vermutliches Schlachtfeld im Harz entdeckt
Moderator: Homer J. Simpson
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vermutliches Schlachtfeld im Harz entdeckt
der eine oder andere hat es vielleicht auch in den nachrichten gesehen.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/ ... Popup=true
da sieht man mal wieder, welchen wichtigen beitrag sondler, so sie denn ihre funde melden, für die wissenschaft leisten können.
grüße
olli
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/ ... Popup=true
da sieht man mal wieder, welchen wichtigen beitrag sondler, so sie denn ihre funde melden, für die wissenschaft leisten können.
grüße
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Natura semina nobis scientiae dedit, scientiam non dedit. (Seneca)
- Homer J. Simpson
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Archaeologica News: http://www.google.com/hostednews/ap/art ... gD95399Q01
Archäologie in Deutschland: http://www.archaeologie-online.de/magaz ... d_entdeckt
Der Neufund dürfte vermutlich im Zusammenhang mit einem Alemanneneinfall ins Römische Reich im Jahre 233 n. Chr. stehen.
Zitate aus archaeologie-online, 15.12.2008:
„Maximinus Thrax führte deshalb im Jahr 235 n. Chr. sein zum Teil aus orientalischen Einheiten bestehendes Heer weit nach Germanien hinein, um - wie bei Herodian und in der Historia Augusta überliefert - im Zuge der "Schlacht im Moor" einen großen Sieg zu erringen. In der historischen Forschung wurde dieses Ereignis gerne in die Nähe der römischen Außengrenzen verlagert, da ein Vordringen viele hundert Kilometer weit ins Barbaricum unwahrscheinlich erschien. Mit dem Neufund vom Harzrand ist dieses Bild zu revidieren. Hier ist ein größerer römischer Kampfverband, ähnlich wie für den des Maximinus Thrax beschrieben, zum ersten Mal überhaupt für das 3. Jahrhundert n. Chr. mitten im Barbaricum nachgewiesen.“
„Damit begann ein eiliger Wettlauf: Besonders seit der Entdeckung des Schlachtfeldes der Varusschlacht in Kalkriese und dem Römerlager in Hedemünden bei Göttingen ist das südliche Niedersachsen ein bevorzugter Tummelplatz für Raubgräber, die mit Metallsonden derartige Fundstellen im großen Maßstab ausplündern.“
„Sehr oft werden Metallfunde aus ihrem Kontext gerissen und zu rein antiquarischen Sammelfunden reduziert, die ihrer historischen Aussagekraft beraubt sind. Erst durch die Gesamtbewertung vieler einzelner Mosaiksteinchen wird das Potenzial ihrer Aussagekraft deutlich."
Die vorläufige Datierung des Schlachtfeldes bezieht sich übrigens auf zwei Einzelfunde, eine sehr abgegriffene Münze des Commodus (180 - 192 n. Chr.) und ein Messerfutteral.
Kommentar:
Die Entdeckung eines römisch-germanischen Schlachtfeldes aus dem 3. Jahrhundert, weit vor den Grenzen des damaligen Imperium Romanums, wird das Geschichtsbild vermutlich nicht nur revidieren, sondern gar „revolutionieren“, da man bisher davon ausging, dass mit dem Abschluss der Feldzüge des Tiberius im Jahre 16 n. Chr. keine weiteren größeren, römischen Vorstöße mehr, tief ins germanische Kernland hinein stattfanden. Man mag sich kaum vorstellen, was uns verloren gegangen wäre, wenn einer der „Sondengänger“ nicht nach acht Jahren endlich ein schlechtes Gewissen bekommen hätte. Wieviele Funde bereits verloren gegangen sind, werden wohl erst die weiteren Ausgrabungen zeigen.
mfg Justus
Archäologie in Deutschland: http://www.archaeologie-online.de/magaz ... d_entdeckt
Der Neufund dürfte vermutlich im Zusammenhang mit einem Alemanneneinfall ins Römische Reich im Jahre 233 n. Chr. stehen.
Zitate aus archaeologie-online, 15.12.2008:
„Maximinus Thrax führte deshalb im Jahr 235 n. Chr. sein zum Teil aus orientalischen Einheiten bestehendes Heer weit nach Germanien hinein, um - wie bei Herodian und in der Historia Augusta überliefert - im Zuge der "Schlacht im Moor" einen großen Sieg zu erringen. In der historischen Forschung wurde dieses Ereignis gerne in die Nähe der römischen Außengrenzen verlagert, da ein Vordringen viele hundert Kilometer weit ins Barbaricum unwahrscheinlich erschien. Mit dem Neufund vom Harzrand ist dieses Bild zu revidieren. Hier ist ein größerer römischer Kampfverband, ähnlich wie für den des Maximinus Thrax beschrieben, zum ersten Mal überhaupt für das 3. Jahrhundert n. Chr. mitten im Barbaricum nachgewiesen.“
„Damit begann ein eiliger Wettlauf: Besonders seit der Entdeckung des Schlachtfeldes der Varusschlacht in Kalkriese und dem Römerlager in Hedemünden bei Göttingen ist das südliche Niedersachsen ein bevorzugter Tummelplatz für Raubgräber, die mit Metallsonden derartige Fundstellen im großen Maßstab ausplündern.“
„Sehr oft werden Metallfunde aus ihrem Kontext gerissen und zu rein antiquarischen Sammelfunden reduziert, die ihrer historischen Aussagekraft beraubt sind. Erst durch die Gesamtbewertung vieler einzelner Mosaiksteinchen wird das Potenzial ihrer Aussagekraft deutlich."
