Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Homer J. Simpson
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Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 08.06.13 19:17

Es wird ja viel spekuliert und argumentiert, was für eine Geldanlage antike Münzen nun sind. Wenn man die Preisentwicklung einzelner antiker Münzen über die Zeiten verfolgen kann, dann sind es meist Spitzenstücke, die immer wieder auf Auktionen auftauchen. Zahlen für Normalsammler-Münzen bekommt man eher selten.
Ich habe in den letzten Wochen einige Münzen, offensichtlich aus einer Sammlungsauflösung, auf Ebay erworben, deren Vorbesitzer sie auf Karteikarten katalogisiert hatte. Rechts unten in den Ecken hatte er Zahlen mit Bleistift aufgeschrieben, bei denen es sich sicher um den Kaufpreis in DM handelt. Er hatte die Münzen auf Münzbörsen und Tauschtagen meist in Hessen in der Zeit von 1979 bis 1982 erworben. Die Münzen habe ich schon in anderen Threads hier bzw. im österreichischen Forum vorgestellt, hier nun mal die Preisentwicklungen für nette Münzen, die aber nicht der Boah-Ey-Klasse angehören:

Nero, Dupondius Macellum: 180 DM => 87€ (170 DM): 5% Verlust
Trajan, Sesterz Pax: 150 DM => 35,50€ (70 DM): 54% Verlust
Hadrian, Dupondius Pegasus: 200 DM => 138€ (270 DM): 35% Zuwachs
Faustina, Sesterz zu Lebzeiten: 130 DM => 25,50€ (50 DM): 62% Verlust
Marcus Aurelius, Sesterz Vota: 150 DM => 68,34€ (134 DM): 11% Verlust

Da kann man doch als Aussagen immerhin treffen:
1. Eine tolle Verzinsung ist für Normalo-Münzen nicht drin.
2. Je besser die Erhaltung, desto eher behaupten die Münzen ihren Preis - die Sesterzen von Trajan und Faustina haben am meisten eingebüßt, wobei ich aber bei beiden Münzen erstaunt war, sie so günstig zu bekommen. Die einzige Münze, die zugelegt hat, ist der Hadrian - dies ist auch die besterhaltene der Münzen.
3. Gar nichts werden diese Münzen sicher nie wert.
4. Die Münzen hätten bei Verkauf über ein großes Handelshaus, z.B. mit vier Buchstaben und L am Anfang, teurer werden können - dann wäre aber auch erhebliches Geld für den Einlieferer als Gebühr angefallen.

Was fällt Euch noch so dazu ein?

Viele Grüße,

Homer
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von harald » Sa 08.06.13 19:37

Da ich ebenfalls seit über 30 Jahre sammle und den Markt beobachte, habe ich ebenfalls schon häufig derartige Vergleiche angestellt.

Das Hauptproblem bei derartigen Preisvergleichen über einen langen Zeitraum besteht primär darin, dass der Kaufwert unseres Geldes sich im lauf der Zeit stark geändert hat, es verliert zusehens an Wert.
Eine Umrechnung eines Kaufpreises in D- Mark vor dreißig Jahren auf den heutigen Euro ist meiner Meinung nicht aussagekräftig.

Ich versuche bei derartigen Preisvergleichen auch das Verhältnis des damaligen Durchschnittseinkommens im Vergleich mit dem heutigen in die Überlegungen mit einzubeziehen.

Ob man damit ein korrektes Ergebnis erzielt, oder ob noch weitere Faktoren mit einzubeziehen sind, wäre sehr interessant.

Grüße
Harald

entenhausner
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von entenhausner » Sa 08.06.13 20:30

was spricht dagegen, die Inflationsrate oder den Verbraucherpreisindex zu verwenden, bei derartigen Preisvergleichen ?

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Priscus
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Priscus » Sa 08.06.13 20:37

Salve. ,

Jungs das Angebot ist auch größer geworden und durch die modernen Medien auch die Verfügbarkeit / Vergleichbarkeit :)

Priscus

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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von antoninus1 » Sa 08.06.13 20:56

Ihr habt recht. Man muss den Wertverlust des Geldes auch berücksichtigen, und dann sieht´s übel aus.

Wenn man einen durchschnittlichen Wertverlust (Inflationsrate) von 2% jährlich ansetzt (ich habe jetzt den tatsächlichen Wert nicht auf die Schnelle gefunden), dann muss man nach 30 Jahren ca. 80% mehr erhalten, um keinen Wertverlust zu haben.
Aus 87 €, die man 1983 angelegt hat, müssten also 157 € werden!

