unbekannter caesar

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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beachcomber
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unbekannter caesar

Beitrag von beachcomber » Fr 12.06.09 18:38

wie ich gerade feststellen konnte, habe ich den zuschlag bei dieser münze bekommen.
http://sixbid.com/nav.php?p=viewlot&sid=150&lot=1021
fragt sich bloss, was habe ich da gekauft? :)
jemand eine idee?
grüsse
frank

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Fr 12.06.09 18:53

Das wird wohl Gaius Iulius Caesar sein. Wie es aber zu dem Genitiv seines Namens kommen konnte, kann ich nur vermuten. Der erste Teil der Legende könnte dann möglicherweise so etwas wie MEMORIA mit nachfolgendem genitivus obiectivus sein.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Fr 12.06.09 19:08

na ja, das porträt ist schon eindeutig gaius iulius, und normalerweise lautet die legende auf den gedenkprägungen des augustus immer DIVO IULI, (was ja auch einleuchtender ist) aber es gibt sie ja nur als denar.
was also kann es sein, noch dazu mit dem SC im abschnitt auf dem rv?
eine reichsrömische prägung ja wohl eher nicht, so was wäre ja wohl schon mal aufgetaucht, und ausserdem hat augustus nie seterzen geprägt, wenn ich mich nicht irre. eine spätere gedenkprägung als es schon sesterze gab?
leider hat das auktionshaus keine angaben zum gewicht gemacht, aber der farbe nach scheint es schon aurichalcum zu sein.
rätselhaft....
grüsse
frank

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Beitrag von Pscipio » Fr 12.06.09 19:29

Hmmmmm. Ich kenne so was auch nicht. Sieht ja eigentlich ziemlich überzeugend aus, aber trotzdem, ein unbekannter Sesterz (?) für den verstorbenen Caesar, ist das nicht etwas gar heftig? Modern? Renaissance? Die Münze sieht eigentlich ziemlich antik aus. Wenn es jetzt kein S C hätte, dann könnte es eine provinziale Prägung aus Spanien sein, aber so müsste es ja eigentlich imperial sein.

Auch der Tempel scheint mir seltsam zu sein, denn darin erkenne ich den frontalen Jupiter und zwei weitere Figuren, das erinnert stark an die Kapitolinische Trias - dabei würde man doch den Tempel des Divus Iulius erwarten.

Ich bin mal skeptisch, obwohl mir die Münze gut gefällt, besonders das Porträt.
Nata vimpi curmi da.

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » Fr 12.06.09 19:35

Frank, was Du uns da wieder anschleppst :)

Die Vorderseite kenne ich so nur von Denaren:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 84&Lot=286

Und die Rückseite zeigt den Tempel des Jupiter Capitolinus, wie Lars oben bereits schreibt. Wurde, soweit ich weiss, nur unter Vespasian so geprägt:
http://www.romanatic.com/search.html?cid=3806

Auch wenn es eigentlich nicht danach aussieht, meiner Meinung nach sicher modern bzw. nicht antik.

Gruss
Simon

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Fr 12.06.09 19:49

bingo!
das ist eindeutig die vespasian-rückseite!
das macht das ganze ja echt spannend.
denn entweder hast du recht, das ganze ist eine moderne erfindung, oder es handelt sich um eine unbekannte prägung des vespasian auf den vergöttlichten caesar!
vom foto her würde ich schwören, das ding ist echt. aber die wahrscheinlichkeit spricht ja eher für deine theorie. :(
in ein paar tagen werde ich das stück ja unter meinem mikroskop haben, und dann schaun' mer mal :)
grüsse
frank

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Beitrag von emieg1 » Fr 12.06.09 20:03

Ich drücke dir echt die Daumen... Wahnsinn, was du da wieder an Land gezogen hast :!:

n.......s
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Beitrag von n.......s » Fr 12.06.09 22:03

beachcomber hat geschrieben:bingo!
das ist eindeutig die vespasian-rückseite!
das macht das ganze ja echt spannend.
denn entweder hast du recht, das ganze ist eine moderne erfindung, oder es handelt sich um eine unbekannte prägung des vespasian auf den vergöttlichten caesar!
vom foto her würde ich schwören, das ding ist echt. aber die wahrscheinlichkeit spricht ja eher für deine theorie. :(
in ein paar tagen werde ich das stück ja unter meinem mikroskop haben, und dann schaun' mer mal :)
grüsse
frank
kann es nicht eher umgekehrt sein? Vespasian war ja bekanntlich ein großer Verehrer von Augustus- dieser wiederum verehrte Caesar . Antik sieht die Münze für mich jedenfalls aus - ich glaube nicht an etwas modernes. sehr interessant - mal sehen ob es eine Auflösung gibt?

