Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

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mike h
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Di 17.07.12 11:15

Hallo Klunch,

ich arbeite mit einem speziellen Elektrolysesalz.... dessen Zusammensetzung eine Mischung aus (überwiegend) Natron und verschiedenen Inhibitoren besteht. Die genaue Zusammensetzung kennt.... wie immer.... nur der Hersteller.

Die Elektrode besteht aus hochlegiertem Edelstahl, bei dem jedoch nach intensiver Benutzung ein geringfügiger Materialabtrag stattfindet.
Eine Anlagerung an den Münzen ist jedoch nicht festzustellen.

Anfangs habe ich mit möglichst hoher Spannung gearbeitet (Ungeduld)

Mittlerweile nehme ich jedoch eine möglichst geringe Spannung (ab 6 Volt), um die Kontrolle über den Reinigungsvorgang zu behalten. Oft wird zwar die Verkrustung abgelöst... auch der Großteil der mineralischen Patina, jedoch die Oxidschicht auf der Münze bleibt in vielen Fällen erhalten.

Genau wie bei der mechanischen Reinigung ist bei der Elektrolyse das Ergebnis ausschließlich vom Ausgangszustand abhängig.

Die Elektrolyse ist m.E. in jedem Fall einer Säurebehandlung vorzuziehen.

Martin
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klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Di 17.07.12 12:24

Hallo Martin,

kannst Du ggf. ein Gerät dazu empfehlen mit dem Du gute Erfahrungen hast oder wird es aus dem Conrad/Elektronikversand ein Standard-Ladegerät mit regelbarer Spannung oder ein Schaltnetzteil?

Daß die Oxiydschicht in vielen Fällen erhalten bleibt, wundert mich, da z.B. bei korrodiertem Eisen gerade auch die Elektrolyse hervorragende Reinigungseffekte erzielt.

klunch
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mike h
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Di 17.07.12 13:18

Hallo Klunch,

Na ja... Gerät würde ich das nicht nennen.

Ein Netzgerät mit schaltbaren Spannungen von 1,5 V - 13,6v hatte ich bereits. ( 2 A)

Gekauft hab ich nur ein Platikgefäß mit den Elektroden und 12 "Plätzen". Da ich aber mittlerweile "gelernt" habe, das es nicht besonders vorteilhaft ist, wenn man mehrere Münzen gleichzeitig behandelt (wg. unterschiedlicher Legierungen), habe ich mir aus dem Haushaltswarengeschäft eine kleine Frischhaltebox mit Deckel besorgt, und dort eine Elektrode und einen einzelnen Halter (Edelstahlhaarspange) montiert.

Hat den Vorteil, das man nur eine geringe Menge an Lösung verwenden muss, und jedes Stück genau unter Kontrolle hat. Hat aber den Nachteil, das die Lösung schnell warm wird.

Wegen des Elektrolysesalzes müsste ich nochmal zu Hause nachschauen. Ätznatron geht aber prinzipiell auch. Ich vermute mal, es ginge auch jede andere leitfähige Lösung.

Martin
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Cesare_
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Cesare_ » Mo 23.07.12 23:49

Hallo an alle.
Ich hab mich mal mehr als nur halbwegs in diesen Thread durchgelesen und steh immernoch unten am Berg..

Habe etliche Methoden ausprobiert..vom Mikroskop (10-500Fach vergrösserung) mit kleinwerkzeug, Ultraschalreiniger,elektrische Zahnbürsten mit Oel und Zitronensaft undundund...

Nun..bei einigen Münzen konnte ich eine klitzekleine Verbesserung erziehlen und an denen werde ich auch keine weitere Experimente oder Gewalt anwenden um die hartnäckigen Verschmutzungen zu entfernen.

