Zitternder Stempelschneider?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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divus
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Zitternder Stempelschneider?

Beitrag von divus » Mo 18.12.06 03:18

Hallo alle miteinander!

Ich habe schon seit längerem einen interessanten Caius/Lucius-Denar, den ich euch heute gerne vorstellen möchte.

Der Denar (die Echtheit dürfte außer Frage stehen) fällt zum einen durch die hohe künstlerische Qualität des Portraits auf (sehr frühe, sorgfältig gearbeitete Emission?), zum anderen weist das Stück im Abschnitt des Revers einen lustigen "Fehler" auf. Offenbar ein Ausrutscher des Stempelschneiders im wahrsten Sinne des Wortes, zumindest gehe ich davon aus.

Silber, 3,82g, 18/19mm
(die dunklen Stellen am Rand über der Stirn sind oberflächliche Verkrustungen/Auflagen, die Münze ist nach meiner Autopsie nicht subaerat)

Nun meine eigentliche Frage: Hat jemand von euch schon einmal den selben Fehler im Abschnitt auf einem anderen Caius/Lucius-Denar gesehen?

Ich selbst habe bereits einmal ein Exemplar aus dem gleichen Avers-Stempel gesehen, der hatte allerdings eine andere Rs und demzufolge auch nicht diesen "Strich" im Abschnitt.

Eure Meinungen? Gedanken? Hinweise? Kommentare?
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curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Mo 18.12.06 09:47

Eher ein Stempelbruch als ein Graveurfehler, denke ich.

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mo 18.12.06 10:06

Ich bin der gleichen Meinung wie Curtis. Übrigens eine hübsche Münze!

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Mo 18.12.06 10:59

also einen stempelbruch kann ich da nicht sehen. wär's ein stempelbruch müsste sich dieser strich doch bis zum rand fortsetzen.
ob es allerdings ein graveurfehler war, oder ob der stempel mal auf was hartes aufgetroffen ist (ein splitter z.b) kannn man wohl nicht mehr feststellen.
grüsse
frank

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Beitrag von Peter43 » Mo 18.12.06 11:27

Nicht Stempelbruch in dem Sinn, daß der Stempel auseinandergebrochen wäre, sondern so, daß ein Stück seiner Oberfläche ausgebrochen ist! Das kommt bei der starken mechanishen Belastung der Stempel häufiger vor.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von chinamul » Mo 18.12.06 11:44

Was immer schließlich den Prägefehler hervorgerufen hat: Der arme Spempelschneider ist angesichts der sonstigen Qualität seiner Arbeit dafür sicherlich nicht verantwortlich.
Auch an einen Bruch des Stempels kann ich wie @beachcomber ebenfalls nicht recht glauben. Am wahrscheinlichsten ist wohl tatsächlich eine Beschädigung des Stempels bei einem gewaltsamen Kontakt mit einem noch härteren Medium. Könnte er nicht vielleicht mal versehentlich beispielsweise auf einen spitzen Stein fallengelassen worden sein? Oder ist es nicht auch denkbar, daß von der Schlagfläche des Stempels, die sich beim Prägevorgang ja im Laufe der Zeit allmählich pilzartig verformt, ein Splitter vom Pilzrand abgesprungen ist, unbemerkt auf einen auf dem Unterstempel liegenden Schrötling gefallen ist und dann beim anschließenden Prägen seinen Abdruck nicht nur auf dem neuen Denar sondern auch auf dem Stempel hinterlassen hat? Hart genug dafür dürfte ein solcher Splitter wohl gewesen sein.
Ein besonderer Gabelbissen wäre es natürlich, wenn man einen Denar mit einem incusen Abdruck an derselben Stelle fände. Das könnte dann derjenige sein, der dabei den "Untermann" abgegeben hat.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 18.12.06 14:45

Ich könnte mir eher vorstellen, daß im Metall des Stempels eine Luftblase o.ä. Hohlraum war, deren "Decke" dann im Gebrauch irgendwann eingebrochen ist.

