Peter43 hat geschrieben:Nimm 2 Ziegelsteine (die Stempel) und lege ein Holzbrett dazwischen (der Schrötling). Dann schlage ständig mit einem Hammer auf den oberen Ziegelstein. Schau Dir an, welcher Ziegelstein als erster kaputtgeht!
'actio = reactio' gilt im Grunde nur für Massenpunkte. Das reale Geschehen ist erheblich komplizierter.
Man muss sich doch fragen, warum dieser clashed-dies-Effekt fast immer nur als schematischer Abdruck des Portraits auf der Rückseite zu beobachten ist, oder?
Ich möchte dazu meine Meinung als Nichtphysiker äussern: Meiner Meinung nach arbeiten auch die Stempel, d. h. sie verformen sich bei Gewalteinwirkung wie ein Schlag des Münzarbeiters - vielleicht nicht viel, aber ein wenig. Diese Verformung wird aber sicherlich nicht überall gleich sein, aber anscheinend ist sie bei den Portraitkonturen am gewaltigsten. Mit scheint dies einleuchtend, weil dort eben die grösste freie Fläche des Prägestempels nach innen zu finden ist. Es ist wohl so, dass sich die Kräfte, die auf den Stempel beim Schlag einwirken, genau am Rand des Portraits konzentrieren bzw. dort am stärksten wirken - dort scheint es sich zu "stauchen" (man verzeihe mir die laienhafte Ausdrucksweise)...
Antinous ist doch Physiker... ich würde sehr gerne seine Meinung dazu hören.
was soll denn noch mehr als der umriss im unterstempel erscheinen? das bild im oberstempel ist doch inkus! wenn da noch mehr abgedrückt werden sollte, müsste der mann mit dem hammer wohl hercules sein, und dann bliebe vom unterstempel wohl nicht viel übrig.
grüsse
frank
Wir reden aber jetzt hoffentlich beide über eine clashed-dies-Prägung und nicht über eine brockage!?!
Muss man sich denn im ersteren Fall nicht fragen, warum anscheinend im Falle des Leerschlages immer nur der Rev-Stempel derart deformiert wurde, dass er Spuren in der nachfolgen Münzprägung hinterliess, der Vs-Stempel aber anscheinend nicht?
Weil der Rs.-Stempel, der von oben geschlagen wurde, Druck und Temperatur nicht so ableiten konnte wie der im Amboß eingelassene Vs.-Stempel, im Gebrauch heißer war, und sich daher mehr verformte. Das ist die plausibelste Erklärung, die ich bisher gehört habe. Evtl. wurde er auch als geringerwertig angesehen und nicht so gut gehärtet wie der Vs.-Stempel.
Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
Gerade eben im Schaukasten gezeigt, bringe ich diese Faustina I. hier noch einmal. Diesmal wegen einer netten und auch von mir bisher nicht bewußt gesehenen Kleinigkeit: Sind es nun Blumen in ihrem Ausschnitt? So etwas habe ich bisher noch nicht bei einer kaiserlichen Dame auf Münzen gesehen. Oder ist es mir nur noch nicht aufgefallen und sogar häufig?
drake grüßt Euch!
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Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)
Interessante Beobachtung! Ich habe daraufhin gleich mal meine Faustinen durchgecheckt, aber bei praktisch allen sieht das Dekolleté genauso neutral aus wie das einer Tagesschaumoderatorin, bei der der männliche Blick nicht von den Nachrichten abgelenkt werden soll.
Eine Ausnahme gibt es allerdings: Beim unten abgebildeten posthumen Sesterz könnte, wenn auch weit weniger deutlich als auf dem Denar, ebenfalls etwas Entsprechendes vorliegen. Was genau das aber nun ist, könnten wohl, wenn überhaupt, erst eingehende Vergleiche mit anderen Münzen der Faustina klären.
Gruß
chinamul
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
könnte ein gestickter oder ähnlich hergestellter, mit dem Kleid verbundener Sichtschutz in Form einer Blüte sein. An ein Collier glaube ich nicht wegen des senkrechten Strebes, der der Stiel der Blüte sein könnte.
Nicht Faustina sen., sondern ihre Tochter. Auf dieser Münze trägt Faustina jun. einen Einsatz im Decollete, der gleichzeitig verhüllt und aufmerksam macht. Es scheint ein gefältelter durchsichtiger Stoff zu sein, Seide? RIC 695
Mit freundlichem Gruß
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Zuletzt geändert von Peter43 am Di 25.09.12 23:19, insgesamt 1-mal geändert.
Auf Büsten besonders der constantinischen Ära findet sich als Halsschmuck(?) oft eine Art Halskette über der re. Schulter Über den Sinn und Zweck habe ich bisher nirgends etwas finden können. Sicherlich ist es kein Teil des Panzers. Diskutiert wurde einmal irgendwo ein Band, an dem die Bulla hängt, ein Amulett, daß die Römer bei der Aufnahme unter die Erwachsenen erhielten. Irgendjemand, der mehr weiß?
Soweit mir bekannt ist, erhielten die Kinder die bulla (eine Kapsel mit einem Amulett) nach ihrer Geburt bzw. am Tag der Namensgebung (bei Jungen war dies am 9. Tag, bei Mädchen am 8.). Die Jungen behielten dieses Geschenk, bis sie Männer wurden (Anlegen der toga virilis), die Mädchen bis zur Hochzeit. Danach wurde die bulla nicht mehr getragen.
Außerdem ist das doppelt gepunktete "Band" sehr breit, für eine Kette/Halsschmuck etc. völlig untypisch. Ein Art halbseitiger Ringkragen (?) der lorica dürfte wahrscheinlicher sein.
Es ist wohl anzunehmen, dass hier das zu sehen ist, was bereits früher bei den drapierten & gepanzerten Kaiserbüsten abgebildet worden war: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... rianus.jpg