Bestimmungshilfe: Augustus und Tetricus (?)

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

hjk
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Bestimmungshilfe: Augustus und Tetricus (?)

Beitrag von hjk » Mo 23.08.04 19:26

Hallo zusammen,

ich bräuchte auch mal wieder ein bisschen Hilfe. Anbei zwei Bilder: von einem kürzlich ersteigerten Provinzial-Augustus und von einen Antoninianus mit einem recht freundlich lächelnden Herrscher.

Zum Augustus: mich interessiert insbesondere die Legende (was heißt das? - ich finde einfach den Threat mit den gebräuchlichsten griechischen Legenden nicht mehr) sowie der geschichtliche Hintergrund (Rhoimetalkes I ?, geprägt nach 9 n.Chr. in Thrakien ?, Darstellung des R. mit seiner Gattin ? RIC-Nummer ?) - na eben alles, was im Zusammenhang mit der Münze interessant sein kann.

Bei der anderen Münze habe ich inzwischen den Glauben aufgegeben, die in absehbarer Zeit zuverlässig selbst bestimmen zu können. Ich denke, es ist ein Tetricus I. Könnte aber auch ein Victorinus sein. Ich bekomme da einfach die Abbildungen und die verstümmelte Legende nicht zusammen.

Ich hoffe, Ihr könnt mir weiter helfen.

Schönen Gruß aus Frankfurt
hjk :)
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richard55-47
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Beitrag von richard55-47 » Mo 23.08.04 19:50

Die erste Münze müsste Victorinus INVICTUS - Sol n. l. gehend - sein (Kampmann 101.9).
Bei der Augustus- Münze dürfte es sich um Rhoemetalkes und seinen Sohn handeln, ich kenne das Bild, habe aber keine Literatur.
Zuletzt geändert von richard55-47 am Mo 23.08.04 20:13, insgesamt 1-mal geändert.
do ut des.

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Beitrag von Peter43 » Mo 23.08.04 19:57

Hallo hjk!

Zu Deiner ersten Münze kann ich etwas beisteuern. Ich denke, daß es sich dabei nicht um Tetricus handelt, sondern um Victorinus.
1. Das Portrait mit der krummen Nase ist typisch für Victorinus.
2. Auf der Vorderseite kann ich links ein deutliches O erkennen.
3. Tetricus hat keinen Antoninianus mit Rv. VIRTUS AVG mit stehendem Soldaten n.r.
So handelt es sich eher um einen Antoninianus von Victorinus.
RIC V/2, 78; C.133
Av.: IMP C VICTORINVS PF AVG
Büste geharnischt und drapiert, Kopf mit Strahlenkrone n.r.
RV.: VIRTVS AVG
behelmter Soldat steht n.r., hält Speer in der re. Hand und stützt sich
mit der li. auf einen Schild.
sog. südliche Münzstätte; Häufigkeit C. (= common, häufig)

Hier ist ein Link zum Bestimmen von römischen Kaisern anhand ihres Portraits:
http://www.forumancientcoins.com/forvm/ ... urces.html

Mit freundlichen Grüßen

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mi 11.05.05 13:51

Hallo hjk

Ich bin noch nicht lange genug Forumsmitglied, um mich an diesen Thread erinnern zu können, danke für den Hinweis per PN. Deine Münze ist tatsächlich die gleiche wie diejenige, die ich im Thread "Historisch interessante Münzen" vorgestellt habe. Hier noch wie gewünscht die Auflösung der griechischen Legende:

Av: KAIΣAPOΣ ΣEBAΣTOY = KAISAROS SEBASTU = Kaiser Augustus.
Rev: BAΣIΛEΩΣ POIMHTAΛKOY = BASILEOS ROIMETALKU = König Rhoimetalkes.

Wie ich dir schon per PN mitteilte, habe ich Zweifel an der Echtheit deines Stückes, auf dem Foto kommt sie mir jedenfalls verdächtig vor, neben anderen Dingen gefällt mir vor allem das Porträt des Augustus stilistisch überhaupt nicht! Vielleicht können andere aber eine qualifiziertere Meinung dazu abgeben?

Noch zur genauen Bestimmung: die Münze findet sich nicht im RIC, da sie keine reichsrömische Prägung ist. Man findet sie im RPC (Roman Provincial Coinage) unter der Nummer 1711.