Doch eine Münze musste ich doch noch opfern um der Sache auf den Grund zu gehen...:/ dieser verdammte Grünspan...
Da die Patina eh schon weg wahr als ich sie ersand habe (Meine erste Münze überhaupt).. wurde sie von mir als Testobjekt auserwählt und "maltratiert"

Ursprünglich sah sie so aus:
Constantinus.jpg
Nach ein paar reinigungsversuche so:
Constantinus8.jpg
Nachh der maltration mit einer Messingbürste!!:
Constantinus8_2.jpg
OK! nach dem die Patina sowieso zerstört war ist die Münze für einige Sammler nix oder minderwertig... doch durch meiner Radikalmethode hat sie keine Kratzer abbekommen und strahlt besser als im Foto vor sich hin..so ähnlich wie sie zu ihrer besster Zeit geglänzt hat. Ich persöhnlich finde dass sie erst jetzt in ihrer wahren Schöhnheit zur Geltung kommt und echt Edel aussieht.
Alles nur Geschmacksache und vielleicht hab ich bei einigen von euch ein paar Sympathiepunkte verloren.. Meine Münze hat mirgegenüber einige gewonnen.

Ave Cesare
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von quisquam » Di 24.07.12 06:42

Eine Messingbürste kann, vorsichtig angewendet, gute Dienste leisten. Allerdings vor allem bei Münzen, die noch ihre Mineralpatina haben, und die war bei dieser Münze ja von Anfang an nicht mehr vorhanden. Hier hast Du der Münze keinen Gefallen getan. Du hast zwar keine Kratzer hinterlassen, aber die Details verschliffen, was sehr schade und eben nicht nur eine Geschmackssache ist.

Wenn sie schon wie zu Umlaufzeiten glänzen soll, dann hättest Du besser z.B. mit einem Glasfaserstift die Patinareste entfernen und nur zum Abschluss mit einer feinen Messingbürste die Oberfläche mit nicht zuviel Druck leicht polieren sollen. Dies will ich aber auch nicht wirklich zur Nachahmung empfehlen.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von areich » Di 24.07.12 11:47

Nimms mir nicht übel aber das hört man von neuen Sammlern oft. "Jetzt glänzt sie so schön wie damals" und Abwandlungen davon. Später ist es ihnen dann oft peinlich. Vorher war sie überreinigt aber noch ganz ok (die wäre über die Jahre nachgetönt), jetzt ist sie totgeschrubbt.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Numis-Student » Mi 25.07.12 16:02

Ich hatte es schon mal irgendwo geschrieben: Der Sinn ist es, eine Münze in dem Zustand zu erhalten, den sie durch ihre "Lebens"zeit erreicht hat. Eine Reinigung ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man schädliche Korrosionsprodukte entfernt und damit weiteren Zerfall stoppt, oder die Erkennbarkeit/Bestimmbarkeit verbessert.

Patina, Abnutzung, Kratzer, Gegenstempel, Henkelungen sind alles Teil der Geschichte und sollten als Teil der Geschichte auch erhalten werden. Natürlich ist es für jeden Sammler klar, einen Gegenstempel zu erhalten, aber bei Henkeln (und teils sogar schon bei Prüfhieben) sieht es leider anders aus.

MR
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Do 26.07.12 06:28

Moin Numis-Student,

da sieht man mal, wie unterschiedlich die Meinungen sein Können.

Was gehört zur Lebenszeit einer Münze?

Bei einem Henkel kann man da durchaus geteilter Meinung sein. Eine Münze ist gewöhnlich ein Zahlungsmittel.
Durch einen Henkel wird das Zahlungsmittel zum Schmuckstück....

Auch über die Patina könnte man trefflich diskutieren. Als Zahlungsmittel hatte sie jedenfalls keine Patina. Wenn sie allerdings glatt und unbeschädigt ist, dann gehört sie dazu.
Was aber bei einer Broze in jedem Fall dazugehört, ist die Oxidschicht. Die hat sich bereits während der Lebenszeit gebildet.

Ich weise auf die frühen 2-Pfennig-Stücke der Bundesrepublik D hin, die damals noch aus Bronze waren.

Bei (antiken) Prüfschlägen, Gegenstepeln und Kratzern gibt es allerdings keinen Diskussionsbedarf.