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Beitrag von curtislclay » Sa 13.06.09 00:00

Xanthos hat geschrieben:Frank, was Du uns da wieder anschleppst :)

Die Vorderseite kenne ich so nur von Denaren:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 84&Lot=286

Und die Rückseite zeigt den Tempel des Jupiter Capitolinus, wie Lars oben bereits schreibt. Wurde, soweit ich weiss, nur unter Vespasian so geprägt:
http://www.romanatic.com/search.html?cid=3806

Auch wenn es eigentlich nicht danach aussieht, meiner Meinung nach sicher modern bzw. nicht antik.

Gruss
Simon
Ich muss leider Simon zustimmen, auf einer antiken Münze ist diese Typenkombination unmöglich!

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Beitrag von beachcomber » Mo 15.06.09 15:34

so, jetzt habe ich das ding unter meinem mikroskop gehabt.
eins ist mal sicher: der schrötling ist antik! :)
wie man an dem grossen korrosionsloch an caesar's hinterkopf sehen kann, ist dort die münze bestimmt 2mm durchmineralisiert, grobkörnig kristallin, wie ich das so kenne.
das war aber auch schon die einzig gute nachricht :(
das, was man so an patina sieht ist eine mischung aus künstlicher tönung und einem wächsernen material, garantiert keine echte patina!
fragt sich nur, wie genau der produktionsprozess abgelaufen ist.
ich vermute, eine total gelutschte echte (kupfer!)münze ist zwischen zwei modernen stempeln in eine presse geraten! :)
da der stil sehr gut ist, müssen diese stempel wohl mit hilfe einer art von transfer-dies produziert worden sein.
fragt sich nur: wer macht so'nen quatsch, und hat sich's wirklich gelohnt?
und ich frage mich, ob ich den jungs das ding zurückschicke, oder auf die 150 euro verzichte, und mal noch ein bisschen mehr forschung betreibe! :)
grüsse
frank
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quisquam
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Beitrag von quisquam » Mo 15.06.09 18:00

beachcomber hat geschrieben:wie man an dem grossen korrosionsloch an caesar's hinterkopf sehen kann, ist dort die münze bestimmt 2mm durchmineralisiert, grobkörnig kristallin, wie ich das so kenne.
das war aber auch schon die einzig gute nachricht Sad
das, was man so an patina sieht ist eine mischung aus künstlicher tönung und einem wächsernen material, garantiert keine echte patina!
Was denn nun, eine gewachsene Mineralisierung oder eine wächserne Schicht? Oder befindet sich über der Mineralpatina eine Schicht aus recht fester "Knetmasse" ?

Der Stil schaut zwar durchaus antik aus. Bei transfer-dies wären die Stempel aber von einer existierenden Münze abgenommen. Diese Vorderseite gibt es aber, wie Du bereits sagtest, nur auf postumen Denaren.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von beachcomber » Mo 15.06.09 18:34

Was denn nun, eine gewachsene Mineralisierung oder eine wächserne Schicht? Oder befindet sich über der Mineralpatina eine Schicht aus recht fester "Knetmasse" ?
beides :)
hab' ich doch geschrieben: der schrötling ist antik, und hat diese erscheinungen von mineralisierung, und auf das (neu)gepräge ist diese künstliche patina appliziert worden.
Bei transfer-dies wären die Stempel aber von einer existierenden Münze abgenommen. Diese Vorderseite gibt es aber, wie Du bereits sagtest, nur auf postumen Denaren.
wo ist das problem? wenn ich z.b. mit einem laser einen denar abtaste, kann ich das resultat doch auf sesterzgrösse bringen, und dann meine computer gesteuerte fräse einen so grossen stempel produzieren lassen,oder ?
grüsse
frank

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Beitrag von quisquam » Mo 15.06.09 18:52

Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, theoretisch denkbar ist aber natürlich vieles. Wäre das Profil dann aber nicht höher und das Portrait weniger naturalistisch?

Lässt sich ein Schrötling mit dicker Mineralschicht überhaupt prägen? Alles sehr seltsam und Fragen über Fragen...

Wie groß/schwer ist das Stück denn nun?

Grüße, Stefan
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Beitrag von beachcomber » Mo 15.06.09 19:02

Wie groß/schwer ist das Stück denn nun?
stimmt, das hätte ich schon mal längst mitteilen dïurfen. :oops:
30mm, 22,33g !
Lässt sich ein Schrötling mit dicker Mineralschicht überhaupt prägen?
ich fürchte: ja!
es ist ja kein prägevorgang im herkömmlichen sinn, wo mit einem kräftigen schlag der schrötling verformt wird, sondern ein langsamerer vorgang unter enormen druck in einer presse wie sie z.b. in einer autowerkstatt zum einpressen von lagern benützt wird.
ausserdem habe ich schon gefälschte ibero-bronzen gesehen, wo auf einen antiken schrötling seltene prägungen aufgebracht wurden, angeblich genau mit dem verfahren!
sie zeichnen sich durch relative flachheit aus, was auch auf diese 'münze' zutrifft.
grüsse
frank

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