Gruss, Pscipio

PS: kannst du noch das Gewicht und den Durchmesser deines Stückes angeben?
Nata vimpi curmi da.

hjk
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Beitrag von hjk » Mi 11.05.05 17:10

Hallo zusammen!

Zuerst mal fällt mir auf, dass ich mich bei richard55-47 und Peter43 garnicht für die Infos bedankt habe. Schande über mein Haupt! 'tschuldigung - und reichlich verspätet: danke! :oops: Natürlich habe ich den Kleinen als Victorinus in meine Sammlung überführt!

Nun zum Augustus: die Münze hat 24/25 mm Durchmesser und wiegt 8,42 Gramm. Ich habe sie mir eben noch mal genauer angesehen - und immer noch keinen Hinweis gefunden, dass die falsch sein könnte (wobei sie auf dem Photo aber ein bisschen heller rüberkommt, als sie wirklich ist). Zu meiner weiteren Beruhigung habe ich mir auch noch mal das Profil (wo werd' ich die wohl gekauft haben?) des Verkäufers angesehen: 385 Bewertungen mit einer Quote von 99,2%. Und auf der Kundenliste finde ich illustre Namen wie chinamul und PascalPaoli. Der verkauft also normalerweise sicher keinen Schrott. Da sich Pscipio aber inzwischen als "Fuchs" im Forum etabliert hat, würde ich mich schon freuen, wenn sich der/die eine oder andere Fachmann/frau zur Echtheit auch noch mal äußern würde (wobei ich mir natürlich bewusst bin, dass die Aussagekraft solcher Beurteilungen anhand von Photos ihre Grenzen hat). Und zu meiner RIC-Frage: ich weiß das inzwischen natürlich auch ein bisschen besser :oops: : man lernt eben täglich dazu!

Schönen Gruß aus Frankfurt
hjk :)

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Beitrag von hjk » Mi 11.05.05 17:19

@Pscipio

und jetzt habe ich sogar dank Deiner Antwort den Threat mit den gebräuchlichsten griechischen Legenden wieder gefunden: http://www.numismatikforum.de/ftopic5244.html! Der geht mir nicht mehr verloren (obwohl ich eigentlich nur Reichsrömer sammele)!

hjk :multi:

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Beitrag von Pscipio » Mi 11.05.05 17:37

hjk hat geschrieben:Da sich Pscipio aber inzwischen als "Fuchs" im Forum etabliert hat
Eher ein Füchslein im Vergleich zu anderen, die, will man bei dem Fuchs näher verwandten Tierarten verweilen, eher schon ausgewachsene Wölfe repräsentieren :D

In deinem Interesse hoffe ich natürlich, dass ich mich in der Frage der Echtheit dieses Stückes irre. Die Bewertung nur anhand von Fotos, zudem noch von Provinzialmünzen, ist immer schwierig und gefährlich. Vielleicht wird dir einer der "Wölfe" die von mir hervorgerufenen Bedenken bald ausreden können...

Gruss, Pscipio

PS: um welchen Händler handelt es sich denn? Wenn du willst, kannst du mir den Namen per PN schicken.
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von curtislclay » Mi 11.05.05 20:09

Mir scheint die Münze echt zu sein. Die Haartracht des Augustus ist lustig, aber sonst ist alles in Ordnung, Stil, Schärfe, Patina, Ablagerungen.

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Beitrag von Pscipio » Mi 11.05.05 23:41

Nun, dann lag es wohl an den Haaren :D Sorry @hjk, dass ich dir einen Schrecken eingejagt habe!

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von antoninus1 » Do 12.05.05 08:08

Morgen,

mich macht etwas stutzig, dass der untere Teil der Umschrift und die Frisur des Augustus so gut erhalten sind, während die rechts und links daneben liegenden Teile der Umschrift abgegriffen sind.
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von curtislclay » Do 12.05.05 09:07

Solche Schwächen, durch Doppelschlag oder ähnliche Prägefehler verursacht, sind aber ganz normal und spechen meiner Meinung nach nicht gegen die Echtheit.

