Mitbringsel aus Trier (Erlebnissbericht mit Frage)

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Master-Jeffrey
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Mitbringsel aus Trier (Erlebnissbericht mit Frage)

Beitrag von Master-Jeffrey » Sa 20.09.08 17:52

Guten Abend allerseits.

Ich habe die letzten drei Tage an der Mosel verbracht und meine Zeit damit "vertan" mir diverse Burgen, römische Gräber und Kirchen anzuschauen. Und wo kann man das besser als in Trier?!
Und wo ich schon mal in Trier war, dachte ich mir:
"such dir doch einmal einen Münzhändler; eine römische Münze aus Trier, das wär doch was."
Gesagt, getan und ab in den ersten Laden. Und ja es gab römische Münzen.....ab 39 Euro aufwärts - für einen ömmeligen Contantius II mit GLORIA EXERCITVS Rückseite - oder einen GENIUS... COnstantin.
Schwer sank mir mein Herz nach unten, als ich beim dritten Antikhändler feststellen durfte, dass es keine reinen Münzhändler mehr in der Innenstadt Triers gibt und diejenigen Antikhändler die da sind, bekommen ihre Constantin Teilfollis und Konsorten alle Mal für knapp 40 € pro Münze an den Mann. :( - Es leben die Touristen.
Aber irgendwo von müssen die ja auch leben.

Naja beim vierten Antikhändler fragte ich dann ob er denn auch ungereinigte Münzen hätte. Da hat er gelacht, verneint, sich noch einmal in seinem Laden umgesehen und dann auf eine Glavitrine gezeigt, in der antike Öllampen drinstanden: ab 200 € aufwärts.
Eine war kaputt und darin lagen kunstvoll drapiert, einige ungereinigte Münzen. Die meisten kleiner, einige so verklumpt, dass man sie nur mit Mühe als Münzen erkennen konnte. Solche Münzen lösen in mir immer das Gefühl aus, vor einem Überraschungsei zu stehen.
Davon hab ich mir dann 10 Stück ausgesucht (für nicht einmal einen Euro das Stück) und sobald ich wieder zu Hause war hab ich mir dann die ersten vorgenommen.
Bei einer nun, bin ich soweit, dass ich ein wenig Schrift und die Umrisse erkennen kann. Nur komme ich noch nicht darauf, was es sein könnte. Ich brenne vo Neugierde. Und da ich aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse auch heute nicht mehr weitermachen werde, dachte ich mir, ich frage euch. Ich bekomme einfach keinen Sinn in die Buchstabenfolge.

Für sinnvolle Anregungen bin ich mehr als dankbar.

Hier noch einige Daten, gewürzt mit Vermutungen

2. Jahrhundert nach Chr. (Denar) - Vermutung
Gewicht: 3,4 g
Durchmesser: 19 mm

mfg

Master-Jeffrey

(Jetzt hab ich endlich eine schöne Münze aus Trier)
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unbekannter-denarweb.jpg

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richard55-47
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Beitrag von richard55-47 » Sa 20.09.08 18:00

Traianus mit "optimo AUG" RV weiß ich nicht.
do ut des.

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Sa 20.09.08 18:01

ein traian-denar! für nicht mal einen euro schon jetzt ein schnäppchen!
wickel ihn in haushalt-alufolie, und wirf das ganze in salzsäure.
nach 20 sekunden hört das ganze auf zu sprudeln, und dein denar ist gereinigt!
allerdings bitte nur im freien, denn der schwefel-gestank ist fürchterlich. :)
grüsse
frank

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » Sa 20.09.08 18:07

Auf der Rückseite steht Providentia mit einem Zepter in der linken Hand an eine Säule gelehnt nach links, davor ein Globus (?).

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quisquam
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Beitrag von quisquam » Sa 20.09.08 18:28

Ja, ähnlich (wenn nicht sogar gleich) dieser Münze:
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Denar Traian.jpg
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Master-Jeffrey
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Beitrag von Master-Jeffrey » Sa 20.09.08 18:29

Meine Herren, ich danke für die schnelle und prompte Aufklärung. Ich hatte auch schon an Trajan gedacht, mit der von mir entzifferten Buchstabenkombination bei Wildwinds aber nciht vernünftiges zu Wege gebracht.
Leider gehöre ich wohl zur Minderheit der Deutschen, die keine Salzsäure ihr eigen nennen und mit der Salzwasser, Aluminium und heißem Wasser Methode komme ich irgendwie nicht weiter. :roll:

Ich erinnere mich dunkel im Werkzeugkeller meines verstorbenen Vaters einmal Salzsäure gesehen zu haben. Vielleicht werde ich mich morgen einmal nach dort unten wagen.

Ich danke euch nochmal für die schnelle Bestimmung die mir so auf der Seele lastete und wenn ich ein adäquates Ergebnis nach der Reinigung präsentieren kann, werde ich es euch auf keinen Fall vorenthalten.

mfg.

Master-Jeffrey

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Beitrag von Master-Jeffrey » Sa 20.09.08 18:32

Quisquam, genau die ist es. Fantastisch. Ok. Jetzt wird es mein Ziel sein, den Zustand meiner Münze, dem auf dem Bild anzupassen.

mfg

Master Jeffrey

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Beitrag von quisquam » Sa 20.09.08 18:36

Viel Glück dabei!

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von helcaraxe » So 21.09.08 08:06

Und stell' uns das Endergebnis dann doch mal vor! :D
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von kollman » So 21.09.08 11:49

Hallo!