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Zitternder Stempelschneider

Beitrag von drakenumi1 » Mo 18.12.06 16:05

Noch 'ne Möglichkeit: Ein Metallspritzer hat sich festgesetzt (möglicherweise wurde in der Nähe des Prägestockes mit flüssigem Münzmetall gearbeitet) Dazu mal ein Pendant aus meiner Sammlung, ähnlich fragwürdiger Herkunft:

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Beitrag von diwidat » Mo 18.12.06 18:51

Leider kann ich nicht mit solchen schönen Münzen aufwarten, aber mein später Claudius sieht aus, als wenn er im Februar nach Kölle wollte.
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Beitrag von beachcomber » Mo 18.12.06 19:35

hallo diwidat,
der ist doch klasse dein claudius!
und bei diesem exemplar können wir ganz sicher sein, dass der stempelschneider für den zinken verantwortlich war :)
grüsse
frank

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Beitrag von antoninus1 » Mo 18.12.06 21:18

Claudius, der Kaiser aller Lügner :roll:
Gruß,
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Beitrag von divus » Di 19.12.06 01:12

@diwidat, dein Claudius ist wirklich putzig... ;-)
"Die Supernasen - Episode 1"

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Beitrag von divus » Di 19.12.06 01:19

Aber nochmal kurz zum Augustus-Denar: ich kann euch allen durchaus folgen (es wäre ja schon sehr unwahrscheinlich, hätten die Münzmeister hier den Azubi rangelassen, und zuviel Kaffee und Zigaretten können auch kaum ursächlich sein...;-)

Aber es ist schon ein riesiger Zufall, dass die Stempelverletzung - wie sie auch immer entstanden sein mag - so "perfekt zentriert" zwischen "E" und "S" und beinahe genau mittig im Abschnitt auftritt. Es ist auch nicht ganz deutlich zu sehen, aber dieser "Steg" läuft nahezu ohne Unterbrechung aus dem unteren Balken des "E" heraus.

Wirklich ein eigenartiger Zufall - aber mehr wohl auch nicht, da sind wir uns ja einig!

(Mal sehen, wenn ich es vor den Feiertagen noch schaffe, habe ich noch eine wirklich ganz komische "Knacknuss" für uns... ;-) )

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Beitrag von richard55-47 » Di 19.12.06 08:45

Was mich an dem Augustus wundert, ist, dass bereits der untere Strich des "E" geschwungen verläuft und nicht wie der obere geradeaus. Am Ende dieses E-Striches kommt links ein Knick und sodann folgt der ominöse, hier diskutierte Fortsatz. Ich gehe davon aus, dass dem Stempelschneider ein Malheur passiert ist. Vielleicht ist er bei dem E-Strich mit seinem Arbeitsutensil abgerutscht, vielleicht hat er zuviel Kraft eingesetzt, vielleicht hat er in Gedanken an einem anderen Buchstaben gebastelt. Dass der fast fertige Stempel wegen des Fehlers nicht entsorgt worden ist, ist nachvollziehbar. Sollte ein zweites Exemplar mit diesem Phänomen bekannt werden, dürfte der Beweis vorliegen, dass ein Stempelfehler gegeben ist.
do ut des.

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Beitrag von drakenumi1 » Di 19.12.06 09:06

Also, an ein Malheur des Stempelschneiders kann ich wirklich nicht glauben. Niemals kann er mit e i n e m "Hieb" in dem harten Stempel so einen tiefen und breiten "Graben" hinterlassen, Mit seinem filigranen Werkzeug müßte er dann schon eine Weile arbeiten. Und warum das, wenn doch der Anfang nur ein Ausrutscher mit zwangsweise nur geringen Wirkungen war? Und wie kommt's dann zu dem fließenden Übergang in das "E"? Ein Ausrutscher müßte einen fließenden "Einlauf" oder auch "Auslauf" aus dem Stempel erkennen lassen, aber ist nicht. Der Anfang dieser Kerbe ist viel zu abrupt.
Macht Euch meine Auffassung mit dem Metallspritzer zu eigen (s. der Hadrian oben) und der Brei ist gegessen!
Freundlichst: drakenumi1
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