Anders gerechnet: wenn man statt 157 € nur 87 € erhält, hat man 45% Verlust gemacht.
Zuletzt geändert von antoninus1 am Sa 08.06.13 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß,
antoninus1

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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Peter43 » Sa 08.06.13 21:08

Man muß unterscheiden zwischen billigen und teueren Münzen, wobei ich die Grenze mal aus Erfahrung bei €400.- ansetzen will. Alle Münzen unter 400.- sind nur schwer auf dem Markt unterzubringen. Die über €400.- können gut auf Aktionen untergebracht werden. Meine Listen zeigen, daß diese Münzen inzwischen (im Prinzip) im Preis gestiegen sind. D.h. es braucht sich nicht nur um Münzen außerhalb unserer Verhältnisse zu handeln.

Jochen
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Homer J. Simpson
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 08.06.13 21:25

Mit all den Einschränkungen habt Ihr völlig recht. Eine Mark ist nicht mehr eine Mark, und daß auch ein Euro heute weniger ist als vor zehn Jahren zwei Mark, das ist uns allen bewußt. Und die Flut neuen Materials kennen wir alle von Iii-Bäh. Allerdings sind von den Groß- und Mittelbronzen des 1. und 2. Jahrhunderts prozentual zur vorher bekannten Menge sicher weniger Münzen aufgetaucht als von Severerdenaren, Probüssen oder Constantinsöhnen.
Auch ist natürlich ein Ebay-Preis eine vielen Zufällen unterworfene Momentaufnahme. Es braucht nur ein Sammler mehr oder weniger zuzuschauen, und der Preis kann um 30% steigen oder fallen. Mir ging es um die Frage: Welche Münzen behalten eher ihren Wert und welche weniger? Und da unterstützen die Zahlen schon die häufig gemachte Beobachtung, daß das wichtigste Kriterium doch die Erhaltung ist. Na, wen ich mir so meine Sammlung anschaue, meine Erben werden fluchen... ;)

Homer
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Peter43 » Sa 08.06.13 21:38

Das Problem 'Seltenheit gegen Schönheit' haben wir schon mehrmals angesprochen. Und in der Regel geht es immer gegen den Numismatiker aus.

Jochen
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Tube
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Tube » So 09.06.13 01:56

Hallo Homer

Ich finde den Vergleich, den Du hier machst, nicht so gut, da die Münzen alle mit sehr schlechten Bildern angeboten wurden. Mit Deinen Fotos währen sie wahrscheinlich wesentlich teurer weg gegangen.

Ich hatte die Münzen auch gesehen, aber an Hand der Bilder schon an den Restverkauf der ausrangierten Guss-Fälschungen gedacht. :oops:

Schöne Stücke, Gratuliere :)
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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von emieg1 » So 09.06.13 09:11

Priscus hat geschrieben:
Jungs das Angebot ist auch größer geworden und durch die modernen Medien auch die Verfügbarkeit / Vergleichbarkeit :)
Das genau ist das hüpfende Komma. Als ich vor mehr als 20 Jahren meine erste kleine Römersammlung zusammengetragen habe, war ich auf wenige Münzbörsen, ein paar Lagerlisten und noch weniger Saalauktionen angewiesen. Das Angebot war also mehr als überschaubar, insbesondere wenn das Sammelgebiet eingeschränkt war, weil man sich meist auf die ein- oder andere Weise spezialisiert hatte. Ich war damals froh, auf einer Münzbörse - meist war es zweimal im Jahr Dortmund, fünf Neuerwerbungen mit nach hause nehmen zu dürfen. Als "Richtwerte" dienten mir der Kankelfitz und meine Geldbörse und sicherlich hab' ich für so manches Münzlein mehr ausgegeben, weil ich wusste, dass ich die Münze so schnell nicht mehr bekommen würde.

Das Medium Internet hat dem Sammeln antiker Münzen eine ganz neue Dimension verpasst, die verschiedenste Auswirkungen mit sich brachte. Der Preisvergleich war durch die sprunghaft angestiegene Angebotspalette doch wesentlich besser möglich und Einrichtungen wie ACSearch verstärken dies noch. Schaut man heute und regelmässig die aktuellen Angebote in der weltweiten Cyberbucht durch, kann man schon fast von Reizüberflutung sprechen; jedenfalls, was das Angebot an "Pausenfüller" ausmacht. Die Schwemme an (mittel)mässig erhaltenen Exemplaren ist unerschöpflich.

