Gestempelter Silberbarren

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captain-freddy
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von captain-freddy » Fr 01.01.21 21:40

Zur "Roulade":
In der Dissertation von Dr. R. Lehmann gibt es ebenfalls eine mittelalterliche Roulade, No. 20 aus dem Bestand Hannover, mit einem Gewicht von ~338g. Deine, mit dem Gewicht von ~ 229g, entspricht mit minus vier g wiederum einer Kölner Mark! Das sind tolle Stücke! Vielleicht kann man den Stempel vorsichtig restaurieren?
Gruß
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von captain-freddy » Sa 02.01.21 08:31

Hallo, alle Barrenfreunde!
Zur Diskussion:
Zum Barrenstempel Kreuz: Dazu fiel mir ein, daß es im Bereich von Kurköln einige Städte gibt, die ein Kreuz im Wappen haben. So unter anderem Attendorn, Medebach und Brilon. Attendorn und Medebach waren der Hanse angeschlossen und dürfen auch Hansestadt im Namen führen. In der Nähe von diesen Städten gab es im Mittelalter viele Bleierzgruben, wo Bleiglanz (Galenit) abgebaut wurde, so in Ramsbeck. Das Erz hatte Silberanteile von bis zu 3% - was sehr hoch war. Eine Herstellung von Silberbarren im Mittelalter in dieser Gegend kann somit nicht ausgeschlossen werden. In etlichen mittelalterlichen Veträgen aus der Zeit werden auch im Sauerland Zahlungen in Mark Lötigen Silbers oder Usualmark abgeschlossen. Es waren also Barren dort im Umlauf, um größere Zahlungen zu tätigen. Leider gibt es dort keine regionalen Barrenfunde mit dem Stempel Kreuz. Das Stück ist somit als superselten zu betrachten!
Captain - Freddy
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von weissmetall » So 03.01.21 10:27

@captain-freddy, mal sehen was die Metallprüfung ergibt. Wegen Seuche usw. kann das dauern, das Ergebnis stelle ich hier ein.

Mit einer anderen Kamera liess sich der Stempel Barren 3 (Roulade) recht gut fotografieren. Kreuz, nicht Kreuz, schwer deutbar.
Barren3.jpg

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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von Numis-Student » So 03.01.21 22:36

Hallo Weißmetall,
an Deinen Bildern wird nichts geändert.

Schöne Grüße
MR
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von weissmetall » So 03.01.21 22:44

weissmetall hat geschrieben:
So 03.01.21 22:33
Heute Vormittag sah das Foto des Stempels noch besser aus, wird hier der Anzeigespeicherraum nach einiger Zeit verkleinert?

Aber ich hatte auch Glück; bei Solidus Numismatik heute Mittag konnte ich die zwei Bände Numismatische Zeitschrift von 1929 und 1931 ersteigern, darin die 2 Aufsätze zu "Die Silber- und Goldbarren des russischen Mittelalters - Eine archäologische Studie". Bei ma-shops war nur noch der erfolgte Verkauf vor einiger Zeit eines anderen Exemplars zu finden.
Wirklich selten, sonst nirgends zu erwerben.
Bin ich gespannt, vielleicht etwas zu meiner Nachfrage oder kann was neues dazulernen :D .

Langsam wird das Thema interessanter, bisher lagen die Sachen die letzten 40 Jahre hinter den Buechern im Regal..............

Foto mache ich noch mal irgendwann ein besseres.

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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von weissmetall » So 03.01.21 22:47

Numis-Student hat geschrieben:
So 03.01.21 22:36
Hallo Weißmetall,
an Deinen Bildern wird nichts geändert.

Schöne Grüße
MR
Danke fuer die Info. Haette ja automatisch sein koennen.
Kein Vorwurf an die Moderation, das klappt hier hervorragend. :)
Gruesse .

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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von Numis-Student » So 03.01.21 22:49

War auch nicht als Vorwurf aufgefasst ;-)
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von rati » Mo 04.01.21 13:17

Im folgenden Link könnte Stempel #6 dem von der "Roulade" nahe kommen
http://www.turnosenfund-erfurt.de/barren.html?
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von weissmetall » Mo 04.01.21 19:43

rati, sehr interessant! Das sind teilweise Riesenbarren bis fast 3 kg. Erfurt, gar nicht lang her der Fund.
Dafür sehen die Barren wie gerade gefertigt aus (Restaurator?).

Punkte sehe ich auch beim Rouladenstempel, das Kreuz kann man nur erahnen. Hat definitiv eine gewisse Ähnlichkeit.
Danke für den Tip.

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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von rati » Mo 04.01.21 20:05

Könnte auch ein Adler sein
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von Brakti1 » Di 05.01.21 02:53

Hallo,
bei dem Silberbarren handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein Stück aus dem niedersächsischen Raum.

Einen Katalog mit allen Typen deutscher Silberbarren und Abbildungen der Stempel gibt es bei Roth, Stefan: Geldgeschichte und Münzpolitik im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg S. 561-601.

Nach meiner Meinung handelt es sich um einen frühen Goslarer Silberbarren. Dazu passt zum einen der kleine quadratische Stempel Roth S. 598 BW1 (Wernigerode) und vorallem Roth S. 586 BGöt1 (Göttingen). Der Göttinger Barren aus dem Fund von Gandersheim ist 68 * 60 mm groß und wiegt 296,55 g. Die frühen Barren haben pro Stadt nur einen Stempel. Die späteren 2 oder 3 Stempel pro Stadt.