Ich habe gute Erfahrung mit DURGOL gemacht. (ist ein kalklösendes Reinigungsmittel und in fast jedem Supermarkt erhältlich) Die Reinigung dauert von 1 Minute bis 1 Tag, nach dem Einlegen nach kurzer Zeit kontrollieren und je nach Fortschritt wiederholen. Greift Silber nicht an, die Patina bei allen anderen Münzen löst sich ab.

Gruß Kollman

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Beitrag von Master-Jeffrey » Mo 22.09.08 18:45

Ich habe mir jetzt Salzsäure aus dem Baumarkt geholt, einen passenden Glasbecher und die Münze, ganz dem Versuchsanordnungen beachcombers folgend, mit Alufolie umwickelt und in das fingerbreit mit Salzsäure gefüllte Gefäß geworfen.
Das Ergebnis war (glücklicherweise nur im bildlichen Sinne) umwerfend. Als ich dann mit stolzgeschwellter Brust zur Cam gegriffen habe um denn das verdiente Foto zu schießen, piepte die nur dreimal sehr kläglich, dass der Akku leer sei. :(
Aber morgen, ja morgen, werde ich aufstehen und ein Foto machen. (und wenn es das letzte ist das ich tue) :evil:
Der einzige Wermutstropfen bei der Sache ist, dass auf der Rückseite bei 11 bzw. 1 und 5:30 Uhr, noch die aus dem ersten Bild zu sehenden Auflagerungen übriggeblieben sind, die das Gesamtbild ein wenig trügen. Somit schließt sich auch gleich die Frage an: Kann ich den Vorgang beliebig oft wiederholen? Das Silber scheint in keinster Weise angegriffen zu sein.

Und:
Was passiert, wenn ich diesen Vorgang mit Bronzemünzen versuche?
In dem Lot sind nämlich einige Münzen, von ähnlicher oder schlimmerer Verkrustung, die in etwa das gleiche Gewicht und Größe mitbringen? Da bin ich mir nicht sicher um was für ein Material es sich handelt.

Weiterhin habe ich noch eine Müne, deren Bild ich angehängt habe und dich ich, warum auch immer, für einen abgelutschten Republiksdenar oder Quinar halte. (Auf der Rückseite glaube ich so etwas wie eine Amphore oder so zu erkennen und die Vorderseite könnte Roma sein)
Der Durchmesser beträgt 15 mm und das Gewicht 3,64 g.

Wie immer freue ich mich auf zahlreiche erhellende Antworten und verharre gespannt vor dem BIldschirm. :)

mfg

Master-Jeffrey

ps. und morgen gibt es Bilder von dem Traian. Das will ich euch nicht vorenthalten :D
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republik.jpg

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Beitrag von antoninus1 » Mo 22.09.08 21:33

Für Bronzemünzen kannst Du die Methode nicht anwenden.
Auch bei Silbermünzen mit geringem Silberanteil (Billon) kann das ganze ziemlich schief gehen.
Ich habe gelesen, dass Folgendes passiert:

Silber ist edel, Alu ist im Vergleich dazu unedler.
Silber hat Auflagen aus Silbersulfid u.ä.
Die Säure dient dazu, dass Ionen wandern können. Silber und Alu müssen Kontakt miteinander haben.
Ionen wandern vom unedleren Alu zum edleren Silber und wandeln das Silbersulfid wieder in elementares Silber um. Die Oberfläche des Silbers bleibt unverändert und wird nicht rauh.

Bei schlechtem Silber kann die Säure bewirken, dass unedlere Elemente wie Kupfer aus der Oberfläche gelöst werden und diese dann rauh wird.
Das nennt man dann scharf gereinigt und das ist bäh :wink:
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von beachcomber » Mo 22.09.08 21:48

hat antoninus wundervoll dargelegt!:)
daraus lässt sich aber auch schliessen, dass du das durchaus nochmal wiederholen kannst!
grüsse
frank

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Beitrag von Master-Jeffrey » Di 23.09.08 17:22

Naja, das Bild der Münze die ich hier heute einstelle, ist nicht das erhoffte. Denn nachdem ich die Münze nach der zweiten Behandlung aus dem Bade holte, sah sie so aus, wie auf dem unteren Bild zu erkennen. Wo nach der ersten Behandlung noch sattes Silber glänzte, sieht man nun das unedle Metall darunter hervorlblinzeln, dass das ganze Bild zerstört.

Selten zuvor war ich in so kurzer Zeit von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Ich könnte mir wirklich in den A***h beißen und denke ich werde die Münze ganz schnell in eine Schublade einräumen damit ich mich beim anschauen nicht jedes Mal zu Tode ärgere. :(

Naja, sollte ich beim nächsten Mal wieder das Glück haben für 50 Cent eine so hoffnungsvolle Münze in den Händen zu halten (was mir in den letzten 4 Jahren nicht wirklich passiert ist) werde ich es bei vielleicht einem Säurebad belassen.

mfg

Master-Jeffrey
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 23.09.08 17:55

Das kapiere ich jetzt nicht 100%. So wie die Münze auf dem Bild ausschaut, ist das doch ein sehr passabler gefütterter Trajan-Denar von schönem Stil, von dem man sich sehr gut vorstellen kann, wie er vor 1900 Jahren die Leute getäuscht hat. Und da, wo jetzt die Haupt-Faulstellen sind (Rs. links und rechts von 12 Uhr), da waren vorher schon die dicksten Verkrustungen drauf - also war da schon vor Jahrhunderten (als die Münze als falsch erkannt und weggeworfen wurde) das Kupfer freigelegen und oxydiert. Kein Grund zum Ärgern, finde ich - oder habe ich da was falsch verstanden?

Viele Grüße,

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

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