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Numis-Student » Do 26.07.12 19:59

Hallo,
wenn ein antiker Aureus in der Renaissance gefasst wurde, ist das auch "Lebensweg". Einfach alles von der Prägung bis heute. Die Verwendung als Zahlungsmittel ist bei antiken Münzen nur vielleicht 100-200 Jahre von den mindestens 1500 Jahren, die seit der Prägung vergangen sind ;)

Bei einer hässlichen 1970er-Jahre-Fassung, die nur geklemmt ist, tendiere ich ehrlich gesagt auch dazu, die Münze zu befreien, aber bei einer Fassung aus dem 19. Jahrhundert ist die Fassung erhaltenswert.

Als deutliches Beispiel: Ich habe einen seltenen Taler (9 Exemplare weltweit bekannt), der im 19. Jhdt. zur Brosche umgearbeitet wurde. Natürlich wäre er mir ohne Lötung lieber, aber ich habe trotzdem die Nadel nicht entfernt...

MR
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Do 26.07.12 20:26

Hallo Numis Student.

Im übertragenen Sinne: Jedem Tierchen sein Plaisierchen......

Ich würde zu einem Aureus mit Henkelchen vermutlich das selbe sagen, wie zu dem mir angebotenen abgefeilten Republik-Denar: Nein, Danke!

Wohingegen ich vermutlich einen Sesterzen ohne Patina möglicherweise erwerben würde.

Ich hab heute beim Händler einen fast vorzüglichen Galba-Sesterzen gesehen, der leider mein heutiges Budget überschritt.....

Vollkommen entpatiniert.... aus alter Sammlung mit Sammler-Patina (Oxidschicht)

Wunderschön! Den hätt ich am liebsten geklaut! (Scherz)

Martin

PS: Meine bisherige Erfahrung hat gezeigt, das jedes schöne Stück irgendwann mal wieder kommt. Man muss nicht jedes Stück sofort kaufen. Man muss nur warten können.
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Numis-Student » Do 26.07.12 20:57

Hallo Martin,
das, was ich dir jetzt geschrieben habe, ist aber nicht nur meine Meinung, sondern auch die Meinung, die in der "wissenschaftlichen" Numismatik (also an den staatlichen Münzkabinetten, öffentlichen Museen etc.) vertreten wird. Auch in anderen Museen ist es in etwa das, was die Konservatoren in der Regel tun: den heutigen Zustand erhalten, nicht auf jeden Fall den ursprünglichen Zustand wiederherstellen.

MR
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Do 26.07.12 22:19

Hallo Numis Student

vielleicht reden wir immer noch aneinander vorbei.....

Ich versuche auch nicht, den ursprünglichen Zustand herzustellen (das geht nicht)

Ich sammle Münzen (diese runden, flachen Metallteile mit den Bildern drauf).

Du sammelst Wissen über Münzen und Geschichte.

Da besteht ein Unterschied. Für mich ist die Ästhetik der ausschlaggebende Punkt.

Es sind nur zwei unterschiedliche Ansichten, die beide die gleiche Daseinsberechtigung haben.

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Cesare_ » So 29.07.12 11:47

Liebe Sammler

Danke für eure Bemerkungen.... vieleicht hätte ich meine "putztete" für mich behalten sollen... Ich kann einige Ansichten ganz klar nachvolziehen werde in Zukunft meine Münzen bestimmt nicht mehr mit einer Messingbürste behandeln... Dass man keine Kratzer hinterlassen und doch die Details verschleiffen kann ist mir doch noch ein Rätsel... die Fotos sind natürlich nicht ganz so gut wie in echt und ich bin der Meinung dass die Details keinen Schaden abgekriegt haben... hab meine Münze ja nicht Vergewaltigt mit der Bürstle... wiedemauchsei!! danke für den "Glasfaserstift " Tip. Will mir so ein Ding an Lande ziehen..

Danke für euer Feedback

Cesare
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » So 29.07.12 12:14

Auch den Glasfasterstift habe ich ein einziges Mal benutzt... danach nie wieder!

Bronzen entweder mechanisch (Skalpell oder Injektionsnadel unter dem Stereomikroskop) zum Erhalt der Patina

oder (meine persönliche Meinung..) elektrolytisch zur schonenden Entfernung einer beschädigten Patina.

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » So 29.07.12 12:23

dem kann ich nur zustimmen, ein glasfaserstift ist viel zu abrasiv!
grüsse
frank

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