Ursprünglich hatten nach den Quellen die Bürger der Städte das Recht selber Silberbarren herzustellen. Wohl um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde dieses Recht von den Städten übernommen. Deshalb kann es sein, dass es bei frühen Barren stärkere Gewichtsschwankungen gibt, als bei späteren.

Das Stempeln oder mehrfache stempeln von Silberbarren ist wohl der Vorläufer des Gegenstempelns von Groschen. :D

Viele Grüße
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von weissmetall » Di 05.01.21 13:54

@Brakti1, toll, danke! Da werde ich mir das Werk besorgen, schon aus Prinzip :) , müsste der 2.Band sein.

Nun habe ich mit eurer Hilfe das meiste herausbekommen und bin nun selbst dran mit Materialanalyse.
Ich denke erst dann ist eine zeitliche Einordnung gefestigter.
Die Firma ist bis Februar dicht, wo ich das machen lassen wollte, antworten nicht mal auf mail.
Doch Silber ist beständig, wird bis dahin nicht zerfallen.....

Interessantes Thema, habe in kurzer Zeit viel erfahren.
captain-freddys gelinkte Dissertation muss ich noch in Ruhe anschauen, die numismatischen Zeitschriften und das von brakti empfohlene Buch.
Dann haben meine Nachkommen eine bessere Einordnung der Sammlungsstücke als ich bekommen habe.
Mein Dank wird euch ewig nachschleichen :wink:

P.S. Sonntag gab es übrigens bei uns Rindsroulade. :mrgreen:

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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von weissmetall » Do 31.03.22 17:45

Schon längst wollte ich etwas zur Metallanalyse der Barren schreiben. Das Vorhaben hat etwas geruht, das hing mit den Schwierigkeiten eines Labors ab, bei denen ich testen wollte und die inzwischen wohl geschlossen haben für Öffentlichkeitsverkehr.
Letztendlich habe ich bei zwei Edelmetallhändlern RFA Analysen machen lassen (die letzte diese Woche), einmal mit Handgerät, das andere mal mit Olympus Tischapparat.
Insofern problematisch, weil die Eindringtiefe des Röntgenstrahls gering ist und die direkte Oberfläche von Silberbarren immer etwas inhomogen.
Das gleiche Problem hatte Doc Lehmann (siehe thread) und hat es mittels Materialbohrungen gelöst um den Edelmetallgehalt zu analysieren. Brachialmethode, sehr verwerflich.
Besser wäre ein spanabhebendes Verfahren analog dem Tremulierstich, den man lange Zeit zur Prüfung von Silberwaren genutzt hat. Kann sogar künstlerisch aussehen, auch ein Echtheitsbeweis für alte Silbergegenstände.
Andere Methode - etwas vorsichtig vom Rand abfeilen.
Mache ich mal wenn ich es ganz genau wissen möchte.

Ich habe mich mal fürs erste mit der Röntgen-Fluoreszenz-Analyse begnügt.
Jede Prüfung ergab etwas abweichende Werte, besonders bei den Spurenmetallen, alle Barren unten und oben je ca. 5x getestet.

Barren 1, der Rundbarren: 91 – 93% Ag
Barren 2, der Kiew Griwna: 95 – 96% Ag
Barren 3, Rundbarren mit gewölbten Enden: 89 –90% Ag

Sonst waren noch außer Kupfer die Metalle Pb, Sn, Zn und Au messbar, alles im Bereich 0,1 bis 1,8%. Cu selbst 3 bis 6%.
Zn nur beim Barren 1.
Alles in etwa, leider nicht sehr befriedigend.

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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von Comthur » Sa 02.04.22 17:29

Also ich denke schon, daß diese Ergebnisse sogar sehr befriedigend sind. Etwas anderes war m.E. aber auch nicht zu erwarten, da ja Barrensilber als "feines Silber" gehandelt und gegengewogen / in Mark- oder andere Gewichtseinheiten umgerechnet wurde zwischen Brügge und Nowgorod.

Was ich schade finde, daß man auch heute noch auf Beziehungen und guten Willen angewiesen ist anstatt mal einer der Numismatik-Studenten auf die Idee kommt, an einer Universität / einem größeren Münzkabinett wie z.B. in Berlin / Dresden eine Möglichkeit für die metallurgische Untersuchung zu schaffen.(?) Refinanzierung der Geräte von mir aus gegen eine geringe Gebühr je untersuchtem Artikel. ( Oder gibt es soetwas schon ?? )
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Re: Gestempelter Silberbarren

Beitrag von Erdnussbier » So 03.04.22 00:22

Ich muss gestehen bevor du diesen Beitrag hier gestartet hattest wusste ich nichtmal etwas von der Existenz dieser Barren. Habe aber alles an Wissen aufgesaugt. Ich hätte jetzt eigentlich auch gedacht, dass die Ergebnisse doch prima sind ±1 Prozent ist jetzt auch keine erschreckend große Abweichung bei den Messmethoden meien ich.

Aber danke dass du die hier geteilt hast.

Grüße Erdnussbier
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