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Beitrag von Nikolausi » Do 12.05.05 11:03

hallo,
also ich halte die Münze für echt.
Rhoimetalkes I mit seinem Sohn Pythodoris
Die Erhaltung halte ich für eine solche Münze sogar für sehr
schön.
Die Abnutzung der Haarpracht des Augustus ist einfach darauf zurückzuführen, daß die Locken an der höchsten Stelle schneller
abnutzen.
Bei einem Prägezeitraum von ca. 20 Jahren
kommen naturgemäß diverse Varianten vor.
Das besondere an Deiner Münze ist das [A] oberhalb der
Lockenköpfe, diese Variante (andere Beizeichen wären II oder H)
ist von 8,5 - 11,7 gr und einem Durchmesser von 22 - fast 25 mm zu finden. (eine Variante innerhalb der RPC 1711, Martini Nr 1404)
Mit 24/25 und 8,42 gr ist Deine ein Leichtgewicht.
Wie weit der Forschungsstand bei den unterschiedlichen Nominalen Trakiens ist ?


Aber mal eine Frage zu dieser Münze (bes. an Pscipio)
>den Beitrag in den "Historisch interessante Münzen" habe ich erst jetzt
gefunden, (der wird mir langsam zu lang...)<
In der gängigen Literatur wird es so benannt, aber was ist - heißt unter Augustus eine reichsrömische Prägung?
Thrakien war bis 46 n. Chr. selbstständig, und erst danach Provinz.
Wäre nicht eine Bezeichnug Orientalische - oder Östliche Emission quasi autonomer Gebiete eher zutreffen?

Grüße
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Beitrag von Pscipio » Do 12.05.05 11:14

Hallo Nikolausi

Für mich sind die Prägungen von Rhoimetalkes schlicht Provinzialprägungen (sie sind ja auch im RPC aufgeführt). Natürlich könnte man sie auch mit "Emissionen quasi autonomer Gebiete" bezeichnen, doch ist dies für meinen Geschmack etwas zu umständlich :D
Nikolausi hat geschrieben:Das besondere an Deiner Münze ist das [A] oberhalb der Lockenköpfe(andere Beizeichen wären II oder H)
Das ist wohl kein A, sondern die Endung Y von POIMHTAΛKOY. Es täuscht etwas, da das O kaum erkennbar ist und das Y auf dem Kopf gestellt in diesem Falle einem A oder Λ gleicht. Das Stück von hjk ist aber insofern eine leicht andere Variante als meins, als dass der Name POIMHTAΛK-OY eine Trennung aufweist.
Nikolausi hat geschrieben:Die Abnutzung der Haarpracht des Augustus ist einfach darauf zurückzuführen, daß die Locken an der höchsten Stelle schneller abnutzen.
Der Augustuskopf erscheint mir eigentlich nicht stark abgenutzt, eher der Rhoimetalkes.

Gruss, Pscipio
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Beitrag von Nikolausi » Do 12.05.05 12:29

Das ging ja fix...
Hallo Pscipio,
also bei den Abnutzungsspuren an drei Köpfen erkenne ich ebenfalls :-)
über Provinzialprägungen des Augustus sind wir unterschiedlicher
Meinung, und ich sehe kein letztes O von [POIMHTAΛKOY]
Ich kenne nur Schreibweisen des Namens, wo [KOY]
abgetrennt ist.
Beizeichen finden sich bei diesem Münztyp auf der Vorderseite
vor dem Kaiserlichen Kinn und eben über dem Doppelpotrait
das Ganze wird durch Schreibvarianten der Griechischen Buchstaben
kompliziert.

Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit dieser Prägungen
ist ob der Rhoimetalkes ein Diadem trägt, bei dieser Münze trägt er keines...

Grüße
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Beitrag von Pscipio » Do 12.05.05 13:56

Nikolausi hat geschrieben:ich sehe kein letztes O von [POIMHTAΛKOY]
Wo ist dann das OY hin, wenn nicht dort, wo das vermeintliche A zu sehen ist? :D Wahrscheinlich ist das O nicht bzw. nur schlecht zu sehen, weil ein Stempelbruch vorlag.
Nikolausi hat geschrieben:Ich kenne nur Schreibweisen des Namens, wo [KOY]
abgetrennt ist.
Auf meiner Münze ist das (K)OY jedenfalls nicht abgetrennt!

Gruss, Pscipio
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