Die vorläufige Datierung des Schlachtfeldes bezieht sich übrigens auf zwei Einzelfunde, eine sehr abgegriffene Münze des Commodus (180 - 192 n. Chr.) und ein Messerfutteral.
Kommentar:
Die Entdeckung eines römisch-germanischen Schlachtfeldes aus dem 3. Jahrhundert, weit vor den Grenzen des damaligen Imperium Romanums, wird das Geschichtsbild vermutlich nicht nur revidieren, sondern gar „revolutionieren“, da man bisher davon ausging, dass mit dem Abschluss der Feldzüge des Tiberius im Jahre 16 n. Chr. keine weiteren größeren, römischen Vorstöße mehr, tief ins germanische Kernland hinein stattfanden. Man mag sich kaum vorstellen, was uns verloren gegangen wäre, wenn einer der „Sondengänger“ nicht nach acht Jahren endlich ein schlechtes Gewissen bekommen hätte. Wieviele Funde bereits verloren gegangen sind, werden wohl erst die weiteren Ausgrabungen zeigen.
mfg Justus
mit freundlichem Gruß
IVSTVS
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Die wertvolle Hilfe der legalen Sondengänger bei der schließlichen Sicherung der Befunde auf diesem Schlachtfeld zeigt mal wieder, daß die Ünterstützung durch interessierte, kundige und gutwillige Laien ein wirksames Mittel gegen Raubgrabungen ist. Wenn das doch endlich auch ein gewisser hessischer Polizeikommissar begreifen könnte!
Gruß
chinamul
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Homer J. Simpson
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Genau meine Meinungdidius hat geschrieben:Kurz, knapp und perfekt auf den Punkt gebracht!Und Laien sind fast immer interessiert, oft auch kundig und nach meiner Einschätzung zu 99% auch gutwillig, wenn man sie ernst nimmt und an ihren Erfolgen beteiligt, anstatt sie zu kriminalisieren.
Homer
Danke,
didius

Viele Grüße
Harald
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wohl kaum, denn schlachtfelder kann man gar nicht ausgraben! da machen archäologen genau das, was sondengeher tun, sie setzen sonden ein.Wieviele Funde bereits verloren gegangen sind, werden wohl erst die weiteren Ausgrabungen zeigen.

ein gutes beispiel für den wert von sondengehenden amateuren: diese feld wäre sicher ohne sie nie gefunden worden! (wie ja auch kalkriese, ein mïoglicher ort der varus-schlacht, ohne interessierte laien nie entdeckt worden wäre).
grüsse
frank
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Ich kann mich nur bedanken für die Links - immer sehr interessant!
Zum Thema Himmelsscheibe: mit diesem Thema habe ich mich sehr intensiv beschäftigt- dieses gigantische Stück (ich durfte es mal live sehen) wurde in direkter Nachbarschaft meiner ursprünglichen Heimat gefunden. Ein schönes Beispiel für behördlichen Unsinn! Erst Sondengänger und Hobbyarchäologen verdammen und verteufeln und anschließend Umstände und Fundort vermarkten... Wenn Ihr wüsstet, wer und was sich seither dort nachts rumtreibt...
Zum Thema Himmelsscheibe: mit diesem Thema habe ich mich sehr intensiv beschäftigt- dieses gigantische Stück (ich durfte es mal live sehen) wurde in direkter Nachbarschaft meiner ursprünglichen Heimat gefunden. Ein schönes Beispiel für behördlichen Unsinn! Erst Sondengänger und Hobbyarchäologen verdammen und verteufeln und anschließend Umstände und Fundort vermarkten... Wenn Ihr wüsstet, wer und was sich seither dort nachts rumtreibt...
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... ich habe das Stück auch mal "live" anlässlich seines Ausstellungsbesuches im KHM in Wien gesehen, beeindruckende Scheibe mit einer faszinierenden Geschichte!nephrurus hat geschrieben:Zum Thema Himmelsscheibe: mit diesem Thema habe ich mich sehr intensiv beschäftigt- dieses gigantische Stück (ich durfte es mal live sehen) wurde in direkter Nachbarschaft meiner ursprünglichen Heimat gefunden. Ein schönes Beispiel für behördlichen Unsinn! Erst Sondengänger und Hobbyarchäologen verdammen und verteufeln und anschließend Umstände und Fundort vermarkten... Wenn Ihr wüsstet, wer und was sich seither dort nachts rumtreibt...
Übrigens: das Gold der Einlagen auf der Scheibe stammt aus heute österreichischem Gebiet.
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