempel (man beachte das Gesicht des thessalischen Reiters auf der Rückseite!), Oberfläche mit der leichten, gleichmäßigen und ungereinigten Craquelé-Korrosion und der sanften Tönung haben mich begeistert.
Als Sahnehäubchen können wir hier womöglich die Folgen eines Streits zwischen der Stadtverwaltung von Pharsalos und dem angeheuerten Stempelschneider beobachten. Dieser signierte mit vollem Namen, trotz der tollen Erhaltung ist der Name aber schwer zu lesen - warum? Bei genauem Hinschauen fällt auf, daß im Bereich des Namens der Münzgrund leicht gewölbt erhaben ist; folglich ist dieses Areal im Stempel vertieft, offensichtlich wurde die Signatur teil-eradiert. Während der Stadtname nur mit vier Buchstaben Φ-A-P-Σ abgekürzt ist (das Sigma ist als einziger Buchstabe außerhalb des Schrötlings), signierte der Künstler ausführlich und groß in retrograder Schrift "THΛEΦANTO" - ich kann mir gut vorstellen, daß es bei der Abnahme der Stempel durch das Münzamt einen Disput gab, warum die Künstlersignatur viel prominenter zu lesen war als der Stadtname. Und um den ganzen Stempel zu verwerfen, war er doch zu gut.
Hier stellt sich noch die Frage nach dem Namen des Stempelschneiders: Üblicherweise wird die Inschrift zu "Telephantos" ergänzt und dies als der Name im Nominativ angesehen; genau so gut könnte "Telephantos" aber ein Genitiv sein, dann hieße der Mann kürzer "Telephas".
Viele Grüße; ich hoffe, die Münze gefällt Euch auch annähernd so gut wie mir!
Homer