Nun ist mit dieser "globalen Revolution" auch die Grösse des Publikums gewachsen, so dass man meinen müsste, dass die Preise entsprechend der erhöhten Nachfrage auch kontinuirlich steigen bzw. zumindest stabil bleiben sollten. Doch teilt auch die antike Numismatik das Schicksal so vieler Booms der vergangenen Jahre: er normalisert sich quasi ganz von selbst. Der Trend dieser "pseudolatenten Bedürfnisse" ist ja auch hier in diesem Forum deutlich zu bemerken: Viele kommen und viele gehen. Zurück bleibt ein kleiner Haufen "harter Kern", und das sind im Grunde genommen diejenigen, die nicht erst seit gestern sammeln und bereits eine beachtliche Palette zusammengetragen haben. Es sind aber auch diejenigen, denen die sogenannten "Pausenfüller", also alles mässig Erhaltene und vielleicht noch mit "common" Bewertete nur ein müdes Arschrunzeln entlockt, weil sich jeder von ihnen auf die ein- oder andere Weise spezalisiert hat: Entweder geht der Trend in Richtung Qualität, oder aber /und das Sammelgebiet wird mehr oder weniger an die kurze Leine genommen.

Es geht hier auch nicht um "Seltenheit gegen Schönheit"; viele Sammler - ich inbegriffen - bevorzugen eher etwas nicht editiertes, abgenudeltes als eine Allerweltsprägung aus frischen Stempeln, die Lieschen Meier auch in ihrer kleinen Sammlung liegen hat.

Doch geht der Trend natürlich hin zur Qualität, aber am liebsten natürlich ohne RIC-Zitat. Aber eben nicht nur; begehrte i.S.v. geschichtlich interessante Stücke boomen ebenso... Stichworte: Tribut-Pfennig, Judea Capta, Marc Anthony LEG u.s.w.u.s.f. Auf der Strecke dabei bleiben eben die "Pausenfüller".

Zu Homers Ursprungs"frage": Ich stelle mir diese Frage gar nicht und zugegeben habe ich über viele meiner Münzen keine Infos mehr, was sie gekostet haben, und das ist gut so! Wenn ich eine Münze kaufe, möchte ich in erster Linie Freude daran haben, egal aus welchem Gesichtspunkt. Ich gehe auch nicht davon aus, dass ich sie in absehbarer Zeit verkaufen werde, aber selbst, wenn es so wäre, ist der Umstand, dass ich den Erwerbspreis nicht mehr kenne, vielleicht auch eher förderlich, was die Schonung der Nerven betrifft.

Letztendlich können antike Münzen sicherlich eine gute Wertanlage mit, wie ich meine, eine der besten Chancen für höchsten Wertzuwachs darstellen. Aber dann dürfte ich nicht mehr das sammeln, was ich sammeln möchte. Da fällt mir, wie so oft, Stefans schönes Schlusswort ein... "Eigentlich sammele ich nicht Münzen, sondern das Wissen darum."

Einen schönen Sonntag euch allen

Rainer

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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von Schwarzschaf » So 09.06.13 09:42

Meine Erfahrung (ich verkaufe wegen Gebietswechsel ältere Polenmünzen) ist die, daß ich mE. die Summe die ich in ATS bezahlt habe heute ungefähr in € erziele.
Natürlich nur im Schnitt. Beispiel. seltener Sostak Sig. II. 1990 um 350.-ATS gekauft - heuer um 450.-€ in Auktionshaus erzielt.
Allerdings hatte ich damals auch ein geringeres Einkommen.
Weil ich nicht alles weiß, bin ich neugierig

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Re: Preisentwicklung in den letzten dreißig Jahren

Beitrag von alexander20 » So 09.06.13 11:53

Sehr geehrte Sammlerkollegen/Innen,

ich sammle nun auch schon über 30 Jahre Antike Münzen.
Von Anfang an habe ich mich dabei immer davon leiten lassen: "Qualität vor Quantität" und bin damit gut gefahren.
Seltene und/oder vorzüglich erhaltene Münzen haben zwar ihren Preis, den hatten sie aber eben immer schon und werden ihn auch behalten.
Ich will Euch gerne ein Beispiel geben: Mein Großvater hatte Ende der 20iger Jahre einen Laelianus- Antoninian in guter Qulität im damaligen Berliner Münzhandel erworben.
Der Preis , den er damals bezahlt hatte, entsprach ganz grob etwa dem Halbmontaslohn eines Arbeiters. Würde ich das St[ck heute verauktionieren lassen, so w[rde ich etwa den Betrag erhalten, was ein heutiger Arbeiter etwa im Monat verdient.


alexander20

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